Kurze Chronik der Familie Kypke/012
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unserer Religion sei, so zeigten sie mit des allerhöchsten Gottes Hilfe, das seine Kirche und seinen Dienst beschützt, eine etwas mildere Gesinnung gegen unsere Religion und verwünschten sie nicht mehr, wie bisher, sondern begannen sie zu achten . . .
Kaum waren jedoch die Kaiserlichen Kompagnieen in die Stadt eingerückt, als eine so große Häufung von Kontributionen entstand, daß Keinem ein Heller im Beutel, ein Ochse oder eine Kuh im Stalle, ein Schwein im Kofen, ein kupfernes oder zinnernes Geschirr im Hause blieb. Denn es war den einquartierten Soldaten nicht genug, sämtliche Habe ihrer Wirte durchzubringen, zu verprassen und unter dem außerordentlichen Titel „Kontribution“ sich anzueignen, sondern sie hatten auch ihre Lust daran, ihre guten Wirtsleute mit zahllosen unerhörten und abscheulichen Schmähungen zu überhäufen, ohne Unterschied Wirt und Wirtin, indem sie ihnen mancherlei Schimpfreden ins Gesicht warfen, herunterzumachen, und was das Traurigste war, mit Fäusten und Knitteln, mit Säbel und Degen Beiden Kopf, Angesicht, Schulter und Rücken arg zu zerfetzen und zu zerbläuen und mit allerhand Wehthaten bis zum Überdruß zu überhäufen. Und da galt auch kein Ansehen der Person; Ratsherren und gemeine Leute wurden auf gleiche Weise behandelt. Oft liesen sogar diejenigen, welche jenen Mißhandlungen entfliehen wollten, wenn irgendwo ein Loch offen war, über Stock und Stein davon, nicht selten aus dem Bette springend, so daß sie kaum ihre Stiefel mitnehmen konnten. Zweimal wurden die versammelten Väter von dem Obristwachtmeister genötigt, in das Gefängnis zu wandern, wo ihnen weder Speis noch Trank gereicht wurde, außer was man ihnen verstohlenerweise brachte. Ging doch sogar des ebengenannten Obristwachtmeisters Koch, ein unsauberer Geselle und kaum hellerswerter Mensch, indem er einst in das Rathaus selbst einbrach, zwei Bürgermeistern und einem Kämmerer mit blankem Schwert zuleibe und zog nicht eher ab, als bis er einen am Arm, einen andern am Auge verwundet hatte. Und dies war noch nicht das Ende aller Plagen, sondern einer von den Bürgermeistern wurde sogar wegen eines vorgeblichen Kontributionsrestes als Gefangener nach Lauenburg geführt und kehrte von dort nicht zurück, sondern starb in der Gefangenschaft, wurde jedoch zu Lauenburg, seinen Verdiensten gemäß, durch ein ausgezeichnetes und anständiges Leichenbegängnis geehrt u. s. w.“
Mitten in diesem unsagbaren Elende legte der letzte Pommernherzog Bogislav XIV. am 10. März 1637 sein müdes Haupt zum Sterben nieder, und Schweden und Brandenburger stritten sich lange Jahre um den Besitz Pommerns.
Zu allen diesen Kriegsgreueln aber war die Pest ins Land gekommen und hatte auch in Freienwalde zahlreiche Opfer gefordert.