Lohne (Oldenburg)

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Disambiguation notice Lohne ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Lohne.


Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Vechta > Lohne (Oldenburg)

Lokalisierung der Stadt Lohne innerhalb des Landkreises Vechta

Name

  • Laon (980), Lon (1188), Loen (1404), Loen und Loene (1600), Lohne (1700).

Landschaftslage

Lohne liegt auf dem nördlichen Ausläufer der Dammer Berge auf schwachwelligem Gelände des westlich angrenzenden, hier 1 km breiten Holdorfer Geeststreifens, einer Kleinlandschaft der Dümmer Geestniederung. Im 0stteil Moor, im Westteil anmooriger Boden, die Mitte sandig. Höhe (engerer Stadtteil) 46 m.

Ortsursprung

Bis 1907 weitläufige Landgemeinde mit ehedem 4 Quartalen: ohne, Erentorpe, Calvelage und Bocheren, die sich in besondere Bauerschaften auflösten. Der Restteil, der Kirchort, wurde zuerst eigene Bauerschaft und 1875 selbständige Ortswegegemeinde (Flecken).

Stadtgründung

Erhebung zur Stadt 2. Klasse 1907 durch das Oldenburgische Staatsministerium. 1933 gebietlich erweitert und 1937 mit der Landgemeinde zur Stadtgemeinde Lohne vereinigt.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Ursprünglich weite Einzelhofsiedlung, darunter um 980 Meierhof von Kaiser Otto II. dem Kloster Meraleben geschenkt. Durch Markenteilung (etwa 1200) und Abtrennung bzw. Teilung mancher Ganzerben entstanden zahlreiche Kötter, Brinksitter und Häusler. Viele Höfe gehörten zum landesherrlichen Haupthof nach dem sogenannten Hausgenossenrecht. Um die Höfe leistungsfähig zu erhalten, verbot man weitere Teilungen und Absplitterungen. Das veränderte die Besiedlungsart, es kamen nichtbodenbesitzende Siedler, die sogenannten Heuerleute. Im Kirchspiel Lohne gab es 1618: 89 Heuerleute, 1665 waren es 165, 1703 bereits 192 und um 1860 etwa 450.

Kurz nach 1800 wurden die gutsherrlichen Lasten abgelöst, und die Bauern erhielten freies Verfügungsrecht über ihren Grundbesitz. Absplitterungen, Teilungen und Zerstückelungen setzten wieder ein, besonders um die auf dem Meierhof erstandene Kirche als Mittelpunkt.

1593 hatte das engere Stadtgebiet von heute 6 Ganzerben, 21 Köttereien, 21 Brinksitter, 9 Häusler und 10 Kirchdörfer; um 1950 sind nur noch im gleichen Gebiet vorhanden 4 Ganzerben und 7 Köttereien; dagegen hat sich die Zahl der Brinksitter, Häusler um ein Vielfaches gesteigert und den planlos gewachsenen Ort als Siedlung ausgebaut und abgerundet.

Gebäude

Stand 1951: Lohne ist Mutterpfarre des Dersagaues, hat die Pfarrkirche zur hl. Gertrud. Ältester Bau etwa um 800, mehrfach erweitert und umgebaut. Neubau von 1815-18 mit Turm von 1835-38 und Erweiterung (Chorapsis) 1891-92. Vikarie ad St. Nicolam (1435) und Vikarie ad Beatam Mariam Virginem (1766). Evangelische Kirche 1896. St.-Franziskus-Hospital 1855. Rathaus 1924. Nach dem 2. Weltkrieg rege Bautätigkeit. Bebauung des Mühlenkampgeländes, des Geländes „Achterm Thun, Entstehung der Siedlung „Wichel". Neuerrichtung der Klus in Südlohne (Wallfahrtsort) 1949. St.-Anna-Stift in Kroge, errichtet 1925. [1]

Bevölkerung

Frühe Einwohnerzahlen

  • 1669: 1.080 Einwohner (E.), 1682: 1.500 E., 1703: 2.405 E. (Dorf Lohne 507 E.).

Bevölkerungsverzeichnisse

Berühmte Personen

  • Karl Heinrich Nieberding, * 1779 Steinfeld, in Lohne. ab 1799, t 1851 daselbst, Historiker.
  • Heinrich Anton Johann Benker, Bildhauer und Maler, * Seppenrade, in Lohne seit 1875, t 1896.
  • Heinrich Klingenberg, Porträtmaler, * Visbek 1868, in Lohne seit 1899, t 1935.

