Coesfeld

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Coesfeld: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Kreis Coesfeld > Coesfeld

Lokalisierung der Stadt Coesfeld innerhalb des Kreises Coesfeld
Stadtansicht aus Topographia Westfalicae (Merian 1647)

Name

„locus Coasfelt" 9. Jhdt; „Cosuelda" 1022-32; „parochia Cosfeldensis" 1118; „Cusfeldensis" 1155-59; „Cusuelde" 1181; „uilla Cosfelth" 1197; „Coesfelde" 1201; „Cosvelde" 1227; „Coesvelde" 1266; „Kusvelde" 1285; „Kosvelde" 1290.

Bedeutung

Der Name „Coesfeld“ wird als Herde- oder Weidefeld gedeutet (cut, cot, Genetiv cudas = Herde).

Lage

Coesfeld liegt 75-80 m hochü. D. M. im inneren Münsterland am Westrand der „Baumberge" im landschaftlichen Übergang zum sandigen, mit Wäldern, feuchten Wiesenniederungen und kleinen Mooren wechselnd überstreuten Westmünsterland. Die Altstadt schmiegt sich gegenüber der Mündung des Honigbachs in einen nach Norden offenen Mäanderbogen der oberen Berkel (zur Ijssel). 1 km östlich der bis 140 m ansteigende flache und mit verstreuten Gehöften besetzte „Coesfelder Berg".

Geografische Position

  • 1895: Position bei (N 51° 56' | O 7° 09')

Ursprung Coesfelds

Das heidnische Heiligtum des Hofes Coesfeld, der seit 1123 dem Kloster Varlar gehörte, wurde 809 in eine christliche Kirche umgewandelt, die mit dem davor liegenden Marktplatz durch den Lauf der Berkel und der unterhalb einmündenden Lilienbecke gesichert war. Als kirchlicher und wirtschaftlicher Mittelpunkt eines weiten Gebietes wuchs die Bedeutung des Dorfes rasch.

Frühe Güterbewegungen

Der 1. Münstersche Bischof, Ludgerus, gründete hier im 1. Jahrzehnt des 9. Jhdts. eine Kirche; 1118 hatten die Grafen von Kappenberg hier 1 Hof; nach Darpe u. Weskamp schenkten sie diesen Hof 1122 dem Kloster Varlar; 1137 übergibt der Münstersche Bischof Werner dem Kloster Varlar die Pfarrkirche zu Coesfeld mitsamt den pfarramtlichen Rechten; 1142 bestätigt Papst Innocenz V. dem Kloster Varlar den Besitz in Coesfeld; 1152-68 erhält Bernhard von Dülmen von dem Varlarer Propst das „regimen villae Coesfeld"; 1195 schenkt der Münstersche Bischof Hermann dem Kloster Varlar die Kapelle St. Jakobi in Coesfeld, wofür ihm der Abt v. Varlar die Anwartschaft auf die Vogtei über Coesfeld zugestand; 1196 starb Wigbold von Horstmar, dem Coesfeld als Varlarer Vogt unterstand.

Familienname Coesfeld

Wezelinus von Coesfeld 1215 (auf der alten Burg Coesfeld?)

Stadtgründung

Stadtrecht, Bürgerrecht

  • 1197 hebt der Münstersche Bischof die villa Coesfeld aus dem Vogteigericht aus und verleiht ihr dieselben Rechte und Freiheiten, die die Bürgerschaft zu Münster besitzt.
  • 1197 bewilligt der Varlarer Abt Jordanis den von den Bürgern zu Coesfeld gewählten Schöffen die Stadtregierung gegen eine jährliche Abgabe von einer Mark.

Gerichtsstätten

Das Stadtrecht war geknüpft an ein Marktkreuz. Dieses war der Mittelpunkt eines kreisrunden Gebietes von 1600 m Durchmesser, welches mit einer kaiserlichen Freiheit für Totschläger, dem sog. Asylrecht, ausgestattet war.

1234 verleiht der Münst. Bischof Ludolf der Stadt Coesfeld das Recht, daß keiner ihrer Bürger ohne seine Bewilligung vor ein anderes Gericht evoziert werden durfte

Städtebund

1246 wurde Coesfeld in den zwischen Münster, Osnabrück und Minden geschlossenen Städtebund aufgenommen.

