Frankershausen

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Hierarchie
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Blick auf Frankershausen vor dem Massiv des Hohen Meißners


Einleitung

Blick zur Kirche, Schule und zum Pfarrhaus in Frankershausen

Frankershausen zählt mit seinen knapp 1.000 Einwohnern zu den großen und wohlhabenden
Dörfern „auf dem Hain" (uffm Hain).
Das geschlossen erhaltene Ortsbild mit stattlichen Fachwerkhäusern ist sehenswert. Eindrucksvolle Ausflugsziele, wie das nahegelegene „Höllental", die Kripp- und Hielöcher und natürlich die Aussichtspunkte auf dem Hohen Meißner haben das Dorf zu einem beliebten Ferienort gemacht.

Allgemeine Informationen

Frankershausen liegt im nordöstlichen Vorland des Hohen Meißners und wird von der Berka durchflossen. Das östliche Meißnervorland bis zum Werragraben wird „Hain" genannt.
Die Landesstraßen 3242 und 3422 sowie eine Kreisstraße treffen sich im Ort.
Der Spitzname der Leute ist „Frankershisser Dippenschisser".

Unsicherer Untergrund

Ein dramatisches Ereignis hat Frankershausen 1958 in die Schlagzeilen gebracht.
Vor den entsetzten Augen des Landwirts Heinrich Schill versanken seine beiden Kühe im Erdboden und verschwanden wie von Geisterhand. Im Gebiet der Kripplöcher hatte sich durch Auswaschungen im Kalkgestein eine riesige Höhle gebildet, deren Decke genau zu dem Zeitpunkt einbrach, als der Bauer mit seinem Kuhgespann darüber stand. Die Brüder Ackermann haben sich 1960 in die Höhle abgeseilt und dabei festgestellt, daß die Tiere 31 Meter in die Tiefe gestürzt waren.

Politische Einteilung / Zugehörigkeit

Berkatal Ortsschild.jpg
Berkatal Wappen.jpg

Zusammenschluss zur Gemeinde Berkatal

1971 wurde durch den Zusammenschluss der Ortschaften Frankenhain und Frankershausen die Gemeinde Berkatal gegründet. Ein Jahr darauf kam der Ort Hitzerode dazu. Da bis dahin unklar war, ob Hitzerode nicht zu Bad Sooden-Allendorf eingemeindet werden sollte, hat Hitzerode noch heute die Ortsnetzkennzahl 05652 (Bad Sooden-Allendorf) im Gegensatz zu den anderen beiden Ortsteilen, die 05657 ( Meißner) als Vorwahl haben.
Wappen
Blasonierung: [1] „In rot ein schräglinker silberner Wellenbalken, begleitet oben von einem gespreizten goldenen Kreuz, unten von einem sechsspeichigen goldenen Wagenrad.“
Der silberne Wellenbalken stellt die namensgebende Berka (Bach) dar, das goldene Kreuz ein Frankenkreuz, in Anspielung auf die Namen der Ortsteile Frankershausen und Frankenhain; das goldene Wagenrad weist auf das früher hier sehr verbreitete Fuhrmannsgewerbe hin. [2]

  • Die Gemeindeverwaltung ist in Frankershausen.

Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Die ev. Pfarrkirche von Frankershausen, Ansicht von Nordosten

Evangelische Kirche

Die Wehrkirche in Frankershausen

Bei der klassizistisch erweiterten Wehrkirche mit frühgotischem Kern handelt es sich um eine evangelische Pfarrkirche, die den Mittelpunkt des alten Dorfkerns gebildet hat. Auch heute prägt sie durch ihre weit sichtbare Silhouette das Erscheinungsbild von Frankershausen.

Von außen dominiert der hinter dem wenig gegliederten Baukubus hervorstechende Chorturm mit barocker Haube. Im Innenraum wurde besonders viel Wert auf die Anforderungen des protestantischen Gottesdienstes gelegt. Die Anordnung der Bestuhlung und die umlaufende Empore gewährleisten gute Sicht auf Altar und Kanzel und bieten gleichzeitig viel Platz für Kirchenbesucher.

  • Direkt an die Wehrkirche ist der Friedhof der Gemeinde angeschlossen, auf dem Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert zu sehen sind.

