Computergenealogie/2005/05
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Das Monatsende kommt immer so plötzlich ... gut für den Geldbeutel, schlecht für die Newsletter-Redaktion. Ich fange daher einfach schon mal an ... :-)
Internet
60 Jahre Kriegsende
Ein aktuelles Thema, auch für die Computergenealogie
Links zum Thema 60 Jahre Kriegsende
- "60 Jahre Kriegsende - Mosaik der Erinnerungen", ein Internet-Projekt der ARD
Sehr informative Webseite, enthält u.a.: Chronologie der Ereignisse, Karte der Kriegsschauplätze, Artikel zu verschiedenen Themen (wie Kriegverlauf, Bombenkrieg, Kriegsalltag, Holocaust, Widerstand, Vertreibung), aktuelle Informationen zu Gedenkveranstaltungen und Programmhinweise.
Dazu gab es folgende Pressemitteilung des NDR:
"60 Jahre Kriegsende - Mosaik der Erinnerungen", ein Internet-Projekt der ARD Start: Dienstag, 15. März 2005
Hamburg (ots) - Der Zweite Weltkrieg war das einschneidende Ereignis des 20. Jahrhunderts. Mehr als 55 Millionen Menschen starben weltweit, darunter viele Zivilisten. Ausgelöst durch den deutschen Überfall auf Polen, hat dieser Krieg die Welt verändert. Am Ende standen die deutsche Teilung und eine neue Weltordnung mit zwei Supermächten. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes hat die ARD unter der Federführung des NDR ein programmbegleitendes Internet-Angebot mit dem Titel "60 Jahre Kriegsende - Mosaik der Erinnerungen" erstellt. Sowohl Hörfunk als auch Fernsehen berichten in diesem Jahr ausführlich über Themen des Zweiten Weltkrieges. Das Internet-Angebot bündelt, ergänzt und vertieft die Programmbeiträge und bietet darüber hinaus ergänzende historische Berichte, unterstützt durch die multimedialen Möglichkeiten des Internets. Neben den historischen Darstellungen sind Zeitzeugenberichte in Bild, Ton und Schrift ein Schwerpunkt des ARD-Internet-Projektes. Die persönlichen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg werden durch die Kooperation mit mehreren Partnern ergänzt. Innerhalb eines Schülerwettbewerbs der Bundeszentrale für politische Bildung haben sich Schüler mit dem Thema "Bombenkrieg" in ihren Heimatstädten, ihren Familien und ihrem Bekanntenkreis auseinandergesetzt. Das Museum für Kommunikation in Berlin erarbeitet eine Ausstellung mit Feldpostbriefen. Diese sind zum Teil exklusiv in dem ARD-Internet- Projekt "60 Jahre Kriegsende - Mosaik der Erinnerungen" zu sehen. Durch die Zusammenarbeit innerhalb der ARD ist auf diese Weise ein Internet-Auftritt entstanden, der einen historischen Überblick leistet, und dabei auch regionale Ereignisse würdigt. Die persönlichen Eindrücke und Erinnerungen der Zeitzeugen, Reportagen, Feldpostbriefe und Programmbeiträge aus Hörfunk und Fernsehen ergeben ein umfassendes Mosaik der Erinnerungen. Eine Chronologie, Karten und Themenschwerpunkte bieten dem User verschiedene Einstiege in das umfangreiche Angebot. Freigeschaltet ist das Angebot ab Dienstag, 15. März, unter www.kriegsende.ARD.de. 13. März 2005 / RC
(Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk)
- Informationen und Sendehinweise der einzelnen ARD-Anstalten:
http://kriegsende.hr-online.de
http://www.wdr.de/themen/homepages/60_jahre_kriegsende.jhtml
http://www.br-online.de/bayern-heute/thema/kriegsende/index.xml
- "Kriegskinder in Mitteldeutschland" - Informationen über das Projekt:
"Kriegskinder in Mitteldeutschland"
"ist ein Multimediaprojekt des MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNKS. Es dokumentiert Erlebnisse von Personen, die während des Zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren als Kinder oder Jugendliche in der Region Mitteldeutschland lebten. Die Kriegskinder haben bislang kaum öffentlich über ihre Erinnerungen gesprochen. Weil sie nicht konnten, durften oder weil ihnen keiner zuhörte. Diese Generation kommt hier zu Wort. Ganz subjektive Erinnerungen ergeben ein Mosaik der Jahre 1943 bis 1947."
