Brieg - Stadt und Landkreis (1964)/Amtsbezirk Michelau mit Michelau, Kantersdorf, Klein Neudorf und Taschenberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Amtsvorsteher: Bauer Arthur Göbel in Michelau bis 1943, dann Kaufmann Josef Schwarzer, gestorben in Gefangenschaft
Michelau (Michalow)
Einwohner: 778
Kirchen: 1 evang.
Schulen: 1 evang. 1 katholisch
Bürgermeister: Reinhold Teichmann, in Rußland gefallen
Standesbeamter: Hermann Kretschmer, + 1945 in Michelau
Pfarrer:
Pastor Horst Albrecht, + 1948 in Herrenhut
Pfarrer Scholz, 1945 in Michelau von den Russen erschossen
Lehrer:
evang. Schule: Erich Anders, Hannover, Podbielskistraße 62
kath. Schule: Albert Bierkowski, seit 15.1.1945 vermißt
Heimatortsvertrauensmann: Gottlieb Fischer, Rosswälden/Plochingen, Hauptstr. 15
Die Geschichte des Dorfes hängt eng zusammen mit der untergegangenen Grenzburg Meristau. Diese in dem alten Grenzwald längs der Neisse errichtete Burg lag an der Stelle der Fischerhäuser oder des "Dom". Sie war die Sippenburg der Ritter Pogarell, die auch Grafen von Grottkau waren. Sie sind ferner die Gründer der Kirche. Dieses war Gotteshaus für die umliegenden Dörfer der Kreise Brieg und Grottkau und war dem heiligen Michael geweiht. Nach diesem Kirchenpatron ist das Dorf jedenfalls benannt worden.
Das Dorf trug rein bäuerlichen Charakter mit 14 Großbetrieben zwischen 21 und 42 ha.
Eine ausführliche Einwohnerliste ist vorhanden, außerdem aber auch eine sehr eingehende Schilderung des Heimatortsvertrauensmannes Gottlob Fischer über die letzten Tage von Michelau. Dieser ist folgendes zu entnehmen: Am 5. Februar 1945 erfolgte die Besetzung des Dorfes durch die Russen. Am 4. März wurden alle Bewohner ausgetrieben. Sie kamen zunächst in die Kreisstadt Brieg. Nach etwa drei Wochen kehrten sie wieder in die alte Heimat zurück. Die Verhältnisse waren schrecklich. Die Wohnung des Landjägers und die Wirtschaft eines Bauern waren durch Feuer total zerstört; daneben waren noch einige kleinere Zerstörungen festzustellen. Insbesondere wurden durch die Sprengung der Brücke über die Glatzer Neisse die in der Nähe gelegenen Häuser betroffen. Anfang August 1946 ordneten die Polen die Ausweisung an. Fast die Hälfte der Dorfbewohner verließ das Dorf und kam in den Kreis Löbau in Sachsen. Der zweite Transport erfolgte Ende Dezember, und zwar ebenfalls nach Sachsen in die Kreise Auerbach und Klingenthal. Am 18. April 1947 mußten die letzten ihr heimatliches Dorf verlassen. In der Heimat ist niemand verblieben.
Kantersdorf (Kantorowice)
Einwohner: 390
Schulen: 1 evang.
Bürgermeister: Karl Kuhnert, Oldenburg
Lehrer: Vogt. Näheres nicht bekannt
Heimatortsvertrauensmann: Ernst Arndt, Benthullen, Post Achternholt
Wohl von Anfang an war Kantersdorf nur ein Vorwerk gewesen. Vermutlich war es einst im Besitz eines herzoglichen Kanzlers; so erklärt sich wohl der Ortsname. Später kam es dann in anderen privaten Besitz, der im Laufe der Jahre sehr oft gewechselt hat. Im Jahre 1720 kam es als Kämmereigut an die Stadt Brieg. In deren Besitz verblieb es bis zur Vertreibung. Pächter war der Landwirt U. Schmidt. Daneben waren noch zwei mittelgroße Betriebe mit 14 und 18 ha vorhanden.
Klein Neudorf (Nowa Wies Mala)
Einwohner: 321
Schulen: 1 evang.
Bürgermeister: Alfred Michler, + 1945 im Lager Oppeln
Lehrer: Reichelt. Näheres nicht bekannt
Heimatortsvertrauensmann: Ernst Arndr, Benthullen, Post Achternhold
Der Name dieses Kreisdorfes lautete ursprünglich "Newendorf bei Lebyn" (Neudorf bei Löwen) zum Unterschied von "Neudorf über der Oder" (Groß Neudorf). Seine früheste Geschichte hängt eng mit der Geschichte von Löwen zusammen. Es ist wohl eine ziemlich späte Gründung. Grundherren waren zunächst die Pogarell. Zusammen mit Kantersdorf wechselte das Dorf mehrmals seinen Besitzer und ging 1720 ebenfalls in das Eigentum der Stadt Brieg über. Ein sehr übersichtlicher Dorfplan und eine Einwohnerliste sind vorhanden. Der landwirtschaftliche Besitz verteilte sich auf 13 mittlere und größere Betriebe zwischen 16 und 42 ha.
Taschenberg (Ptakowice)
Einwohner: 197
Schulen: 1 evang.
Bürgermeister: Max Schröder. Näheres nicht bekannt
Lehrer: Thomas. Näheres nicht bekannt
Heimatortsvertrauensamnn: Georg Bänisch, Rheda/Westf., Haus 1
Taschenberg war dem Namen nach eine Verteidigungsanlage gegen das Fürstentum Oppeln. Kirchlich gehörte es 1315 zum "Umkreis von Michelau", war also im Besitz der Ritter Pogarell. Später ging es ihnen verloren. Die Bewohner ernährten sich im überwiegenden Umfange von den landwirtschaftlichen Erträgen. Neben kleineren Betrieben von 2 bis 15 ha war ein größerer, der des Landwirts Menzel, von 250 ha vorhanden.