Weitere Stadtereignisse vor 1300

Macharius plebanus st. Lamberti in Coesfeld 1248; parochia Lamberti 1268; parochia st. Jakobi 1280; Bernh. plebanus st. Jakobi 1290; 1243/44 wurde das Cistercienserinnenkloster Marienborn in Lippramsdorf nach Coesfeld verlegt, wo es erstmalig 1244 erwähnt wird; 1288 gründete Grete Stolterink in Coesfeld ein Beghinenhaus; 1293 stiftete Joh. von Achterhus für je 4 Frauen aus seiner Verwandtschaft 1 Beghinenhaus in Coesfeld

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Vom rechteckigen Marktplatz aus erweiterte sich die Stadt strahlenförmig entlang den nach außen laufenden Straßen und den zwischengezogenen Verbindungsgassen, bis die Anlage eines ovalen Festungsgürtels die weitere Ausdehnung abschloß.

  • 638 Häuser wurden im 18. Jh. abgebrochen, verlassen oder stürzten ein.
  • Von den 1775 noch vorhandenen Bürgerhäusern waren 48 baufällig.

Durchmesser der Altstadt 800 m, kleinster 600 m. Erste Umwallung 1195, Bau der Stadtmauer ab 1303: Süringtor (Straße nach Borken) 1303, Lettertor (nach Dülmen) 1320, Münstertor 1320, Viehtor (nach Rheine und Ahaus) 1342, Walkenbrückentor (nach Billerbeck) 1383. Vorlegung eines 2. Festungsrings bis 1500. Rondells und Schanzen im 16. Jh. hinausgeschoben. Bedeutende Verstärkung der Festung im 30jährigen Krieg durch die Hessen. Danach zog Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen einen 3. Festungsring um die Stadt und legte im Nordosten ein Sternwerk (Zitadelle) vor. Die Schleifung dieser starken Festung erreichte auf diplomatischem Weg Ludwig XIV. 1688, die Reste 1761 durch General Soubise gesprengt. Um 1845 waren noch 3 Tore erhalten, 1 Torturm und 1 Mauerturm, beide nach Bombenschäden (1945) wiederhergestellt. Die Festungswälle dienten 1954 als Promenaden, außerhalb dehnt sich nach allen Seiten die Neustadt aus. Noch um 1954 waren innerhalb der Promenaden 160 ha bebaut und etwa 44 ha Grünflächen.

Gebäude

Älteste Kirche an der Nordost-Ecke des Marktes 809, Lambertikirche, frühgotisch umgebaut mit 2 Eingangstürmen 1. Hälfte 13. Jhdts., fast ganz erneuert und vergrößert um 1500, nach Einsturz der Türme der jetzige (1954) Barockturm von G. L. Pictorius 1703. Jakobikirche, 2. Pfarrkirche, vor 1195, völlig zerstört 1945, Triumphbogen unter dem Turm wieder aufgebaut. Rathaus mit Waage, früher an der breiten Ostseite des Marktes; Gruthaus an der schmalen Nordseite, schlichter vornehmer Bau mit Bogengang 14. Jh., später Stadtweinhaus, dann (nach Abbruch des alten) Rathaus, zerstört 1945. Die beiden anderen Seiten des Marktplatzes säumten Kaufhäuser. Zisterzienserinnenkloster für adlige Damen 1243-1803. Augustinerinnenkloster 1427-1803. Franziskanerinnenkloster 1476-1803. Kapuzinerniederlassung 1662. Jesuitenkolleg 1663-1773, mit Kirche St. Ignatius erbaut 1673-92, Barock. Großes Heiliger-Geist-Spital zuerst erwähnt 1298. Kleiner Heiliger-Geist-Spital seit 1350. Aussätzigenhaus 1432. Gasthaus für mittellose Reisende 1445. Witwenarmenhaus l446. Pater-Andreas-Armenhaus 1539.

Die alte Burg Coesfeld war schon im Mittelalter verfallen und aufgegeben. Ludgerusburg in der Zitadelle erbaut 1655-59, abgerissen bei der Schleifung 1688.

Brände

Stadtbrände sind festgestellt in den Jahren 1591, 1676, 1678.