Jüngere Einwohnerzahlen

  • 1816: 3.964 Einwohner (E.) (Dorf Lohne 503), 1828: 4.564 E., 1837: 4.721 E., 1846: 4.653 E., 1855: 4.280 E., 1864: 4.205 E. (Abwanderung!), 1871: 4.094 E., 1875: 4.102 E., 1880: 4.238 E., 1885: 4.171 E., 1890: 4.405 E., 1895: 4.558 E. (dabei Lohne 1.697), 1900: 5.010 E., 1910: 5.760 E. (Stadt Lohne 2.181, Ldgm. L. 3579), 1925: 6703 E. (Stadt L. 2679, Landgemeinde Lohne 4.024), 1933: 7.611 E., 1939: 8.234 E., 1946: 11.436 E. (Zuwachs durch Vertriebene), 1950: 12.351 E.

Sprache

Lohne liegt im Gebiet Quakenbrück-Cloppenburg-Friesoythe des Niedersächsischen; Kennzeichen: Gänse, hef '(et.) hat'. Dieses ist 1951 noch im ganzen fest in der Mundart, wie Lohne selbst.

Wirtschaft

Handel u. Gewerbe

Stand 1951: Im Landteile des heutigen Stadtgebietes vorwiegend Landwirtschaft (Getreideanbau vor Viehzucht); neben Grundbesitzern stark das Heuerlingssystem. Von 1750-1850 vielfach Hollandsgängerei und Büßgang (Fischfang), daneben Hausweberei mit Handelsbeziehungen nach Holland und England.

19. Jahrhundert

Stand 1951: Lohne ist zu einem bedeutenden Industrieort geworden. In der 1. Hälfte 19. Jh. Einsetzen industrieller Betätigung: Federfabriken, Spinnerei, Siegellackfabrik, Lederfabrik, Öl- und Graupenmühlen, 2 Teerbrennereien, 3 Tabakfabriken, 2 Ziegeleien, Korkenfabrikation (1842), Pinsel-und Bürstenfabrikation (1861), Maschinenfabrikation (1866), Seifenfabrikation (1870), Formstecherei (1880), Torfstreugewinnung (1900), Zementwarenfabrikation (1903), Versandschachteln, Eierkisten und Eierpackungen (1913), mechanische Papierwarenfabrik (1919).

Verkehrseinrichtungen

Stand 1951: Die Lage an der Grenze des Diepholzer Moorgebietes in einer ihrem Bau- und ihrer Oberflächengestalt nach verkehrsgünstigen, flachwelligen und trockenen, altbesiedelten Landschaft hat Lohne zu einem kleinen Verkehrsmittelpunkt werden lassen. Im Mittelalter führte ein von der Flämischen Heerstraße bei Wildeshausen abzweigender Hauptverkehrsweg nach Westfalen und an den Rhein über Lohne. Im neuzeitlichen Straßennetz liegt Lohne nur am Schnittpunkt von mehreren Landstraßen.

Auch im Eisenbahnnetz liegt Lohne abseitig, nur an der Nebenlinie, die von Ahlhorn bzw. Delmenhorst nach Süden über Vechta nach Bramsche an der Hauptlinie Oldenburg-Osnabrück führt. 1888 wurde der Anschluß von Lohne nach Norden nach Vechta gebaut, 1900 die Strecke nach Süden nach Bramsche. Um 1900 wurde auch die Kleinbahn Lohne-Dinklage errichtet. [2]

Verwaltung

Rat

An der Spitze der Gemeinde stand bis 1803 der Vogt als Unterbeamter des Drosten; für die Bauerschaften Untervögte. Dem Kirchspielsvogt (bis 1855) standen Kirchen-, Schul- und Armenoffizialen mit beratender und beschließender Stimme zur Seite. Von 1831 an läßt sich ein gewählter Kirchspielsausschuß (18 Mitglieder) nachweisen, ebenfalls 2 Beigeordnete, dazu Schulvorstand und Armenkommissar. Nach 1855 statt Kirchspielsvogt: Gemeindevorsteher, auf den Bauerschaften Bezirksvorsteher.

Mit der Stadtwerdung stand an der Spitze der Bürgermeister, ihm zur Seite 2 Ratsherren und der Stadtrat (1907: 9, nach 1913: 12 Mitglieder).

Gericht

Lohne bis 1677 Sitz des Gogerichtes, seither teils zur Gerichtsbarkeit der „Herrlichkeit Dinklage " und seit 1837 zum Amtsgerichtsbezirk Vechta. [3]

