Mein Heimatort Kovahl-Neestahl im Laufe der Geschichte

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Bild 1: Schulgebäude in Kovahl nach dem Umbau 1951, Kreis Lüneburg
Foto: Kraemer

Geschichte

Bild 2: Titelbild der Abschlußarbeit zur Ortschronik von Kovahl von 1959
Bild 3: Skizze einer Urne aus Darzau/Ventschau
Bild 4: Diese Skizze hat in der Arbeit keine Bildunterschrift
Bild 5: Skizze eines Hünengrabes
Bild 6: Die Kovahler Feldmark
Bild 7: Heideweg mit Schafstall
Bild 8: Niedersächsiche Bauernhaus
Bild 9: Pferdeköpfe Dachschmuck, Wahrzeichen des Niedersachenhauses
Bild 10: Die wegen Baufäligkeit auf Abruch nach Göddingen im Jahre 1830 verkaufte Kovahler Schule

Chronik von Kovahl

Mein Heimatort Kovahl-Neestahl im Laufe der Geschichte
Abschlussarbeit von Schüler Wolfgang Kraemer[1], Aufbauzug der Schule Dahlenburg 1959,

Gedicht und Einleitung

Heimat, einzig schönes Bild
dich trag´ ich in meinem Innern,
um mich deiner zu erinnern,
wenn´s den ganzen Menschen gilt.
Heimat, deine reine Kraft
wirkt fort in meinem Herzen,
überwindet alle Schmerzen,
die die falsche Welt mir schafft.
Heimat, starkes, großes Wort,
schließest ein mein ganzes Leben,
meiner Kinderträume Weben,
meines Alters stillen Horte.
Von Paul Leonhardt

Ich bin in Meißnersrode in Ostpreußen geboren. Als ich drei Jahre alt war, wurde uns durch Kriegsgeschehen die Heimat geraubt, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. In Niedersachsen, im hiesigen Kreise, fassten wir wieder festen Fuß.

Im Dorf Kovahl, meinem Wohnort seit dem fünften Lebensjahre, habe ich bewusst die Heimat erlebt. Das Dorf, die Landschaft mit ihren Wäldern, Bergen, mit Bach und Strom habe ich erwandert. Mir ist hier alles vertraut, ich fühle mich hier heimisch. So ist der hiesige Ort Kovahl mit seiner schönen Umgegend zu meiner Heimat geworden. Sie umfängt mich liebend, an sie klammert mich meine Sehnsucht, aus ihr schöpfe ich die Kraft. So kann ich mich mit Freuden zu den Kindern dieser schönen Heimat zählen. Dieses vertraute und verbundene Heimatgefühl ist es auch, das mich veranlasste, über meine engere Heimat zu schreiben.

Vorgeschichtlicher Überblick

Urnenfunde

In welcher beachtenswerten Weise schon in halbheidnischer Zeit unsere Gegend besiedelt gewesen sein muss, zeigte sich zuerst bei der Auffindung des großen Urnenfriedhofes bei Darzau.[2]

Im Jahre 1871 wurden auf Anregung des damaligen Domänenpächters in Darzau und nachherigen Direktors der Provinzialackerbauschule in Ebstorf, Herrn Enkhausen, durch den bekannten Archäologen Dr. Christ – Horstmann[2] aus Celle am Bache bei Darzau und Quarstedt umfangreiche Ausgrabungen vorgenommen und dabei wertvolle Ausbeute gemacht. Er hat bei Quarstedt etwa 300 Urnen gefunden, denen zahlreiche Gegenstände, meistens des Schmuckes oder der Tracht beigegeben waren. Die Funde charakterisieren sich durch die glänzend schwarzen Urnen mit Mäanderverzierung[3], zum Teil auch silberne oder goldene Armbrustverzierungen. Diese Formen waren bis ins Mecklenburgische und an der Unterelbe so stark und gleichmäßig vertreten, dass man von einer Darzauer Kultur spricht. Sie umfasst die Zeitspanne von 50 bis 250 n. Chr.

Leider waren bei den Ausgrabungen nicht Fachleute am Werk; sondern wie es ja oft der Fall ist, gingen Laien aus eigenen Motiven dabei und zerstörten durch unsachgemäße Behandlung unschätzbare Werte. So war es auch in unserer Gemeinde. Es wird erzählt, dass besonders ein Herr aus Hamburg sich mit Ausgrabungen in der Feldmark Ventschau und Kovahl, die zusammenliegen, beschäftigt hat. Auf dem „Karkberg“ und „Kalkberg“ sollen Funde gemacht worden sein, aber über ihren Verbleib ist keine Nachricht. Auf dem “Kargberg“, nicht weit der Ventschauer Grenze, in der jetzigen Ackerkoppel des Hofes Nr. 1 von Kovahl, befanden sich früher zwei große, prächtige Hünengräber. Auch diese sind von dem unbekannten Hamburger durchgegraben. Nachdem diese Heideflächen, denn um solche handelt es sich, in Ackernutzung genommen wurden, ebnete man die Hügel ein.

Heute sind leider keine Hünengräber mehr in unserer Feldmark vorhanden. In Schieringen, in der Nähe Barskamps, kann man noch heute solche finden.

