Tappensches Familienbuch (1889)/086

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
< Tappensches Familienbuch (1889)
Version vom 13. Dezember 2012, 19:01 Uhr von Rainer-Doerry (Diskussion • Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Tappensches Familienbuch (1889)
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[085]
Nächste Seite>>>
[087]
Datei:Familienbuch-Tappen.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.



haben: Vividum ingenium perpetua vitae innocentia, salubre Corpus hilari frugalitatis praesidio facile tuemur.

      Solte uns, HochgeEhrteste Anwesende, vergönnet sein, unsern sel. Verstorbenen Herrn D. Tappium zu befragen, durch was für ein arcanum oder heimliche Artzeney Er bis in sein hohes Alter die Vollkommenheit seines Verstandes und seine gesunde Leibes-disposition geschützet, Wir würden traun keine andere Antwort von Ihm erhalten, als dass Er durch einen Tugendhaften Wandel sein Gemüth in guten Vermögen und Zufriedenheit, und durch frölichen jedoch mässigen Gebrauch der von Gott und der Natur verliehenen Nahrungs Gaben seinen Leib bey natürlichen Kräfften unterhalten.

      Nachdem aber nunmehro sein verschlossener Mund verstummet und uns keine Autwort gönnet, so wil uns gebühren der Wahrheit dieses Zeugnis zu geben, und unserm sel. verstorbenen Herrn Doctori heute an seinem Beerdigungs-Tage nachzurühmen, dass sein rühmlich geführter Wandel das Mittel gewesen, dadurch Er die Ruhe seines Gewissens und die Vollkommenheit seines Verstandes bis an sein graues Alter unterhalten; wie nicht weniger, dass seine häusliche Lebens-Art der Grund gewesen, darauff Er die Gesundheit seines Leibes so glücklich gebauet. Es ist unnöthig, allher weitläuftig anzuführen, mit was unverdrossenem Fleiss der sel. Mann schon in seiner Jugend durch Erlernung freier Künste und Sprachen die Vollkommenheit seines Verstandes gesuchet, Wie glücklich Er dieselbe in seinen Männlichen Jahren durch die gründliche erworbene erudition erlanget und vermehret, und wie herrlich dieselbe durch sein Tugendhaftes Leben stets bestätigt worden. Es können diejenigen, so mit dem sel. Herrn Doctore in Vertraulichkeit umbgangen, mit ihrem Zeugnis bekräftigen, wie fleissig Er das geschriebene Wort Gottes untersuchet und jährlich von Anfang bis zu Ende durchlesen. Sie wissen, wie Christlich Er alle Morgen und Abend durch eigene von ihm abgefassete Gebether nicht allein Seinige und der Seinigen, sondern auch unserer gäntzen Löbl. Universität und Stadt Wohlfahrt und Erhaltung dem gütigen Gott vorgetragen: Sie wissen, wie Er wöchentlich Drey Tage denen geistlichen studiis gewiedmet, und die grossen Geheimnissen Gottes mit tiefem Nachsinnen betrachtet. Sie wissen, mit was freudigem Gemüthe Er seine Hände gegen die Dürftige und Nothleidende pflegen auffzuthun, dass die Armen dieses Orts annoch öffters sich nach seiner Müdigkeit sehnen dürfften. Uns allen aber ist bekandt Das aufrichtige, redliche Hertz, welches dem sel. Herrn Doctori beywohnte, und wie heftig Er jederzeit angefeindet der heutigen Welt Falschheit und Verstellung, als welche nach Art der liebkosenden Scorpionen alsdann am meisten bemüht ist, den tödtlichen Gifft ins Hertz zu giessen, wenn sie die süssesten Wort im Munde führet. Unser sel. Herr Doctor war ohne falsch sincerus und cordatus, und scheuete sich nicht die Wahrheit offenhertzig zu sagen, hätte Er auch gleich darüber die höchste Feindschaft übernehmen müssen. So oft dem sel. Manne ein widriges Verhängnis zustiesse, war Er wolgemuth, und wuste mit einem gleichen und festen Tritte im Glücke und Unglück einher zugehen, vertrauend seinem Gotte, welcher, wie Er ihn bishero Väterlich geführet, also auch ferner erfreuen und erquicken würde. Im übrigen war des sel. Herrn Doctoris hertzliche Freude, wenn Er dem entkräfteten gebrechlichen kranken Nechsten vermittelst seiner Kunst und Erfahrenheit könte einen Liebes-Dienst erzeigen, und ihn zu voriger Gesundheit verhelfen. Wie Er dann nicht weniger bemühet war, die studirende Jugend an diesem Orte also zu unterweisen, dass sie die krank danieder liegende Menschen dermahleins durch die edle Medicin glücklich aufhelfen und bey ihnen die vorige Kräfte wiederbringen möchten. Von welcher nützlichen Arbeit (ob Ihm schon Alters halben solches vergönnet war) Er