Adamsverdruß

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Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Allenstein > Landkreis Ortelsburg > Adamsverdruß


Einleitung

Allgemeine Information

Adamsverdruß lag im Puppenschen Forst unweit der ehemaligen Staatsgrenze nach Polen und wurde im Zusammenhang mit der neuen königlichen Glashütte gegründet. Die Quellen bennenen einerseits 1781 und andererseits 1800 als Gründungsjahr der Glashütte, wobei der Zuzug der angeworbenen Glasbläser das Kirchenbuch des zuständigen evang. Kirchspiels Friedrichshof erst ab 1800 beeinflußt.
Der Name Adamsverdruß soll auf den damaligen Domänenamtmann Adam zurückgehen, der gegen die Errichtung einer Glashütte im Puppenschen Forst war.


Politische Einteilung

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Adamsverdruß gehörte zur evangelischen Kirche in Friedrichshof, gegründet 1649

Katholische Kirchen

Friedhof von Adamsverdruß

Friedhof von Adamsverdruß um 2010



Grabkreuz von Ernst Philipp Ludwig Baron v. Hünefeld (1769 - 1842)
Vorderseite
Bild 1
Rückseite
Bild 2

Geschichte

Adamsverdruß wurde 1799/1800 im Zusammenhang mit der Pacht der neuen, gleichnamigen Glashütte von Baron Lieutenant v. Hünefeld gegründet.

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Kirchenbücher

siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Ortelsburg

Standesamtsregister

Grundbuch

Adressbücher

Sonstige Quellen

siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Sonstiges Kreis Ortelsburg


Bibliografie

Genealogische Bibliografie

Historische Bibliografie

Mitteilungen der Literarischen Gesellschaft Masovia
herausgegeben von dem Vorsitzenden Geheimen Studienrat Prof. Dr. K. Ed. Schmidt-Lötzen
30. Heft (30. Jahrgang)
Lötzen 1925
Seite 12
Aus der Geschichte der staatlichen Glashütte Adamsverdruß bei Puppen, Kreis Ortelsburg
Prof. Dr. Heß v. Wichsdorff in Berlin, z.Zt. Cruttinnen