In der Nüdlitzer Feldmark soll (nahe der Nahrendorfer Grenze) in alten Zeiten ein großes Steingrab gewesen sein. Ebenso wussten sich zwei alte Leute aus Kovahl noch zwei größerer Steingräber auf der Ackerkoppel „Stauks“ des Hofes Nr. 2, rechts des Weges nach Ventschau, zu erinnern. Diese Gräber sind aber alle abgetragen. Mancher Stein im Fundament der Häuser oder Einfriedungen im Dorfe wird ursprünglich in einem Hünengrabe gestanden haben. Als in den Jahren 1895 – 97 die Dorfstraße gepflastert werden sollte, wurden bei dem Suchen nach Pflastersteinen zahlreiche Urnen, besonders in der Heide auf dem „Karkberg“ und auf „Lohrs“, gefunden. Leider ist es nicht möglich gewesen, die Ausgrabungen in sachkundiger Weise durchzuführen. Es wurde nicht eine Urne unbeschädigt ans Tageslicht gebracht. Die Urnen waren in den harten, meist hiesigen Böden nur flach beigesetzt, und die Wurzeln von Birken und Heidekraut hatten sie zersprengt, so dass sie bei der kleinsten Berührung auseinanderfielen. Die Steinpackungen, mit denen sie eingeschlossen waren, ergaben vorzügliche Pflastersteine. Welch eine Unkenntnis hinsichtlich dieser vorgeschichtlichen Gräber damals noch im Volke herrschen musste, zeigt folgendes Ereignis: Ein Dienstknecht erklärte eines Tagesseinem Herrn, er ginge sehr ungern nach dem „Karkberg“ zum Steineauskriegen. Gestern wäre ihm ganz unheimlich zumute geworden. Er hätte zwar schöne Steine gefunden, aber überall dazwischen zahlreiche Töpfe mit Asche und Knochen. Diese wären dort gewiss nicht mit guter Absicht vergraben, sondern nach seiner Ansicht waren es „Sympathiemittel“, um anderen damit zu schaden. Er hätte sich wohl gehütet, die Töpfe mit der bloßen Hand zu berühren.

Die zahlreichen Urnenfunde, die damals gemacht wurden, erstreckten sich nördlich vom Dorfe Kovahl über die ganze Feldmarkvon der Moslinger bis zur Nüdlitzer Grenze. Die Urnen waren in Gruppen von 5 bis 20 Stück beigesetzt.

Bilder der Urnen

Im Jahre 1902 erschien in Kovahl, im Auftrage des Provinzialmuseums in Hannover, der damalige Konservator des Museums in Celle, Herr Wilhelm Keetz [4], um zu untersuchen, wie weit sich das Urnenfeld von Darzau über benachbarte Feldmarken ausdehnte. Er machte Urnenfunde bei Quarstedt, in der Feldmark Ventschau, und fragte dann auch in Kovahl um die Erlaubnis zum Nachgraben an. Es wurden diesmal tatsächlich kleinere Funde gemacht. Besonders hat Keetz den kleinen Hügel an der Heidkoppel des Hofes Nr. 2 auf dem „Kakberg“, etwa 200 m vom Weg nach Ventschau, genau untersucht, da er in diesem Hügel ein Hünengrab vermutete. Dieses war jedoch nicht der Fall, sondern man konnte im Innern genau die natürlichen Bodenablagerungen erkennen. Dagegen waren die oberen Schichten mit viel Asche- und Knochenresten durchsetzt, und es fanden sich zahlreiche Urnenscherben. Zweifellos war hier eine alte Begräbnisstätte gewesen. Der Hügel war schon früher durchsucht und auch beim Steineausgraben nicht verschont geblieben, so dass das Resultat ein negatives war. Ein Arbeiter erinnert sich noch, dass er vor Jahren aus diesem kleinen Hügel eine Unmenge Steine ausgegraben hätte, dazu mehrere Töpfe, Asche und Knochenreste, die mit Erde schichtweise übereinander gelegen hätten. Die Urnen, die gefunden wurden, waren alle zertrümmert, sie weisen nach Keetz´s Aussage auf das Alter der früheren Bronzezeit hin (1200 – 800 v. Chr.). Sie sind also älter als die Gräber bei Darzau. Die Außenseiten waren rauh und selten mit Ornamenten verziert, im Gegensatz zu den bei Darzau gefundenen Urnen. Die Innenseite zeigt eine Glasur. Als Beigabe wurde nichts gefunden, nur in einer Urne auf „Lohrs“ waren eine Anzahl Bronzestücke, die höchstwahrscheinlich als Schmuck gedient hatten.

Auf Grund der Funde muss in unserer Feldmark schon eine frühe Besiedelung, wie in der Darzauer Feldmark, stattgefunden haben.

Bemerkenswert ist es, dass bei allen Grabungen niemals Waffen gefunden worden sind, sondern nur Gegenstände der Tracht und häuslichen Arbeit. Die schon vielfach von vielen Forschern ausgesprochene Vermutung, dass Frauen- und Männerfriedhöfe getrennt waren, gewinnt hier an Bedeutung, zumal bei den Ausgrabungen bei Bahrendorf (Hitzacker) nur Waffen gefunden wurden.

In der Neestahler Feldmark sind keine Ausgrabungen, wohl aber Funde gemacht worden; so sind z. B. beim Straßenbau Brandöfen, Feuerstätten, Asche, Knochen und Topfreste gefunden worden. Auf dem Tangsehler Gebiet sind mit Bestimmtheit viele vorgeschichtliche Gräber festgestellt, deren Fundstellen sich ebenfalls vom Bach bis nach Leitstade hinziehen. Bei Kulturarbeiten wurde durch Zufall mancher Fund gemacht.

Bild Strichzeichnung Hünengrab

Besiedelung

Die ringsum ausgedehnten Wälder bis zur Elbe und Göhrde boten ausreichend Gelegenheit zur Lieblingsbeschäftigung der ersten Siedler, zur Jagd und Fischerei. Die Elbe und die nahen Cateminer und Ventschauer Bäche lieferten Fische in Hülle. Außerdem waren günstige Plätze für Anlegung von Wohnstätten und Urbarmachung von Feld und Wiese reichlich vorhanden.