Die Webseite bietet Berichte von Zeitzeugen in Wort und Bild, Hinweise zur TV-Dokumentation, Zeitstrahl und Karte.
http://www.mdr.de/kriegskinder
- Linksammlungen:
http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=3073
http://www.schulweb.de/de/seiten/zeigen.html?seite=3073&anzeige=m
- 60 Jahre nach Kriegsende - Dossier in der Frankfurter Rundschau online
http://www.fr-aktuell.de/kriegsende/
- Amazon.de: 60 Jahre Kriegsende
60 Jahre Kriegsende - Die wichtigsten Neuerscheinungen, zusammengestellt von der Amazon-Redaktion
http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/feature/-/559654
... to be continued ...
BallinStadt Hamburg
ErlebnisReise in die Vergangenheit
Noch nicht (wieder auf-)gebaut, aber schon im Netz - das Auswanderungsmuseum BallinStadt in Hamburg. Die Homepage des geplanten Museums informiert schon jetzt über das, was war und das, was geplant ist: Die Auswanderung über Hamburg im Laufe der Jahrhunderte und die Museums-Erlebnis-Welt der Zukunft, die auf dem Gelände der "Auswandererstadt" im Hamburger Hafen entstehen wird.
Zitat von der Einstiegsseite:
"Für etwa 5 Millionen europäische Emigranten war zwischen 1850 und 1939 Hamburg das "Tor zur Welt". Über den Hamburger Hafen verließen sie ihre Heimat um in der "Neuen Welt" ihr Glück zu suchen. Sie flohen vor politischer und religiöser Verfolgung oder versuchten Armut und Hunger zu entkommen. Viele suchten einen Neubeginn, ein besseres Auskommen, neue Chancen im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Alle versprachen sich von der Emigration ein besseres Leben. Diesen Auswanderern ist BallinStadt gewidmet.
Für die vielen Tausend Menschen aus ganz Europa, die um die Jahrhundertwende jede Woche in Hamburg ankamen und auf die Abfahrt ihres Schiffes warteten, ließ Albert Ballin, Generaldirektor der großen Reederei HAPAG, Unterkünfte im Hafen errichten. Auf dem Gelände dieser ehemaligen "Auswandererhallen", die 1901 in Betrieb genommen und bis 1906/07 erweitert wurden, entsteht ein in Europa einzigartiges Auswanderungsmuseum."
Mehr Informationen zum geschichtlichen Hintergrund, Literaturhinweise, Pressemitteilungen und aktuelle Presseberichterstattung findet man hier:
LinkToYourRoots
Weitere Jahrgänge online
Das Hamburger Auswandererprojekt LinkToYourRoots hat unter Adresse http://linktoyourroots.hamburg.de/ die Jahrgänge 1907 und 1908 der Auswandererlisten online gestellt. Damit sind nun die Jahrgänge von 1890 bis 1908 online.
Im Internet kann man nach Namen suchen und dann entweder selbst im Staatsarchiv Hamburg in die Listen schauen oder den angebotenen (kostenpflichtigen) Service nutzen und sich die Abschriften zusenden lassen. (as)
Weitere Informationen: http://linktoyourroots.hamburg.de/
Software
Demoversion Family Tree Maker 2005
Es gibt neuerdings eine 14-Tage-Trial-Version des US-Programms Family Tree Maker 2005. Das bedeutet, dass man die US-Vollversion 14 Tage uneingeschränkt testen kann. Nach Ablauf der Testphase bleibt die Möglichkeit, eine eingeschränkte Version, die so genannte Starter Edition weiter zu nutzen. Viele Funktionen der Vollversion sind dort deaktiviert, was man an einem kleinen Schloss als Symbol erkennen kann. Ist eine Funktion in der Starter Edition nicht verfügbar, so erscheint vor der Bezeichnung der Funktion ein Schloss.
Schon während der Testphase hat man die Wahl zwischen "Buy now" (Jetzt kaufen) und "Buy Later" (Später kaufen). Man sollte auf jeden Fall Letzteres anklicken. Denn ein Klick auf "Buy now" führt letzten Endes zum Kauf der US-Version direkt beim Anbieter. Die allermeisten Forscher in Deutschland sind aber sicher am Kauf der Version Family Tree Maker 2005 mit deutschem Sprachmodul interessiert. Und diese deutsche Version bekommt man nur bei Genealogie-Service oder bei Amazon.
