Nattkischken, Krieg und Flucht
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Krieg, Flucht und schmerzliche Verluste
Überliefert von Jörg Schiller
Vorabend des Einmarsches nach Litauen 1941
Meine Großmutter Emma SCHILLER, geb. Neumann erzählte mir, dass am Vorabend des Einmarsches nach Litauen, Soldaten in Nattkischken einquartiert waren.
Die Offiziere fragten, ob sie in Omas Haus ihre Karten ausbreiten dürften. Der Grund war, ihr Haus stand etwas erhöht (siehe Plan Nattkischken),
so dass die Offiziere gut nach Sarteningken (Litauen) blicken konnten.
Im laufe des Abends wurde meine Großmutter gefragt, ob sie nicht ein paar Eier in die Pfanne hauen könne. Hat sie auch getan. Anschließend war sie sauer, denn keiner
der Offiziere hat sich bedankt.
Sie sagte, wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich denen die Eier um die Ohren gehauen.
Der Mann wird vermisst
23. März 1944 Hermann SCHILLER
wird durch den Oberleutnant und Kompanieführer als vermisst gemeldet. Das nebenstehende Anschreiben erhielt Emma Schiller an ihre Postanschrift.
Die Angaben über die Dienststelle oder Einheit und dem Ort, an dem die Benachrichtigung abgefasst wurde, ist nicht mitgeteilt worden. Wenigstens die Einheit, der Hermann Schiller angehörte, konnte ausfindig gemacht werden. Es war die 1.Kompanie des Reserve-Bataillons 488[1].
Flucht 1944
Flucht meiner Großmutter nach Westen
Diesen Ablauf der Flucht habe ich vor Jahren geschrieben! Es ist in Stichworten verfasst!
Juli 1944 , sind sie nur eine Nacht geflohen, nach dem Anschlag auf Hitler, wurden in einer Scheune, weg von der Grenze, untergebracht,
am nächsten Tag ging es wieder nach Hause.
Im Herbst 44 endgültig geflohen, wurden von Verwandten mit dem Wagen abgeholt. ein paar Tage waren sie unterwegs. kamen in ein altes Haus.
Auf dem Stroh auf dem Boden haben sie übernachtet. in der Nacht hinter Tilsit, Richtung Westen, wurde vom Russen ein Mun-Depot 1) gesprengt, die Türen und Fenster sind rausgeflogen, Oma und Mama waren auf dem Boden.
Am nächsten Tag mussten sie auf dem Fußboden einer Schule übernachten, es gab Matratzen, es war ein Sammelplatz für Trecks. Im Kreis Bartenstein.
In Bartenstein geblieben bis Neujahrstag 1945. Info: Soldaten kamen mit Verwundeten und Panzern, die Russen kommen gleich.
Sie sollten zum Bahnhof, ging nicht, wurde bombardiert.
Mit Brühlings (Nachbarn Nattkischken) Franzosen-Kutscher (Kriegsgefangener) sind sie weggefahren, wurden vom Burschen zum Übernachten gefahren, auf dem Fußboden geschlafen.
In der Nacht hat es geschneit, am nächsten Morgen ging es zum Bahnhof.
Nach der Zugfahrt wieder ein paar Tage in einer Schule geblieben, blieben ein paar Tage, nachts war über Ostpreußen der Himmel hell erleuchtet.
Kanonen gingen ununterbrochen und Soldaten zogen vorbei.
Anschließend wurden sie von Soldaten auf einem Anhänger mitgenommen, am nächsten Morgen, kalt, haben Decken bekommen, Richtung Königsberg,
zwischendurch in einer Käserei übernachtet, nichts zu Essen bekommen
Flugzeuge beschießen die Lkw, Soldaten springen in den Schnee, Oma konnte mit Mama nicht springen, blieben auf Lkw.
Am Haff bei einer alten Fischerfrau übernachtet, diese blieb dort, saß im Sessel,
es wurde von den Soldaten ein Schwein geschlachtet und Oma briet Koteletts für die Soldaten.
Wurden am nächsten Tag von Militär - Lkw mitgenommen, nach Braunsberg, wurden zum Essen eingeladen.
Am nächsten Morgen (mit Volkssturmwagen) mit Notbrücken übers Eis auf dem Haff, wieder zu einem Fischerhaus, alles voller Militär,
einer Stand auf und gab Oma und Mama Platz, waren beide übermüdet, sind sofort eingeschlafen
weiter über die Weichsel nach Westpreußen, mit Volkssturmwagen,
übernachtete in einer großen Kirche, alle Bänke voll, viele Leute haben geweint, ganze Familien im Haff verloren.
Eine Frau plünderte am Bahnhof, wurde neben dem Wagen erschossen.
Bei Nachbarn aus Nattkischken (Lorenscheit) auf dem Planwagen mitgenommen,
abends irgendwo rangefahren, Essen bei Militär, Oma bekam Gesichtsrose, war schon in der polnischen Ecke (wie sie sagte).
Oma bekam Spritze im Krankenhaus, Oma bekam Schüttelfrost, Nonnen wollten Oma das Kind (meine Mutter) wegnehmen, Oma sagte nein.
Mama sagte, da bleiben wir (warm, gab etwas zu Essen).
Am nächsten Morgen kam Verwandtschaft um Oma abzuholen.
Sind mit dem Zug nach Penzlin, Mecklenburg gefahren,
Oma ging dort zu Leuten aus Ostpreußen, schliefen auf dem Boden.
Sind mit dem Zug weitergefahren, Bürgermeister besorgte Platz im Zug, mit dem Zug nach Westen, war ein Viehwagon, war voll Stroh, sind mehrere Tage und Nächte gefahren.
Die Bilder und der Brief sind leider die einzigen Dokumente die die Flucht überstanden haben.