Dekanat Minden: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. April 2011, 06:30 Uhr
Historische Vorgänger der Dekanate waren die Archidiakonate, bei ihnen lag die kirchliche Gerichtsbarkeit und über sie erfolgten Dispense nach Kirchenrecht. Für die genealogische Forschung eröffnen die Archivalien der Dakanate weitere interessante Aspekte.
Hierarchie: Katholische Kirche in Deutschland > Erzbistum Paderborn > Dekanat Minden
Einführung
- 1961 Dekanat Minden: Das Dekanat wurde 1949 durch Abtrennung von folgenden Orten gebildet: Hausberge, Lübbecke, Preußisch Oldendorf, Rahden, Wehdem, Minden, Hille, Petershagen, Windheim, Bad Oeynhausen, Löhne, Eidinghausen, Vlotho, Exter. Diese Orte gehörten im Mittelalter zum Bistum Minden, das auf Grund des Westfälischen Friedens 1648 supprimiert wurde. Das Bistum war in 12 Archidiakonate oder Banne eingeteilt. Ihre Zusammenstellung findet sich in den Akten der Mindener Diözesansynode vom 15. Oktober 1632, abgehalten im Mindener Dom, unter Bischof Franz Wilhelm v. Wartenberg. Durch die Zirkumskriptionsbulle von 1821 fiel das vorher den Nordischen Missionen zugeteilte Gebiet an das Bistum Paderborn.
Pfarreien
- Pfarrei Hausberge: Pfarrei 1296 erwähnt, gehörte zum Archidiakonat Rehme, Walburgiskirche später unter dem Titel der Hlg. Marcellus u. Marcellianus, wird 1319 Kollegiatkirche, Eisbergen hat wie Veltheim eine Kirche aus romanischer Zeit; die Kirche in Kleinenbremen ist 1181 nachweisbar, ebenso die zu Lerbeck, von Oberkirchen aus gegründet. Der Holtruper Kirchturm romanisch. Katholiken in Hausberge noch 1739 nachweisbar. Wiederaufnahme des katholischen Gottesdienstes von Minden 1863, Missionsvikarie 1865, Missions-Pfarrei 1868, Kirchbau 1897.
- Kirchenbücher seit 1865.
- Pfarrei Lübbecke i.W.: Hauptstadt des gleichnamigen Gaues, 1227 Archidiakonatsitz, 1275 Stadt, 1278 Pfarrer Hermann erwähnt. Das 1274 in Ahlden gegründete, 1280 nach Neustadt am Rübenberge verlegte Kollegiatstift St Andreas kommt 1295 an die Pfarrkirche. 1549 hier Diözesansynode, obwohl der Lübbecker Klerus auf seiten der Neuerung. Nach 1648 mußte von den 4 Kanonikern an St Andreas 1 katholisch sein. In Holzhausen 1173 Fredericus plebanus, 1310 Hüllhorst abgepfarrt von Schnathorst, um 1350 in Alswede Pfarrei St Andreas. Blasheim 1493 abgepfarrt von Lübbecke, 1842 Bildung der Missionsgemeinde, 1845 Kirchbau, 1858 Pfarrei; Gründung der St-Paulus-Innung durch Pfarrer Blöingh 1882-1890.
- Kirchenbücher seit 1842
- Pfarrarchiv: geordnet u. inventarisiert.
- Pfarrei Espelkamp-Mittwald: Die alte Pfarrkirche Randen und Alswede später evangelisch. Von Randen aus kath Gottesdienst seit 1950, Pfarrvikarie, Kirchbau 1954.
- Kirchenbücher seit 1953.
- Pfarrei Preußisch Oldendorf: Die Kirche Oldendorf nachweisbar unter Bischof Milo (969-96), in Levem Kirche schon im 10. Jhdt.; sie wird dem Zisterzienserinnenkloster inkorporiert, dessen Propst 1277 Archidiakonatsrechte erlangt. Das Kloster erwirbt 1231 das Patronat über die Pfarrkirche Dielingen, wo es auch noch eine Hlg.-Kreuz-Kirche gab. Börninghausen (St Vitus) ist älter als 1350. Der Pfarrer von Holzhausen 1549 auf seiten der Neuerer. Kath. Gottesdienst für die Vertriebenen seit 1946, Notkirche 1952, Pfarrvikarie 1956.