Lagerbuch Amt Vechta 1769

Lagerbuch des Bisthums Münster 1769

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Monatliche Schatzung
Städte u.
Kirchspiele
Bauerschaften
Bauerschaften
u.freye Häuser
1)
Klöster,
Adel
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effektiv
3)
Reducirt in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Kirchspiel
Lohne
Dorf
Lohne nebst
1 Wassermühle
Fürstlich . 9 4 3 11 31 45 103 23 15/16 37 188 24 10 .
. Bauerschaft
Bockeren u.
Merschendorf
Fürstlich . . 11 14 . . 63 88 21 15/16 65 242 56 16 .
. Bauerschaft
Ehrendorf u.
Suttlohne
Fürstlich . 1 13 5 8 5 62 94 23 55 236 54 . .
. Bauerschaft
Nordtlohne nebst
1 Wassermühle
Fürstlich . . 9 5 . 3 46 63 14 ¾ 37 148 31 16 .
. Rittersitz
Brettberg
v.Dorgeloh 1 . . . . . . 1 1 . 12 . . .
. Rittersitz
Hapen
v.Haren 1 . . 1 . . . 2 1 ½ . 20 . . .
Kirchspiel
Lohne
. Summa: 2 10 37 28 19 39 216 351 86 1/8 194 846 166 14 .


Landesherrschaft

Lohne gehörte in der ältesten Zeit zum Dersagau, die Grafen von Calvelage - in der Gemeinde Lohne beheimatet- verlegten im 12. Jhdt. ihren Wohnsitz nach Vechta und blieben als Linie Calvelage-Ravensberg Herren der Grafschaft bis 1252, wo die letzte Gräfin Jutta von Calvelage-Ravensberg die Grafschaft Vechta an den Bischof von Münster verkaufte. Aus der ehemaligen Grafschaft wurde das münstersche Amt Vechta.

Landesherren

Verwaltungseinbindung

Adelssitze

Siegel, Wappen, Fahne

Datei:Wappen-Lohne-Oldenburg.jpg Beschreibung: Wappen 1912 verliehen: Greviertet:
  1. auf gelbem Grunde 2 rote Balken
  2. in Silber: eine in roten Ziegeln aufgeführte Kirche mit 3 Türmen;
  3. auf rotem Grunde wächst aus einer goldenen Krone ein silberner Schwanenfittich;
  4. auf blauem Grunde ein goldenes Ankerkreuz.

Siegel:
Fahne:

Finanzwesen

Steuern

Keine eigene Steuerhoheit. Zu münsterschen Zeiten vielfach Abgaben an Landesherrschaft, zumeist in Naturalien, Diensten; in oldenburgischer Zeit deren Ablösung u. Einführung der Geldsteuer.

Stadtgebiet

Stadtgebiet 1907: 4,55 qkm; erweitert 1933 auf 11,68 qkm; seit 1937: 90,49 qkm.

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

  • 1221 dem Domküster zu Osnabrück als Archidiakon zugewiesen, beim Bistum Osnabrück bis 1668, seither bei Münster.
  • 1830-31 Errichtung eines eigenen Offizialatsbezirks Vechta. Lohne gehörte darin zum Dekanat Damme.

Reformation

Lutherische Zeit von 1543-1613.

Wohlfahrtspflege

  • Stand 1951: Krankenhaus (St. -Franziskus - Hospital) 1855. Kanalisation.

Bildungswesen

  • Stand 1951: Pfarrschulen sicher seit 1651 Private Handelsschule von 1862-68, danach Höhere Bürgerschule 1870-1939, städtische Mittelschule für Jungen, mit Zubringerzügen seit 1950. Private höhere Mädchenschule 1870-1939, Mittelschule für Mädchen seit 1948. Handels- und Höhere Handelsschule 1925 (Kreis). Berufsschule 1933 (Kreis)

Bibliografie

Bibliografie-Suche

Genealogische Bibliografie

  • Rote Reihe des Heimatbund für das Oldenburger Münsterland, Heft Nr. 13
    • Ludger Kock, Peter Sieve, Einwohnerverzeichnisse aus dem Jahre 1703 der Kirchspiele Steinfeld, Lohne, Vestrup, Bakum, Vechta, Oythe, Langförden, Emstek, Cappeln, Lindern und Essen, Preis: 20,80 €

Historische Bibliografie

  • Nieberding, Geschichte des ehem. Niederstifts Münster (1840).
  • Willoh, Geschichte der kath. Pfarreien (1898).
  • Kramer, Lohner Industrie (1927).
  • Reinke, Wanderungen durch das Oldenburger Münsterland (1923).
  • Heimatblätter, Festschr. Zum 25jährigen Bestehen der Stadt Lohne Nr. 5 (1932).
  • G. Rüthning, Oldenburger Urkundenbuch 5 (1930).

Fußnoten

  1. Literatur: Pagenstert, C.: Die Bauernhöfe im Amte Vechta (1908).
  2. Literatur: P. Kollmann, Stat. Beschreibung der Gemeinden des Hzt. Oldenburg (1897). B. Kramer, Die Lohner Industrie (1927).
  3. Literatur: Engelke: Gaue usw. Gerichte im südl. Oldenburg, in: Oldenb. Jb. 29 (1925).

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

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<gov>LOHHNEJO42CQ</gov>