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Version vom 2. Mai 2011, 05:51 Uhr

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Amtsvorsteher: Bauer Arthur Göbel in Michelau bis 1943, dann Kaufmann Josef Schwarzer, gestorben in Gefangenschaft

Michelau (Michalow)

Einwohner: 778 Kirchen: 1 evang. Schulen: 1 evang. 1 katholisch Bürgermeister: Reinhold Teichmann, in Rußland gefallen Standesbeamter: Hermann Kretschmer, + 1945 in Michelau Pfarrer: Pastor Horst Albrecht, + 1948 in Herrenhut Pfarrer Scholz, 1945 in Michelau von den Russen erschossen Lehrer: evang. Schule: Erich Anders, Hannover, Podbielskistraße 62 kath. Schule: Albert Bierkowski, seit 15.1.1945 vermißt Heimatortsvertrauensmann: Gottlieb Fischer, Rosswälden/Plochingen, Hauptstr. 15 Die Geschichte des Dorfes hängt eng zusammen mit der untergegangenen Grenzburg Meristau. Diese in dem alten Grenzwald längs der Neisse errichtete Burg lag an der Stelle der Fischerhäuser oder des "Dom". Sie war die Sippenburg der Ritter Pogarell, die auch Grafen von Grottkau waren. Sie sind ferner die Gründer der Kirche. Dieses war Gotteshaus für die umliegenden Dörfer der Kreise Brieg und Grottkau und war dem heiligen Michael geweiht. Nach diesem Kirchenpatron ist das Dorf jedenfalls benannt worden.

Das Dorf trug rein bäuerlichen Charakter mit 14 Großbetrieben zwischen 21 und 42 ha.

