Aachen/Adressbuch 1938/Aachen 1937: Unterschied zwischen den Versionen

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== Rückblick und Ausblick ==
== Aachen 1937 ==
=== Rückblick und Ausblick ===
;Von Prof. Dr. Will Hermanns, Direktor des Kur- und Werbeamtes<ref>Politisch motivierte Aussagen wurden tws. gekürzt.</ref>
;Von Prof. Dr. Will Hermanns, Direktor des Kur- und Werbeamtes<ref>Politisch motivierte Aussagen wurden tws. gekürzt.</ref>


(Seite 10) Aachen ist lange Jahre eine kranke Stadt gewesen. Die Folgen des Friedens von Versailles, der die Grenze bis fast vor die Tore der Stadt vorschob und das natürliche Hinterland eines Gemeinwesens von 150.000 Menschen zum Ausland machte; die Nachwirkungen der Geldentwertung, die Dutzende großer und kleiner Fabriken — darunter das Hüttenwerk Rothe Erde mit einer Friedensbelegschaft von rund 5.000 Mann - zum Erliegen brachte; die für das gesamte Wirtschaftsleben und namentlich auch für den Kurbetrieb des Bades Aachen verheerenden „Ergebnisse“ der Besatzungsjahre, insbesondere des Ruhrkriegs und der Separatistenputsche; all dies hatte die gewerbfleißige Grenzstadt an den Rand des Abgrundes gebracht. [...] Gewiß sind noch nicht alle Auswirkungen eines jahrelangen, jahrzehntelangen Siechtums bis ins letzte beseitigt; aber das kann man mit stolzer Befriedigung aussprechen: Aachen ist eine gesunde Stadt! Der Bericht über das eben verflossene Jahr zeigt, daß auch 1937 für die vormalige freie Reichs- und Krönungsstadt ein Jahr des Aufstiegs gewesen ist.
(Seite 10) Aachen ist lange Jahre eine kranke Stadt gewesen. Die Folgen des Friedens von Versailles, der die Grenze bis fast vor die Tore der Stadt vorschob und das natürliche Hinterland eines Gemeinwesens von 150.000 Menschen zum Ausland machte; die Nachwirkungen der Geldentwertung, die Dutzende großer und kleiner Fabriken — darunter das Hüttenwerk Rothe Erde mit einer Friedensbelegschaft von rund 5.000 Mann - zum Erliegen brachte; die für das gesamte Wirtschaftsleben und namentlich auch für den Kurbetrieb des Bades Aachen verheerenden „Ergebnisse“ der Besatzungsjahre, insbesondere des Ruhrkriegs und der Separatistenputsche; all dies hatte die gewerbfleißige Grenzstadt an den Rand des Abgrundes gebracht. [...] Gewiß sind noch nicht alle Auswirkungen eines jahrelangen, jahrzehntelangen Siechtums bis ins letzte beseitigt; aber das kann man mit stolzer Befriedigung aussprechen: Aachen ist eine gesunde Stadt! Der Bericht über das eben verflossene Jahr zeigt, daß auch 1937 für die vormalige freie Reichs- und Krönungsstadt ein Jahr des Aufstiegs gewesen ist.


=== Bevölkerungsbewegung ===
==== Bevölkerungsbewegung ====
Die Entwicklungslinie der Aachener Bevölkerungsbewegung zeigte im Jahre 1937 ein in jeder Beziehung normales Bild. Die Stadt hatte am Ende des Jahres 163.426 Einwohner gegenüber 164.026 am Ende des Vorjahres. Die geringe Abnahme der Bevölkerung ist lediglich auf eine Abwanderung in wirtschaftlich bevorzugtere Gaue Deutschlands, vor allem nach Mitteldeutschland, zurückzuführen. Daß die natürliche Bevölkerungsbewegung als solche nicht rückläufig ist, geht daraus hervor, daß auch im vergangenen Jahr die Zahl der Geburten die Zahl der Sterbefälle bedeutend überstieg, Es wurden im Jahre 1937 in Aachen 2351 Kinder geboren,während in der gleichen Zeit 1862 Sterbefälle gezählt wurden. Die Zahl der Lebendgeborenen entspricht einer Verhältniszahl von 14,4 auf 1000 Einwohner; die Zahl der Gestorbenen beträgt auf 1000 Einwohner berechnet 11,4. Es ist also im vergangenen Jahr ein Geburtenüberschuß von genau 3 auf 1000 Einwohner zu verzeichnen gewesen. Bemerkenswert ist vor allem, daß in Aachen die Säuglingssterblichkeit nicht unerheblich geringer war, als im Durchschnitt der deutschen Großstädte. Auf 100 Lebend- (Seite 12) geborene kamen dort 6,1 im ersten Lebensjahr Gestorbene, gegenüber 5,5 in Aachen.
Die Entwicklungslinie der Aachener Bevölkerungsbewegung zeigte im Jahre 1937 ein in jeder Beziehung normales Bild. Die Stadt hatte am Ende des Jahres 163.426 Einwohner gegenüber 164.026 am Ende des Vorjahres. Die geringe Abnahme der Bevölkerung ist lediglich auf eine Abwanderung in wirtschaftlich bevorzugtere Gaue Deutschlands, vor allem nach Mitteldeutschland, zurückzuführen. Daß die natürliche Bevölkerungsbewegung als solche nicht rückläufig ist, geht daraus hervor, daß auch im vergangenen Jahr die Zahl der Geburten die Zahl der Sterbefälle bedeutend überstieg, Es wurden im Jahre 1937 in Aachen 2351 Kinder geboren,während in der gleichen Zeit 1862 Sterbefälle gezählt wurden. Die Zahl der Lebendgeborenen entspricht einer Verhältniszahl von 14,4 auf 1000 Einwohner; die Zahl der Gestorbenen beträgt auf 1000 Einwohner berechnet 11,4. Es ist also im vergangenen Jahr ein Geburtenüberschuß von genau 3 auf 1000 Einwohner zu verzeichnen gewesen. Bemerkenswert ist vor allem, daß in Aachen die Säuglingssterblichkeit nicht unerheblich geringer war, als im Durchschnitt der deutschen Großstädte. Auf 100 Lebend- (Seite 12) geborene kamen dort 6,1 im ersten Lebensjahr Gestorbene, gegenüber 5,5 in Aachen.


