Melle

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Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osnabrück > Melle

Lokalisierung von Melle innerhalb des Kreises Landkreis Osnabrück
Siegelmarke Königlich Preussisches Landrath des Kreises Melle

Name

  • [1] Menele (1169), seit 1225 Melle.

Landschaftslage

Melle ist im Raum zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald am Südfuß der Meller Höhen, an der Grenze des Osnabrücker gegen das Ravensberger Hügelland gelegen. Die Stadt liegt mit dem Hauptteil auf dem Südufer des an dieser Stelle nur 1 km breiten Elsetales. Sie reicht von der in den tiefsten Teilen 73 m hohen Talaue auf die rund 80 m hohen, mit Löß bzw. Lößlehm überkleideten Terrassen hinauf.

Ortsursprung

Dörfliche Siedlung Altenmelle. Neuer Kirchort auf der bischöflichen curia Melle. Gründung der karolingischen Zeit. [2]

Stadtgründung

Um 1350 oppidum. Verleihung des Wigboldrechts 1443, und damit Osnabrücker Stadtrecht. Stadt seit 1852.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Älteste Anlage ist eine Kirchenburg mit späteren Speichern, teilweise noch vorhanden. Befestigung des Wigbolds durch Plankwerk, Gräben, Wälle, sog. Landwehren. Der hochgelegene Stadtkern: Matthäuskirche, Immunität, rechteckiger Markt und Rathaus, erweitert durch die Wordt, auf der 1653 die ev. Kirche erbaut wurde, wird begrenzt durch den Neuen Graben und bildet ein ungleiches Rechteck. Von diesem Punkt strahlen die Straßenzüge nach den 4 Toren auf den Ecken des Bechtecks aus. Das 5., Kuhtor, war Zugang zur Gemeinweide, Befestigung durch Wälle, Zaun und Gräben, Reste Anfang 19. Jh. niedergelegt. Die letzten 3 Stadttore 1821 auf Abbruch verkauft.

Stadtsiedlung

Gebäude

Die älteste kath. St.-Matthäus-Kirche, 12.-13. Jhdt., häufig umgebaut und vergrößert. Ev. Kirche 1653 erbaut, nach dem Brand 1720 neu errichtet 1721-24. Rathaus 1649 und 1720 abgebrannt, Neubauten von 1733 und 1909-10. Landesherrliche Wasserburg Grönenberg, vor 1250 entstanden, Bollwerk der Grenze, Ende 18. Jhdts. letzter Turm abgebrochen, 1952 Heldenhain der Gefallenen. Das Armengasthaus zum Hl. Geist, Steinwerk vor 1450; Turm abgebrochen 1909-10. Ebenso verschwunden Burgmannshaus und -garten zum Unterhalt der ältesten Burgfrau, der Amtmannshof hatte dieselbe Bestimmung. Im Süden das Siechen- oder Leprosenhaus, vermutlich eine Stiftung der kreuzfahrenden Ritter von Gesmelle.

Brände

Brände 1449, 1451. 1649 brannte das südliche Drittel der Stadt ab. 1720 war der große Brand, der 2/3 des Wigboldes vernichtete, darunter fast alle öffentlichen Gebäude. Die Häuser wurden an alter Stelle wiedererbaut.

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

  • 1658 etwa 900 Einwohner (E.), 1720 etwa 1.000 E., 1770: 1.154 E.

Seuchen

Pest 1636; Ruhr 1800.

Bevölkerungsverzeichnisse

Berühmte Personen

  • Adelsgeschlecht von Melle, später in den Hansestädten und im Baltenlande.
  • Hermann von der Hardt, prot. Theologieprof. in Helmstädt, * 1660 M., t 1748 Helmstädt. 1768-1800 lebte im Hause vor M. Jenny von Voigts, die einzige Tochter Justus Mosers, die seine „Patriotischen Phantasien" herausgab. Briefwechsel mit Goethe.
  • Ludwig Bäte, Jenny von Voigts, eine vergessene Freundin Goethes (1926).

Jüngere Einwohnerzahlen

  • 1803: 1.111 Einwohner (E.), 1875: 1.971 E., 1890: 2.415 E., 1900: 3.026 E., 1920: 3.539 E., 1930: 5.175 E., 1937: 5.405 E., 1940: 5.642 E., 1946: 7.726 E., 1950: 9.310 Einwohner (davon Vertriebene 1.999, Eva¬kuierte 955).