In den beiden ersten Jahrhunderten n. Chr. saßen (nach dem römischen Schriftsteller Tacitus[5]) im Innern Germaniens zu beiden Seiten der Elbe, vom jetzigen Hamburg bis nach Böhmen hinein, die Sueben[6] und Hermionen[7] , die zur großen Stammesfamilie der Westgermanen[8] gehörten.

Die Sueben verbrannten damals Ihre Taten, wie es bei den Germanen schon seit der dritten Periode der Bronzezeit - ungefähr 1800 v. Chr. – allgemein üblich war. Die Knochenreste wurden gesammelt und in Urnen getan, die auf oft sehr großen Friedhöfen beigesetzt wurden. Wie schon vor dem erwähnt, weisen die Urnen der Sueben eine äußerst geschmackvolle Form und Verzierung auf. Besonders charakteristisch für das Suebenvolk ist eine um den oberen Teil des Gefäßes laufende Verzierung aus zwei bis fünf Reihen Punkten, der sogenannten Mäander[9] .

Zur Zeit der Völkerwanderung[10] zogen die Sueben südwärts, und ihre Wohnstätten nahmen die Langobarden [11] in Besitz. Im fünften Jahrhundert wanderten die Sachsen[12] vom Norden kommend, hier ein, während die Langobarden nach Süden abzogen. Gerade unsere Gegend, insbesondere die Stätte des Schieringe Waldes, scheint der Platz blutiger Kämpfe zwischen Sachsen und Lagobarden gewesen zu sein.

Später im siebenten Jahrhundert, aber erschienen in unserer Gegend die Wenden[13] . Sie drangen über die Elbe vor und setzten sich besonders im heutigen Kreis Dannenberg (Hitzacker und Lüchow) fest. Die Einwanderung muss recht bedeutend gewesen sein; denn die ganze Gegend von der Elbe bis nach Clenze und Schnega war bald dicht bevölkert. Viele Wenden wanderten noch weiter nach Westen bis vor Lüneburg zur Ilmenau. Noch heute findet man in diesem Gebiet slawische (wendische) und sächsische Ortsnamen durcheinander, so z.B. im Kreis Lüneburg: Wendisch-Evern und Deutsch-Evern

Während diese Einwanderung sich friedlich vollzog, hatten die Wenden später heftige Kämpfe gegen ihre Nachbarn auszustehen. Im Verlauf dieser Kämpfe wurde das Land zwischen Ilmenau und Kateminer Bach von den Sachsen zurückerobert, und letztere bildete die Grenze zwischen Wendland und Sachsen. Auf dem zurückeroberten Gebiete blieben jedoch noch verschiedene Wenden wohnen, die ihre Kultur und Sprache noch eine Zeitlang behaupten konnten.

Hier auf diesem völkergeschichtlich bedeutsamen Boden liegen die vier kleinen Orte unserer Ge-meinde: Kovahl, Neestahl, Tangsehl und Nüdlitz, die zweifellos alle auf wendischen Ursprung zurückzuführen sind. Wenn hier auch ursprünglich langobardische und sächsische Niederlassungen vorhanden waren, wie die gefundenen Gräber beweisen, so wurden diese doch beim Herannahen der Wenden von ihren Einwohnern verlassen, oder besser letztere haben sich mit den Wenden verschmolzen.

Bild Handzeichnung Kovahler Feldmark

Flurnamen

Für den wendischen Ursprung unserer Dörfer zeugen besonders die Namen derselben und zum Teil auch die Benennungen ihrer Fluren, die ebenfalls slawisch – wendische Bedeutung haben, so z. B. die Namen:

Bansfeld = blana, Gras
Moorfeins = altslaw. Morava = Rasenplatz
Strau = Quellort, fließen
Prauns = Prano od. Prauno, Morast, Dreck
Leischpol = altslaw. Licn od. leisicn = Fuchs
Taternberg = Täter, Ziegeuner
Kritsberg = Schreiberg

Außerdem lässt sich bei Kovahl noch die hufeisenförmige, wendische Dorfanlage nachweisen. Als weiteres Zeugnis möge noch gelten der wendische Haken, der noch bis zur Verkoppelung, also bis 1842, neben dem deutsche Pflug seine Bedeutung in der hiesigen Gegend hatte. Auch besaß kein Einwohner Kovahls, wie alle alten Wenden, nirgend ein Anrecht auf eine Holzung (Almende[14]) Die Nachbardörfer hatten z. B. ein Weiderecht in der Göhrde oder im damals bis zum Schieringen rei-chenden Barmbeck.

Alle diese Denkmäler aus vergangener Zeit sprechen eine genügend deutliche Spreache, als älteste und zuverlässigste Urkunde von einer sehr frühen Besiedlung meiner jetzigen Heimat.

Bild Heideweg mit Schafstall

Der Ort Kovahl

Ursprung

Kovahl kann auf eine sehr alte Tradition zurückblicken. Es wird zweifellos in älterer Zeit von Wen-den bewohnt gewesen sein. Hierfür spricht zunächst der wendische Ortsname. In der wendischen Sprache bedeutet Kovahl = Schmiede. Altslawisch – Kov, Kovati = Schneider, Kovalu = Schmiede. In Polen gibt es einen Ort Kovahl und ein Kovahle. Ein anderer Ort gleichen Namens ist Kovahl bei Dammerhütte in Mecklenburg.