Kirchspiel Frankershausen

Zum Kirchspiel Frankershausen zählen die Kirchengemeinden von Frankenhain, Frankershausen, Hitzerode und Wolfterode. Das Pfarramt befindet sich in Frankershausen, Oberdorf 10. Der gegenwärtige (Juni 2012) amtierende Seelsorger ist Pfarrer Eberhard Laukner. Sein Vorgänger Klaus-Peter Brill (1983 - 1990 in Frankershausen tätig) wurde am 21. Mai 2012 auf einer Tagung in Kassel zum Dekan des Kirchenkreises Gelnhausen berufen.

Hitzerode war bis zum Sommer 2011 kirchlich mit Albungen verbunden. Aufgrund der demographischen Entwicklung mußte die Pfarrstelle Albungen-Hitzerode aufgelöst werden. Albungen wurde dem Kirchspiel Niddawitzhausen zugeordnet und Hitzerode kam zum nähergelegenen Frankershausen.

Die Aufnahme in das Kirchspiel Frankershausen wurde unter Teilnahme der vier Kirchengemeinden am 31.07.2011 in Hitzerode mit einem Festgottesdienst gefeiert, der vom Männerchor Hitzerode und von einer Bläsergruppe mitgestaltet wurde. Nach dem Kirchgang versammelten sich die Leute aus den vier Dörfern unter der Linde neben der Hitzeröder Kirche zu einem gemütlichen Beisammensein.
Natürlich waren alle Teilnehmer der Festgesellschaft recht vertraut miteinander, denn auf dem Hain kennt man sich von Dorf zu Dorf.

Frankershausen, Ansicht von Norden
Ansichtskarte aus Frankershausen
Ansichtskarte aus Frankershausen
Ansichtskarte aus Frankershausen

Katholische Kirche

Frankershausen gehört zur katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius in Bad Sooden-Allendorf

Jüdische Glaubensgemeinschaft

Geschichte der jüdischen Gemeinde

In Frankershausen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Um 1600 werden mit Moses, David und Salomon die ersten drei namentlich bekannten Juden in Frankershausen genannt. 1622 gab es vier jüdische Familien (mit 17 Personen) am Ort.

Viele der jüdischen Familien in Frankershausen (auch in Reichensachsen) hatten als Namensangabe, seit Anfang des 19. Jahrhunderts als Familiennamen, den Namen Plaut (zunächst Blaut). Der Name ist herzuleiten von Palit (Flüchtling, Zugewanderter) und begegnet erstmals in Angaben aus dem Jahr 1741 (Heinemann Itzig Blaut und Susmann Menko Blaud) und aus dem Jahr 1748 (Menko Hirsch Blaud). Mehrere der „Zugewanderten" waren sephardischer Abstammung (aus Portugal/Spanien über Frankfurt zugezogen). Es gab auch Plauts aus Polen, u.a. Ruben Plaut aus Kamenetz-Podolsk, der 1739 nach 50-jährigem Aufenthalt in Frankershausen verstarb und drei Söhne hinterließ.
Zur jüdischen Gemeinde in Frankershausen gehörten auch die wenigen in Allendorf lebenden jüdischen Einwohner (1924 waren es 4 Personen).

1933 lebten noch 33 jüdische Personen in Frankershausen (3,7 % von insgesamt 870 Einwohnern). In den folgenden Jahren sind alle jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Auswanderungen erfolgten: zwei Personen in die USA, eine nach Südamerika, drei nach Holland, eine nach Straßburg/Frankfurt. Die übrigen verzogen innerhalb von Deutschland (24 Personen), davon acht nach Eschwege, zwei nach Frankfurt.

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge im Inneren zerstört, in zwei jüdischen Wohnhäusern wurden Fenster, Türen und Teile der Inneneinrichtung zerschlagen. Ein 73-jähriger Jude wurde misshandelt. Der letzte Gemeindevorsteher David Goldschmidt verzog 1940 nach Eschwege und wurde von dort deportiert (Hinweis: an den aus Frankenberg stammenden David Goldschmidt erinnert ein „Stolperstein" an seinem Geburtsort). Die letzte Abmeldung eines jüdischen Einwohners erfolgte im Mai 1941 nach Kassel.

Zur Geschichte der Synagoge

Zunächst war ein Betraum im Haus einer jüdischen Familie oder auch eine erste Synagoge vorhanden. 1855 wurde eine (neue) Synagoge erstellt. Sie soll 36 Plätze für Männer und 21 für Frauen gehabt haben. Es handelte sich um einen einfachen Fachwerkbau. Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Innenraum der Synagoge zerstört. 1940 wurde das Gebäude abgebrochen. An seiner Stelle steht ein heute ein Wohnhaus.