Zerstörungen 2. Weltkrieg

Coesfeld wurde durch Bomben größtenteils zerstört: Von 3.400 Wohnungen wurden 1.920 völlig vernichtet, 1.325 beschädigt, 143 fast unbeschädigt. Alle Industrieanlagen und kaufmännischen Einrichtungen der Innenstadt und der näheren Umgebung, alle Verwaltungsgebäude, Schulen, Kirchen, Krankenhaus usw. wurden zerstört. Neuaufbau der vernichteten Innenstadt nach neuem Stadtplan schritt noch 1954 weiterhin schnell vorwärts.

Bevölkerung

Stadteinwohner

Der Unterschied zwischen schöffenbaren Grundbesitzern und schutzhörigen Handwerkern 1309 aufgehoben. 1350-1615 jährlich 10-50 Neubürger aus dem ganzen Münsterland.

1320 hatte die Stadt in 4 Kluchten (Stadtteilen) 323 Bürger:

  • große Klucht 114
  • kleine Klucht 44
  • Brinkklucht 64
  • Jakobiklucht 101.

1358: 372 Hausstätten. Nach starkem Rückgang im 30jährigen Krieg Anstieg 1650-78: etwa 800 Bürger. 1704: etwa 200 Bürger, 1775: 351 Bürger, 1795: 2.061 Einwohner -

Seuchen

Pest 1349/50 (+ 1/4 der Stadtbewohner).

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Coesfeld (1197), Bürgerbuch 1349-1412 mit vorangestelltem Verzeichnis der Bürger des Jahres 1320 (Stadtarchiv Coesfeld, Abt. II Nr. 5). — Bürgerbuch 1414-1615 (Stadtarchiv Coesfeld, Abt. II Nr. 6; in den Inventaren der nichtstaatl. Archive, Kreis Coesfeld. Münster 1904, S. 16 als fehlend genannt). Einige aus diesem Bürgerbuch herausgeschnittene, später wiedergefundene Seiten 2007 im Sammelband (Stadtarchiv Coesfeld Abt. II Nr. 1).
  • Franz Darpe, Coesfelder Urkundenbuch
    • Ergänzende Quellen: Ratsprotokolle 1634-1642, 1693-1695, 1734-1738, 1742-1809. Die dort protokollierten Bürgeraufnahmen sind vom Coesfelder Stadtarchivar listenmäßig ausgezogen.

Weitere Bevölkerungsverzeichnisse

  • Wortgeldregister 13. Jh. und 1358, 1468, 1521-1609, 1694, 1695-1700.
  • Kb.: St.-Lamberti-Tauf- und Traubuch 1638, Totenbuch 1751; St.-Jakobi-Taufbuch 1637, Traubuch 1666, Totenbuch 1731;
  • KB.: ev. Gem. seit 1817.
  • Letztes Adreßbuch vor dem II. Weltkrieg im Jahre 1937.

Abschriften der Mormonen

Ortsfamilienbuch

Einwohnerzahlen

1809: 2351 Einwohner (E.), 1814: 2.142 E. und 482 Häuser, 1818: 2.482 E., 1820: 2.516 E., 1830: 3.078 E., 1843: 3.510 E. und 432 Häuser, 1858: 3.703 E., 1861: 3.717 E. und 781 Häuser, 1871: 3.532 E., 1885: 4.839 E., 1895: 6.438 E., 1905: 8.449 E. und 1.134 Häuser, 1920: 9.804 E., 1925: 10.857 E., 1933:.12.934 E.. 1939: 13 531 E., 1946: 12.053 E., 1950: 14.579 E.

Sprache

Amtssprache des Rats bis 1340 latein, dann , seit etwa 1800 niederdeutsch (hochdeutsches Plattdeutsch) Umgangssprache bis Mitte 19. Jh., bei der werktätigen Bevölkerung bis Ende des 20. Jahrhunderts. Coesfeld liegt am Rande des westfälischen, im Raum Essen-Gronau, der niederländisch - westfälische Eigenheiten hat (etwa: better 'besser', brocken 'gebrochen', ih 'ihr'). Der Sprachspott in Hohenholte sagt von Coesfeld: „In usen Stall steit Pätt an Pätt un Stätt an Stätt", wo der Ort „Piärd, Stiärd" sagt.