Außer der Namensklärung spricht noch die Bauart des Dorfes für einen wendischen Ursprung. Bis ungefähr 1750 ließ sich noch deutlich die Hufeisenform des Dorfes erkennen, obwohl die Bewohner längst echte Niedersachsen waren. Die Häuser hatten damals schon Pferdeköpfe am Giebel, wie es uns die alte Chronik berichtet. Stand man in der Mitte des Dorfes am Schäferkaten, so konnte man die Herdfeuer auf dem Fleet brennen sehen.

Die älteste Nachricht von Kovahl erhalten wir aus einer Urkunde aus dem Jahre 1489. Der Ritter Johann von Hitzacker verkaufte dem Abt Werner des St. Michaelisklosters in Lüneburg die Hälfte eines wüsten Halbhofes „binnen dem Dorpe to Kovahl“ auf Wiederverkauf.

Die Herren von Hitzacker auf Dötzingen hatten nicht nur allein über diesen angegebenen Hof, sondern auch über alle anderen Höfe in Kovahl von alters her das Allodium[15] (freies Verfügungsrecht). In den ältesten Lehnregistern der Herzöge von Lüneburg von den Jahren 1330 – 52, wo die Herren von Hitzacker mit vielen Höfen im Wendlande und im Bardengau[16] belehnt wurden, kommen Höfe in Kovahl nicht vor. Es beweist, dass es keine Lehnshöfe der Lüneburger Herzöge waren, sondern die Herren von Hitzacker waren hier Grundeigentümer. Sie besetzten die Höfe mit Gutsleuten und „Meiern“. Ursprünglich hatte Kovahl nicht wie jetzt vier, sondern wie mit Gewissheit festzustellen ist fünf, aus mündlicher Überlieferung sogar sechs Höfe. Die alten Grenzen sind beider Verkoppelung nicht verlegt worden, und so lasst sich noch die alte, ursprüngliche Dorfanlage mit ihren sechs Hofplätzen feststellen. Dadurch, dass zwei Höfe eingegangen sind, sich dafür aber die anderen Höfe ausgedehnt haben, hat das Dorf im Zusammenhang mit Neestahl ein ganz anderes Bild bekommen.

Der Eingang war im Norden. Hier dehnt sich auch heute in voller Größe der Dorfbrink aus, der jetzt als Schweineweide dient. Nach Süden hin war nur eine schmale Durchfahrt, so dass zwei Wagen nicht aneinander vorbeifahren konnten.

Bild Niedersächsische Bauart

Die einzelnen Höfe

Der älteste eingegangene Hof wird im Volksmund als „Lausche – Hof“ bezeichnet. Die Koppel „Laubusch“ soll ihren Namen daher tragen. Es ist anzunehmen, dass der in der Urkunde von 1489 angegebene Halbhof der erste Hof in Kovahl war. Er war damals schon geteilt und wurde von Nachbarhöfen aus bewirtschaftet, mit denen er später verschmolzen ist, und mit den jetzigen Höfen Nr. 3 und 4. Die Hofstelle lag nämlich zwischen diesen beiden Höfen, und diese hatten, wie schon erwähnt, Zinsen zu zahlen. Der Hofplatz selber aber ist von den Höfen Nr. 1 (Karstens) und Nr. 3 (Täger) geteilt worden.

Der fünfte Hof ist nach Erzählungen der Bansesche Hof, es soll also ein gewisser Banse Besitzer gewesen sein. Aus alten Urkunden geht hervor, dass der Hof wüst gelegen hat. Dieser Hof ist dann aufgeteilt worden, und zwar der Hofplatz an Hof Nr. 4 und die Ländereien an den Hof Nr. 2. Genaue Nachrichten über die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges[17] haben sich in unserem Ort nicht erhalten. Andere Begebenheiten und Ereignisse haben sich in den folgenden Jahren verwischt. Sie sind in Vergessenheit geraten. Soviel ist jedoch gewiss, dass unser Dorf wie die Dörfer der Umgebung furchtbar gelitten hat. Schwere Seuchen suchten die Gegend heim. Räuberndes Gesindel und Marodeure[18] stahlen den Bauern Vieh und Futter. Die Bewohner wagten nicht, am Abend Licht zu machen, um ja nicht umherstreifende Banden anzulocken.

Meierverwaltung

Als nach dem Kriege wieder geordnete Verhältnisse herrschten, gelang es der Gutsherrschaft, die Höfe in Kovahl mit Meiern[19] zu besetzen. Die Ländereien wurden so verteilt, dass vier ziemlich gleiche Halbhöfe entstanden, die eine jährliche Prästande[20] an die Gutsherrschaften zu entrichten hatten.


Die Kovahler „Zehnten[21] “ und Dienste sind mutmaßlich schon im 15. oder 16. Jahrhundert in Gutgefälle[22] umgewandelt worden. Ein altes Quittungsbuch aus dem Jahre 1730 gibt uns die älteste und bestimmte Nachricht (an) über Gutsgefälle, die ein Kovahler Hof damals an das Gut Dötzingen[23] zu leisten hatte. Die Quittung lautet wörtlich:

„Anno 1730 auf Michaelis“
Vor der Ernte, Dienst 1 Thaler[24]
Pacht, Roggen 12 Hpt.[25] , [26]
Pacht, Hafer 18 Hbt.
Hühner 3 Stück

Obiges hat frantz hinrich Tegder aus Kovahl anno cursentis entrichtet.
E. A. C. v. Hitzacker

Bild Wahrzeichen des Niedersachsenhauses

Schiebungen und Betrügereien kamen auch schon damals vor. So geschah es, dass das abgelieferte Korn unrein war. Der Lieferant wurde ermahnt und gegebenenfalls auch bestraft. So wird uns mitge-teilt: Am 22. September 1752 hatte der Gutsmann schlechten Hafer, der ganz unrein war. Er hat ihn wieder mitnehmen müssen und hat solchen Hafer gleich nach dem Fest (Weihnachte) gereinigt zu liefern oder ihn zu bezahlen.