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Was den schon erwähnten Wanderungsverlust von 1099 Personen betrifft, so zogen im letzten Jahr insge-samt 14007 Personen von Aachen fort, während nur 12908 Personen zuzogen. Die Umzüge in der Stadt selbst (30221 Personen) machten einen außerordentlich großen Prozentsatz (18,4 %) der Bevölkerung aus, d.h. fast jeder fünfte Einwohner Aachens zog im Jahre 1937 einmal um.
Was den schon erwähnten Wanderungsverlust von 1099 Personen betrifft, so zogen im letzten Jahr insge-samt 14007 Personen von Aachen fort, während nur 12908 Personen zuzogen. Die Umzüge in der Stadt selbst (30221 Personen) machten einen außerordentlich großen Prozentsatz (18,4 %) der Bevölkerung aus, d.h. fast jeder fünfte Einwohner Aachens zog im Jahre 1937 einmal um.


=== Finanzwirtschaft der Stadt ===
==== Finanzwirtschaft der Stadt ====
Die Finanzwirtschaft der Stadt hat sich im letzten Jahr weiter günstig entwickelt. Während der Haushaltsvoranschlag 1936/1937 noch mit einem Fehlbedarf von RM 560.000.- rechnete, hat der wirkliche Rechnungsabschluß einen Überschuß von rund RM 20.500. - ergeben, nachdem vorab die Rücklagen erheblich verstärkt werden konnten. Der Haushaltsplan 1937 ist in Einnahme und Ausgabe ausgeglicben. Die Gesamtausgaben  stellen sich, nach dem Haushaltsplan auf RM 39.731.500.- Von ihnen entfallen auf die
Die Finanzwirtschaft der Stadt hat sich im letzten Jahr weiter günstig entwickelt. Während der Haushaltsvoranschlag 1936/1937 noch mit einem Fehlbedarf von RM 560.000.- rechnete, hat der wirkliche Rechnungsabschluß einen Überschuß von rund RM 20.500. - ergeben, nachdem vorab die Rücklagen erheblich verstärkt werden konnten. Der Haushaltsplan 1937 ist in Einnahme und Ausgabe ausgeglicben. Die Gesamtausgaben  stellen sich, nach dem Haushaltsplan auf RM 39.731.500.- Von ihnen entfallen auf die


(Tabelle)
(Tabelle noch einzufügen)


zur stiftungsmäßigen Verwendung stehen im Haushaltsjahr 1937/38 rund RM 192.000.- zur Verfügung.
zur stiftungsmäßigen Verwendung stehen im Haushaltsjahr 1937/38 rund RM 192.000.- zur Verfügung.


Das Bestreben der Kämmereiverwaltung war auch im Jahre 1937 darauf gerichtet, bei sparsamster Wirtschaftsführung die Steuersätze möglichst niedrig zu halten. Der Gewerbesteuerhebesatz ist im Laufe des Jahres mit Rückwirkung ab 1. April 1937 von 300% auf 280% gesenkt worden. Die gesamten Steuereinnahmen betrugen (Seite 14)
Das Bestreben der Kämmereiverwaltung war auch im Jahre 1937 darauf gerichtet, bei sparsamster Wirtschaftsführung die Steuersätze möglichst niedrig zu halten. Der Gewerbesteuerhebesatz ist im Laufe des Jahres mit Rückwirkung ab 1. April 1937 von 300% auf 280% gesenkt worden. Die gesamten Steuereinnahmen betrugen (Seite 16) rund RM 13.940.000. - . Auch dir Strompreise wurden abgebaut, sie werden in 1938 weiter gesenkt werden.
 
==== Entwicklung des Arbeitseinsatzes ====
1.  Rückgang der Arbeitslosigkeit seit [1933] (Aachen- Stadt)
 
...
 
(Seite 18)
 
4. Zunahme der Beschäftigten in einigen Industrie- und Gewerbegruppen im Jahre 1937 (Aachen-Stadt)
 
...
 
Allein 3.161 Arbeitslose aus dem Arbeitsamtsbezirk Aachen wurden im Jahre 1937 nach auswärts vermittelt (in andere Arbeitsamts- und Landesarbeits-amtsbezirke), darunter 1.252 Facharbeiter aller Art und 807 Arbeitskräfte für die Landwirtschaft.
 
5.  Die Arbeitslosen aus Aachen-Stadt nach Berufskategorien:
 
...
 
==== Gesundheitswesen und körperliche Ertüchtigung ====
Der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung war im vergangenen Jahre günstig; insbesondere traten ansteckende Krankheiten verhältnismäßig selten auf: die Zahl der meldepflichtigen übertragbaren Krankheiten, 1934 noch 2.081, betrug nur 784. Das Gesundheitsamt der Stadt führte neben der Bekämpfung der ansteckenden Krankheiten vor allem die mannigfachen Aufgaben der gesundheitlichen Fürsorge - Fürsorge für Kinder, Tuberkulöse, Geschlechtskranke, Körperbehinderte, Geisteskranke, Sieche und Süchtige - und der Erb-und Rassenpflege durch. Immer häufiger wird seine Eheberatungsstelle in Anspruch genommen; die entscheidende Bedeutung der Erbgesundheit für die eigene Familie und die Volksgemeinschaft wird offenbar immer mehr erkannt.
 
Das Stadtamt für Leibesübungen betreute 11 Sportplätze und 9 größere, unter Aufsicht stehende Kinderspielplätze. Es kamen im Jahre 1937 hinzu der Sportplatz an der Hahnbrucher Straße sowie der Kinderspielplatz an der Barbarastraße, Rothe Erde. Außerdem standen zu Turn- und Gymnastikzwecken 16 städtische Turnhallen zur Verfügung.
 
