Giersdorf Kreis Neisse

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Allgemeine Information

Einleitung

Giersdorf gehörte zum Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Zum Dorf gehörten die Kolonien Wilhelmsthal (1782 gegründet) und Domsdorf. Heute heißt der Ort Gieralcice und liegt in der Woiwodschaft Opolskie.

Das Dorf

"GIERSDORF, ein Waldhufendorf 300 m über NN, 20 km südlich von Neisse, liegt an der Straße über Bielau-Bischofswalde. Durch das Dorf fließt ein Bach, den in Bischofswalde die Mohre aufnimmt. Karte zur geographischen Lage s. auch: http://online-ofb.de/giersdorf. Die nächste Eisenbahnstation ist Bischofswalde (3 km), eine Poststelle war im Ort.

Die Gemeindeflur ist 1109 ha groß. In einem Bericht von 1863 heißt es:„Der Boden ist fruchtbar, besteht aus Lehm und etwas Sand und trägt Getreide aller Art, Raps, Flachs, Klee und Obst.“ Das Rittergut (80 h) hatte öfter den Besitzer gewechselt. Seit 1932 war es zusammen mit dem Gut Domsdorf Eigentum von Carl Hermann. Das Herrenhaus des Ritterguts stammt vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Flurnamen sind: Hahnenbusch, wüster Grund, Domsdorf.

Im Jahr 1937 gab es im Dorf: 2 Bäcker, 3 Elektroinstallateure, 2 Fleischer, 1 Friseur, 3 Gasthöfe, 2 Gemischtwarenläden, 1 Granitbruch und -werk, 1 Mechaniker, 3 Schmiede, 4 Schneider, 3 Schuhmacher, 1 Steinmetzgeschäft, 1 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Spar- und Darlehnskasse, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft. Im Ort gab es Sport-, Krieger-, Arbeiter- und Radfahrvereine, ferner einen Kirchenchor mit Instrumentalisten.

Flucht und Vertreibung: Am 28.6.1945 kamen die ersten Polen ins Dorf; etwa 16 Personen sind in der Zeit danach verschleppt worden. Die Bevölkerung wurde am 10.6.1946 endgültig vertrieben. Berichte über Austreibungen aus Giersdorf und umliegenden Dörfern: http://genwiki.genealogy.net/Landkreis_Neisse/Fluchtberichte Die Giersdorfer treffen sich in Wunstorf. Am ersten Heimattreffen 1949 nahmen etwa 500 Personen teil.

Öffentliche Einrichtungen

Giersdorf (Bürgermeister 1935 und 1942: Bauer Johann Metzner) gehörte zum Amtsbezirk Bischofswalde und war Sitz des Standesamts und des Gendarmeriepostens. Ein Kindergarten wurde um 1937 im Ort eingerichtet. Die Schwesternstation der Mägde Mariens war in Bischofswalde (1911 gegründet. Der Visitationsbericht der Diözese nennt für 1666 einen Kirchschreiber aus Borkendorf, der vermutlich im Ort Schule hielt. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1835. Im Jahr 1925 besuchten 163 Kinder die dreiklassige Schule. Unterricht gaben 1925: Hauptlehrer Julius Schmolke; Lehrer Hermann Laake (auch 1939); Lehrer Joseph Thamfald; 1935: Hauptlehrer Wilhelm Törkott; 1939: Hauptlehrer Emanuel Raczek, Lehrer Gerhard Riedel. Das Dorf besaß eine Freiwillige Feuerwehr.

Kirchen

  • Katholische Kirche St. Michaelis.

Altkirmes war am Snntag nach dem 8.11., Jungkirmes am Sonntag nach Michaeli. Wallfahrten gingen nach Zuckmantel-Maria Hilf, Wartha und Albendorf. Es gab ein Hagelgelöbnis. Pfarrer waren 1898 Heinrich Werner, seit 1914 Benno Dohnau, 1932-1945 Edgar Kolbe.

  • Die nächste evangelische Kirche war in Ziegenhals.

Zur Geschichte

Der Ort wird 1284 („Geraltici") unter den bekannten 65 Dörfern erstmals genannt. Nach dem Lib. fund. (um 1300) besaß dis Dorf („Gerhardi villa") 42 große Huben, die für kleine lagen, davon hatte die Kirche 2, der Scholze 8 und 1 Schenke und 1 Mühle mit 1 Rad. 1643 wird eine Wehranlage im Ort genannt. Der Visitationsbericht der Diözese nennt für 1666 einen Kirchschreiber aus Borkendorf, der vermutlich im Ort Schule hielt. Die katholische Kirche (Patrozinium St. Michael) wird 1335 zum ersten Mal erwähnt; 1638 ist sie Filiale, 1845 Lokalie von Bischofswalde. Der Kirchturm stammt von 1615. Das frühere Langhaus wurde 1869/71 durch einen dreischiffigen neugotischen Bau ersetzt. Die Glocken waren von 1429, 1649 und 1768. Zum Kirchenschatz gehörten ein Kelch und ein Meßkännchen aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.


Quelle: Franz-Christian Jarczyk: Die Dörfer des Kreise Neisse, 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e.V. Hildesheim.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:
1784: 439 Einwohner, 78 Stellen
1845: 1287 Einwohner (14 ev.), 215 Häuser
1895: 1340 Einwohner (8 ev.), 245 Häuser, 309 Haushalte
1939: 1282 Einwohner, 352 Haushalte

Ortskarte von Giersdorf u. seinen Bewohnern vor 1945

http://ofb.genealogy.net/giersdorf/Ortskarte%20Giersdorf%20u.%20seine%20Bewohner%20vor%201945.jpg

Bewohner Giersdorf 1935 mit Flurnamen

Giersdorf Kreis Neisse/ Bewohner 1935


Genealogische und historische Quellen

Ortschroniken

  • MELCHER, Herbert: Giersdorf Kr. Neisse und seine Bewohner – eine Chronik, 3. Auflage 2016

Der gebürtige Giersdorfer hat jede Familie, die bis 1945 in Giersdorf lebte, mit Hausnummern, Eigentumsverhältnissen und Familienfotos, die ihm die Bewohner zur Verfügung stellten, vorgestellt. Weiterhin vermitteln zahlreiche Klassenfotos, Fotos über das Vereinsleben u.v.m. ein lebendiges Bild über das Dorf und seine Bewohner. Die Chronik (430 Seiten), die ursprünglich für die ehemaligen Giersdorfer bestimmt war, ist nicht im Handel erhältlich, kann aber als PDF-Datei mit Genehmigung des Autors bei der Bearbeiterin des Ortsfamilienbuches angefordert werden.

Online Ortsfamilienbuch

Die Kirchenbücher 1713-1945 der kath. Kirche St. Machaelis in Giersdorf sind fast vollständig ausgewertet.

Gefallenendenkmäler

Weitere Datenbanken


  • FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Giersdorf Kreis Neisse sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormononen einsehbar. Online kann erkundet werden, welche Jahrgänge zugänglich sind: http://www.familysearch.org/

Andere Webseiten





Daten aus dem GOV

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