Die Zeiten des Siebenjährigen Krieges[27] brachte für unsere Gegend keine Verheerungen, jedoch harte Prüfungen mit sich. Fürdie damaligen Verhältnisse mussten hohe Kriegssteuern und Kontributionen an das Amt Bleckede bezahlt werden, so dass es dem Gutsmann schwer wurde, das Geld zu beschaffen. Zwar wurden die gutsherrschaftlichen Gefälle an Naturalien stets richtig abzuliefern versucht, jedoch scheint es ihm schwer geworden zu sein, das Bargeld auch immer zum richtigen Zeitpunkt abzuliefern. Sein Gutsherr drohte ihm im Quittungsbuch mit Strafe, wenn er das Geld wieder in Zwei-Groschen-Stücken ablieferte; es müsse in Kassenmünzen gezahlt werden, wie es jedes Mal gebräuchlich gewesen ist.

Das Jagdlager war eine alte Verpflichtung der Hitzacker Herren auf Hof Nr. 2. Das Jagdgefolge musste hier bewirtet werden. Interessant sind auch die Deichwachen, die unsere Vorfahren um diese Zeit längs der Elbe leisten mussten. Die Kovahler Höfe waren verpflichtet, sowohl beim Ausbessern des Deiches, als auch bei Hochwasser Deichwachen zu leisten und Faschinen zu liefern. Die langen Dienstfuhren nach Lüneburg mussten jährlich geleistet werden und nahmen zwei Tage in Anspruch. Die Fahrten hatten im Laufe der Zeit betreffs der Fracht eine ganz bestimmte Folge. Der Hof Nr. 3 fuhr Kalk nach Dötzingen. Die Höchstlast betrug 3 Tonnen. Der Hof Nr. 2 fuhr nur Möbel. Eine andere Handdienstleistung, welche auf allen der vier Höfen in Kovahl ruhte, war der sogenannte „Sägedienst!“. Hierbei mussten von den vier Bauern die schweren Arbeiten beim Holzsägen in Dötzingen verrichtet werden. Im Jahre 1833 werden diese Sägedienstleistungen durch Zahlung von 10 Thalern aufgehoben.

Neben der Herrschaft des Lehngutes Dötzingen waren die vier Kovahler Höfe auch noch dem Hause Bleckede dienstverpflichtet. Der Ursprung dieser Dienstpflicht beruht auf dem Gerichtswesen, das über unser Dorf von der Burg Bleckede[28] herabging, zu deren Erhaltung und Instandsetzung fast alle Dörfer des Amtes verpflichtet waren. Später, nach dem Eingehen der Burg, gingen diese Dienste an den Domänenfiskus über.

Pröven

Außer diesen Gefällen und Zinsen kamen in unserer Gemeinde noch folgende feststehende Geld- und Naturalleistungen, die sogenannten „Pröven“ an Pfarre, Küsterei und Schule vor.

1. An das Pfarramt in Nahrendorf:
a) Ein Veertidengeld (Vierzeitengeld) in Höhe von einem Groschen für eine erwachsene Person plus vier Groschen für Gebäude.
b) Einen Flachsknoten zur Unterhaltung der Glockenstränge.
2. An die Küsterei zu Nahrendorf:
Ein Himbten Roggen und zehn Eier.
3. An die Schule in Kovahl:
Ein Brot, eine Wurst, ca. zwei Ellen lang, Anfuhr von Brennmaterial, für jedes Kind im Winter zwölf ggr.[29] (1,50 Mark), im Sommer die Hälfte.
4. An den Magistratsdiener in Dahlenburg:
Ein Brot oder sechs ggr. (jährlich).

Verkoppelung

Die Verkoppelung ist durch eine amtliche bestätigte Kommission vorgenommen worden. Die Ver-koppelung der Kovahler Gemarkungen wurde schon sieben Jahre vor der des Nachbarortes[30] durchgeführt, also 1849. Als nun die Verkoppelung angeregt wurde, stand es jedem der vier Höfe frei, seine bisherigen benutzten Holzungen vorher abzutreiben und für sich zu verwenden.

Dass die Kovahler Feldmark damals einen recht beträchtlichen Holzbestand an starken Eichen und Buchen aufzuweisen hatte, ergibt sich aus einer am 10. Dezember 1849 abgehaltenen Holzauktion. Hiervon ist eine Abrechnung erhalten. Es wurde ein Gewinn von insgesamt 346 Thalern und 10 ggr. Erzielt. Diese Summe ist unter die vier Höfner gleichmäßig verteilt worden. Außerdem bekam Steinhauer noch für selbstverkauftes Holz ?64 rf.?, 4 ggr. Dieses zusammen sind nach damaligen Verhältnissen recht bedeutende Summen.

Das Maß, nach der die Teilung vorgenommen wurde, war der zehnjährige Durchschnitt der auf den Gemeinheiten weidenden Kühe. Die von den vier Höfnern und der Schule gemeinschaftlich benutzten Reviere enthalten nach § 17 des Teilungsplanes:

1. Die Weidenutzung auf den Gemeinheiten = 34,2099 Kuhwerte
2. Die Weidenutzung auf den Brach- und Stoppelweiden = 13,2699 Kuhwerte
3. Die Weidenutzung auf den offenliegenden Wiesen = 1,5429 Kuhwerte
4. Die Plaggenhiebnutzung[31] auf der Gemeinheit = 16,4200 Kuhwerte
Zusammen = 65,4321 Kuhwerte

Von den einzelnen Begebenheiten bei der Verkoppelung lässt sich wenig erzählen, da die Teilnehmer alle verstorben sind.