- Kirchenbücher seit 1948.
- Pfarrei Rahden: Pfarrei 1274, der Klerus 1549 lutherisch, ein Kirchbau in Wehdem 1330, Pfarrer Wedekindus schon 1307, zu dessen Kirchspiel 1342 Westrup gehörte mit der Kapelle der Hlg. Paulus u. Antonius. Pfarrei [[Dielingend31 vorhanden. Wieder kath Gottesdienst seit 1892, Kuratie 1945, Kirchbau 1950, Pfarrvikarie 1951.
- Kirchenbücher seit 1945.
- Pfarrei Minden, Dompfarrei: Die Kathedrale St Peter karolingische Gründung; 1000 Verlegung des Marienstiftes vom Wittekindsberg in die Stadt, 1029 Kollegiatstift St Martini, dessen Propst Archidiakon für Stadt und Umgebung war, 1062 Johannes- oder Marktkirche brennt ab, die Benediktiner von St Moritz (1042) 1433 in die Stadt an die Pfarrkirche St. Simeon (1214) verlegt, 1206 Kollegiatstift St Johann, 1236 Dominikaner (St Paul). Dazu eine Anzahl von Spitälern und Kapellen. Durchführung der Reformation in der Bischofsstadt stieß auf Widerstand, so daß bis zur Säkularisation die Benediktiner, seit 1696 unter einem Prior mit der Abtei Huysburg verbunden, und das Domkapitel sowie die beiden Kollegiatstifte als simultane Institute erhalten blieben. Der Dom, als Kathedrale 1648 supprimiert, war durch Vergleich vom 07.09.1535 Stadtpfarrkirche geworden, seelsorglich versorgt meist durch Mönche, namentlich die Benediktiner von St Moritz. Alle Institute 1810 aufgehoben, nur die Pfarrei blieb endgültig 1835 („innovatio beneficiorum") geregelt. Die Margaretenklus geht den Katholiken erst Mitte des 19. Jhdts. verloren als Eigentum des Forstfiskus. 1859 wird der Dom Probsteikirche, der Dompfarrer Pfarrprobst. Nach Kriegszerstörung des Domes werden Ersatzkirchen 1945 St Johann, 1950 St Moritz, Dom wurde wiederhergestellt. Dankersen hat 1181 seine Kirche.
- Kirchenbücher seit 1655
- Pfarrarchiv: geordnet u. inventarisiert.
- Pfarrbezirk: umfaßt den Pfarrsitz Minden, Amt Hartum mit Hartum (7 km), Hahlen (4 km), Holzhausen II. (6 km), Nordhemmern (8 km), Amt Lande mit Dankersen (4 km).
- Pfarrei Minden, St Mauritius: Die Mauritiusabtei, 1434 vom Weserwerder neben die Pfarrkirche St Simeon ver legt, blieb bis zur Säkularisation katholisch. 1820 Profanation der Klosterkirche. Nach Zerstörung des Domes seit 1950 wieder Gottesdienst in der ehemaligen AbteiKirche, 1958 Errichtung der Pfarrvikarie.
- Kirchenbücher seit 1958.
- Pfarrei Minden, St Paulus: Hille im Banne des Propstes von St Martini, 1221 dort Heinrich sacerdos. Betreuung der Evakuierten und Vertriebenen seit 1943 von Minden aus, Errichtung einer Kuratie Hille 1948, Notkirche 1949, Aufhebung der Kuratie und Gründung der Pfarrvikarie St Paulus 1958.
- Kirchenbücher seit 1948.
- Pfarrei Lahde: Bei der Gründung des Dominikanerinnenklosters 1265 war hier eine Pfarrkirche im Archidiakonat Lohe vorhanden, deren Patronat 1309 die Zisterze Loccum erwirbt, während das Kloster nach Lemgo verlegt ist. Die Pfarrei Frille erscheint 1272, Buchholz 1241, von Windheim mit seiner romanischen Kirche wird 1277 Wiedensahl abgepfarrt. In Wietersheim bis 1810 Komturei des Johanniterordens. Wiederaufnahme des kath. Gottesdienstes in Windheim 1936, Errichtung der Kuratie 1947, Kirchbau in Lahde 1954/55, Pfarrvikarie 1955.