Sprache

Amtssprache bis etwa 1650 niederdeutsch. Die Mundart von Melle ist westfälisch (Kennzeichen die 'Brechung' in gebruaken 'gebrochen'). Durch die Industrie ist in Melle die Mundart 1952 nur noch bei der Hälfte der Erwachsenen in Übung, die Jugend hat sich dem Hochdeutschen zugewandt. Auf die Umgebung wirkt sich diese Hinneigung nicht störend (!) aus.

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Marktprivileg 1443. Leinen schon im 11. Jhdt. Wollenweberei in Blüte 16.-17. Jhdt., später Lei¬nenherstellung feinster Sorten. Gründung der Legge 1770. Schuhmachergilde 1480 gegr., bedeutendste das Kramer-, Höcker- und Knochenhaueramt, 1547. Melle wird 1554 von Osnabrück als zur Hanse gehörig genannt. 1557 Tagungsort der Hanse.

Jüngere Gründungen

Stand 1952: Die in die 2. Hälfte des 19. Jh. zurückreichende Industrie ist langsam aus kleinen Gewerbebetrieben herangewachsen und 1952 zu einem wichtigen und gesunden Eaktor des Wirtschaftslebens der Stadt geworden. Der älteste Betrieb ist die bereits um 1400 genannte Meller Mühle. Die Fleisch Warenfabrikation reicht bis 1844 zurück. Die 1869 gegr. Brauerei ist 1919 stillgelegt worden. Zu den wichtigsten Industrien gehört 1952 die Zündwarenfabrik, die Putzmittel- und Schmirgelfabrik, mehrere Möbelfabriken, Baubetriebe, Düngerfabrik, Dachpappenfabrik, Seifenfabrik. Wirtschaftlich wichtig ist 1952 die Erschließung von 3 sulfhaltigen Solquellen im Stadtgebiet.

Verkehrseinrichtungen

Stand 1952: Die Lage an der großen historischen Westost-Straße, die von Holland kommend über Osnabrück-Melle nach Hannover-Braunschweig und weiter an die Elbe führte, begünstigte die Entwicklung der Stadt im Mittelalter. Melle war als Mittelpunkt des alten Grönegaues, ein Rastort für den Fuhrmannsverkehr. Im modernen Straßennetz von 1952 erfolgte eine Umwertung. Die Hauptdurchgangslinien (Bundesstraßen) führen, von Osnabrück ausstrahlend, aus dem Hügelland hinaus und folgen den Niederungszonen am Außenrand der Gebirge. 2 Landstraßen bilden 1952 die Westost-Verbindung. Eine führt von Osnabrück nach Bad Oeynhausen im großen Talzug Hase-Else-Werre, die zweite von Melle nach Herford durchs Hügelland, etwa parallel zur ersteren. Weitere Landstraßen queren von Melle ausgehend die Randgebirge. Bahnstrecke Osnabrüok-Melle-Löhne (1855). Um 1952 ist die Stadt Mittelpunkt eines bäuerlichen Kreises. Der Einpendlerbereich - Melle ist der größte Industrieort des Kreises - umfaßt nicht den ganzen Kreis. Nach Osten und Westen reicht er längs der Bahn weiter, aber nirgends bis an die Kreisgrenze heran.

Verwaltung

Rat

Nach Privilegien von 1443: 1-2 Bürgermeister. Richter und Ratsherren, nach Reglement von 1694, alljährlich von der Bürgerschaft neu gewählt.

Gericht

Städtischer Richter, 1363 erstmalig erwähnt, um 1800 auf Zivilgerichtsbarkeit beschränkt. Melle war daneben Sitz des Gogerichtes für den Grönegau (1225) mit dem Gografen als Richter.

Bürgerschaft

Kämpfe der Bürger um Teilnahme an der Stadtverwaltung durch Jahrzehnte, 1667 und 1694 durch Reglement den 8 Eidgeschworenen oder Achten als Vertretern der Zünfte beratende Stimme in der Stadtverwaltung zuerkannt. Kein Patriziat seit etwa 1700, da die führenden Familien und Handelshäuser nach Herford und Bramsche abwanderten, besonders nach dem großen Brand 1720.