Die Sportplätze, Turnhallen sowie Schwimmstätten wurden 1937 durch stete Förderung der Leibesübungen überhaupt, sei es in den Gemeinschaften des Reichsbundes für Leibesübungen, in Kursen des Sportamtes KdF. oder in den sonstigen Formationen, sehr stark benutzt. Allein das Waldstadion ist 1937 von rund 10.000 Ausübenden mehr benutzt worden als 1936. Ähnlich ist der Aufschwung bei allen übrigen Übungsstätten. 1936 konnte die städtische Jugendherberge Colynshof 7.448 Übernachtungen, 1937 aber deren 11.013 nachweisen. Da- (Seite 20) von entfielen auf Ausländer 1936: 990 und 1937: 1.721 Übernachtungen aus 18 bezw. 22 Staaten.
 
Die Frage der Beschaffung von HJ.-Heimen mußte bei dem starkem Zustrom von Jugendlichen zur Hitler-Jugend eine Lösung finden. Da geeignete Räume nicht zur Verfügung standen, mußte an die Errichtung neuer Heime oder an den Umbau geeigneter alter Häuser gedacht werden.
 
So wurden die HJ.-Heime „Heim General Litzmann“, Paßstraße 92, HJ.-Heim Burtscheid, die Heime Kruppstraße 10, Hlndenburgstraße 100 und Lochnerstraße, sowie die BDM.-Heime, Eilfschornsteinstraße 25 und Ponttor, mit einem Gesamtkostenaufwand von rund RM 214.500.- neu errichtet oder umgestaltet. Zu diesen Kosten wurden Zuschüsse von der Provinz gezahlt.
 
Außer den vorgenannten Heimen sind in den verschiedensten städtischen Gebäuden eine Reihe kleiner und (Seite 22) kleinster Heime untergebracht, deren Ausstattung und Unterhaltung die Sozialverwaltung übernimmt, die auch die Mieten zahlt.
 
==== Vom Bauen ====
Im April 1937 wurde das HJ.-Heim an der Raerener Straße fertiggestellt und eingeweiht. Es handelt sich hierbei um ein Großheim der HJ., in dem zu gleicher Zeit 500 Jugendliche betreut werden können.
 
Die Infanterie-Kaserne an der Forster-Linde wurde fertiggestellt und am 20.11.1937 durch das II. Ba-taillon des Infanterie-Regiments 78 bezogen.
 
Im Nahmen der weiteren Förderung des Kleinwohnungsbaues wurde die im Jahre 1936 geplante Textilar-beitersiedlung auf dem Königshügel mit 80 Eigenheimen vollendet und bereits bezogen. Ebenfalls wurden 64 Woh-nungen am Fringsgraben und 20 Siedlungshäuser des Reichsbundes der Kinderreichen an der Lüticher Straße hergestellt.
 
Auch im Jahre 1937 entfaltete sich eine rege private Bautätigkeit sowohl industrieller Art, als auch im Wohnungsbau.
 
==== Das geistige Leben ====
Die Technische Hochschule hat die Zahl der Studierenden gegenüber 1936 um rund 80, also auf 750, erhöhen können. Zur Zeit wird eine große Hochschulaula gebaut, die rund 1000 Personen faßt und voraussichtlich im Laufe des Jahres 1938 fertiggestellt wird.
 
Nach der Schulreform sind an höheren Schulen für Jungen vorhanden: 3 Oberschulen für Jungen, und zwar die städtische Hindenburgschule, die städtische General-Litzmann-Schule und das staatliche Kaiser-Wilhelms-Gymnasium. Als Nebenform ist das Kaiser-Karls-Gymnasium bestehen geblieben. Für die höhere Mädchenschulbildung sorgen die städtische Oberschule für Mädchen mit dreijähriger Frauenschule und Fröbelseminar, sowie die private Studienanstalt St. Ursula. Die Knaben- und (Seite 24) Mädchenmittelschule mit den beliebten Förderklassen für Volksschüler und Schülerinnen nach 7 Schuljahren, sowie die Fachschulen (Handels- und höhere Handelsschule, Gewerbeschule und die Haushaltungs- und Gewerbeschule) haben an Blüte zugenommen.
 
Folgende Schulneubauprojekte sind vorgesehen:
 
2 Volksschulgebäude an der Steinebrück und auf der Hörn, 1 höhere Mädchenschule zur räumlichen Zusammenfassung des früheren Oberlyzeums St. Leonhard und der privaten höheren Mädchenschule Viktoriaschule, sowie ein Neubau für die kaufmännische Schule. Zur Hebung der Leibeserziehung der Jugend sind bei den Schulbauten Turnhallen vorgesehen.
 
Die Städtischen Konzerte unter der Leitung des Generalmusikdirektors von Karajan haben für das gesamte Rheinland Bedeutung erlangt. Besonders die Chorkonzerte mit dem städtischen Gesangverein werden als künstlerische Ereignisse gewertet; ihr Besucherkreis setzt sich zu einem großen Teil aus Gästen von nah und fern, aus dem Ausland und selbst aus dem rechtsrheinischen Westdeutschland zusammen. An dem Kulturaustausch mit dem Ausland beteiligte sich Aachen durch Verpflichtung österreichischer, schweizer und italienischer Künstler. Ein weiteres Gastspiel des Orchesters und des Gesangvereins in Brüssel mit Werken von Bruckner und Brahms fand in der gesamten belgischen Presse hohe Anerkennung. Die zeitgenössische Komposition kam in großem Umfang in den Städtischen Volks-Symphonie-Konzerten zur Geltung, In einem Sonderkonzert dirigierte der Präsident der Reichsmusikkammer, Prof. Dr. Dr. Peter Raabe als Gast.
 
Das Stadttheater vollbrachte mit der geschlossenen Aufführung des gesamten Nibelungen-Ringes unter Mit-Wirkung namhafter Gäste eine künstlerische Tat, Beson- (Seite 26) dere Beachtung fand ferner eine Aufführung von Tristan und Isolde mit Gertrud Rünger (Staatsoper Berlin) als Isolde. Die Anerkennung der Leistungen des Theaters kam in der gesteigerten Abonnentenziffer zum Ausdruck. Zu den regelmäßigen Gastspielen in Düren kamen Gastspielreisen nach Maastricht. Die Tradition der Holländerzüge wurde erfolgreich fortgesetzt. Durch Gastspielver-pflichtungen des Antwerpener Sängers Beetz und des Tenors P. Raitscheff von der Nationaloper Sofia lieferte das Theater seinen Beitrag zum Kulturaustausch mit befreundeten Nationen.
 