Um eine Verwendungsmöglichkeit für die großen Holzmengen in der staatlichen Forst Puppen in der Johannisburger Heide, die weder als Brennmaterial noch zu technischen Zwecken abzusetzen waren, zu schaffen, beschloß die Staatsregierung im Jahre 1800, eine königliche Glasfabrik in Adamsverdruß einzurichten. Hierzu wurden eine ganze Anzahl Gebäude erbaut, eine 123 Fuß lange und 49 Fuß breite Glashütte mit Bohlendach und mit Brettern bedeckt, in der 2 große Glasöfen, 5 Aschkammern und 4 Glaskammern aufgestellt wurden. Daneben stand das Glasmagazin, daß 60 Fuß lang und 30 Fuß breit war und mit der Streckhütte von 114 Fuß Länge und 30 Fuß Breite unter einem Dache vereinigt war. Hierzu gehörte ferner noch eine Stampfkammer und eine Topfstube. Für die zahlreichen Arbeiter wurden drei sogenannte Fabrikantenwohnungen ') von je 126 Fuß Länge und 30 Fuß Breite, 7 Fuß hoch im Gehrsaß mit Strohdach errichtet, in denen je 8 Stuben und je 12 Kammern vorgesehen waren. Zu jeder Fabrikantenwohnung gehörten ferner zwei Ställe von 45 Fuß Länge. Adamsverdruß bekam außerdem eine Schmiede und ein Backhaus und weiter ein Gasthaus mit Stallungen und Einfahrt. Die staatliche Glashütte stellte Weißglas, Grünglas, Hohlglas und Tafelglas her. Sie war von Beginn an den Leutnant von Hünefeldt verpachtet, in dessen Händen sie bis zu seinem Tode blieb. Der Staat hatte für den Pächter in Adamsverdruß ein Wohnhaus von 59 Fuß Länge und 40 Fuß Breite bei einer Höhe von 9 Fuß gebaut und mit Pfannendach versehen. In diesem Hause waren unten 4 Stuben, ein Alkoven, eine Küche und drei Kammern, ferner im oberen Stock 2 Giebelstuben und 4 Kammern vorhanden; außerdem besaß das Haus 2 gewölbte Keller; Pferde-, Vieh- und Schweinestall waren 120 Fuß lang und 30 Fuß breit. Zum Pächterhof gehörte noch eine 90 Fuß lange Scheune mit 2 Tennen und ein ebenfalls 90 Fuß langer zweistöckiger Speicher mit Strohdach. Eine Verwalterwohnung von 45 Fuß Länge schloß den Bezirk der neugegründeten königlichen Glasfabrik ab, die Adamsverdruß zu einem kleinen Dörfchen mitten in der Waldwildnis der Johannisburger Heide machte. Die bewohner des Dörfchens Adamsverdruß waren in der großen Mehrzal rein deutscher Herkunft, auch hatten sich einige masurische Familien aus der Umgebung dort angesiedelt. So bildete die staatliche Glashütte Adamsverdruß, ebenso wie die fast zu gleicher Zeit südlich von Johannisburg errichtete Eisenhütte Wondollek, eine Reihe von Jahrzehnten einen Mittelpunkt deutscher Kultur in Masuren. Baron Ernst von Hünefeldt, der von Anfang an Pächter der staatlichen Eisenhütte [gemeint ist die Glashütte] war, starb im Jahre 1843 und wurde in Adamsverdruß begraben. Seine Witwe Friederike von Hünefeldt führte nach seinem Tode die Pacht weiter. Nach den schweren Notjahren von 1844 bis 1848, in denen es an Absatz für die Glasvorräte mangelte und die Witwe starke Zuschüsse aus ihrem vermögen bereitstellen mußte, um die bedeutende Anzahl der Arbeiter und ihrer Familien nicht dem Elend preiszugeben, hob sich dann der Betrieb wieder. Es wurde nun unausgesetzt wieder Glas fabriziert, die Glashütte war in dauerdem, regen Betriebe und unter der leitung des Oberförsters in Puppen, der das staatliche Interesse bei der königlichen Glashütte wahrzunehmen hatte, wurden auch die wirtschaftlichen Maßnahmen kaufmännischer gestaltet. Bis zum Ende 1852, mit der die zwölfjährige Pachtzeit abgelaufen war, wirkte Friederike von Hünefeldt als Pächterin der Glashütte. Trotzdem Frau von Hünefeldt an den König selbst um Verlängerung der Pachtzeit ein eingehendes Gesuch gerichtet hatte, in dem sie darauf hinwies, daß es ihr schwer würde nach 52jährigem Leben in dem von ihrem Manne gegründeten Orte Adamsverdruß die Glashütte aufzugeben und Adamsverdruß zu verlassen, war es nicht möglich, mit Rücksicht auf das geringe vorhandene Betriebskapital der Familie und die mangelnde Energie und Umsicht ihrer Söhne, ihr die Pachtung weiter zu belassen. Infolgedessen wurde vom 1. Januar 1853 ab der bisherige Gastwirt und Kaufmann Ludwig Blaurock in Adamsverdruß als Pächter der staatlichen Glashütte eingesetzt. Blaurock war ein sehr geschickter Kaufmann und Verwaltungsbeamter, der auch die Forstkasse verwaltete und seit langen Jahren in Adamsverdruß ansässig war. Er kannte die Angelegenheiten der Glashütte sehr genau und hatte wohl auch mit dem Vertrieb der Glaswaren schon lange kaufmännisch zu tun gehabt. So hob sich denn unter seiner Leitung der Betrieb der Glashütte Adamsverdruß recht sehr. Übrigens war noch zu Zeiten der Frau von Hünefeldt wegen der vielen Kinder der Arbeiter in der Glashütte im Jahre 1838 ein eigenes Schulhaus in Adamsverdruß aus Staatsmitteln erbaut worden. Die Unterhaltung der Schule lag der Gemeinde ob. Im Jahre 1864 zählte das Dorf Adamsverdruß 44 Familien mit 249 Personen. Blaurock verstand es trotz der veränderten Zeiten, den Betrieb bis zum Frühjahr 1877 aufrecht zu erhalten. Die Zeiten waren inzwischen für den Forstfiskus bessere geworden. War der grund für die Gründung der staatlichen Glashütte seiner zeit der gewesen, daß die großen Forsten da,als überhaupt nicht in der Lage waren, das Holz selbst der Windbrüche, in irgend einer Weise nutzbar zu machen oder zu verkaufen, so war nunmehr die Zeit herangekommen, in der das Holz der Oberförsterei auf amtlichen Holzauktionen einen angemessenen Preis erzielte und ein sicherer Absatz sämtlichen Holzes gewährleistet war. Damit fiel für die Staatsregierung der Beweggrund weg, der einst zur Gründung der Glashütte Veranlassung geworden war, eine Industrie zur verwertung der überschüssigen Holzvorräte der Forst zu schaffen. So wurde im Mai 1877 der weitere Vertrag der Verpachtung der staatlichen Glashütte unterbrochen und schon am 13. August 1877 die Glashütte zu Abbruch bestimmt. Am 15. November 1877 war sie bereits vollständig abgebrochen und dem Erdboden gleich gemacht.



') Man verstand damals unter der Bezeichnung „Fabrikant“ das, was man heute unter „Glasfabrikarbeiter“ versteht. Der Sprachgebrauch hat sich geändert.

In der Digitalen Bibliothek

Archive und Bibliotheken

Archive

Bibliotheken

Verschiedenes

Compgen-Metasuche.png nach dem Ort: Adamsverdruß


Weblinks

Offizielle Webseiten

Heinz G. Konsalik - Aus dem Nichts ein neues Leben: Eine Geschichte zur Vertreibung aus Adamsverdruß und dem Neuanfang [1]


Genealogische Webseiten

Genealogie der Familie v. Hünefeld: [2]


Zufallsfunde

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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