Physikus
Informationen über regionale Lebensumstände geben ein Abbild über Lebensweisen der hier bodenständigen Menschen in ihren Zeitverhältnissen, um damit eine Basis zur Darstellung persönliche Geschichte von Vorfahren in Zeit und Raum für Biografien zu bilden. Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung....
Historische Hierarchie
Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Lebensumstände > Wohlfahrtspflege > Physikus
Physikat
Ein Physikat beschreibt dem Umfang der öffentlich - rechtlichen Amtsstelle eines Physikus, so beispielsweise eines
Im 18. / 19. Jahrhundert handelte es sich dabei um die Position eines nach der jeweils geltenden Arznei- und Medizinalordnung obrigkeitlich bestellten Arztes, dessen Aufgabe in der medizinalpolizeilichen Handhabung lag, und der daher auch bei gerichtlichen Untersuchungen oder ähnlichen Vorkommnissen präsent sein und Gutachten zu erstellen hatte.
Ein Physikat beschrieb den Bezirk, welcher einem Physikus, sei es beispielsweise ein Land-, Kreis- oder Stadtphysikus, zur Aufsicht anvertrauet ist.
Aufgaben im Physikat
Die staatlich besoldeten Kreis-, Stadt- oder Landphysici heißen, standen 18. / 19. Jahrhundert unter der Oberaufsicht der medizinischen Fakultäten oder Sanitätskollegien. Sie waren verpflichtet in ihren jeweiligen Bezirken Ratschläge zu erteilen und zu veröffentlichen, welche das öffentliche Gesundheitswohl förderten oder Gefährdungen abwenden konnten. In dieser Funktion hatten sie schädliche Missbräuche anzuzeigen, Wundärzte, Apotheker, Hebammen zu prüfen und diese zur Einhaltung ihrer Pflichten anzuhalten, bei groben Vergehungen die betreffenden Personen zu rügen. In in gerichtlich - medizinischen Fällen hatten sie Besichtigungen und (gewöhnlich mit Zuziehung eines Wundarztes) Sektionen (Pethologie) zu verrichten und über den Befund in erster Instanz ihr Gutachten gewissenhaft und den Grundsätzen der Heilkunde gemäß zu erteilen.
Im Rahmen der Wohlfahrtspflege hatten sie die Armen unentgeldlich in Krankheiten zu betreuen und bei den Bemühungen zur Rettung der Verunglückten und Scheintodten die Oberaufsicht zu führen.
Darüber hinaus hatte der Physikus auch von dem gesamten Medizinalzustand seines Ortes und von seinen Amtsverrichtungen an die medizinische Facultät oder dem Sanitätskollegium, unter welchem er stand, oder an die Landesregierung von Zeit zu Zeit umfassend zu berichten. [1]
Fußnoten
- ↑ Quelle:: Krünitz Oekonomische Encyklopädie
Literatur
- Pappenheim, Handbuch der Sanitätspolizei (2. Aufl., Berlin 1868–70, 2 Bde.)
- Stein, Verwaltungslehre, Tl. 3: Das öffentliche Gesundheitswesen etc. (2. Aufl., Stuttgart 1882)
- Handhabung der Gesundheitsgesetze in Preußen« (hrsg. von Springfeld u. Sieber, das. 1898–4900, 6 Bde.)
- Gesundheitsbüchlein« (hrsg. vom kaiserl. Gesundheitsamt, 8. Aufl., Berlin 1889)
- Kotelmann, Gesundheitspflege im Mittelalter (Hamburg 1890)
- Hirsch, Die historische Entwickelung der öffentlichen Gesundheitspflege (Berlin 1889)
Zeitschriften
- »Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin und öffentliches Sanitätswesen« (hrsg. von Eulenberg, jetzt Schmidtmann und Straßmann, Berlin, seit 1852)
- »Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege« (hrsg. von Finkelnburg, jetzt Spieß und Pistor Braunschweig, seit 1869)
- »Zentralblatt für allgemeine Gesundheitspflege« (hrsg. von Finkelnburg u. a., Bonn 1882ff.)
- »Archiv für Hygiene« (hrsg. von Pettenkofer u. a., jetzt Buchner, Forster u. a., München, seit 1883)
- »Zeitschrift für Hygiene« (hrsg. von Koch und Flügge, Leipzig, seit 1886)
- »Veröffentlichungen des kaiserlich deutschen Gesundheitsamtes« (Berlin, seit 1877)
- »Hygienische Rundschau« (hrsg. von Fränkel, Rubner, Günther, Berlin, seit 1891)
- »Blätter für Volksgesundheitspflege« (München 1900ff.)
- »Veröffentlichungen des deutschen Vereins für Volkshygiene« (München 1902ff.)