Die Aachener Puppenbühne, als beachtlicher Faktor heimatlicher Volkskunst, erfuhr besondere Förderung durch Festigung ihrer wirtschaftlichen Grundlage.
 
Die Städtische Volksbücherei hat unter Vergrößerung ihres Mitarbeiterstabes ihre vorbereitende Tätigkeit in vollem Umfange aufgenommen. Mit dem Neubau in der Peterstraße wurde begonnen.
 
Das Suermondt-Museum hielt sich mit einer Besuchsziffer von 36.778 annähernd auf der Höhe des Vorjahres (37.716).
 
Der erste Saal der Gemälde-Galerie (Alt-Niederländische Schule) wurde vergrößert, neu ausgestattet und der Gemälde-Bestand neu geordnet.
 
Unter den zahlreichen Ausstellungen verdienen hervorgehoben zu werden: die Sonderausstellung „Gold, Silber und Schwarz-Weiß", Meisterwerke des deutschen Goldschmiedehandwerks und Radierungen von Hans Pings-mann-Essen (Juni); Georg-Oeder-Gedächtnisausstellung (Juli/August); Aachener Bildhauerei (November); Weihnachtsschau Aachener Maler (Dezember).
 
Wie im Vorjahr wurde auch in der Berichtszeit ein aus Aachener Privatbesitz ausgewähltes „Kunstwerk des Monats" ausgestellt und in der Zeitschrift „Aachener Leben" in Wort und Bild veröffentlicht.
 
Es wurden 6 Lichtbildervorträge aus verschiedenen Kunst- und kulturgeschichtlichen Gebieten gehalten.
 
Das Couven - Haus wurde nach erfolgter Einrichtung seines linken Flügels am 1. Oktober feierlich eröffnet. Der Einzel- und Gruppenbesuch steigerte sich im letzten Viertel des Jahres derart, daß die Besuchsziffer trotz der durch die Neueinrichtung bedingten Schließung auf der Höhe des Vorjahres blieb: 16.145 (16.713). Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Abendveranstaltungen bei Kerzen-beleuchtung und musikalischen Darbietungen.
 
Die Neuordnung des Heimat-Museums kam Herbst 1937 zum vorläufigen Abschluß. Mit dem Aufbau der neuen und inhaltlich einzigartigen vorgeschichtlichen Abteilung sowie nach Einbeziehung des 2. Stockwerks gibt (Seite 28) die über 18 Räume verteilte Schausammlung einen klar gegliederten Überblick über Geschichte und Wesen der Stadt und ihrer Bannmeile von den Spuren erster Besiedlung bis zur Gegenwart.
 
Die Zahl der Besucher betrug 17.998 (21.827) Personen. Erwähnenswert hierzu außer den neueingerichteten Sonntagsführungen und zahlreichen Gruppenführungen die starke Benutzung des Vortragssaales, welche vor allem vom Volksbildungswerk und der im Museum beheimateten Ortsgruppe des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz getragen waren.
 
Das Stadtarchiv mit der ihm angeschlossenen Familiengeschichtlichen Auskunftstelle mußte auch im verflossenen Jahre seine Haupttätigkeit den Aufgaben der Sippenforschung widmen. Für diese wurden 15.451 (im Vorjahre 14.241) Auszüge aus den Standesamtsregistern und 2.094 (im Vorjahre 1.944) Auszüge aus den Kirchenbüchern, insgesamt also 17.545 (im Vorjahre (Seite 30) 16.185 Auszüge hergestellt und eine entsprechend große Zahl von mündlichen und schriftlichen Auskünften erteilt. Zur dauenden Erleichterung der Slppenforschung wurden zu mehreren Kirchenbüchern neue Familienregister angelegt und eine Karteizu den französischen Einwohnerlisten  von Aachen und Burtscheid in Angriff genommen. Die  Zahl der vom Stadtarchiv erteilten Auskünfte wissenschaftlicher Art und die Benutzungen von Archivalien (Seite 32) hielten sich aus der Höhe des Vorjahres. Für das große Deutsche Städtebuch bearbeitete das Stadtarchiv die Abschnitte über Aachen, Burt-scheid und Forst.
Die Stadtbibliothek, die in gesteigertem Maße den Zugang zum deutschen wissenschaftlichen Schrifttum allen am geistigen Leben der Nation interessierten Kreisen der Stadt nicht nur durch ihre eigenen Bücherbestände, sondern auch durch den Leihverkehr mit allen größeren deutschen Bibliotheken vermittelt, stellte ihre eigenen wertvollen Bestände der Wissenschaft Alldeutschlands zur Verfügung, indem sie ihren gesamten Bücherbestand für das große Werk des Gesamtkatalogs der deutschen Bibliotheken fortlaufend zum Druck meldete. Die Meldungen ergeben, daß die Stadtbibliothek eine verhältnismäßig hohe ZahI von wertvollen Werken allein besitzt. Die Leistungen der Stadtbibliothek in 1937 beleuchten im übrigen folgende Zahlen: Aus eigenem Bestand entliehen 27.760 Bde. (1936: 26.441), aus auswärtigen Bibliotheken vermittelt 1.826 Bde. (1936: 1.601), an auswärtige Bibliotbeken ausgeliehen: 982 Bde. (1936: 854).
 
Das Zeitungsmuseum war wie im Vorjahr mit Katalogarbeiten beschäftigt, die erst eine volle Erschließung der umfangreichen Sammungen zeitigen können. Das Museum wurde verschiedentlich zur Bearbeitung zeitungswissenschaftlicher Fragen von Studenten und Fachleuten aufgesucht; zahlreiche Anfragen nach auswärts wurden beantwortet; eine unterrichtende Schau „Die Zeitung, wie sie wurde, was sie ist" fand das Interesse zahlreicher Besucher.
 
