Bambe
Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Bambe
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Ragnit > Bambe
Einleitung
Bambe (Heidenanger), ebenso wie das Nachbardorf Reisterbruch im Bogen zwischen dem Memelstrom und der Szeszuppe gelegen, war im Norden umgrenzt von den Lankaswiesen und der Memel, im Osten von Raudszen, im Süden von Reisterbruch und im Westen von Unter-Eißeln - Palenkis.
Allgemeine Informationen
Die Gemeinde, etwa 1935 von Bambe in Heidenanger umbenannt, hatte eine Größe von 158 ha, davon etwa 50 % Wald. Es wohnten dort 30 Bauern bzw. Landwirte. Die Einwohnerzahl betrug rund 180 Personen. Letzter Bürgermeister und zugleich Ortsbauernführer war Fritz Borchert. Etwa 80 % der Dorfeinwohner lebten aus Einkünften aus ihrer Landwirtschaft, der Rest waren Handwerker und Gewerbearbeitnehmer, auch waren Männer beim Wasserstraßenbauamt beschäftigt. Bei dieser Tätigkeit fiel im Jahr 1926 der damals 37 Jahre alte Spickdammarbeiter Fritz Milbrett aus Heidenanger vom Faschinenpramm ins Wasser und ertrank.
Politische Einteilung
Bambe (Heidenanger) gehörte seit dem 15.04.1874 zum Amtsbezirk Raudszen.
Kreiszugehörigkeit:
- Kreis Ragnit (bis 1922)
- Kreis Tilsit-Ragnit (von 1922 bis 1945)
- Rayon Neman (ab 1945)
- Bambe wurde nach dem Krieg von den Russen mit Rautengrund zur Gemeinde Rjadino / zusammengeschlossen.
- Das südlich gelegene Reisterbruch (russ. Sosnovka) blieb eine selbständige Gemeinde.
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Bambe (Heidenanger) gehörte bis zum 1. Oktober 1897 zum Kirchspiel Ragnit, danach zum neugebildeten Kirchspiel Groß Lenkeningken.
Geschichte
Seit wann Heidenanger besteht, ist nicht genau feststellbar. Wahrscheinlich gehörten, wie im Nachbardorf Reisterbruch, Kriegsinvaliden aus dem Befreiungskrieg 1813 -15 mit zu den ersten Siedlern. Man zahlte damals den Kriegskrüppeln keine Rente, sondern siedelte sie zumeist auf wenig ertragreichem, noch zu kultivierendem Land an, wo sie sich dann mit ihren Familien recht und schlecht ernährten. Große Überschüsse konnten die Landwirte und Bauern selbst in neuerer Zeit aus dem wenig ertragreichen Boden nicht herauswirtschaften, trotz allem Fleiß und der Anwendung von Düngemitteln und Anpassung an bessere Arbeitsmethoden bei der Bearbeitung ihrer Scholle, und so hatte man in der nationalsozialistischen Zeit bereits Pläne entwickelt zur Aufforstung solcher schlechter und sandiger Böden und der Ansiedlung der bisherigen Hofbesitzer auf ertragreichen und größeren Höfen im Osten. -
Im Ersten Weltkrieg erlitt die Bevölkerung des Dorfes glücklicherweise nur wenig Verluste, obwohl die Russen längere Zeit auf dem nördlichen Ufer der Memel lagen. In Erinnerung geblieben ist jedoch, daß um die Jahreswende 1914/15 eine russische Patrouille in einer Nacht über die Memel kam und mit einigen Deutschen als Gefangene wieder zum anderen Memelufer zurückging. Ein Zeitgenosse, von dem man wußte, daß er Grenzgänger war, kam in den Verdacht, die Russen bis zu dem betreffenden Gehöft geführt zu haben.
Die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen ließen nach Abtrennung des nördlich des Memelstromes gelegenen Gebietes, des sogenannten Memellandes, den Schmuggel zur Blüte kommen. Heidenanger war für diesen Zweck wie geschaffen, und die Zollbeamten und Hilfszöllner hatten ihre liebe Not bei ihrem schweren Dienst, besonders im Winter, wenn Memel und Szeszuppe zugefroren waren und man mit Schlittschuhen und über dem Körper gezogenen Schneehemd kaum zu sehen, geschweige denn zu greifen war.
Schule
Heidenanger, Reisterbruch und Rautengrund gehörten zum Schulverband der zweiklassigen Volksschule in Heidenanger. Diese Schule wurde um 1900 erbaut, und es waren Wohnungen für zwei Lehrer eingerichtet, sowie Klassenräume für ungefähr 60 Kinder. Etwa 1905, wahrscheinlich jedoch schon seit der Erstellung dieser zweiklassigen Schule, war Herr Emil Raeder als erster Lehrer und Herr Ernst Eschment als zweiter Lehrer tätig.