Wirtschaft

Coesfelds Lage bewirkte einen frühen Aufschwung in Gewerbe und Handel, vor allem nach den Niederlanden (Verträge mit Oldenzaal 1261, Vreden 1279, Deventer 1293). Coesfelder Maß und Gewicht hatten weithin Geltung (Maßordnung 1302). Auslandsartikel waren Leinen und Wolltuche, Gewerbe und Rindvieh, Häute und Leder. Älteste Gilden: Wandmacher 1366. Fleischhauer und Lohgerber 1391, Wandschneider 1419, und Bäcker. Später dazu: Schmiede, Holzner, Kramer. Kürschner, Baumseidenweber, Leinenweber und Zinngießer. Am Zech der Gilden 1596 nahmen über 400 Personen teil. Gewerbe und Handel wurden durch den spanischen Erbfolgekrieg und den 30jährigen Krieg lahmgelegt. So waren die Baumlinnenweber 1580: über 80, kurz darauf: 150, aber im 18. Jhdt. nur 4 Meister.

1704: 30 steuerfähige und 170 arme Bürger; 1775: 148 dürftige und 87 arme Bürger (von 321). Um 1845: Leineweberei, Papierfabriken, Ziegelei, Kalkbrennerei, 5 Mahl-, u. Papiermühlen, 1 Ölmühle; 8 Jahr- und Viehmärkte. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jh. begann die Blüte: Maschinenbau, Leder- und besonders die Textilindustrie, die 1954 50% der Bevölkerung ernährte (Landwirtschaft 5%). 1954 hatte Coesfeld Textil-, Möbel-, Maschinen-, Bau- und Ziegelei, Seifenindustrie, meist kleine bis mittlere Beriebe. Buntweberei, Stoffdruckerei, Mützenfabrik (1856), Strumpfwirkerei (1925). Sägewerk, Möbelfabrik (1902). Spezialmaschinenfabrik (1902). Straßenbau (1922). Seifenfabriken (1899). Glasschleiferei- und Spiegelfabrik. Brennereieen (1756, 1895). 1954 neu: Versehrtenwerkarbeit , Holzwaren), Abbruch und Tiefbau (1945), Wollweberrei und Krawattenfabrik (1946). - Früher 4 Hauptjahrmärkte, um 1845: 8 Jahr- und Viehmärkte genannt.

Verkehr

Coesfeld wurde hauptsächlich erst im 19. Jh. zum ländlichen Verkehrsknotenpunkt mit dem Ausbau der heutigen Bundesstraßen (Emmerich-) Bocholt-Borken-Coesfeld-Münster und der Straßen Ahaus, Burgsteinfurt, Dülmen und Dorsten. Kreuzung der Nebenbahnen Dortmund-Dülmen-Gronau (1875), (Bottrop-)Dorsten-Coesfeld-Rheine (1879) und Empel-Rees-Bocholt-Coesfeld-Münster (1908).

Umlandbedeutung

Coesfeld ist. als Kreisstadt einer der typisch ländlichen, durch Industrie bereicherten Mittelpunkte des landwirtschaftlichen inneren Münsterlandes mit seinen Streusiedlungen.

Maße und Gewichte

Kirche und Rathaus am Markt zu Coesfeld 1830, hier wurden die alten Scheffelmaße überprüft und Gewichte geeicht.

Coesfelder Maß

  • 1840 Geltungsgebiet: Vom Kreis Coesfeld Stadt- und Landgemeinde Coesfeld, Wigbold und Kirchspiel Billerbeck, Kirchspiele Darfeld, Osterwick, Rorup, Darup, Lette und Gescher; vom Kreis Münster: Kirchspiele Nottuln, Schapdetten und Appelhülsen; vom Kreis Steinfurt: Kirchspiele Laer, Holthausen, Stadt und Kirchspiel Horstmar, Metelen, Ochtrup (Stadt und Land), Leer, Welbergen und Langenhorst; vom Kreis Ahaus: Stadt und Kirchspiel Schöppingen, Kirchspiele Eggerode, Heek, Dorf und Kirchspiel Epe, Stadt Gronau.
    • Benennung: Stadt Coesfelder Malt gleich 12 Scheffel, 1 Scheffel gleich 4 Spind, 1 Spint gleich 3 Becher.
      • Die Untersuchung wurde bewerkstelligt an sechs Exemplaren, das am tiefsten unter das Mittel fallende ausgeschlossen. Messungsart: Streichmaß.
        • Die Untersuchung hat für die Größe des Ortsmaßes ergeben in preußischen Kubikzoll 1.402.697oder abgerundet 1403 Kubikzoll. Ein Kubikzoll zu 17,89 ml gerechnet entspricht der Scheffel heute 25,10 Liter.
    • Siehe auch: Fürstbistum Münster/Maße und Einheiten