  • Adresse/Standort der Synagoge: Lehmkaute [3]

Geschichte des Dorfes

Frankershausen ist mit der ersten urkundlichen Erwähnung aus dem Jahr 876 eine der ältesten Ortschaften der Region. Zunächst gehörte Frankershausen zum Herrschaftsbereich der Grafen von Bilstein, die das Dorf im Jahr 1301 an die Landgrafen von Hessen verkauften. Die Landgrafen von Hessen belehnten im weiteren Verlauf der Ortsgeschichte verschiedene adlige Familien mit den Rechten in Frankershausen.

Ursprünglich erstreckte sich der Ortskern rund um die klassizistisch erweiterte Dorfkirche. Mit dem Beginn des Salzhandels im 16. Jahrhundert wurde das Tal zu Seiten der Berka besiedelt. Im Laufe der Zeit entstanden große Hofanlagen mit stattlichen unterkellerten Wohnhäusern, in denen der zum Verkauf bestimmte Wein aus dem Rheinland lagerte. Noch heute bezeugen die erhaltenen Häuser aus dem späten 18. Jahrhundert im Zuge der „Berkastraße" und „Am Wasser" die Wohlhabenheit der Frankershäuser Salz- und Weinhändler. In Frankershausen bestehen heute zahlreiche Handwerksbetriebe, Handelsgewerbe sowie ein mittelständischer metallverarbeitender Betrieb. Im Jahr 1976 wurde das 1200-jährige Jubiläum des Ortes gefeiert. [4]

Ortsbeschreibung

Heimatmuseum Frankershausen

Gezeigt werden:

  • Gesteine und Mineralien, alte Bergmannslampen und Bergmannsgerät
  • Vorgeschichtliche Funde aus dem Meißnervorland
  • Geweihe aus Kiesgruben im Werratal
  • Landwirtschaft und holzverarbeitendes Handwerk, Flachs- und Wollbearbeitung
  • Aus Eisen gefertigte Mörser, Bügeleisen, Kessel und Türbeschläge
  • Umfangreiche Keramik-Sammlung mit Koch- und Essgeschirr, Flaschen, Ölkrügen,
    Milchtöpfen, Backformen und Feierabendziegeln
  • Brandbekämpfung mittels Löscheimern aus Leder und Segeltuch

Dorfansichten

Die Gaststätte Schindewolf in Frankershausen, 29.10.2012 [5]
Fachwerkhaus an der Berkastrasse in Frankershausen, 29.10.2012

Sehenswürdigkeiten

Kripp- und Hielöcher

Bildmitte rechts: Die Kripp- und Hielöcher bei Frankershausen. [6]
Das Dorf im Hintergrund ist Frankenhain.
Blick von einer Anhöhe bei Hitzerode auf Frankershausen, 29.10.2012

Die Kripp- und Hielöcher sind ein Naturschutzgebiet im Naturpark Meißner- Kaufunger Wald im Werra-Meißner-Kreis, Hessen.

Die Kripp- und Hielöcher (Kripp = Krippe und bedeutet Vertiefung, Hie bedeutet Höhle) sind eine Karstlandschaft am Fuße des Meißners. Von einem Parkplatz an der L 3242 zwischen Frankenhain und Frankershausen gelangt man zu den Naturdenkmalen.

Das hügelige Gelände ist der fossile Rest des 250 Millionen Jahre alten Zechsteinmeers mit Gips- und Dolomitfelsen und Dolinen. Durch die Hielöcher führen drei Rundwanderwege von 2, 3 und 4,8 Kilometer Länge an den Naturdenkmälern Kleiner Marstein, Karstquelle Kressenborn, Karstquelle Breitenborn und den Mühlen Oberdorfer- und Blaumühle vorbei. Die nördlich gelegenen Kripplöcher sind wegen Einsturzgefahr nicht allein zu besichtigen. 1958 stürzte ein Kuhgespann 31 m tief in das örtlich bezeichnete Kuhloch. Die Brüder Ackermann seilten sich 1960 in die Höhle ab und holten die Schädel der Tiere wieder ans Tageslicht.

Botanische Besonderheiten dieser Wacholderheide sind Golddistel, Feigenwurz, Orchideen und Enziane, sowie artenreiche Magerrasen mit Wildkräutern. Faunische Raritäten sind Dachs und Fuchs und seltene Schmetterlinge wie der Bläuling und andere Insekten wie das Widderchen.