==== Fremdenverkehr und Kurwesen ====
Der Fremdenverkehr, der seit 1933 ständig gestiegen ist, zeigt auch im Jahre 1937 eine gesunde Weiterentwicklung, Die Zahl der polizeilich gemeldeten, also solcher Fremden, die wenigstens einmal in Aachen übernachteten, betrug:
 
(Tabelle noch zu erfassen)
 
(Seite 34) Von den gemeldeten» Auslandsfremden entfallen auf:
 
(Tabelle noch zu erfassen)
 
Wenn auch die Zahl der Fremden im Vergleich zum Jahre 1936, dem Jahre der Olymischen Spiele, gesunken ist, so haben die Übernachtungsziffern doch den höchsten Stand seit 1933 erreicht, Wie die Tabelle zeigt, stieg die Zahl der Übernachtungen gegenüber der des Jahres 1935 um rund 4,5%. Die Zahl der Übernachtungen, auf denen diese statistische Aufstellung fußt, gibt freilich nur ein Teilbild des wirklich durch Aachen flutenden Fremdenverkehrs wieder, da all die Besucher, die tagsüber ankommen und abends die Stadt wieder verlassen, darunter auch die zahlreichen ausländischen Gäste, die nur für den Abend im Kraftwagen erscheinen, von der Statistik nicht erfaßt werden.
 
UInter den Besuchern sind die Kurgäste für Bad Aachen von besonderer Wichtigkeit. Ihre Gesamtzahl betrug im Jahre 1933: 5.358, stieg bis 1935 um 1.955 auf 7.313, bis 1936 um 2.326 auf 7.684 und lag 1937 mit 8.372 um 3.014, also um rund 56% höher als 1933. Ausländer waren darunter im Jahre 1933: 413, im Jahre 1937: 410.
 
Eine Fülle von Tagungen und anderen Großveranstaltungen trug zur Hebung des Fremdenverkehrs wesentlich bei. Besonders hervorgehoben sei in diesem Zusammenhang das glanzvoll verlaufene XIII.Reit-, Spring- und Fahrturnier, das in der Zeit vom 12.—19. August wiederum 17 Nationen am Start sah.
 
Als ausgezeichnetes Werbemittel für Bad Aachen erwies sich der von Canis-Heidelberg hergestellte Stadtkulturfilm „Schatzkammer von 1000 Jahren“, dem einige der zur Bebilderung dieses Aufsatzes verwendete Fotos entnommen sind.
 
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<references/>

Version vom 2. September 2011, 14:05 Uhr

Aachen 1937

Rückblick und Ausblick

Von Prof. Dr. Will Hermanns, Direktor des Kur- und Werbeamtes[1]

(Seite 10) Aachen ist lange Jahre eine kranke Stadt gewesen. Die Folgen des Friedens von Versailles, der die Grenze bis fast vor die Tore der Stadt vorschob und das natürliche Hinterland eines Gemeinwesens von 150.000 Menschen zum Ausland machte; die Nachwirkungen der Geldentwertung, die Dutzende großer und kleiner Fabriken — darunter das Hüttenwerk Rothe Erde mit einer Friedensbelegschaft von rund 5.000 Mann - zum Erliegen brachte; die für das gesamte Wirtschaftsleben und namentlich auch für den Kurbetrieb des Bades Aachen verheerenden „Ergebnisse“ der Besatzungsjahre, insbesondere des Ruhrkriegs und der Separatistenputsche; all dies hatte die gewerbfleißige Grenzstadt an den Rand des Abgrundes gebracht. [...] Gewiß sind noch nicht alle Auswirkungen eines jahrelangen, jahrzehntelangen Siechtums bis ins letzte beseitigt; aber das kann man mit stolzer Befriedigung aussprechen: Aachen ist eine gesunde Stadt! Der Bericht über das eben verflossene Jahr zeigt, daß auch 1937 für die vormalige freie Reichs- und Krönungsstadt ein Jahr des Aufstiegs gewesen ist.

Bevölkerungsbewegung

Die Entwicklungslinie der Aachener Bevölkerungsbewegung zeigte im Jahre 1937 ein in jeder Beziehung normales Bild. Die Stadt hatte am Ende des Jahres 163.426 Einwohner gegenüber 164.026 am Ende des Vorjahres. Die geringe Abnahme der Bevölkerung ist lediglich auf eine Abwanderung in wirtschaftlich bevorzugtere Gaue Deutschlands, vor allem nach Mitteldeutschland, zurückzuführen. Daß die natürliche Bevölkerungsbewegung als solche nicht rückläufig ist, geht daraus hervor, daß auch im vergangenen Jahr die Zahl der Geburten die Zahl der Sterbefälle bedeutend überstieg, Es wurden im Jahre 1937 in Aachen 2351 Kinder geboren,während in der gleichen Zeit 1862 Sterbefälle gezählt wurden. Die Zahl der Lebendgeborenen entspricht einer Verhältniszahl von 14,4 auf 1000 Einwohner; die Zahl der Gestorbenen beträgt auf 1000 Einwohner berechnet 11,4. Es ist also im vergangenen Jahr ein Geburtenüberschuß von genau 3 auf 1000 Einwohner zu verzeichnen gewesen. Bemerkenswert ist vor allem, daß in Aachen die Säuglingssterblichkeit nicht unerheblich geringer war, als im Durchschnitt der deutschen Großstädte. Auf 100 Lebend- (Seite 12) geborene kamen dort 6,1 im ersten Lebensjahr Gestorbene, gegenüber 5,5 in Aachen.

1619 Ehen wurden im Jahre 1937 in Aachen geschlossen, das sind 10,0 auf 1000 Einwohner, Die Zahl der Ehe-schließungen hatte sich iin letzten Jahr nicht unerheblich vermehrt. Sie betrug im Jahre 1936 nur 1502, also 9,2 auf 1000 Einwohner.

Was den schon erwähnten Wanderungsverlust von 1099 Personen betrifft, so zogen im letzten Jahr insge-samt 14007 Personen von Aachen fort, während nur 12908 Personen zuzogen. Die Umzüge in der Stadt selbst (30221 Personen) machten einen außerordentlich großen Prozentsatz (18,4 %) der Bevölkerung aus, d.h. fast jeder fünfte Einwohner Aachens zog im Jahre 1937 einmal um.

