Lüneburg

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Disambiguation notice Lüneburg ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Lüneburg (Begriffserklärung).

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Lüneburg > Lüneburg


Name

  • [1] Hliuni (Ann. Laurissenses, 795), Luniburc (956), Lhiuniburg (959), Lüneburg (965), Liunibureh, Luneborch (1229). [2]

Landschaftslage

Lüneburg liegt in der Heide beiderseits der bis hierher schiffbaren Ilmenau, rund 3 km vor ih¬rem Austritt aus dem diluvialen, vorwiegend sandigen Höhengebiet der Heide in die flache alluviale Marschlandschaft des Elbetales, 19 km vom nächsten Elbübergang (Artlenburg) ent¬fernt. Die Stadt zieht sich beiderseits des Flusses aus der schmalen, später besiedelten alluvialen Talaue über die Terrassenflächen auf die Plateauhänge hinauf. Höhe 17 m. Lüneburg liegt z. T. auf einem bis an die Erdoberfläche emporgepreßten, lang¬sam wieder absinkenden Salzstock (Senkungs¬erscheinungen!), dessen Zechstein-Deckschicht der 58,4 m hohe Kalkberg am Westrand der Stadt ist. Aus der Tiefe ansteigende Sole: Sa¬linenquell.

Ortsursprung

Um 951 Gründung eines castrum (959: urbs, 1071: castellum, 1157: capitoliuni), vor 956 eines Benediktinerklosters St. Michaelis auf dem Kalkberg; 956 erste Erwähnung der Saline (teloneum ad Luniburc ... ex salinis), 965 teloneum de mercato in Liuniburch, 1013 civitas, 1072/73 oppidum maximum (= Burg?), 1174 Modestorp.

Stadtgründung

Für die Entwicklung zur Stadt und ihr Wachsen scheint die Zerstörung des benachbar¬ten Bardowick 1189 durch Heinrich den Löwen von besonderem Einfluß gewesen zu sein; dieser hat vielleicht an Lüneburg das Stadtrecht verliehen, das 1247 durch Herzog Otto das Kind bestätigt und erweitert wurde. Lüneburger Stadtrecht später auch Nachbarstädten verliehen. Eine Niedergerichtsstätte am Rathaus.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Lüneburg ist zusammengewachsen aus Siedlungen bei der Saline und unterm Kalkberg (suburbium), aus dem östlich davon am Flusse gelegenen Dorfe Modestorp (Ilmenaubrücke!) mit Verkehrssied¬lung („Der Sand") und aus einer Siedlung am flußabwärts entstandenen Hafen. Die Altstadt halbkreisförmig unterm Kalkberg, radial 2-3 Hauptstraßen auf den Aufstieg zur Burg zu¬laufend. Um 1200 Ausdehnung nach Osten in gitterförmigem Straßensystem (planmäßige Anlage?) zwischen Kalkberg und Fluß; damals Ent¬stehung des Neumarkts, heute Marktplatz, mit (neuem?) Rathaus. Grundriß des mittelalterlichen Lüneburg wurde so ein Rechteck, 650-700 m breit, etwa 1.200 m lang. Entfernungen auf den durchlaufenden beiden Hauptstraßen Nord-Süd (Bardowicker Tor - Rotes Tor) 920 m, West-0st (Neues Tor - Altenbrücker Tor) 1.400 m. Einteilung in 4 Viertel: Markt-, Wasser-, Sand- und Sülzviertel, 1. Hälfte 14. Jhdts. nachweisbar. Eine westlich des Kalkbergs gelegene Vorstadt, „Der Grimm" (Burgmannensiedlung), blieb bis zum 20. Jhdt. außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes. Gärten im Norden, Osten und Süden der Stadt erst in 2. Hälfte 19. Jhdts. zu Vorstädten entwickelt. Innenstadt rund 84 ha. Befestigung und Tore: Planken und Graben 1254 erwähnt, Mauer 1297. Wellen- oder Spillekendor 1272 beim Kalkberg, Bardowicker Tor (im Norden) 1274, Abtstor 1283, Tor im Grimm 1283, Rotes Tor (im Süden) 1288, Lindenberger Tor 1302, Altenbrücker Tor (Ostsüdost) 1328, Neuenbrücker, später Lüner Tor (Ostnordost) 1346, Sülztor (Südwest) 1350. Statt Grimmer und Lindenberger das Neue Tor (West) 1369 errichtet.