Einige Überlieferungen mögen folgen. Vor allen Dingen mussten zuerst die Grenzen der Kovahler Feldmark festgestellt werden. Hier liegen Schwierigkeiten zwischen den Feldmarken Neeastahl und Breese vor, weil diese Gegend aus Heide bestand und man die Grenze nicht genau angeben konnte. Mit den Neestahler Nachbaren hatte man sich schnell geeinigt, nur mit den Breeser Nachbaren waren bei den Verkoppelungen mit Streitigkeiten entstanden. Die Breeser behaupteten, ihr Grundeigentum ginge noch diesseits über die „Langen Berge“ (Taternberg) bis zum Eichendorfer Wege (Eichendorfer Mühlenweg über Kovahl nach Darzau). Von den vier Höfnern in Kovahl war Steinhauer der älteste und vertrat das Recht der Kovahler. Die wollten noch jenseits der „Langen Berge“ den Tangsehler Totenweg als Grenze haben. Schließlich einigte man sich auf den Kamm des Berges, wo auch heute noch die Grenze verläuft.

Ausgeschlossen von der Verkoppelung blieb:

1. Der „Dorfbrink“, der als Schweineweide und zur Anpflanzung von Hartholz diente.
2. Die im Rezess näher angegebenen Plätze (Gemeinheiten) zur Entnahme von Lehm, Mergel, Sand usw. Die Gemeinheit „vor Holz“ sollte als Schweineweide und die Wasserlöcher als Flachsroten[32] dienen.
3. Ferner alle eingefriedigten Gärten, Wischhöfe und Kampen im Dorfe.

Feuer

r ein größerer Brand war in Kovahl Jahrhunderte hindurch nicht vorgekommen. Da brannte im Jahre 1870, am 1. September, gerade als der Besitzer in Bleckede war, das Karstensche Wohnhaus vollständig ab. Der größte Teil der Ernte wurde dabei vernichtet. Der Brand ist bei einigen Alten noch lebhaft in Erinnerung. Eine Feuerwehr und Spritze hatte die Gemeinde noch nicht. Durch den Westwind kam besonders die Steinhauerische Scheune in Gefahr. Durch Überbreiten von nassen Tüchern schützte man sie vor Funkenflug.

Straßen

Ein Schadenfeuer oder ein größerer Brand war in Kovahl Jahrhunderte hindurch nicht vorgekommen. Da brannte im Jahre 1870, am 1. September, gerade als der Besitzer in Bleckede war, das Karstensche Wohnhaus vollständig ab. Der größte Teil der Ernte wurde dabei vernichtet. Der Brand ist bei einigen Alten noch lebhaft in Erinnerung. Eine Feuerwehr und Spritze hatte die Gemeinde noch nicht. Durch den Westwind kam besonders die Steinhauerische Scheune in Gefahr. Durch Überbreiten von nassen Tüchern schützte man sie vor Funkenflug.

Der Ort Neestahl

Namensklärung

Von dem Orte Neestahl sind ältere urkundliche Nachrichten nicht aufzufinden, erst aus dem Jahre 1607. Die Vermutung, dass der Ortsname Neestahl so viel als „Neue Stelle“ bedeuten soll und eine spätere Ansiedlung in der Nähe Kovahls wäre, ist nicht ganz unbegründet. Es bedeutet nach Professor Bückmann die Endsilbe „stahl“ oder „stell“ so viel wie Stelle oder Platz. Nach seiner Ansicht ist ein slawischer Personenname in dem Orte Neestahl nicht enthalten.

Entstehung der Höfe

Ursprünglich sind die beiden Neestahler Höfe, denn um zwei handelt es sich, nur sogenannte „Brinksitzhöfe“ gewesen. Die Brinksitzer[33] waren im Mittelalter kleine Bauern. Ihr Besitztum bestand aus einem kleinen Hause, dem sogenannten „Brinkkaten“ mit dem dazugehörigem Ackerland, Wiesen und Weiden. Sie wohnten meistens neben einer anderen Dorfgemeinde, auf dem “Anger“ oder „“Bauernbrink“ und waren Neusiedler. Ihre landwirtschaftliche Tätigkeit erstreckte sich im Lüneburgischen hauptsächlich auf den Flachs- oder Hanfanbau.

Aus solchen kleinen „Brinksitzern“ scheinen die beiden Neestahler Höfe tatsächlich hervorgegangen zu sein. Ihre alten Ländereien zu beiden Seiten des Weges nach Pommoisel eigneten sich vorzüglich zum Anbau von Flachs und Hanf.

Die beiden Höfe in Neestahl bildeten eine besondere Gemeinheit für sich.Sie hatten mit dem nahen Kovahl und dem nicht sehr weit liegenden Tangsehl in Bezug auf Anrechte und deren Feldmarken nichts zu tun. Die beiden Neestahler „Brinksitzer“ waren jedenfalls Neuansiedler, die ihren Betrieb erst nach und nach durch weiteres Ausdehnen ihrer Flurrechte und Kultivierungen von Ödland und Heide allmählich vergrößerten.

Eine bedeutende Vergrößerung ihres Betriebes erwarben die beiden Neestahler Höfner durch die Mitnutzung des „Papenfeldes“ mit den beiden Höfen in Tangsehl zusammen.