Hier ist der Download-Link f.d. US-Version Family Tree Maker 2005:
http://www.familytreemaker.com/Download/Starter.aspx
Bitte beachten Sie, dass Sie evtl. vor dem Download der Datei (15,9 MB) Name und E-Mail-Adresse angeben müssen.
Unterschiede Vollversion - Starter Edition
Folgendes kann man in der Starter Edition nicht:
Lesezeichen verwenden, zwei Dateien gleichzeitig öffnen, Tafeln und Listen anpassen, Tafeln und Listen in anderen Formaten exportieren (pdf, Gedcom, txt ...), Bücher und Timelines erstellen und veröffentlichen. Ferner steht nur die Standard-Ahnentafel zur Verfügung und das Standard-Familienblatt. Alle weiteren Tafeln kann man nur als Nutzer der Vollversion erzeugen.
Fazit:
Die Demoversion des US-Programms ist gut geeignet für alle, die das Programm zunächst einmal unverbindlich kennenlernen wollen (und vielleicht auch den Export von Daten aus ihrem bisherigen Programm testen). Wer gar kein Geld ausgeben will und mit einem englischsprachigen Basis-Programm auskommt, kann ja auch dabei bleiben (= FTM Starter Edition). Ansonsten kann man jederzeit auf die Vollversion umsteigen. Wenn es die deutsche Vollversion sein soll, muss man diese natürlich auch hier in Deutschland bei einem der o.g. Anbieter kaufen. (bw)
Wissen
Vereine
Hinweise auf Aktivitäten in Vereinen und genealogischen Gruppen finden Sie (u.a.) im Genealogischen Kalender. Es lohnt sich, dort hineinzuschauen. Hinter dem immer gleichen Satz "Für den Monat abc sind x genealogische Termine im "genealogischen Kalender" eingetragen.", den Sie am Ende unseres Newsletters finden, verbergen sich ausgesprochen interessante Veranstaltungen. Tragen auch Sie Ihre Vereinstermine dort ein oder senden Sie eine uns eine Mail an die Redaktion (redaktion@computergenealogie.de), wenn Ihr Termin direkt im Newsletter und etwas ausführlicher vorgestellt werden könnte.
Das genealogische Wiki auf genealogy.net
Vortrag in Hamburg
Auf Einladung der Genealogischen Gesellschaft Hamburg e.V. wird am Donnerstag, dem 19. Mai 2005, André Studt von der Entstehung der genealogischen Enzyklopädie auf genealogy.net berichten. Ab 18.00 Uhr wird es im Hamburger Staatsarchiv (Kattunbleiche 19, 22041 Hamburg) darum gehen, wie jeder seinen Beitrag zum GenWiki leisten kann. Diese Veranstaltung ist natürlich kostenlos und Gäste sind herzlich willkommen. (as)
CompGen-Jahreshauptversammlung 2005
mit Projektbesprechungen (GenWiki, GOV, Familienanzeigen, Adressbücher und Online-OFBs)
Am 11. Juni 2005 findet in Hannover die Jahreshauptversammlung des Vereins für Computergenealogie statt.
Beginn: 11. Juni 2005 um 13.30 Uhr
Ort: Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92, 30165 Hannover, Kleiner Saal
Um die Teilnahme an der Jahreshauptversammlung attraktiver zu gestalten, werden in diesem Jahr am Vormittag vor der Jahreshauptversammlung Projektbesprechungen rund um die Themen GenWiki, GOV, Familienanzeigen, Adressbücher und Online-OFBs stattfinden. Hierzu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Projektbesprechungen finden von 9-12 Uhr im Raum 12 und 13 statt. Anschließend besteht die Möglichkeit zum Mittagessen. Ein Restaurant befindet sich direkt im Freizeitheim. (bw)
Medien
Gerd Schmerse hat eine neue CD Zweiter Sonderband (S2) der "Materialien zur Geschichte der Neumark" erstellt mit den ersten sieben Bänden des Jahrbuchs "Die Neumark" aus den Schriften des Vereins für Geschichte der Neumark, welche insbesondere die oft besprochenen Artikel über die Klassifikation der Neumark von 1718/19 enthalten, welche uns die Namen aller Bauern nennen:
Die Neumark.
Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Neumark.
Neue Folge der "Schriften".
Die CD kann direkt bei Gerd Schmerse bestellt werden zum Kostenbeitrag von EUR 9,95 (plus Verp./Porto EUR 1,70) unter der Adresse schmerse@t-online.de
Siehe auch: http://neumark.genealogy.net/material/
Standpunkt
Übersetzungen: Mensch oder Maschine?
