Arnoldsdorf

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Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Arnoldsdorf

Allgemeine Information

Arnoldsdorf war eine Ortschaft im Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien und zählt zu den ehemaligen deutschen Gebieten. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Zur Gemeinde gehörten die Försterei Annahof und die Kolonie Bolkenthal. Heute gehört Arnoldsdorf zu Polen, polnischer Name: Jarnołtówek. Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole.

Quellen: Texte zur allgemeinen Information und Bevölkerung sind mit freundlicher Genehmigung des Verlages dem Buch entnommen:

  • Franz-Christian Jarczyk: "Die Dörfer des Kreises Neisse", 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes :e.V. Hildesheim

Das Dorf

Arnoldsdorf liegt im Süden des Kreisgebiets, an der Grenze zur Tschechei, etwa 25 km von Neisse entfernt, 330 m über NN, am Fuß von Bischofskoppe und Silberkoppe. Durch das Dorf fließt der Goldbach. Die nächste Bahnstation ist Wildgrund Kr. Neustadt OS (4 km), eine Poststelle war seit 1897 im Ort.

Die Gemeindeflur ist 1124 ha groß. Wegen der sehr gebirgigen Gemarkung und des durchweg steinigen Bodens war der Ackerbetrieb wenig lohnend; der Boden war tief eingestuft. Das Rittergut, das oft den Besitzer gewechselt hatte, wurde nach dem 1. Weltkrieg aufgeteilt; in das Hauptgebäude zog 1927 ein Kindererholungsheim ein. Das Waldgut (426 ha) war im Besitz der Stadt Neustadt OS. Flurnamen sind: Einsiedlerwiese, Galgenstück, das halbe Guhrenerbe.

Im 19. Jahrhundert war die Handweberei eine wichtige Erwerbsquelle gewesen, damals bestand eine Garnbleiche. Eine Brauerei liefert gutes Bier, das auch die Nachbarn von jenseits der Grenze anzog (1542 nennt eine Urkunde ein Malzhaus). 1777 wird eine Papiermühle erwähnt. An der Bischofskoppe brach man Schiefer, der zum Dachdecken gebraucht wurde. Um die Hochwassergefahr zu bannen, legte man 1909 eine Talsperre für 2,25 qm Fassungsvermögen an. Das nahegelegene reizvolle Wildgrundtal bewog 1880 August Dittmann, dort einen Straßengasthof zu errichten. 1924 baute der Schles. Sudetengebirgsverein Sektion Neustadt OS die Oberschlesierbaude, die 1926 und 1936 erweitert werden musste. Auf dem Kreuzberg entstand in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg ein Segelfliegergelände.

Im Dorf gab es 1937: 4 Bäcker, 1 Holzbildhauer, 3 Fahrradhandlungen, 2 Fleischer, 2 Friseure, 2 Fuhrunternehmer, 9 Gasthöfe, 8 Gemischtwarenläden, 1 Mühle, 2 Sägewerke, 1 Sargfabrik, 2 Sattler, 1 Schlosser, 1 Schmiede, 3 Schneider, 3 Schuhmacher, 1 Stellmacher, 4 Tischler, 1 Zigarrengroßhandlung, 1 Zimmermeister, 1 Spar- und Darlehnskasse, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft. Das Dorf hatte eine Wasserleitung.

Öffentliche Einrichtungen

Arnoldsdorf (Bürgermeister 1935: Ernst Wanke; 1939 und 1942; Kaufmann Josef Giltsch) gehörte zum Amtsbezirk Dürrkunzendorf; das Standesamt, der Gendarmerieposten und die Station der Borromäerinnen (seit 1926) waren im Ort. 1904 war eine Freiwillige Feuerwehr gegründet worden.

Für 1651 nennen die Visitationsberichte einen Kirchschreiber am Ort, der sicherlich Schulunterricht gab. Das Schulhaus wurde 1843 errichtet. 1925 besuchten 168 Kinder die vierklassige Schule. Unterricht gaben 1925: Hauptlehrer Franz Preißner und die Lehrer Leipold Igel, Max v. Schick, Robert Streibel (auch 1939). 1939: Hauptlehrer Max Schega, Lehrerin Martha Marinitsch, Lehrer Alois Pietsch.

Kirchliche Zuordnung

  • Katholisch: Katholische Kirche Patrozinium St. Bartholomäus, seit 1780 eigene Pfarrei. 1651 wird die Kirche als Filiale von Zuckmantel genannt. Alt- und Kungkirmes waren am 1. Sonntag im September (St. Bartholomäus am 24.8.). Pfarrer waren seit 1902 Albert Scholz, seit 1917 Georg Jureczka, 1927-1945 Karl Schirmeisen.
  • Evangelisch: Der Ort gehörte zum Kirchspiel Ziegenhals

Zur Geschichte

Das Dorf wird erstmals 1268 in einer Urkunde genannt. Seit alters war Arnoldsdorf mit der benachbarten Stadt Zuckmantel verbunden, die im 1. Schles. Krieg(1741) von preußischen Truppen bei einer Vergeltungsmaßnahme eingeäschert wurde. Durch die Lage dicht an der Grenze war der Ort bei allen kriegerischen Verwicklungen zwischen Preußen und Österreich gefährdet; im sogenannten Kartoffelkrie (1779) fanden Kämpfe am Rochusberg statt, 1866 befürchtete man hier Kriegshandlungen, weil die Armee der preußischen Kronprinzen in der Nähe stationiert war.

Kirche: 1753/54 wurde an der Stelle der alten Holzkirche eine neue Kirche in barockem Stil mit einem 60 m hohen Turm erbaut. Arnoldsdorf war nach dem 1. Schles. Krieg kirchlich von Zuckmantel getrennt worden. 1903 zerstörte ein Hochwasser des Goldbachs die Kirche und den Friedhof; bereits 1907 wurde die neue Kirche eingeweiht.

Flucht und Vertreibung 1945

Die Ortsbewohner wurden in zwei Aktionen vertrieben, am 28.6.1945 und zu Michaelis (28.9.1945); die Alten und Schwachen musste man dabei auf Handwagen aus dem Dorf fahren.


Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war: Arnoldsdorf

1784: 673 Einwohner, 94 Stellen
1845: 1403 Einwohner (2 ev.), 186 Häuser
1895: 1350 Einwohner (3 ev.), 184 Häuser, 302 Stellen
1939: 1415 Einwohner, 425 Haushalte

Kolonie Bolkenthal

1939: 146 Einwohner, 39 Haushalte

Försterei Annahof

1939: 4 Einwohner, 1 Hauhalt

Liste der Bewohner, die 1935 in Arnoldsdorf lebten

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