Die Übernahme und Mitbenutzung erfolgte nach mündlicher Überlieferung schon vor etwa 250 Jahren. Das „Papenfeld“, eine ca. 452/4 ha große Flur, soll die Feldmark des im Dreißigjährigen Kriege untergegangenen Dorfes „Nausehl“ sein, das ehemals unterhalb Tangsehls am Bach gelegen haben soll. Diese Feld ist noch heute der Pfarrkirche zu Nahrendorf zinspflichtig. Hierdurch hat das Land auch wahrscheinlich den Namen „Papenfeld“.

Verkoppelung

Die Verkoppelung des „Papenfeldes“ wurde von den beiden Neestahler und Tangsehler Interessenten schon im Jahre 1856 durchgeführt. Die amtliche Kommission bestand aus den Herren Oberregierungsrat Wendt, Bleckede, und Landesökonomierat Hammelmann aus Uelzen. Die Vermessung leitete der Landesvermesser Brockelmann.

Die Aufteilung verlief ohne Streitigkeiten. Der Rezess wurde am 5. April 1851 unterschrieben und am 24. April 1851 von der Regierung bestätigt.

Erst zehn Jahre später erfolgte die Verkoppelung der alten Neestahler Feldmark, und diese war somit die letzte in unserer Gemeinde.

Warum Kovahl – Neestahl

Wer meinen Aufzeichnungen bisher aufmerksam gefolgt ist, wird sich vielleicht fragen, aus welchem Grunde ich zwei Orte erwähnt habe – Kovahl und Neestahl -, wo ich doch in Kovahl wohne. Aber wie alles begründet werden kann, so liegt auch hier ein Grund vor. Die beiden Orte haben viel Verbindendes miteinander, so dass man sich heute nicht einen Ort ohne den anderen denken kann. Hält man noch kurz einen geschichtlichen Rückblick, so merkt man, dass diese beiden Orte in der längst vergangenen Zeit noch keine gemeinschaftlichen Beziehungen zueinander hatten. Erst 1876 änderte sich das Bild, als das Bürgermeisteramt nach Neestahl verlegt wurde, und somit Kovahl politisch von Neestahl verwaltet wurde. Dieses war schon ein kleiner Schritt zur Verständigung. Heute liegen die Verhältnisse jedoch wesentlich anders. Die Gründung einer „Freiwilligen Feuerwehr“ war ein weiterer Fortschritt zur Vereinigung der beiden Orte, weil die Wehr aus Ansässigen beider Orte bestand. Eine Tischlerwerkstatt hat in wirtschaftlicher Beziehung dazu beigetragen. Nicht zuletzt möchte ich noch die im Jahre 1949 gebaute Zentralwasserversorgung erwähnen, die ebenfalls die beiden Orte voneinander abhängig gemacht hat.

Schule

Vergangenes

Das Schulwesen wird schon ziemlich früh in unserem Ort Eingang gefunden haben. Vor dem ersten Schulbau gingen die Kinder jedoch nach Nahrendorf zur Kirche, wo Mönche den biblischen Unterricht versahen, da es sich um diese Unterrichtsart handelte. Das älteste Schulgebäude, welches wohl mehr mit einer Kate verglichen werden könnte, weist im Türpfosten die Jahreszahl 1740 auf. Zur Schule gehörten die Orte Kovahl, Neestahl, Ventschau, Moislingen, Sammatz, Quarstedt und Darzau. Darzau gehörte eigentlich nicht zur Schulgemeinde Kovahl, jedoch gingen die Kinder gegen Zahlung eines „Fremdenschulgeldes“ hier zur Schule. Mancher wird sich nun vielleicht fragen, wie konnten die Kinder von sieben Dörfern in einem kleinen Schulraum untergebracht werden. Einmal waren es kleine Orte, und zum anderen gingen damals nicht alle Jugendlichen zur Schule. Eine Schülerstatistik berichtet uns, dass im Jahre 1813 57 Kinder nach Kovahl zur Schule gegangen sind. Fast hundert Jahre nach Inbetriebnahme der Schule, 1830, verkaufte man das alte Haus wegen Baufälligkeit nach Göddingen (bei Bleckede), wo es noch heute in seiner einstigen Form und Bauart erhalten geblieben ist.

Bild: Die wegen Baufälligkeit auf Abbruch nach Göddigen im Jahre 1830 verkaufte Schule

Ein neues Schulgebäude trat an seine Stell. Anfangs enthielt es nur ein Schulzimmer, eine Stube und eine Kammer, bis 1858 an der Ostseite und dann später 1882 an der Westseite angebaut wurde. Mit der Einrichtung der neuen Schule wurden die Lebensverhältnisse des Dorfschullehrers besser, allerdings erst allmählich. Die Nebenberufe des Lehrers wie Tischler, Drechsler und Schneider hörten auf, nachdem 1848 das Gehalt von 60 Thaler jährlich auf 110 Thaler erhöht wurde.

Aus der Gegenwart

Die Ortschaft Quarstedt wurde 1910 von der Schulgemeinde Kovahl abgetrennt und der Schule Neudarchau angegliedert.

Im Jahr 1924 passierte dann das große Unglück. Das Schulgebäude stand plötzlich in Flammen. Es war am 9. Mai, und wie es das Unglück will, stand das Schulgebäude leer, so dass nicht so schnell Hilfe geholt werden konnte. Da das Haus ein Strohdach hatte, auf dem Boden Heu und Stroh lagerte und ein frischer Wind wehte, griff das Feuer rasch um sich und dehnte sich bald auf den mit Ziegeln gedeckten Teil des Unterrichtsraumes aus. Das Feuer entfachte sich derart, dass auch die herbeigeeilten Wehren das Gebäude nicht mehr zu retten vermöchten. Die Schulstubendecke stürzte plötzlich ganz ein, so dass sämtliches Schulinventar und alle Akten und Urkunden im Feuer blieben.

