Computergenealogie/2007/02
Internet
Blick über den Zaun: Südafrika
Familienforschung am Kap
Die Website Deutsche Familienforschung in Südafrika von Joachim Schubert aus Johannesburg bietet einen sehr guten Einstieg. Man erfährt u. a., dass die Missionswerke der Kirchen eine große Rolle spielten, z. B. die Berliner, Herrenhuter oder Rheinische Mission. Viele Namen der Missionare werden genannt. Es gibt Tipps zur spezifisch deutschen Familienforschung in Südafrika und in den ehemaligen deutschen Kolonien und Links zur allgemeinen Familienforschung in Südafrika.
Die meisten Links führen zu englisch- oder afrikaanssprachigen Seiten. Schiffspassagierlisten auf http://sa-passenger-list.za.net nennen die Passagiere nach Kapstadt und Natal im 19. Jahrhundert sowie Hugenotten aus Flandern und Frankreich zwischen 1683 und 1756. Das neue Onlineprojekt http://www.stamouers.com/ gibt ausführliche Informationen über einzelne Familien, auch über Sklaven-Nachkommen.
Auf http://www.gensa.info präsentiert sich die 1964 gegründete Genealogische Gesellschaft von Südafrika. Die Jahrgänge 1964-2004 der Zeitschrift Familia sowie weitere Texte und Datenbanken gibt es auf CD. Zahlreiche Projekte zur Kirchenbuchverkartung, Registererstellung und Erfassung von Inschriften auf Grabsteinen und Denkmälern sind in Arbeit.
Das 1998 eröffnete Genealogische Institut von Südafrika in Stellenbosch (Website: http://gisa.org.za, englisch und afrikaans) hat die Publikationsreihe der genealogischen Sektion des Instituts für Historische Forschung des Human Sciences Research Council (HSRC) übernommen: 39 Familiengeschichten und die fünf ersten Bände (A-K) der südafrikanischen Genealogien von Heese und Lombard.
Seit Oktober 2006 ist das Institut eine Allianz mit den Mormonen eingegangen, d. h. es kann die Kirchenbuch-Filme der Mormonen ausleihen. Auf der Homepage kann man Register von Familiennamen aus bald 16 Bänden ansehen – viele deutsche Familiennamen sind enthalten. Fast 60 Gedcom-Listen mit über 50.000 Namen können heruntergeladen werden.
Die ersten Europäer kamen am 6. April 1652 in Kapstadt an, als der Niederländer Jan van Riebeeck im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie hier eine Versorgungsstation einrichtete. Die Kap-Provinz war lange Zeit das einzige von Europäern besiedelte Gebiet. Sie holten sich Sklaven aus Madagaskar und Indien, die sich wiederum mit Einwanderern und Ureinwohnern mischten und heute zu den Farbigen und Kap-Malaien zählen. Mit steigendem Einfluss der Briten zogen sich die Buren in das Landesinnere zurück. Die Umwälzungen des 20. Jahrhunderts führten 1994 zum Ende der Apartheid und Neubildung der nunmehr neun Provinzen. Die Archive der alten Provinzen Kapstadt, Pretoria, Pietermaritzburg, Durban, Port Elizabeth und Bloemfontein sind jedoch noch nicht aufgeteilt worden. Ein gutes Online-Suchsystem gibt es auf http://www.national.archives.gov.za/naairs.htm.
Alle Informationen über die frühen Siedlerfamilien und ihre Nachkommen wurden vor 1895 in drei Bänden unter dem Titel Geslacht Register der oude Kaapsche Familiën (Genealogisches Verzeichnis der alten Kap-Familien) veröffentlicht, in denen die gesamte weiße Bevölkerung von 1652 bis zum Ende der holländischen Verwaltung 1806 erfasst ist. Die Bücher wurden ergänzt und korrigiert in zwei Bänden neu herausgegeben von De Villiers und Pama. Diese Arbeit behandelt überwiegend die Afrikaans sprechenden Familien, also Holländer, Deutsche, Franzosen und Skandinavier, aber nicht die englischen Familien. Die Stammeltern der Buren kommen aus allen deutschsprachigen Ländern, überwiegend aus der nördlichen Hälfte Deutschlands sowie aus den Niederlanden. Rund 4.000 deutsche Männer kamen bis 1806 in die Kap-Region. Aus Hoges Personalia of the Germans at the Cape sind die Namen, Vornamen, der Herkunftsort und früheste Daten in Listen auf der anfangs genannten Website von Joachim Schubert durchsuchbar. Weitere Namenslisten sind Deutsche Wanderung nach Südafrika im 19. Jahrhundert von Schmidt-Pretoria entnommen.
Die ältesten Kirchenbücher beginnen 1660. Bei kirchlichen Quellen kann die Suche nach dem Standort schwierig werden. Die Universität Witwatersand bietet auf http://www.wits.ac.za/histp/collections.htm u. a. Archivverzeichnisse der Anglikanischen Kirche (nach 1806) an. Einige Kirchenbücher von Kapstadt werden vom kommerziellen Anbieter http://www.genealogy.co.za digitalisiert. Zivilstandsregister wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen. In Kapstadt gibt es Heiratsregister bereits ab 1700. (Günter Junkers)