Verwaltung

Rat

Als Varlarer Dorf unterstand Coesfeld dem Klostervogt. Seit Stadtrechtsverleihung 1197 entwickelte sich die städtische Verfassung. Die freie Wahl des Magistrats war ausdrücklich den Gerichtsschöffen verliehen, die aus ihrer Mitte zwei magistri scabinorum für die laufenden Geschäfte der Verwaltung und Polizei wählten, die damit anfangs ganz in den Händen des Gerichts lag.

1287 sind an der Stadtverwaltüng beteiligt die consules, die aber nur Ratsmitglieder waren und dem obersten Gerichtsschöffen unterstanden, also gewissermaßen der städtischen Verwaltung als Gehilfen zugeordnet waren. Diese wurden von den Wahlmännern der in 4 Kluchten eingeteilten Bürgerschaft gewählt. Wenn sie auch meist aus den Gerichtsschöffen genommen wurden, so bedeutet doch die Wahl einen Versuch der Bürgerschaft, Einfluß zu erlangen. Seitdem hießen die obersten Schöffen magistri consulum, später geändert in consules et scabini (Bürgermeister und Ratsschöffen).

Eigentliche Vertretung der Bürgerschaft wurden seit Anfang des 14. Jh.s die "Achtmänner", 2 Bürger jeder Klucht. die vom Stadtrat bei wichtigen Beratungen zugezogen wurden, sie behielten ihre Bedeutung auch, als im 16. und 17. Jhdt. die Gildemeister und Aldermänner in städt. Angelegenheiten gehört wurden. Wahl des Stadtrats war jeweils am Freitag nach Hlg. drei Könige. In der 2. Hälfte 15. Jh. bestand er aus: 2 Bürgermeistern, 2 Kämmerer, 2 Grutherren, 2 Fiski, später auch 2 Vorratsherren, 2 Hagenherren und 2 Billetsherren.

Gerichtswesen

Das Stadtgericht wurde von einem vom Landesfürsten bestellten Stadtrichter gehalten. Beisitzer des Gerichtes waren seit der Stadtgründung die Schöffen, später die beiden Bürgermeister. Die Voruntersuchung in Kriminalsachen lag in Händen des Magistrats. Zivilgericht wurde dienstags und freitags unter der Rathaushalle gehalten. Vor dem Kreuz auf dem Marktplatz erfolgte die Rechtsprechung auf Leben und Tod. Seit 1385 waren die Bürgermeister von Coesfeld auch Stuhlherren des Freigerichts zu Flamschen (westlich von Coesfeld), das die beiden Coesfelder Kirchspiele mit Ausnahme des Gebietes des Stadtrechts umfaßte.

Lagerbuch Amt Horstmar 1769

Lagerbuch des Fürstbistums Münster 1769, Hausstatistik nach Hofgrößen, Pferdezahlen Stadt Coesfeld

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Einfache Schatzung
Städte
Kirchspiele
Bauerschaften
u.freye Häuser
1)
Klöster
u. Adelige
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effectiv
3)
reduc. in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Stadt
Coesfeld
Bürgerhäuser
nebst
2 Mühlen
. 28 22 61 40 . 283 434 108 3/16 12 568 230 . .
Stadt
Coesfeld
adel. Kloster
Nonnen
Bernhardiner
1 . . . . . . } } } } } } }
Stadt
Coesfeld
Kloster
Nonnen
Augustinessen
1 . . . . . . } } } } } } }
Stadt
Coesfeld
Collegium
der
Jesuiten
1 . . . . . . } } } } } } }
Stadt
Coesfeld
Kloster
Mönche
Capuciner
1 . . . . . . } } } } } } }
Stadt
Coesfeld
Kloster
Stolterung
1 . . . . . . } } } } } } }
Stadt
Coesfeld
geistliches
Jungfernhaus
1 . . . . . . }6 }6 . }36 . . .
Summa Stadt
Coesfeld
6 28 22 61 40 . 283 440 14 3/16 12 604 230 . .

