Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/53

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Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
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ich: „Brüder, laßt uns den Zweck unserer heutigen Versammlung nicht aus dem Auge verlieren; laßt uns die Frage untersuchen und beantworten, ob es recht und nöthig sei, sich von der Kirche zu trennen.“ Nun entstand folgender Wortwechsel zwischen den kirchlichen Brüdern und den Separatisten.

       Separatisten (aufstehend): Wir können auf Vater Lindl und Jakob nichts kommen lassen. Daß die Kirche schrecklich verfallen ist, könnt ihr gar nicht läugnen; die gottlosesten Menschen werden ohne Unterschied zum Abendmahl zugelassen; die Pastoren und Schullehrer sind Lohnknechte und Miethlinge, die sich um die Heerde nicht kümmern, sondern nur sich selbst weiden.

       Brüder: „Es sei ferne von uns, daß wir sollten Lindl und Jakob richten: wir lassen Beide dem Herrn stehen, wissen auch, daß es Lindl treu und redlich meint; aber Lindl und Jakob sind auch nicht der Heiland, sie sind Menschen, und irren ist menschlich. Die Geschichte zeigt uns, daß erleuchtete Männer in einzelnen Stücken und Nebendingen geirrt haben. Es steht auch geschrieben: In allen seinen Boten findet der Herr Thorheit, und unser Erkennen ist Stückwert. Es ist also möglich, daß Lindl und Jakob in Hinsicht der Separation, d. h. Absonderung, und in Hinsicht des Termins der Wiederkunft des Herrn, irren. Daß der Feind so viel Unkraut auf den Kirchenacker gesäet hat, und in der Kirche selbst so Vieles ist, was nicht sein sollte, beklagen und beseufzen wir selbst. Allein daß ist noch kein Grund zur Separation, wie ihr vorgenommen habt. Der Herr hat gesagt: „laßt Unkraut und Weizen mit einander wachsen bis zur Ernte.“ Die jüdische Kirche war so sehr, wo nicht ärger verfallen, als die christliche, und doch schieden der Herr und seine Apostel nicht von ihr aus, sondern haben sich allen von Gott gegebenen Ordnungen unterworfen und im Tempel und in allen Bethäusern, wo alle Juden zusammen kamen, öffentlich gelehrt; ja, der Herr hat sogar um den äußern Tempel sehr geeifert. Sie blieben, bis sie hinausgeworfen wurden. So lange also in der allgemeinen Kirche das Evangelium rein und lauter gepredigt wird, und die Sakramente nach der Einsetzung unseres Herrn verwaltet werden, ist keine Ursache da, sich von ihr zu trennen, zumal da wir jetzt gläubige Pastoren haben. In Hinsicht der Austheilung des heiligen Abendmahls an Gottlose, stimmen wir Lindl bei, wenn er sagt: „das lasse ich den Pastoren zu ihrer Verantwortung über.“ Und in Betreff des Gehalts hat