Wappen

Wappen Melle-Kreis Osnabrück.png Hier: Beschreibung des Wappens

Einleitung

Eingemeindungen

Eingemeindungen: Bakum, Barkhausen, Bennien, Buer, Bulsten, Dielingdorf, Drantum, Dratum-Ausbergen, Düingdorf, Eicken-Bruche, Eickholt, Föckinghausen, Gerden, Gesmold, Groß Aschen, Handarpe, Himmem, Holterdorf, Holzhausen, Hoyel, Hustädte, Insingdorf,Kerßenbrock, Krukum, Küingdorf, Laer, Markendorf, Meesdorf, Neuenkirchen, Niederholsten, Nueven, Oberholsten, Oldendorf, Ostenfelde, Peingdorf, Redecke, Schiplage, Schlochtem, Sehlingdorf, Sondermühlen, Suttorf, Tittingdorf, Uedinghausen-Warringhof, Uhlenberg, Vessendorf, Wehringdorf, Wellingholzhausen, Wennigsen, Westendorf, Westerhausen, Westhoyel, Wetter.

Allgemeine Information

Politische Einteilung

Ortsteile:

Handarpe, Himmern, Kerßenbrock, Nüven, Oberschlochtern, Peingdorf, Uhlenberg, Vessendorf, Wellingholzhausen

Dratum-Ausbergen, Üdinghausen-Warringhof, Wennigsen

Barkhausen, Bulsten, Holzhausen, Hustädte, Markendorf, Meesdorf, Sehlingdorf, Tittingdorf, Wehringdorf, Wetter

Verwaltungseinbindung

1885 Gründung des Landkreises Melle im Regierungsbezirk Osnabrück.

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Katholische Kirchen

Geschichte

Gografschaft Melle

  • 1490 Bertoldt Sobbelinck, Gograf des Bischofs von Osnabrück zu Melle,
  • 1560-1571 Laurentius Bispinck, des postulierten und bestätigten Bischofs Johann von Osnabrück geschworener Gograf zu Melle,
  • 1584 Cunradt Byspynck, des Herrn Heinrich, Erzbischofs zu Bremen und Administrators der Stifte Osnabrück und Paderborn, geschworener Gograf zu Melle.

Grundlagen für Hofrechte

  • 17. Jhdt: Hofrecht des Hofes zu Wetter [bei Melle, Kreis Osnabrück], (1590)

Genealogische und historische Quellen

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Melle, (Wigboldrecht 1443). Ein Bürgerbuch, angelegt um 1750, ist seit dem Kriegsausgang (1945) verloren. Sonstige Quellen: Ratsprotokolle und Wigboldrechnungen 1680-1690, 1723-1760 mit Angaben über Bürgeraufnahmen bzw. Bürgergewinn-Geldzahlungen. — Kramer-, Höcker- und Knochenhaueramtsbuch 1624-1763 (sämtlich Stadtarchiv Melle).

Genealogische Quellen

Literatur

  • Penners (1978), S. 241;
  • Hillebrand (1981) S.119f.;
  • Mohrmann (1980);
  • Melier Kreisblatt vom 31.05.1980;
  • VdA (1995), S. 193
  • Publikationsreihen: Osnabrücker Urkundbücher Bd.1-6 (1892-1989)
  • Scheuermann, Ulrich: Flurnamenforschung (=Schriften zur Heimatpflege. Veröffentlichungen des Niedersächsischen Heimatbundes, Band 9) (Melle 1995)

Bibliografie-Suche

Archiv

  • Stadtarchiv Melle als Depositum im Nds. Stadtarchiv Osnabrück (Dep 73)
    • Ansprechpartner: Herr. Dr. Delbanco (im StA) 131, Schürenkamp 16 - 49324 Melle, 05422 / 965-0, Fax 05422 / 965-348
      • Gesamtbestand: Laufzeit: 1349-1975; Umfang: 34 m, davon vor 1945: Urkunden: 52 Stk. / 1349-1771; Amtsbücher: 8 m / 1676-1945; Akten: 24 m / 1638-1945, Sammlungen: Karten-Pläne-Risse: 9 Stk. / 1789-1930; Zeitungen: 2 m /1951-1965

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Heimatverein

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>MELLLEJO42EE</gov>

  1. Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Niedersächsisches Städtebuch (1952)
  2. Literatur: H. Dörries, Erstehung und Formenbildung der niedersächs. Stadt (1929). Prinz, Das Territorium des Bistums Osna¬brück (1934).