Nach Zerstörung der Burg und des St.-Michaelis-Klosters durch die Bürgerschaft im Erbfolgekrieg 1371 Westseite der Stadtbefestigung grundlegend verändert; Kalkberg isoliert. Fortan nur 6 Tore: im Osten das Lüner Tor nach Artlenburg, Lübeck und das Altenbrücker Tor nach Salzwedel, Stendal, Braunschweig; im Süden das Rote und das Sülztor nach Soltau, Celle; im Westen das Neue Tor nach Verden, Bremen; im Norden das Bardowicker Tor nach Harburg, Hamburg. Daneben zahlreiche Türme und Bastionen. Kleine Teile der Wälle um 1950 noch erhalten, ebenso der Stadtgraben im Norden sowie der im 0sten, der nun auch Flutgraben ist („Lösegraben"). Um die Stadt zog sich eine Landwehr, westlich der Ilme¬nau in 3-4 km Entfernung um 1400, östl. des Flusses in 6-10 km Entfernung 1480 angelegt, als bewachsene Wall-Graben-Anlage mit Ein¬beziehung von Wasserläufen und Sumpfgebieten (Bannbereich?); in wesentlichen Teilen noch erhalten. Niederlegung der Stadtwälle, Tore und Türme zwischen 30jähr. Krieg und 19. Jhdt.

Kupferstich Matth. Merian (+) 1654 aus der 'Topographia der ... Städte .. in Hertzogt. Braunschweig und Lüneburg
Lüneburg mit Stadtbefestigung, Torbauten, Wehranlagen, im Hintergrund der Kalckberg


Gebäude

Das erhaltene Rathaus ist ein Gebäudekomplex mit Bauten aus allen Jhdten. seit etwa 1200: Neben der ältesten, ebenerdigen Rathaus¬halle - an der Stelle des jetzigen Stadtarchivs, -schon im 13. Jhdt. das doppelgeschossige Gewand¬haus (später auf allen Seiten umbaut) und eine Ratskapelle zum „Kleinen" Hl. Geist, die im 16. Jhdt. einem Renaissance-Rathausbau weichen mußte. Um 1325 zweite Rathaushalle - in neue¬rer Zeit meist Gerichtslaube genannt - in einem mehrgeschossigen Gebäude parallel zur erst¬erwähnten Halle, die zur Ratsküche herabsank, mit nur 8 m Zwischenraum gebaut. 2. Hälfte 15. Jhdts. an`s Gewandhaus die Alte Kanzlei an¬gebaut, über beiden der Fürstensaal; etwas spä¬ter Bürgermeister - Körkammer und Altes Archiv neben der Gerichtslaube eingerichtet. Etwa 1480 nach Westen das große Kämmereigebäude. 1564-67 der Renaissancebau: Große Ratsstube (wertvollster Raum Norddeutschlands; berühmte Schnitze¬reien Alberts von Soest!). 1583/84 Große Kom¬missionsstube (Intarsien von Warnecke Burmester). 1706 Huldigungs- und Traubensaal. 1720 Barockfassade. Michaeliskirche: Nach 1371 das Benediktinerkloster in den Raum der Altstadt verlegt; Neubau einer 3schiffigen Hallenkirche 1376-1418, Turmhaube 1766. Vornehmste Kirche des Landes (Altar der Goldenen Tafel); der Abt war das Haupt der Stände (Landschaftsdirektor). Nach der Reformation ev. Männerkloster, danach 1656-1850 Ritter¬akademie; hinterdrein Lehrerseminar. Alte Klo-ster- und Akademiegebäude größtenteils nicht mehr erhalten; 1921 wegen Senkungsgefahr ab¬gebrochen. Im Abtshaus 1952 Landratsamt.

Johanniskirche: Alte Taufkirche aus karol. Zeit in Modestorp, Sitz eines Archidiakonats, während des 14. Jhdts. als mächtige 5schiff. Hallen¬kirche erneuert; Turm 1406 vollendet; Lüneburgs eigent¬liche „Pfarrkirche". Cyriakskirche: Am Fuße des Kalkberges, ehemalige Pfarrkirche des Suburbiums, nach 1371 bedeutungslos, da außerhalb der neuen Stadtmauer; 1639 abgebrochen. Lambertikirche: Bei der Saline vor 1269 errichtet, im 14. Jh. 3schiff. Hallenkirche („Kapelle"), 1860/61 wegen Baufälligkeit abgerissen. Niko¬laikirche: 1409 im letzten, dem Wasserviertel begründet, 3schiff. Basilika im franz.-kubischen Kathedralenstil („Kapelle"); letzte große Er¬neuerung 1845-69, Turmneubau 1895. Franziskanerkloster mit Marienkirche: Um 1250 er¬richtet, völliger Neubau der Kirche 1574-80 in Grundrißform einer Lyra, einer der frühsten protestantischen Kirchenbauten; 1818 abgerissen. Die Reste des in der Reformationszeit eingegangenen Klosters (Kreuzgang, Refektorium) enthalten 1952 die Rats- und Volksbücherei. Prämonstratenserkloster Heiligenthal, gegr. 1314 in der Nähe, 1382 nach Lüneburg hineinverlegt, Bau einer 3schiff. Hallen¬kirche; nach der Reformation als Salzspeicher be-nutzt, 1801 abgebrochen.

