Westfalen/Kulturtechnik
Kulturtechnik
Bei dem Begriff der drei traditionellen Kulturtechniken handelt es sich im engeren Sinne, in der Teitspanne der breitgefächert möglichen Heimat- und Familienforschung, um eine Sammelbezeichnung für Lesen, Schreiben und elementares Rechnen.
Verbreitung in der Landbevölkerung
Bei der Frage, wie weit diese vorbeschriebenen Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) in der Landbevölkerung vor Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet waren, ist lokal ein erhebliches Gefälle vor Beginn des 19. Jahrhunderts zwischen Stadt und Landbevölkerung festzustellen.
Quellenlage
Während es in erhaltenen kirchlichen, städtischen und anderen unterschiedlichen Archiven durchaus möglich ist, sich lokale statistisch verwertbaren Angaben bei den Ständen und Bürgern zu verschaffen, ist bei der Landbevölkerung erheblich schwieriger.
Auswertungsmöglichkeiten
- Zumindest seit dem 17. Jahrhundert sind unregelmäßige listenmäßige lokale Befragungen von (kirchlichen) Landesherren (Fürstbistümer) bekannt, welche den Stand der Verbreitung der Sakramente und des Lesens und Schreibens in der Fläche des Landes erfragen.
- Bei lokalen oder regionalen Visitationen im kirchlichen Bereich, fand neben dem kirchlichen "Controling" auch eine Befragung über den Stand im Lesen und Schreiben bei den Küstern, Schulmeistern und der Allgemeinheit statt.
Quellen des 19. Jahrhunderts
- Im Geltungsbereich des napoleonischen "Cod Civil" worden ab 1808 bis etwa 1813 Zivilstandsregister mit Nebenregistern getrennt nach Geburt, Kopulation und Tod geführt. Im Rahmen der Dokumentation hatten die Registerführer und je zwei Nachbarn der einzutragenden Person das Protokoll mit eigener Hand zu unterzeichnen. In diesem Rahmen wurde auch die Unkenntnis des Schreibens (Signierunfähigkeit) des betroffenen Zeugen im Protokoll dokumentiert.
- Da im westfälischen Preußen nach 1816 die Zahlung von Schulgeld eingeführt wurde, sind in jährlich aufzustellenden Listen die einzelnen Schüler erfaßt, jeweils mit dem Vermerk, ob gezahlt wurde oder einzelne Kinder wegen Armut von der Zahlung befreit waren. Im Vergleich mit den Bevölkerungslisten lassen sich so die Kinder ermitteln, welche keine Schule besuchten.
Bibliografie
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- Alphabetisierung in Althessen. Zum Stand der Signierfähigkeit in Hessen-Kassel um 1800, in: Hans Erich Bödeker; Ernst Hinrichs (Hg.): Alphabetisierung und Literalisierung in Deutschland in der Frühen Neuzeit, Tübingen 1999.
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