Die Biotope werden mit traditioneller Hüteschäferei (Timmerberg Dudenrode) beweidet, und überregional
bekannte Meißner-Lamm Produkte werden produziert.
Symbolfigur ist der in den Kripp- und Hielöchern lebende Wacholdermann.

Burg Bilstein

Die Burg Bilstein ist eine abgegangene Burg bei Frankershausen.
Die Anlage, von der noch geringe Mauerreste sowie Spuren von Keller und Brunnen erhalten sind, war der Sitz eines einflussreichen thüringischen Grafengeschlechts, das sich seit etwa 1140/1145 Grafen von Bilstein nannte.

Die Ruine der Gipfelburg befindet sich auf dem 284 m hohen Bilstein, [7] der seit 1960 ein Naturschutzgebiet mit Hainbuchen- und Eichenwald sowie am Südhang Eichen-Elsbeerenwald ist. Sie liegt westlich des Dorfs Albungen, einem nordwestlichen Stadtteil von Eschwege. Der Bilstein erhebt sich etwa 100 m über dem Tal des Bachs Berka, unweit von dessen Mündung in die Werra. Seine Felsen fallen zur Berka hin fast senkrecht ab. Das Berkatal ist an dieser Stelle sehr eng und steilwandig und heißt daher Höllental.

Der letzte Bilsteiner [8]

Der letzte Bilsteiner
Aus der Allendorfer Chronik
„Folgende Sage hat sich vom Tode des letzten Bilsteiners erhalten: Feinde - so erzählt dieselbe - hatten die Burg schon lange belagert, ohne sie aushungern zu können, denn der Eigenthümer der am Fuße des Burgbergs gelegenen „Höllenmühle" versorgte durch einen verborgenen Gang die Burg immer von Neuem mit Lebensmitteln. Endlich wurde dieser Gang entdeckt und der Müller erschlagen.

Da riß der Hunger ein und dem Grafen blieb zuletzt nur die Wahl zwischen Ergebung und dem Tode. Er wählte das Letztere.
Mit Gattin und Tochter bestieg er einen mit wilden Rossen bespannten Wagen und stürzte sich den jähen Abhang des Burgbergs hinab." [9]

Höllenmühle
Einebettet zwischen dem Bilstein und dem Iberg (von Eiben) stand bis zu ihrem Abriß im August 1967 die Höllenmühle. Leider hat man eine der bekanntesten und ältesten Mühlen im nordöstlichen Meißnevorland beseitigt. Der Name ist zweifellos mit „Frau Holle" in Verbindung zu bringen. Das genaue Alter der Mühle läßt sich nicht bestimmen, doch kann man davon ausgehen, daß sie im Hochmittelalter von den Bilsteinern zur Versorgung der Burg angelegt worden ist. Ein geheimer Gang zur Burg konnte, besonders während intensiver Nachforschungen wenige Jahre vor dem Abriß der Mühle, nicht nachgewiesen werden.

  • Bis ca. 1888/1890 wird in der Höllenmühle Getreide gemahlen,
  • Ab 1890 beginnt man mit dem Malen von Schwerspat, der in der Nähe von Hitzerode und Orferode gegraben wird.
  • 1893 wird in unmittelbarer Nähe zum Bilstein das Gasthaus „Frau Holle" eröffnet.
  • Nach 1960 stehen die Mühlengebäude leer und 1967 erfolgt der Abriß.

Meißnerdörfer

Beschreibung der Ortschaften im nördlichen Meißnervorland:

Frankershausen auf der Landkarte des Werra-Meißner Kreises


Weblinks


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>FRASEN_W3441</gov>

Quellen, Einzelnachweise

  1. Blasonierung ist in der Heraldik die fachsprachliche Beschreibung eines Wappens.
  2. Quelle: Gemeinde Berkatal
  3. Angaben übernommen von alemannia-judaica
  4. Text übernommen von Berkatal
  5. Berkastraße 71
  6. Blick von einer Anhöhe bei Hitzerode auf Frankenhain (29.10.2012).
    In der Bildmitte rechts kann man die Kalksteinkuppen des Naturschutzgebietes der Kripp- und Hielöcher bei Frankershausen erkennen.
  7. Nicht zu verwechseln mit dem 641 m hohen Bilstein im Kaufunger Wald.
  8. Federzeichnung von Otto Ubbelohde, Marburg 1923
  9. Aus der Chronik „Geschichte der Stadt Allendorf" von G. Wagner, 1865.