Der Unterricht wurde in einem Privatgebäude fortgesetzt. Nach Verteilung der Zeichnungen und Arbeiten konnte der dritte Schulbau im Hebst desselben Jahres noch fertiggestellt werden. Am 8. Dezember 1924 wurde die Einweihung vorgenommen.

Durch den Zustrom von Flüchtlingen nach dem letzten Kriege stieg die Schülerzahl der hiesigen Schule von 35 auf 130 Schüler. So konnte sich der Schulvorstand nicht der dringenden Notwendigkeit der Schaffung eines zweiten Klassenraumes verschließen. Nach langen Verhandlungen wurde der Plan durchgeführt, das Ostgiebelende, in dem sich die erste Lehrerwohnung und ein Teil des Stalles befand, als Klassenraum auszubauen. Die erste Lehrerwohnung wurde zum Teil im Obergeschoß ausgebaut. Gleichzeitig wurde der baufällige Stall abgebrochen und erneuert. Ein großer Gewinn für die hiesige Schule war damals der Anschluss an das Ortswassernetz. So war Kovahl damals die erste Landschule des Kreises, die einen Duschraum zur Verfügung hatte. Das Bauvorhaben wurde in den Jahren 1950/51 durchgeführt. In den letzten Jahren sank durch die Umsiedlung vieler Flüchtlinge die Schülerzahl und beträgt z. Zt. 60 Schüler. Statistiken zeigen, dass damit wohl der tiefste Stand der Schülerzahl erreicht worden ist. Trotz der ungünstigen Verkehrslage unseres Schulortes werden alljählich eine Anzahl Schüler an weiterbildende Schulen abgegeben.

Schluss

Ich glaube, hiermit den Gang der Entwicklung in der Geschichte meines Heimatortes im Laufe der Zeit gekennzeichnet zu haben.

Es ließe sich noch manches über Baustil, bäuerliche Wirtschaft, Sitten und Gebräuche, Mundart, Familienkunde und Tradition meiner Heimat sagen, doch wollte man alle Einzelheiten beschreiben, so würde die Arbeit weit über den Rahmen des Ganzen hinausgehen, und das ist ja nicht der Sinn dieser Hausarbeit.

Der Umstand, dass man sich mit der Geschichte seiner Heimat einmal näher befasst, wirkt fördernd auf die Heimatverbundenheit und damit auf die Verwurzelung mit der heimatlichen Scholle.

Wolfgang Kraemer, Kovahl 1959

Quellenangaben

1. Chronik der Gemeinde Kovahl
2. Eine Privatchronik
3. Schulchronik der Schule Kovahl
4. Urkunden und Erinnerungen alter Einheimischer


Fußnoten

  1. Wolfgang Kraemer, * 26.12.1941 in Meißnersrode, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, † 24.09.1971 in Hamburg
  2. 2,0 2,1 Christian Hostmann: Der Urnenfriedhof bei Darzau in der Provinz Hannover, 129 Seiten, Verlag F. Vieweg und Sohn, 1874 (23.06.2014)
    Christian Hostmann: Über altgermanische Landwirtschaft, 78 Seiten, Verlag Huth, 1855 (23.06.2014)
  3. Mäanderverzierung in Google Books, von Hans Philipp, Vor- und Frühgeschichte des Nordens und des Mittelmeerraumes, Seite 59 (28.11.2014)
  4. Urne aus Darzau/Ventschau, in: [1] (23.04.2013)
  5. Germania des römischen Schriftsteller Tacitus, Artikel Germania_%28Tacitus%29. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.06.2014) und
    Publius Cornelius Tacitus, Artikel Tacitus. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.06.2014)
  6. Sueben, in: Artikel Sueben. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.04.2013)
  7. Hermionen, Artikel Herminonen. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.04.2013)
  8. Liste der germanischen Stämme Artikel Liste_der_germanischen_Stämme. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.04.2013)
  9. Mäander, Artikel Mäander_(Ornamentik). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.04.2013)
  10. Völkerwanderung, Artikel Völkerwanderung. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. ( 23.04.2013)
  11. Langobarden, Artikel Langobarden. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.04.2013)
  12. Sachen, Artikel Sachsen. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.04.2013)
  13. Wenden, Artikel Wenden. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (23.04.2013)
  14. Allmende, Artikel Allmende. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  15. Allod, Artikel Allod. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  16. Bardengau, Artikel Bardengau. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  17. Dreißigjähriger_Krieg. Artikel Dreißigjähriger_Krieg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013) )
  18. Marodeur, Artikel Marodeur. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  19. Meier, Artikel Meier. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (20.04.2013)
  20. Prästande, Artikel, "Der Peußische Staatsanzeiger": [2] (24.04.2013)
  21. Zehnt, Artikel Zehnt. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  22. Stammgutsgefälle, Geschichtliche Entwickelung des Staatsrechts: [3] (24.04.2013)
  23. Das Gut Dötzingen: [4] (20.04.2013)
  24. Taler, Artikel Taler. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  25. 1 Scheffel = 4 Himbten = 124,57908 Liter, Hpt. = Himbten
  26. s. Online-Lexikon, Himbten: [5] (24.04.2013)
  27. Siebenjähriger Krieg, Artikel Siebenjähriger_Krieg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  28. Elbschloss Bleckede, Artikel Elbschloss_Bleckede. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  29. Groschen, Artikel Groschen. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  30. Neestahl
  31. Plaggendüngung, Artikel Plaggendüngung. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (24.04.2013)
  32. Flachsrotten, [6] (24.04.2013)
  33. Knüver (Berufsbezeichnung) (24.04.2013)

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