Handbuch der praktischen Genealogie/297

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Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
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Namens. Die Ranglisten der Preußischen und Sächsischen Armee bezeichnen das Adelsprädikat mit „v.", schreiben dagegen bei bürgerlichen Familien das Wort „von" aus, z. B. „von Aspern" (vgl. Genealog. Handbuch bürgerlicher Familien, Band IV, Berlin 1896). Es kommt auch vor, daß das Wort „von" mit dem darauf folgenden Wort zu einem neuen Wort zusammengenommen wird, so bei der bürgerlichen Familie „Vonhof", die sich auch durch die Schreibweise am Ende des Namens von der adeligen Familie „von Hoff" unterscheidet. Dies ist speziell in Bayern Praxis. Bei den Ladinern in Tirol bestand die Sitte, sich des Wörtchens „de" zu bedienen. In der Zeit von ca. 1780-1815 wurden aber die Bewohner Ennebergs usw. durch Zutun der politischen und Gerichtsbehörden bewogen, das „de" oder „von" entweder wegzulassen oder es mit dem Hauptnamen zu einem Worte zusammenzuziehen, also z. B. statt de Metz zu schreiben Demetz oder nur Metz.[1]

Familiennamen des Briefadels.

Eine besondere Erwähnung verdient der Brauch, der bei der Erteilung von Briefadel von der Wiener Kanzlei geübt wurde, da ohne Kenntnis dieses Brauches jemand leicht bei dem Bestreben, seine Familiengeschichte aufzuhellen, auf Irrwege geraten kann. Es war nämlich Praxis, daß, wenn Personen geadelt wurden, ihrem Namen ein Ortsname, ich möchte lieber sagen ein örtlicher Name, angefügt wurde. Und zwar galt die Bestimmung, daß das immer ein erdichteter Ortsname sein mußte. Auf diese Weise sollte einer Verwechslung vorgebeugt werden. Also z. B. wenn ein Müller geadelt wurde und wünschte den Namen Müller von Rosenberg, so ging das nicht, weil es Orte dieses Namens gab; wenn er aber Müller von Rosenstein heißen wollte, so wäre das bewilligt worden, wenn Orte dieses Namens im Reiche nicht existierten. Es war sehr gebräuchlich, solche erdichteten Ortsnamen dem Familiennamen anzuhängen. Diese Idee des erdichteten Herrschaftsund Ortsbegriffes ist freilich in der Praxis der Wiener Kanzlei so weit geschwunden, daß man dazu gekommen ist, Namen wie „Kadich Edler von Pferd" zu bilden, weil der Betreffende sich für Pferdezucht interessierte; wenn aber ein Ort „Pferd" zufällig in dem Bereiche der österreichisch-ungarischen Monarchie vorhanden gewesen wäre, so würde man auch diese Namensform vermieden haben.[2]

Die Adelspartikel im südlichen Europa.

Im südlichen Europa ist zwar die Adelspartikel dieselbe wie im übrigen Europa: de, di, aber sie kommt hier offiziell beinahe aus dem Gebrauch. 1890 bedienten sich, nach dem Gothaischen Hofkalender, von den 70 Provinzialpräfekten in Italien nur 2 des Vorwortes, in Spanien von den 51 Gouverneurs 5. Was Italien angeht, kann man hier Venedig als Spiegel für das ganze Land annehmen, teils weil hier der Begriff von Adel durch das Goldene Buch scharf bestimmt war, teils weil hier die Data hoch hinaufreichen. Die Namen der 12 nobili, die im Jahre 692 den ersten Dogen wählten, waren alle einfach. Wohl führten mehrere von ihnen während der Blüte


  1. E. v. Baerle, Das Prädikat "von" oder "van" von adeligen und bürgerlichen Familiennamen in Deutschland u. den Niederlanden. DH 1912, S. 224 ff.
  2. Mitis, Oskar, Frhr. v., Die diplommäßige Verleihung d. Ortsnamenprädikate an d. niederen Reichsadel im 16. u. 17. Jht., MAW 1910 (Januar).