Bei der Schatzung 1769 zählt 1 Reichstaler 28 Schillinge und 1 Schilling 12 Pfennig.

Landesherrschaft

Landesherren

Coesfeld wurde 1651 Residenz des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen; 1654 siedelte das geistliche und weltliche Hofgericht von Münster nach Coesfeld über. 1246 trat Coesfeld dem zwischen Münster, Osnabrück und Minden geschlossenen Städtebund bei. Mitglied der Hanse als Vertreter der Städte des Bramquartiers (Dülmen, Bocholt, Borken, Vreden und Haltern).

Kriegswesen

Wehrhoheit

Das Kriegswesen unterstand seit alters her dem Rat. Alle Bürger waren wehrpflichtig und nach den 4 Kluchten in 4 Rotten eingeteilt. Aufsicht über die Kornmagazine durch die 2 Vorratsherren, über die Einquartierung durch die 2 Billetsherren.

Schützengilden

Ende des 15. Jhdt. bildeten die kirchlichen Bruderschaften Schützengilden aus : St. Antonius-, St. Sebastian-, St. Jakobi-, St.Jürgensschützen und Bussenschützen (Junggesellenschützen). Niedergang durch die hessische Besetzung (1633-51). Unter Bernhard von Galen Neubelebung und gründliche Ausbildung. Nach Schleifung der Festung (1688) wurden die Vorschriften für die Bürgerwehr bedeutungslos.

Garnison

  • Garnison 1859-69 (2. Batl. 5. Westfäl. Inf.- Rgt. Nr. 53).

Wappen

Wappen Coesfeld.png Beschreibung:

Das Wappen der Stadt Coesfeld ist in Gold ein roter herschauender Kuhkopf mit goldenem Halfter. Das Wappen ist seit ca. 1500 überliefert. Am 14. Juni 1939 legte der Oberpräsident das Wappen amtlich fest. Der Kuhkopf steht vermeintlich redend für den Ortsnamen. Das altsächsische Wort ‚ko’ bedeutet Kuh. Das Bild kommt bereits seit 1292 auf Sekretsiegeln vor. 1578 erscheint es erstmals auch auf den städtischen kupfernen Scheidemünzen. Die Wappenfarben Rot und Gold gelten als altüberliefert und sind wohl eine Anleihe aus dem Wappen der Fürstbischöfe von Münster, die zeitweise auch in Coesfeld residierten.


Quelle: Stadt Coesfeld

Stadtgebiet

Das Dorf Coesfeld auf dem Hof Coesfeld rechts der Berkel wurde mit der Stadtgründung auf den bischöflichen Besitz am linken Ufer ausgedehnt. Städtische Gerichtsbarkeit war nicht durch die Befestigung begrenzt, sondern reichte bis zu den "Fredepfählen" an jeder in das Stadtgebiet einmündenden Straße. Das Gebiet war kreisrund, Durchmesser 1600 m. Darum dehnte sich die städtische Feldmark bis zum Hagen, einer dreifachen Wallanlage. Teil des Ksp. Coesfeld eingemeindet 1931 mit 427 ha und 775 Einwohnern. Stadtgebiet 1858: 666 ha, 1950: 1.107 ha, 1951: 1.111 ha.

Ortsteile

Kommunale Neugliederung

Kirchenwesen

Bistümer seit dem Mittelalter

Bistum Münster, Archidiakonat des Abtes von Varlar bis zur Aufhebung des Klosters 1803, Dekanat Coesfeld 1825.