Vor 1300 schon das Herings-, spätere Kaufhaus am Hafen und Kran. 1444 Glockenhaus (Zeughaus). Zahlreiche bemerkenswerte Bürger- und Patrizierhäuser 15.-18. Jh. mit prächtigen Giebel¬fassaden. Schloß von Herzog Georg Wilhelm 1693-96 als Witwensitz für seine Gemahlin Eleo-nore (d'Olbreuse) am Markt erbaut; von 1866 bis zum 1. Weltkrieg als Kaserne benutzt, seit 1925 Land- und Amtsgericht. 1849 Landdrostei-, 1952 Regierungsgebäude am Ochsenmarkt, gegenüber dem Rathaus, im Kasernenstil errich¬tet. Seit etwa 1900 viele neue öffentliche Gebäude: Museum, Heil- und Pfiegeanstalt, Krankenhaus, Gralstift, Theater, Handwerkskammer, Schulen, Kasernen usw. Sol- und Moorbad: Kurhaus, neues Badehaus (1922). Fabrikanlagen.

Zerstörungen

Februar 1945 durch Bombenangriffe in der südlichen Vorstadt nur neuere Wohnhäuser, dazu das nahe dem Bahnhof gelegene Museum zur Hälfte zerstört. Wiederherstellung der geretteten Hälfte des Museums Ende 1950 abgeschlossen. [3]

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

Um 1300 rund 2.000 Wohnhäuser, zu Beginn des 30jähr. Krieges etwa 14.000 Einwohner.

  • Neubür¬ger: 1289: 34, 1290-99: 340, jährl. Durchschnitt 34, 1300-09: 341 (34), 1310-19: 271 (27), 1320 bis 1329: 280 (28), 1330-39: 303 (30), 1340-49: 305 (30), 1350-59: 630 (63), 1360-69: 392 (39), 1370-79: 271 (27), 1380-89: 317 (31), 1390-97: 192 (27), 1400-09: jährl. 30, 1410-19: jährl. 30, 1420-29: jährl. 32,1289-1397: jährl. 33, 1400 bis 1605: jährl. 19. Um etwa 1430 starkes Absinken der Neubürgerzahl.
  • Schoßbare Häuser: 1426: 1.936, 1450: 1.961, 1500: 2.383, 1550: 2.287, 1600: 2.802, 1650: 2.489, 1700: 2.124, 1750: 2.127, 1800: 2.070, 1850: 1.853.
  • Nach anderen Quellen: 1757: 4.229 m., 5.197 w. Einwohner, 1810: 4.755 m., 5.179 w. Einwohner., 1811: 3.267 Männer, 3.784 Frauen, 3.368 Kinder. [4]

Seuchen

Pest 1350, 1562, 1565-66, 1577, 1596-97, 1604-06, 1625-28, 1639, 1663-64.