Finanzwirtschaft der Stadt

Die Finanzwirtschaft der Stadt hat sich im letzten Jahr weiter günstig entwickelt. Während der Haushaltsvoranschlag 1936/1937 noch mit einem Fehlbedarf von RM 560.000.- rechnete, hat der wirkliche Rechnungsabschluß einen Überschuß von rund RM 20.500. - ergeben, nachdem vorab die Rücklagen erheblich verstärkt werden konnten. Der Haushaltsplan 1937 ist in Einnahme und Ausgabe ausgeglicben. Die Gesamtausgaben stellen sich, nach dem Haushaltsplan auf RM 39.731.500.- Von ihnen entfallen auf die

(Tabelle noch einzufügen)

zur stiftungsmäßigen Verwendung stehen im Haushaltsjahr 1937/38 rund RM 192.000.- zur Verfügung.

Das Bestreben der Kämmereiverwaltung war auch im Jahre 1937 darauf gerichtet, bei sparsamster Wirtschaftsführung die Steuersätze möglichst niedrig zu halten. Der Gewerbesteuerhebesatz ist im Laufe des Jahres mit Rückwirkung ab 1. April 1937 von 300% auf 280% gesenkt worden. Die gesamten Steuereinnahmen betrugen (Seite 16) rund RM 13.940.000. - . Auch dir Strompreise wurden abgebaut, sie werden in 1938 weiter gesenkt werden.

Entwicklung des Arbeitseinsatzes

1. Rückgang der Arbeitslosigkeit seit [1933] (Aachen- Stadt)

...

(Seite 18)

4. Zunahme der Beschäftigten in einigen Industrie- und Gewerbegruppen im Jahre 1937 (Aachen-Stadt)

...

Allein 3.161 Arbeitslose aus dem Arbeitsamtsbezirk Aachen wurden im Jahre 1937 nach auswärts vermittelt (in andere Arbeitsamts- und Landesarbeits-amtsbezirke), darunter 1.252 Facharbeiter aller Art und 807 Arbeitskräfte für die Landwirtschaft.

5. Die Arbeitslosen aus Aachen-Stadt nach Berufskategorien:

...

Gesundheitswesen und körperliche Ertüchtigung

Der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung war im vergangenen Jahre günstig; insbesondere traten ansteckende Krankheiten verhältnismäßig selten auf: die Zahl der meldepflichtigen übertragbaren Krankheiten, 1934 noch 2.081, betrug nur 784. Das Gesundheitsamt der Stadt führte neben der Bekämpfung der ansteckenden Krankheiten vor allem die mannigfachen Aufgaben der gesundheitlichen Fürsorge - Fürsorge für Kinder, Tuberkulöse, Geschlechtskranke, Körperbehinderte, Geisteskranke, Sieche und Süchtige - und der Erb-und Rassenpflege durch. Immer häufiger wird seine Eheberatungsstelle in Anspruch genommen; die entscheidende Bedeutung der Erbgesundheit für die eigene Familie und die Volksgemeinschaft wird offenbar immer mehr erkannt.

Das Stadtamt für Leibesübungen betreute 11 Sportplätze und 9 größere, unter Aufsicht stehende Kinderspielplätze. Es kamen im Jahre 1937 hinzu der Sportplatz an der Hahnbrucher Straße sowie der Kinderspielplatz an der Barbarastraße, Rothe Erde. Außerdem standen zu Turn- und Gymnastikzwecken 16 städtische Turnhallen zur Verfügung.

Die Sportplätze, Turnhallen sowie Schwimmstätten wurden 1937 durch stete Förderung der Leibesübungen überhaupt, sei es in den Gemeinschaften des Reichsbundes für Leibesübungen, in Kursen des Sportamtes KdF. oder in den sonstigen Formationen, sehr stark benutzt. Allein das Waldstadion ist 1937 von rund 10.000 Ausübenden mehr benutzt worden als 1936. Ähnlich ist der Aufschwung bei allen übrigen Übungsstätten. 1936 konnte die städtische Jugendherberge Colynshof 7.448 Übernachtungen, 1937 aber deren 11.013 nachweisen. Da- (Seite 20) von entfielen auf Ausländer 1936: 990 und 1937: 1.721 Übernachtungen aus 18 bezw. 22 Staaten.

Die Frage der Beschaffung von HJ.-Heimen mußte bei dem starkem Zustrom von Jugendlichen zur Hitler-Jugend eine Lösung finden. Da geeignete Räume nicht zur Verfügung standen, mußte an die Errichtung neuer Heime oder an den Umbau geeigneter alter Häuser gedacht werden.

So wurden die HJ.-Heime „Heim General Litzmann“, Paßstraße 92, HJ.-Heim Burtscheid, die Heime Kruppstraße 10, Hlndenburgstraße 100 und Lochnerstraße, sowie die BDM.-Heime, Eilfschornsteinstraße 25 und Ponttor, mit einem Gesamtkostenaufwand von rund RM 214.500.- neu errichtet oder umgestaltet. Zu diesen Kosten wurden Zuschüsse von der Provinz gezahlt.

Außer den vorgenannten Heimen sind in den verschiedensten städtischen Gebäuden eine Reihe kleiner und (Seite 22) kleinster Heime untergebracht, deren Ausstattung und Unterhaltung die Sozialverwaltung übernimmt, die auch die Mieten zahlt.

Vom Bauen

Im April 1937 wurde das HJ.-Heim an der Raerener Straße fertiggestellt und eingeweiht. Es handelt sich hierbei um ein Großheim der HJ., in dem zu gleicher Zeit 500 Jugendliche betreut werden können.

Die Infanterie-Kaserne an der Forster-Linde wurde fertiggestellt und am 20.11.1937 durch das II. Ba-taillon des Infanterie-Regiments 78 bezogen.