Eine ausführliche Einwohnerliste ist vorhanden, außerdem aber auch eine sehr eingehende Schilderung des Heimatortsvertrauensmannes Gottlob Fischer über die letzten Tage von Michelau. Dieser ist folgendes zu entnehmen: Am 5. Februar 1945 erfolgte die Besetzung des Dorfes durch die Russen. Am 4. März wurden alle Bewohner ausgetrieben. Sie kamen zunächst in die Kreisstadt Brieg. Nach etwa drei Wochen kehrten sie wieder in die alte Heimat zurück. Die Verhältnisse waren schrecklich. Die Wohnung des Landjägers und die Wirtschaft eines Bauern waren durch Feuer total zerstört; daneben waren noch einige kleinere Zerstörungen festzustellen. Insbesondere wurden durch die Sprengung der Brücke über die Glatzer Neisse die in der Nähe gelegenen Häuser betroffen. Anfang August 1946 ordneten die Polen die Ausweisung an. Fast die Hälfte der Dorfbewohner verließ das Dorf und kam in den Kreis Löbau in Sachsen. Der zweite Transport erfolgte Ende Dezember, und zwar ebenfalls nach Sachsen in die Kreise Auerbach und Klingenthal. Am 18. April 1947 mußten die letzten ihr heimatliches Dorf verlassen. In der Heimat ist niemand verblieben.

Kantersdorf (Kantorowice)

Einwohner: 390 Schulen: 1 evang. Bürgermeister: Karl Kuhnert, Oldenburg Lehrer: Vogt. Näheres nicht bekannt Heimatortsvertrauensmann: Ernst Arndt, Benthullen, Post Achternholt Wohl von Anfang an war Kantersdorf nur ein Vorwerk gewesen. Vermutlich war es einst im Besitz eines herzoglichen Kanzlers; so erklärt sich wohl der Ortsname. Später kam es dann in anderen privaten Besitz, der im Laufe der Jahre sehr oft gewechselt hat. Im Jahre 1720 kam es als Kämmereigut an die Stadt Brieg. In deren Besitz verblieb es bis zur Vertreibung. Pächter war der Landwirt U. Schmidt. Daneben waren noch zwei mittelgroße Betriebe mit 14 und 18 ha vorhanden.

Klein Neudorf (Nowa Wies Mala)

Einwohner: 321 Schulen: 1 evang. Bürgermeister: Alfred Michler, + 1945 im Lager Oppeln Lehrer: Reichelt. Näheres nicht bekannt Heimatortsvertrauensmann: Ernst Arndr, Benthullen, Post Achternhold Der Name dieses Kreisdorfes lautete ursprünglich "Newendorf bei Lebyn" (Neudorf bei Löwen) zum Unterschied von "Neudorf über der Oder" (Groß Neudorf). Seine früheste Geschichte hängt eng mit der Geschichte von Löwen zusammen. Es ist wohl eine ziemlich späte Gründung. Grundherren waren zunächst die Pogarell. Zusammen mit Kantersdorf wechselte das Dorf mehrmals seinen Besitzer und ging 1720 ebenfalls in das Eigentum der Stadt Brieg über. Ein sehr übersichtlicher Dorfplan und eine Einwohnerliste sind vorhanden. Der landwirtschaftliche Besitz verteilte sich auf 13 mittlere und größere Betriebe zwischen 16 und 42 ha.

Taschenberg (Ptakowice)

Einwohner: 197 Schulen: 1 evang. Bürgermeister: Max Schröder. Näheres nicht bekannt Lehrer: Thomas. Näheres nicht bekannt Heimatortsvertrauensamnn: Georg Bänisch, Rheda/Westf., Haus 1 Taschenberg war dem Namen nach eine Verteidigungsanlage gegen das Fürstentum Oppeln. Kirchlich gehörte es 1315 zum "Umkreis von Michelau", war also im Besitz der Ritter Pogarell. Später ging es ihnen verloren. Die Bewohner ernährten sich im überwiegenden Umfange von den landwirtschaftlichen Erträgen. Neben kleineren Betrieben von 2 bis 15 ha war ein größerer, der des Landwirts Menzel, von 250 ha vorhanden.

Diese Seite enthält Text des Buches »Brieg - Stadt und Landkreis«, herausgegeben von der Stadt Goslar zum 10. Treffen der Brieger in Goslar im September 1964. Abgeschrieben von Hermann Hosp aus D-54516 Wittlich in Rheinland-Pfalz. Überarbeitet und umgesetzt in HTML-Code durch Dr.-Ing. Frank Knorr aus D-03185 Teichland, OT Maust in Brandenburg.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stadt Goslar vom 8. Mai 2001.
Früher war dieser Text auf der alten Regionalseite www.genealogy.net/reg/SCI/Brieg/st-kr/ zu finden.