Vor diesem Schulneubau muß jedoch schon eine einklassige Schule, vielleicht in einem gemieteten Raum, bestanden haben, denn als 1890 Lehrer Eisholz in Unter Esseln starb, hat ein Lehrer Kühn aus dem damaligen Bambe mit einem Schülerchor am Grab gesungen. Dieser Herr Kühn ist dann etwa 1892 als Präzentor nach Pokraken versetzt worden. Die Lehrer an der Schule Heidenanger haben mehrmals gewechselt. Der letzte Lehrer, bis zur Flucht im Oktober 1944, war Herr Paul Eichert, jetzt Rektor an der Schule Langen (Hessen), Schulverbandsvorsteher war der Bürgermeister Fritz Borchert.
Verkehrsverbindungen
Zu Fahrten nach der am Memelstrom gelegenen Kreisstadt Ragnit benutzten die Dorfeinwohner vielfach die Tourendampfer.
Die erwachsene Jugend des Dorfes, kilometerweit entfernt von den Dörfern Ober Eisseln, Unter Eisseln und Groß Lenkeningken, wo immer etwas los war, amüsierte sich meistens im eigenen Ort auf ihre Art und pflegte unter Leitung der Frau eines Lehrers das alte Volkstum und Brauchtum, meist zusammen mit der Jugend des Nachbardorfes Reisterbruch. Die Mädchen trugen in jenen Jahren auch eine Tracht, die früherin dieser Gegend getragen worden sein soll.
Der Zweite Weltkrieg auferlegte auch Heidenanger einen so großen Blutzoll, daß fast jede Familie Angehörige an Gefallenen und Vermissten zu beklagen hatte. [1]
Sommerwege in Ostpreußen
Ein Sommerweg ist ein unbefestigter, aber für den Fahrzeugverkehr vorgesehener Streifen einer befestigten Straße. Er kann als Randstreifen der Fahrbahn oder als getrennter Weg neben der Straße ausgeführt sein. Der Name bezieht sich darauf, dass ein solcher unbefestigter Weg nur bei schönem Wetter, also im Sommer, passierbar sei.
Sommerwege werden beim Straßenbau freigehalten, um Kosten für das Oberbaumaterial zu sparen. Sie können bei trockenem Wetter von Fußgängern, leichten Fuhrwerken, robusten Kraftfahrzeugen sowie von Vieh passiert werden. Zudem ermöglichen sie bei geringer Breite der befestigten Fahrbahn ein Ausweichen sich entgegenkommender Fahrzeuge. Dies erfordert eine Breite des Sommerwegs von 2,5 bis 3 m. Der Belag eines Sommerwegs besteht meist aus Sand, Schutt oder Erde; abhängig von Klima und Verkehrsaufkommen kann auch der ortsübliche Pflanzenbewuchs hinzukommen.
In Deutschland hatten bis ins 20. Jahrhundert hinein viele Landstraßen einen Sommerweg. Wegen der starken Zunahme des Kraftfahrzeugverkehrs werden heute die meisten Straßen auf ihrer gesamten Breite mit einem festen Oberbau versehen. Sommerwege sind daher meist nur noch auf Straßen untergeordneter Bedeutung erhalten, vorwiegend im ländlichen Bereich. Hier werden die Sommerwege des weichen Untergrunds wegen auch als Reitwege genutzt. Neben der Straße angelegte Sommerwege sind heute oft asphaltiert und als Fuß- oder Radwege ausgewiesen. [2]
Bewohner
Verluste unter der Bevölkerung im WK2
Als Angehörige der Wehrmacht | ||
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Name | Bemerkungen | |
Borchert, Max | gefallen | |
Hölzer, Theo | in Sibirien verstorben | |
Hoppe, Paul | gefallen | |
vier Brüder: | ||
Hennig, Albert | im Lazarett in Tilsit verstorben | |
Hennig, Otto | beerdigt in Heidenanger | |
Hennig, Fritz | vermißt | |
Hennig Gustav | vermißt | |
Heinzelmann, Reinhold | im August 1941 in Rußland gefallen | |
Kailuweit | vermißt | |
Meschkat, Paul | im Rußlandfeldzug vermißt | |
Motejat, Max | vermißt | |
Steinbacher, Ernst-Gotthard | am 15.08.1941 in Rußland gefallen |
Unter der Zivilbevölkerung | ||
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Name | Bemerkungen | |
Baron, Oskar | 1945 in Heidenanger unter den Russen verstorben | |
Baron, Ehefrau | 1945 in Heidenanger unter den Russen verstorben | |
Baron, Enkel | 1945 in Heidenanger unter den Russen verstorben | |
Gross, Wilhelm | 1945 in Pommern auf der Flucht verstorben | |
Koslowski, sen. | 1945 in Heidenanger unter den Russen verstorben | |
Paulat, Helene | 1945 in Heidenanger unter den Russen verstorben | |
Szieleit, Gustav | im Mai 1945 unter den Russen in Heidenanger verstorben | |
Szieleit, Max | auf der Flucht durch Bomben getötet |
Genealogische und historische Quellen
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>HEIGERKO15CA</gov>
Quellen