- Kirchenbücher seit 1948.
- Pfarrvikariebezirk: umfaßt Lahde und Aminghausen (11 km), Bierde (4 km), Buchholz (12 km), Cammer (11 km), Döhren (10 km), Frille (5 km), Gorspen-Vahlsen (3 km), Großenheerse (11 km), Hävern (8 km), Heimsen (16 km), Ilse (9 km), Ilserheide (7 km), Ilvese (14 km), Jössen (4 km), Leteln (11 km), Neuenknick (11 km), Päpinghausen (10 km), Quetzen (3 km), Raderhorst (8 km), Rosenhagen (12 km), Schlüsselberg (19 km), Seelenfeld (12 km), Wietersheim (7 km), Windheim (5 km);
- Pfarrei Petershagen: Die Kapelle Hlg. Kreuz in Hokelve 1243 vorhanden im Bann des Propstes von St Martin, 1305 wird das Pfarrsystem mit der bischöflichen Residenz Petershagen verbunden, die ihre Petrikirche erhält. In Ovenstädt bestand lange vor 1184 eine Kirche (Patronat des Moritzklosters), ebenso wie in Buchholz mit seiner romanischen Kirche, von dem 1286 Warmsen abgepfarrt wird, im Banne Lohe. Die Pfarrer von Petershagen und Buchholz sind schon 1549 lutherisch. Seit 1845 von Minden wieder kath. Gottesdienst, Kirchbau St Gorgonius 1846, Missionsvikarie 1853, „cura primaria“ 1854, neue Kirche St Johannes 1958. Hier wirkte W. Hohoff als „Missionspfarrer".
- Kirchenbücher seit 1853.
- Pfarrvikariebezirk: umfaßt Petershagen und Eldagsen (4 km), Friedewalde mit Wegholm (12 km), Kutenhausen (10 km), Masslingen (7 km), Messlingen (4 km), Ovenstädt (6 km), Südfelde (6 km), Stemmer mit Nordholz und Weingarten (12 km), Todtenhausen mit Wallfahrtsteich (10 km)
- Pfarrei Bad Oeynhausen: Die Stadt selbst junge Gründung im Bereich der alten Pfarrei Rehme, deren Kirche, wie St Nikolaus in Bergkirchen, zu den angeblich von Papst Leo III. geweihten gehört. Archidiakonatssitz des Bistums Minden. Die Kirche Eidinghausen 1182 dem Kloster Abdinghof bestätigt, das seit Bischof Meinwerk (1009-36) von Paderborn in Rehme begütert war. Die Kirche in Gohfeld 1035 von Bischof Sigibert von Minden geweiht. Die Betreuung der Katholiken nach der Reformation durch die Franziskaner in Bielefeld, später von Herford und Vlotho. Missions-(Schul)-vikarie 1860, Abpfarrung von Herford 1861, Kirchbau 1870, staatliche Anerkennung 1909,1945-1954 Kirche und Pfarrhaus vom Englischen Hauptquartier beschlagnahmt, Pfarrer bis. 1948 evakuiert.
- Kirchenbücher seit 1860.
- Pfarrbezirk: umfaßt Bad Oeynhausen, Gohfeld mit Schulbezirk Melbergen-Nord u. Melbergen-Süd (3 km), Lohe (5 km), Rehme mit Oberbecksen u. Babbenhausen (6 km), Werste u. Eidinghausen südl. der Ostscheiderstr (3 km);
- Pfarrei Löhne: Ursprünglich zur 1035 geweihten Pfarrkirche Gohfeld (= Jolenbeek) gehörig, aber ehemals mit eigener, alter Kapelle unter Privatpatronat. Die Kirche Mennighüffen 1334 erwähnt, bis zur Reformation Priorat der Augustiner; Scheid hatte eigene Kapelle; Wiederaufnahme der Seelsorge für die Katholiken um 1900 von Bad Oeynhausen und Vlotho, regelmäßiger Gottesdienst seit 1938, 1941 Missionsvikarie, 1948 Pfarrvikarie, 1950 Kirchbau.