Katholisch

  • Auf einem Haupthof der Grafen von Cappenberg gründete der hl. Liudger eine Kirche. Sie wurde 1137 der Propstei Varlar einverleibt, deren Pröpste bis 1803 Dechanten der Pfarre waren.
  • Die Lambertikirche ist ein dreischiffiger Hallenbau, vor 1486 errichtet, 1686-1703 mit einem neuen Turm versehen.
  • Kurz vor 1195 war unweit der Lambertikirche eine bischöfliche Eigenkapelle zum hl. Jakobus erbaut worden, die 1195 an das Kloster Varlar kam und 1258 Pfarrechte erhielt. Die um 1195 erbaute und vor 1580 sowie 1924 erweiterte Kirche besaß im zweiten Turmgeschoß ursprünglich eine bischöfliche Privatkapelle.
    • 1264 wurde Lette abgepfarrt.
  • Das 1425 errichtete Augustinerinnenkloster Marienbrink wurde 1810 aufgehoben.
  • Das 1627 gegründete Kapuziner-Kloster wurde 1810 säkularisiert.
  • Die Jesuiten, die 1627 das Gymnasium Nepomucenum eröffneten, bauten 1673-1692 die Kloster- und Gymnasialkirche, die später als Simultankirche diente.
  • 1243 wurde das Zisterzienserinnenkloster Marienborn von Lippramsdorf nach Coesfeld verlegt. Es bestand bis 1803. Die Gebäude beherbergten bis 1938 das Gymnasium.
  • Von den Beginenhäusern ist das Haus Annenthal 1476 in ein Franziskanerinnen- und 1658 in ein Annuntiatenkloster umgewandelt worden. Nach der Aufhebung 1803 wurde es 1850 Mutterhaus der Schwestern U. L. F. Seit 1885 ist es Krankenhaus.
  • 1950 wurde in der Lambertipfarre der Grundstein zu einer Ludgerikirche gelegt.
  • Die Kapelle zum hl. Joseph in Stevede wurde 1900 errichtet und 1925 zur Rektoratkirche erhoben. Dort bestand 1408 bereits eine Kapelle.
  • In Goxel steht seit 1946 die Kapelle zum Heiligsten Herzen Jesu.

Reformation

Evangelische Gemeinde durch den Fürsten von Salm-Horstmar gegründet 1804. Kirchenkreis Münster, Superintendentur Ahaus.

Bekenntnisse

1810: etwa 100 Ev., 1850: 186 Ev., 1900: 400 Ev., 1905: 7.737 Kath., 610 Ev., 1910: 783 Ev., 1930: 1.200 (9%) Ev., 1946: 93% rk.

Juden

Juden im Mittelalter nur vorübergehend mit Geleitsbrief in Coesfeld. Jüdische Gemeinde um 1670. Begräbnisplatz 1678. Synagoge um 1845 vorhanden. Zahl gering. 1871: 82, 1925: 57 Juden.

Wohlfahrtspflege

Großes Hlg.-Geist-Spital im 13. Jhdt., Kleines Hlg.-Geist-Spital 1350. Aussätzigenhaus 1432. Witwen-Armenhaus 1446. Alle Stiftungen 1802 unter einem Armenprovisor zusammengefaßt. Hospital um 1845 vorhanden. Coesfelder Krankenhaus unter Barmherzigen Schwestern von Münster gegründet 1850. - Gasanstalt 1865. Wasserwerk und Kanalisation 1907. Versorgung mit Elektrizität 1920. Städt. Schlachthaus 1894.

Bildungswesen

Schulen

Im Mittelalter 2 Pfarrschulen und bedeutende Stadtschule seit Stadtgründung. Jesuitengymnasium 1627, staatl. 1828. Lehrerseminar mit Präparandie Anfang 20. Jh., aufgehoben 1923, dafür staatl. Aufbauschule für Mädchen. Mädchenmittelschule. 1954 vier voll ausgebaute kath. Volksschulen, eine ev. Volksschule und eine Kreisberufsschule.

Druck- und Zeitungswesen

Städtische Druckerei seit 1680, auf je 6 Jahre verpachtet, verkauft 1828. Tusnelda, Unterhaltungsblatt. für Deutsche. Zeitung 1816/17. Wochenbl. 1830, später Allg. Ztg. (Zentrum vor 1933, 1954 CDU).