Bevölkerungsverzeichnisse

Berühmte Personen

  • Albert von Soest, Holzschnitzer und Bild¬hauer, Schöpfer der Großen Ratsstube, 1567 bis etwa 1589 in Lüneburg
  • Joh. Seb. Bach, 1700 bis 1702 in Lüneburg
  • Georg Böhm, Vorläufer Bachs, * 1661 in Hohenkirchen (Thür.), 1698-1733 Organist an St. Johannis in Lüneburg
  • Joh. Heinr. Büttner, * 1666 in Greiz; 1694 Kantor, 1709 Protonotar, Stadtsekretär und -bibliothekar, t 1745 in Lüneburg, Verfasser der „Stamm- und Geschlechtsregister der lüneburg. adelichen Patriciengeschlechter" 1704.
  • Joh. Ludw. Levin Gebhardi, * 1699 in Braunschweig, 1727-64 Lehrer an der Ritter¬akademie, und Ludw. Albr. Gebhardi, * 1735 in Lüneburg, 1765-99 Lehrer an der Ritterakademie in Lüneburg, t 1802 in Hannover, beide Lüneburger Historiker und Quellensammler.
  • W. J. A. B. Freiherr von Hoden¬berg, 1786-1861, Landschaftsdir. und Abt an St. Michaelis 1843-50, Hg. zahlreicher Urkn.- Samml.
  • Urban Friedr. Christoph Manecke, 1745-1827, Lüneburger Historiker u. Quellensammler (Topogr.-hist. Beschreib, d. Städte, Ämter usw. im Fürstentum Lüneburg).
  • Georg Theod. Meyer, 1797-1870,1846 Syndikus der Stadt, 1850 Hannov. Kultusminister.
  • Joh. Fr. Pfeffmger, 1667-1730, Prof. an der Ritterakademie 1693-1729, Historiker und Staatsrechtler.
  • Wilh. Reinecke, * 1866 in Göttingen, Stadtarchivar, Mus.-direktor, Geschichtsschreiber von Lüneburg.
  • Kasper Sagittarius, * 1643 in Lüneburg, t 1694 in Jena, bekannt. Geschichtsforscher.
  • Joh. Abr. Peter Schulz, * 1747 in Lüneburg, t 1800 in Schwedt a. O., Kapellmeister und Komponist, Schöpfer vieler Volkslieder.
  • Johanna Stegen, * 1793 in Lüneburg, t 1842 in Berlin, „Das Heldenmädchen von Lüneburg 1813".
  • Familie von Stern, Besitzer des Sternschen Verlages und einer Druckerei (berühmte Bibeldrucke 1614 ff.) von etwa 1600 bis zur Ge-genwart.
  • Wilh. Volger, 1794-1879, Rektor der Realschule des Johanneums, Hg. des UB. der Stadt Lüneburg.
  • Otto Volger genannt Senckenberg, * 1822 in Lüneburg, t 1897 in Sulzbach (Taunus), Mine¬raloge und Geologe, Begründer des Freien Dt. Hochstifts Frankfurt a. M.
  • Anton Chrn. Wedekind, * 1763 in Visselhövede, t 1845 in Lüneburg, seit 1793 Amtmann des St. Michaelisklosters, Histo¬riker (Noten zu einigen Geschichtsschreibern des MA.). [6]

Jüngere Einwohnerzahlen

1821: 11.484 Einwohner (E.), 1848: 12.329 E., 1858: 13.900 E., 1867: 15.916 E., 1880: 19.034 E., 1890: 20.665 E., 1900: 24.693 E., 1910: 27.790 E., 1920: 28.250 E., 1930: 30.700 E., 1939: 33.535 E. (ohne Militär), 37.267 E. mit Lüne und Hagen (ohne Militär), 1946: 49.169 E., 1951: rund 61.000 Einwohner.

Sprache

Amtssprache bis etwa 1350 lateinisch, seit etwa 1350 mittelniederdeutsch, dann seit 2. Hälfte 16. Jh. hochdeutsch. Die heutige Mundart, die 1952 noch von der Grundschicht der Eingesessenen gesprochen wird, ist niedersächsisch und gehört mit den Kennzeichen uns 'uns', jo, jou 'euch' (gegen nördl. ju, jü) mit Hamburg-Stade zusammen. [7]

Politische Einteilung

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Katholische Kirchen

Geschichte

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Adressbücher

Bibliografie

Bibliografie-Suche

Archive

Fußnoten

  1. Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Niedersächsisches Städtebuch (1952)
  2. Literatur: L. Bückmann, Was bedeutet der Name Lüneburg ?: Beil, zum: Jb. des Lüneburger Johanneums (1909).
  3. Literatur: Reinecke-Krüger, Kunstdenkmäler der Stadt LLüneburg (1906). Reinecke, Straßennamen Lüneburgs (1942). J. Matthaei, Lüne¬burg (1950).
  4. Literatur: W. Reinecke, L.s ältestes Stadtbuch und Verfestungsreg. (1903).
  5. Literatur: H. Kück, Familiengeschichtl. Quellen inL. (1938).
  6. Literatur: M. Rasch und A. Reinecke, Lüneburg in der allg. dt. Biogr., in: Lüneburger Musbll., Heft 1 und 2, Jahresber. des Musver. für das Fürstentum Lüneburg (1899/1901).
  7. Literatur: H. Teske, Das Eindringen der hdt. Schriftsprache in Lüneburg (1927). E. Kück Zur Volkssprache des Lüneburger Landes (In Lüneburger Eeimathuch 3, 1914, 242-826. Ders., Lüneburger Wörterbuch 1. Bd. (1942).

Weblinks

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Genealogische Webseiten

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