Plädoyer für den Einsatz von qualifizierten Übersetzern und Dolmetschern
"Hilfe, ich muss einen Brief in Polnisch schreiben, wer hat Erfahrung mit Übersetzungsprogrammen und kann mir eines empfehlen?"
Ähnliche Anfragen kommen immer wieder über die Mailinglisten. Selbstverständlich kann nicht jede/r von uns alle Sprachen der Welt beherrschen. Das ist auch gar nicht nötig: Es gibt eine (gar nicht so kleine) Gruppe von Menschen, die es sich zum Beruf gemacht hat, anderen über die Hürde einer fremden Sprache hinwegzuhelfen: die Übersetzer und Dolmetscher.
Übersetzer und Dolmetscher sind hilfreiche Wesen: sie beherrschen nicht nur Sprachen, die der Durchschnittsmensch sich nicht die Mühe macht zu lernen, wie zum Beispiel Arabisch, Chinesisch oder Sanskrit, um nur einige stellvertretend zu nennen. Übersetzer übertragen schriftliche, Dolmetscher mündliche Texte in andere Sprachen. Übersetzer und Dolmetscher, beide zusammen nennt man "Translatoren", ermöglichen, ganz allgemein formuliert, Kommunikation zwischen Menschen, die einander aufgrund kultureller Hürden nicht verstehen.
Kulturelle Hürden sind natürlich in erster Linie sprachlicher Natur, aber wie oft passieren Mißverständnisse, obwohl man jedes Wort verstanden hat? Was ist mit den kleinen Alltäglichkeiten, die uns so selbstverständlich sind, wo es uns aber irritiert, wenn jemand anders reagiert, als wir erwartet hatten? Wie seltsam wirkt auf uns (Österreicher, Deutsche), dass Engländer und Amerikaner, geduldig in einer Schlange an der Bushaltestelle warten! Warum wünscht man sich in England nicht "Guten Appetit" vor dem Essen? Wie unhöflich! Und wie steht es mit außereuropäischen Völkern, etwa den Japanern, die sich unterschiedlich tief vor ihrem Gegenüber verneigen?
Überlegen wir uns dazu ein Beispiel: Ein Japaner und ein Österreicher wollen miteinander reden, aber keiner der beiden spricht die jeweils andere Sprache. Was tun?
Im Alltag wird ein Freund oder Bekannter, der beide Sprachen spricht, als Laiendolmetscher ausreichen. Besagter Freund hat Japanisch gelernt, interessiert sich für die japanische Kultur und war auch schon in Japan? Wunderbar! Für ein zwangloses Treffen reicht das sicherlich aus! Aber wie sieht die Sache aus, wenn es gilt einen japanischen Besucher im Unternehmen, in dem man arbeitet, zu betreuen? Und nehmen wir weiter an, dass dieser Kunde unbedingt als Auftraggeber gewonnen werden soll. Genügt es da wirklich, dass ein Bekannter ein bißchen japanisch spricht? Oder wäre es nicht besser, einen professionellen Dolmetscher zu engagieren?
Im zweiten Fall ist es sicherlich leicht, sich für den Dolmetscher zu entscheiden, weil es sich ja um eine "exotische" Sprache handelt. Aber kehren wir wieder zur Genealogie zurück. Wenn ich ein Archiv im Ausland anschreibe und um Auskünfte bitte, will ich auch eine positive Antwort bekommen. Das erreiche ich zweifelsohne am ehesten durch einen höflichen, gut formulierten Brief oder eine entsprechende E-Mail. So ein Brief ist in der Muttersprache schnell geschrieben und mithilfe eines Textverarbeitungsprogrammes auch in eine ansprechende Form gebracht. Jetzt noch das Ganze durch ein Übersetzungsprogramm laufen lassen und fertig! Wirklich?