Im Nahmen der weiteren Förderung des Kleinwohnungsbaues wurde die im Jahre 1936 geplante Textilar-beitersiedlung auf dem Königshügel mit 80 Eigenheimen vollendet und bereits bezogen. Ebenfalls wurden 64 Woh-nungen am Fringsgraben und 20 Siedlungshäuser des Reichsbundes der Kinderreichen an der Lüticher Straße hergestellt.

Auch im Jahre 1937 entfaltete sich eine rege private Bautätigkeit sowohl industrieller Art, als auch im Wohnungsbau.

Das geistige Leben

Die Technische Hochschule hat die Zahl der Studierenden gegenüber 1936 um rund 80, also auf 750, erhöhen können. Zur Zeit wird eine große Hochschulaula gebaut, die rund 1000 Personen faßt und voraussichtlich im Laufe des Jahres 1938 fertiggestellt wird.

Nach der Schulreform sind an höheren Schulen für Jungen vorhanden: 3 Oberschulen für Jungen, und zwar die städtische Hindenburgschule, die städtische General-Litzmann-Schule und das staatliche Kaiser-Wilhelms-Gymnasium. Als Nebenform ist das Kaiser-Karls-Gymnasium bestehen geblieben. Für die höhere Mädchenschulbildung sorgen die städtische Oberschule für Mädchen mit dreijähriger Frauenschule und Fröbelseminar, sowie die private Studienanstalt St. Ursula. Die Knaben- und (Seite 24) Mädchenmittelschule mit den beliebten Förderklassen für Volksschüler und Schülerinnen nach 7 Schuljahren, sowie die Fachschulen (Handels- und höhere Handelsschule, Gewerbeschule und die Haushaltungs- und Gewerbeschule) haben an Blüte zugenommen.

Folgende Schulneubauprojekte sind vorgesehen:

2 Volksschulgebäude an der Steinebrück und auf der Hörn, 1 höhere Mädchenschule zur räumlichen Zusammenfassung des früheren Oberlyzeums St. Leonhard und der privaten höheren Mädchenschule Viktoriaschule, sowie ein Neubau für die kaufmännische Schule. Zur Hebung der Leibeserziehung der Jugend sind bei den Schulbauten Turnhallen vorgesehen.

Die Städtischen Konzerte unter der Leitung des Generalmusikdirektors von Karajan haben für das gesamte Rheinland Bedeutung erlangt. Besonders die Chorkonzerte mit dem städtischen Gesangverein werden als künstlerische Ereignisse gewertet; ihr Besucherkreis setzt sich zu einem großen Teil aus Gästen von nah und fern, aus dem Ausland und selbst aus dem rechtsrheinischen Westdeutschland zusammen. An dem Kulturaustausch mit dem Ausland beteiligte sich Aachen durch Verpflichtung österreichischer, schweizer und italienischer Künstler. Ein weiteres Gastspiel des Orchesters und des Gesangvereins in Brüssel mit Werken von Bruckner und Brahms fand in der gesamten belgischen Presse hohe Anerkennung. Die zeitgenössische Komposition kam in großem Umfang in den Städtischen Volks-Symphonie-Konzerten zur Geltung, In einem Sonderkonzert dirigierte der Präsident der Reichsmusikkammer, Prof. Dr. Dr. Peter Raabe als Gast.

Das Stadttheater vollbrachte mit der geschlossenen Aufführung des gesamten Nibelungen-Ringes unter Mit-Wirkung namhafter Gäste eine künstlerische Tat, Beson- (Seite 26) dere Beachtung fand ferner eine Aufführung von Tristan und Isolde mit Gertrud Rünger (Staatsoper Berlin) als Isolde. Die Anerkennung der Leistungen des Theaters kam in der gesteigerten Abonnentenziffer zum Ausdruck. Zu den regelmäßigen Gastspielen in Düren kamen Gastspielreisen nach Maastricht. Die Tradition der Holländerzüge wurde erfolgreich fortgesetzt. Durch Gastspielver-pflichtungen des Antwerpener Sängers Beetz und des Tenors P. Raitscheff von der Nationaloper Sofia lieferte das Theater seinen Beitrag zum Kulturaustausch mit befreundeten Nationen.

Die Aachener Puppenbühne, als beachtlicher Faktor heimatlicher Volkskunst, erfuhr besondere Förderung durch Festigung ihrer wirtschaftlichen Grundlage.

Die Städtische Volksbücherei hat unter Vergrößerung ihres Mitarbeiterstabes ihre vorbereitende Tätigkeit in vollem Umfange aufgenommen. Mit dem Neubau in der Peterstraße wurde begonnen.

Das Suermondt-Museum hielt sich mit einer Besuchsziffer von 36.778 annähernd auf der Höhe des Vorjahres (37.716).

Der erste Saal der Gemälde-Galerie (Alt-Niederländische Schule) wurde vergrößert, neu ausgestattet und der Gemälde-Bestand neu geordnet.

Unter den zahlreichen Ausstellungen verdienen hervorgehoben zu werden: die Sonderausstellung „Gold, Silber und Schwarz-Weiß", Meisterwerke des deutschen Goldschmiedehandwerks und Radierungen von Hans Pings-mann-Essen (Juni); Georg-Oeder-Gedächtnisausstellung (Juli/August); Aachener Bildhauerei (November); Weihnachtsschau Aachener Maler (Dezember).

Wie im Vorjahr wurde auch in der Berichtszeit ein aus Aachener Privatbesitz ausgewähltes „Kunstwerk des Monats" ausgestellt und in der Zeitschrift „Aachener Leben" in Wort und Bild veröffentlicht.

Es wurden 6 Lichtbildervorträge aus verschiedenen Kunst- und kulturgeschichtlichen Gebieten gehalten.

Das Couven - Haus wurde nach erfolgter Einrichtung seines linken Flügels am 1. Oktober feierlich eröffnet. Der Einzel- und Gruppenbesuch steigerte sich im letzten Viertel des Jahres derart, daß die Besuchsziffer trotz der durch die Neueinrichtung bedingten Schließung auf der Höhe des Vorjahres blieb: 16.145 (16.713). Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Abendveranstaltungen bei Kerzen-beleuchtung und musikalischen Darbietungen.