Archiv

Artikelquellen

  • Schneider, Heinrich: Die Ortschaften der Provinz Westfalen … in „Münstersche Beiträge zu Geschichtsforschung“ III. Folge XII. Heft (1936)
  • Deutsches Städtebuch, Bd. III. Nordwest-Deutschland II. Westfalen. Hrsg. Prof. Dr. E. Keyser (1954), Verlg. Kohlhammer.
  • Stadtverwaltung Coesfeld

Bibliografie

Genealogische Bibliografie

Weitere Bibliografie

  • Bau- und Kunstdenkmäler, Kr. Coesfeld, S. 33 ff.
  • Berg, S., Die grundherrlichen Verhältnisse des Klosters Marienborn in Coesfeld, Diss. Marburg 1913.
  • Bogert, Bernd: Coesfeld. Chronik der NS-Zeit 1933-1945. 1995, in: Beiträge zur Coesfelder Geschichte und Volkskunde 4.
  • Borgert, Bernd: Coesfelder Stadtkern im Wandel der Zeit. Ein Bildband. 1986.
  • Bosten und Stein (hg.): Die Stadt Coesfeld (1930).
  • Bosten, J. Das 750jährige Stadtjubiläum der altehrwürdigen Stadt Coesfeld i. J. 1947 (1949).
  • Boving, Christine: Die mündlich überlieferten Flurnamen der Stadt und des alten Kirchspoiels Coesfeld. 1990, in: Beiträge zur Coesfelder Geschichte und Volkskunde 1. Flurnamen-Buch
  • Brambrink, Coesfelds Schulen im MA. (1931).
  • Büld, Volk und Sprache im nördl. Westfalen (1939).
  • Cappes, Urkundliche Münzgesch. der Stadt Coesfeld (1870).
  • Coesfelder Urkundsbuch in: Gymnasialprogramm Coesfeld (1897-1911).
  • Darpe, Codes traditionum Westfalicarum, Bd. 6, Güter- und Einkünfteverzeichnisse der Klöster Marienborn, Marienbrink, Varlar usw. (1907).
  • Darpe, F., Coesfelder Urkundenbuch, Coesfeld 1897
  • Darpe-Weskamp: Beiträge zur Geschichte des Kreises Coesfeld. 1913.
  • Dickhoff, Erwin: Coesfelder Straßen, Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen. 1994, in: Beiträge zur Coesfelder Geschichte und Volkskunde 3.
  • Drachter, Th., Hans Hüer, Die Bruderschaften Coesfelds (1921).
  • Frohne, Ludwig: Die Stadt Coesfeld in Bild und Plan von 1450-1850, in: Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Krs. Coesfeld. 1964.
  • Frohne, L.: 100 Jahre St. Vinzenzhospital zu 0. (1950).
  • Gerdemann, Versuch einer Lautlehre der Westmünsterschen Mundart (Diss. Münster 1921. ungedruckt).
  • Heimatverein Coesfeld, Wegkreuze und Bildstöcke Coesfelds, 1991, in: Beiträge zur Coesfelder Geschichte und Volkskunde 2.
  • Hüer, Hans: Geschichte der Stadt Coesfeld nach Bernhard Sökeland. 1947.
  • Hüer, Hans: Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen und sein Baumeister Peter Pictorius (1923).
  • Jahresberichte Gymnasium 1829 - 1915 inkl. Abiturientenlisten, Coesfeld Online
  • Kersken, Norbert: Annotierte Bibliographie zur Geschichte der Stadt Coesfeld, 1996, im Druck.
  • Neumüllers, 300 Jahre Coesfelder Gymnasium (1928).
  • Riering, Bernh.: Die hansischen Beziehungen des westl. Münsteriandes (phil. Diss. Bonn 1959).
  • Schmitz-Kallenberg, Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westfalen, Bd. I, Heft 3, Kr. Coesfeld (1904).
  • Schmitz-Kallenberg, Monasticon, S. 18
  • Sökeland, Bernhard: Geschichte der Stadt Coesfeld. Verlag Bernhard Wittneven, Coesfeld 1839 Digitalisat der Google Buchsuche (GckAAAAAcAAJ)
  • Sökeland-Hüer, Gesch. der Stadt Coesfeld (1947).
  • Steinbicker, Der Freistuhl zu Flamschen (o. J.).
  • Weingärtner, J.: Kupfermünzen Westfalens (1872), S. 58.

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