Was können Übersetzungsprogramme leisten? Zunächst ist zwischen der Maschinellen Übersetzung (MÜ, machine translation) und der computergestützten Übersetzung (computer-aided translation, CAT) zu unterscheiden. Maschinelle Übersetzung bedeutet, dass einzelne Wörter, Sätze oder ganze Texte von einem Computer von einer Sprache in eine andere übersetzt werden. Computergestützte Übersetzung kann einerseits bedeuten, dass der Computer übersetzt, und der Mensch dabei durch Vor- oder Nachbereitung des zu übersetzenden Materials (pre- bzw. post-editing) hilft. Man spricht dann von human-aided machine translation (HAMT). Andererseits kann CAT bedeuten, dass der Mensch übersetzt, und der Computer ihn dabei durch automatisches Nachschlagen von Terminologie (automatic dictionary look-up) oder durch Vergleichen von Texten mit früheren Übersetzungen (translation memory) unterstützt. Das wird machine-aided human translation (MAHT) genannt. Die CAT wird von vielen Übersetzern sehr erfolgreich eingesetzt und soll hier nicht weiter diskutiert werden.
Im vorliegenden Artikel gilt es zu klären, was Maschinelle Übersetzung leisten kann. Karl Steinkamp aus der ComputerGenealogie-Mailingliste hat mir das folgende eindrucksvolle Beispiel für die Qualität und Zuverlässigkeit von Übersetzungsprogrammen geschickt:
Aus dem ursprünglichen Satz
La marquise de Pompadour était la maîtresse de Louis XV.
(Die Marquise von Pompadour war die Mätresse von Ludwig XV.) wurde
Das Sonnendach des Strickbeutels war die Lehrerin von 15 Zuhältern.
Wo lag das Problem? Das Programm hatte offensichtlich Schwierigkeiten damit, Eigennamen und Wortbedeutungen zu erkennen, und historisches Hintergrundwissen zu aktivieren. Statt dessen wurden die einzelnen Wörter nacheinander ohne Berücksichtigung des Sinnzusammenhanges übersetzt. Schlimmer noch sehen aus dem Japanischen mittels AltaVista Babelfish -http://babelfish.altavista.com - übertragene Sätze aus, denn da bleiben nicht erkannte Schriftzeichen einfach unverändert stehen und heraus kommt ein völlig unlesbarer Salat aus lateinischen und japanischen Schriftzeichen.
Wie arbeiten Übersetzungsprogramme? Sie wenden Regeln und Wissen an, mit denen ihre Entwickler die Funktionsweise der Sprache nachzubilden versuchen. Diese Regeln werden statistisch über die Untersuchung großer Textmengen gewonnen mit dem Ziel, das Verhalten eines Übersetzers zu imitieren. Da Sprachen aber außerordentlich komplex sind, ist es bisher noch nicht gelungen, vollständig und präzise zu beschreiben, wie sie funktionieren. Die Hauptschwierigkeit, mit der Übersetzungsprogramme zu kämpfen haben, ist sicherlich die Mehrdeutigkeit sprachlicher Äußerungen.
Dazu ein Beispiel: Der Kurs findet statt. / Der Kurs fällt.
Im Deutschen wird beide Male "Kurs" verwendet, jedoch zunächst in der Bedeutung "Unterricht" und im zweiten Satz in der Bedeutung "Aktienkurs". Kostenlos angebotene Übersetzungsprogramme wie AltaVista Babelfish erkennen diesen semantischen Unterschied nicht und produzieren daher eine sinnlose Übersetzung. Fazit: Maschinelle Übersetzung kann den menschlichen Übersetzer nicht ersetzen.
Wie finde ich einen guten Übersetzer oder Dolmetscher?
Durch Empfehlung oder über die Berufsverbände. In Österreich sind das die Universitas - http://www.universitas.org -, die Übersetzergemeinschaft - http://www.literaturhaus.at/lh/ueg/ -, der Österreichische Gerichtsdolmetscherverband - http://www.gerichtsdolmetscher.at.
In Deutschland gibt es den Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. - http://www.bdue.de - und die Assoziierten Dolmetscher und Übersetzer in Norddeutschland e.V. - http://www.adue-nord.de. Auf den jeweiligen Websites finden sich Suchmasken, wo man Ausgangs- und Zielsprache eingibt und zumeist auch nach Orten sortiert suchen kann.
"Übersetzer bzw. Dolmetscher sind so teuer."
Ja, denn Qualität hat ihren Preis. Wer nichts zahlen will, bekommt (meistens) auch keine Qualität. (siehe Übersetzungsprogramme: erst durch aufwändiges Nachbearbeiten werden die maschinell übersetzten Texte überhaupt lesbar). Nein, denn eine schlechte Übersetzung noch einmal machen zu lassen, kostet noch mehr Geld und noch mehr Zeit, als sie gleich ordentlich machen zu lassen.