Die Neuordnung des Heimat-Museums kam Herbst 1937 zum vorläufigen Abschluß. Mit dem Aufbau der neuen und inhaltlich einzigartigen vorgeschichtlichen Abteilung sowie nach Einbeziehung des 2. Stockwerks gibt (Seite 28) die über 18 Räume verteilte Schausammlung einen klar gegliederten Überblick über Geschichte und Wesen der Stadt und ihrer Bannmeile von den Spuren erster Besiedlung bis zur Gegenwart.

Die Zahl der Besucher betrug 17.998 (21.827) Personen. Erwähnenswert hierzu außer den neueingerichteten Sonntagsführungen und zahlreichen Gruppenführungen die starke Benutzung des Vortragssaales, welche vor allem vom Volksbildungswerk und der im Museum beheimateten Ortsgruppe des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz getragen waren.

Das Stadtarchiv mit der ihm angeschlossenen Familiengeschichtlichen Auskunftstelle mußte auch im verflossenen Jahre seine Haupttätigkeit den Aufgaben der Sippenforschung widmen. Für diese wurden 15.451 (im Vorjahre 14.241) Auszüge aus den Standesamtsregistern und 2.094 (im Vorjahre 1.944) Auszüge aus den Kirchenbüchern, insgesamt also 17.545 (im Vorjahre (Seite 30) 16.185 Auszüge hergestellt und eine entsprechend große Zahl von mündlichen und schriftlichen Auskünften erteilt. Zur dauenden Erleichterung der Slppenforschung wurden zu mehreren Kirchenbüchern neue Familienregister angelegt und eine Karteizu den französischen Einwohnerlisten von Aachen und Burtscheid in Angriff genommen. Die Zahl der vom Stadtarchiv erteilten Auskünfte wissenschaftlicher Art und die Benutzungen von Archivalien (Seite 32) hielten sich aus der Höhe des Vorjahres. Für das große Deutsche Städtebuch bearbeitete das Stadtarchiv die Abschnitte über Aachen, Burt-scheid und Forst. Die Stadtbibliothek, die in gesteigertem Maße den Zugang zum deutschen wissenschaftlichen Schrifttum allen am geistigen Leben der Nation interessierten Kreisen der Stadt nicht nur durch ihre eigenen Bücherbestände, sondern auch durch den Leihverkehr mit allen größeren deutschen Bibliotheken vermittelt, stellte ihre eigenen wertvollen Bestände der Wissenschaft Alldeutschlands zur Verfügung, indem sie ihren gesamten Bücherbestand für das große Werk des Gesamtkatalogs der deutschen Bibliotheken fortlaufend zum Druck meldete. Die Meldungen ergeben, daß die Stadtbibliothek eine verhältnismäßig hohe ZahI von wertvollen Werken allein besitzt. Die Leistungen der Stadtbibliothek in 1937 beleuchten im übrigen folgende Zahlen: Aus eigenem Bestand entliehen 27.760 Bde. (1936: 26.441), aus auswärtigen Bibliotheken vermittelt 1.826 Bde. (1936: 1.601), an auswärtige Bibliotbeken ausgeliehen: 982 Bde. (1936: 854).

Das Zeitungsmuseum war wie im Vorjahr mit Katalogarbeiten beschäftigt, die erst eine volle Erschließung der umfangreichen Sammungen zeitigen können. Das Museum wurde verschiedentlich zur Bearbeitung zeitungswissenschaftlicher Fragen von Studenten und Fachleuten aufgesucht; zahlreiche Anfragen nach auswärts wurden beantwortet; eine unterrichtende Schau „Die Zeitung, wie sie wurde, was sie ist" fand das Interesse zahlreicher Besucher.

Fremdenverkehr und Kurwesen

Der Fremdenverkehr, der seit 1933 ständig gestiegen ist, zeigt auch im Jahre 1937 eine gesunde Weiterentwicklung, Die Zahl der polizeilich gemeldeten, also solcher Fremden, die wenigstens einmal in Aachen übernachteten, betrug:

(Tabelle noch zu erfassen)

(Seite 34) Von den gemeldeten» Auslandsfremden entfallen auf:

(Tabelle noch zu erfassen)

Wenn auch die Zahl der Fremden im Vergleich zum Jahre 1936, dem Jahre der Olymischen Spiele, gesunken ist, so haben die Übernachtungsziffern doch den höchsten Stand seit 1933 erreicht, Wie die Tabelle zeigt, stieg die Zahl der Übernachtungen gegenüber der des Jahres 1935 um rund 4,5%. Die Zahl der Übernachtungen, auf denen diese statistische Aufstellung fußt, gibt freilich nur ein Teilbild des wirklich durch Aachen flutenden Fremdenverkehrs wieder, da all die Besucher, die tagsüber ankommen und abends die Stadt wieder verlassen, darunter auch die zahlreichen ausländischen Gäste, die nur für den Abend im Kraftwagen erscheinen, von der Statistik nicht erfaßt werden.

UInter den Besuchern sind die Kurgäste für Bad Aachen von besonderer Wichtigkeit. Ihre Gesamtzahl betrug im Jahre 1933: 5.358, stieg bis 1935 um 1.955 auf 7.313, bis 1936 um 2.326 auf 7.684 und lag 1937 mit 8.372 um 3.014, also um rund 56% höher als 1933. Ausländer waren darunter im Jahre 1933: 413, im Jahre 1937: 410.

Eine Fülle von Tagungen und anderen Großveranstaltungen trug zur Hebung des Fremdenverkehrs wesentlich bei. Besonders hervorgehoben sei in diesem Zusammenhang das glanzvoll verlaufene XIII.Reit-, Spring- und Fahrturnier, das in der Zeit vom 12.—19. August wiederum 17 Nationen am Start sah.

Als ausgezeichnetes Werbemittel für Bad Aachen erwies sich der von Canis-Heidelberg hergestellte Stadtkulturfilm „Schatzkammer von 1000 Jahren“, dem einige der zur Bebilderung dieses Aufsatzes verwendete Fotos entnommen sind.


  1. Politisch motivierte Aussagen wurden tws. gekürzt.