Wundern Sie sich aber bitte nicht, wenn Sie auf den diversen Websites von Übersetzern keine Preise finden, sondern nur Kontaktformulare! Ein seriöser Übersetzer wird Ihnen keinen Preis nennen, bevor er nicht zumindest einen repräsentativen Teil des zu übersetzenden Textes gesehen hat: Für den Preis entscheidend ist der Schwierigkeitsgrad und die Länge des Textes, wie sehr es sich um Fachterminologie handelt, wie schnell Sie den Text haben wollen bzw. müssen, welche Art der Lieferung gewünscht ist, ob Layoutarbeiten zu machen sind, ob Druckfahnen Korrektur gelesen werden sollen, etc. Das alles fließt in die Erstellung eines Kostenvoranschlags ein.
"Ich spreche auch ein wenig Polnisch, also kann ich auch übersetzen!"
Sie sind herzlich eingeladen, es zu versuchen! Aber: Es macht einen Unterschied, ob ich mich im Alltag in einer fremden Sprache verständigen kann, oder ob ich einen Fachttext übersetzen soll. Vereinfacht ausgedrückt ist Übersetzen mit einem Handwerk vergleichbar, dessen Handwerkszeuge man erst einmal lernen muss. Schließlich behauptet auch niemand, einen Tisch machen zu können, nur weil jeder weiß, wie ein Tisch aussieht?
"Wie kann ich wissen, ob der von mir ausgesuchte Übersetzer bzw. Dolmetscher gut ist?"
Auch hier helfen die Berufsverbände. Die Universitas etwa führt eine Liste für Übersetzer und Dolmetscher, in die nur eingetragen wird, wer über hinreichend Berufserfahrung verfügt und seine Arbeit von Kollegen hat prüfen lassen. Weiters braucht man zwei Bürgen, die bereits Universitas-Mitglieder sind, um überhaupt in den Berufsverband aufgenommen zu werden. Für BDÜ und ADÜ gibt es ähnliche Verfahren, für die Gerichtsdolmetscher sogar eine eigene Prüfung.
"Kennt sich der von mir ausgesuchte Übersetzer bzw. Dolmetscher auch im betreffenden Fachgebiet aus?" Fragen Sie ihn bzw. sie danach! Die meisten Übersetzer und Dolmetscher haben Spezialgebiete, in denen sie bevorzugt arbeiten. Und wenn das Gebiet nicht zu ihren Stärken zählt, können sie sicher einen Kollegen oder eine Kollegin empfehlen, die sich auskennt.
Last but not least auch noch ein Hinweis auf den kostenlosen Übersetzungsdienst TransServ - http://wiki.genealogy.net/index.php/Transserv: Primär für kleine genealogische Übersetzungen konzipiert, übersetzen hier Freiwillige Texte mit maximal 40 Normzeilen (das sind Zeilen zu 60 Anschlägen). Den Reaktionen in der CompGen-Mailingliste zufolge arbeitet TransServ sehr zuverlässig.
Karen Jesserer
Fachübersetzerin für Französisch und Ungarisch
Mitglied der Übersetzergemeinschaft
Literaturempfehlungen:: [alle 12.4.2005]
- "Maschinelle Übersetzung"
http://de.wikipedia.org/wiki/Maschinelle_%C3%9Cbersetzung
- Heinz-Dirk Luckhardt:Computergestützte und maschinelle Übersetzung für die Fachinformation
http://is.uni-sb.de/studium/handbuch/exkurs.mt.php
- Gute Übersetzungen – (k)ein Problem? (ADÜ):
http://www.adue-nord.de/publikationen/ubersetzung.html
- Kundeninformationsbroschüre (ADÜ):
http://www.adue-nord.de/publikationen/kundeninformationsbroschure.html
Kaleidoskop
Termine
Für den Monat Mai sind 27 genealogische Termine in Annaberg-Buchholz, Bäumenheim, Baesweiler, Berlin, Bremen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf (2x), Gladbeck-Rentfort, Hamburg (2x), Hannover (2x), Hildesheim, Inzigkofen, Kassel, Kempten, Linstow (Wolhynier), Mechernich-Kommern, Michelstadt, Pforzheim, Stuttgart (2x), Venlo, Wegberg und Wuppertal im "genealogischen Kalender" eingetragen. Die Inhalte der Veranstaltungen, sowie Uhrzeiten, Ortsangaben und Veranstalter finden Sie unter: http://wiki.genealogy.net/index.php/Genealogischer_Kalender