- Kirchenbücher seit 1948.
- Pfarrvikariebezirk: umfaßt Löhne:
- 1. Gemeinschaftsverband Mennighüffen mit Mennighüffen - Besebruch - Grimminghausen - Halstern - Horst - Krell; die Orte liegen 3-8 km entfernt.
- 2. Ulenburg mit Haus Beck (2-4 km)
- 3. Gemeinschaftsverband Löhne mit Löhne- Ort-Falschheide -Löhnerheide; die Orte liegen 2-6 km entfernt.
- 4. Gemeinschaftsverband Gohfeld mit Gohfeld - Bischofshagen - Wittel - Depenbrock - Neuenhagen - Melbergen - Löhne-Bahnhof; die Orte liegen 0,5-9 km entfernt
- 5. Aus der Pfarrei Lübbecke die Katholiken von Tengern
- Pfarrei Eidinghausen: Papst Lucius III. bestätigt dem Kloster Abdinghof 1182 den Besitz der Kirche, deren Priester Rothardus 1353 genannt wird. Seit 1946 wieder katholischer Gottesdienst. Errichtung der Kuratie 1948, Pfarrvikarie 1956.
- Kirchenbücher seit 1948.
- Pfarrvikariebezirk: umfaßt Eidinghausen, Dehme (3 km), Werste (2 km), Volmerdingsen (4 km), Wulferdingsen mit Bergkirchen (6 km).
- Pfarrei Vlotho: Iu Mindener Archidiakonat (bannus) Rehme lag die dem von Lehden bei Tecklenburg bzw. Rehme (1252) nach Vlotho 1258 verlegten Zisterzienserinnenkloster Mariä Segenstal inkorporierte Pfarrkirche (St Johannes?). Die Klosterkirche 1325 dem hl Georg geweiht. Nach der Verlegung in die Stadtmitte Neubau des Klosters und der Stephanuskirche, die bis 1560, obwohl den Loccumer Mönchen gehörig, Weltgeistliche hat und dann vom Landesherrn den Lutheranern übergeben wird. Fortbestand einer kleinen kath. Gemeinde bei der Kapelle auf dem Amtshausberg, später in Deesberg, die sich auch der Katholiken der alten Pfarreien Valdorf, Exter, Rehme, Eidinghausen, Volmerdingsen, Hottrup, Veltheim annahm. 1672 wieder öffentlicher Gottesdienst gestattet. Die Franziskaner können infolge einer Stiftung 1740 eine Residenz bauen u. die Pfarrseelsorge ausüben. Seit 1815 Weltgeistliche.
- Kirchenbücher seit 1656
- Pfarrarchiv: geordnet u. inventarisiert.
- Pfarrbezirk: umfaßt Vlotho: Valdorf mit Bonneberg (3 km), Hollwiesen (3 km), Steinbründorf (8 km), Valdorf-Ost (5 km,), Valdorf-West (4 km), Wehrendorf (6 km), Gutsbezirk Rehme (4 km).
- Quellen: Real Schematismus Erzdiözese Paderborn
Literatur
- Bau- u. Kunstdenkmäler der Provinz Westfalen, Minden, Herford
- Holscher, L.T.Th.: Beschreibung des vormaligen Bistums Minden, W.Z. Bd. 33-35
- Schröder, Chronik des Bistums u. der Stadt Minden (Minden 1882)
- Kath Dompfarramt, Aus der Geschichte des Bistums u. der Dom- gemeinde (Minden 1952)
- Schmidt, A.: Die Patrozinien der älteren Kirchen, Kapellen, Vikarien, Klöster u. geistlichen Stiftungen in Minden-Ravensberg, Ravensberger Blätter (Jg. 22), Nr. 9-12.
- Schmidt, E.: Geschichte der Stadt Lübbecke am Wiehengebirge (1935).
- Rothert, H.: Oldendorf unterm Limberge. Ein Beitrag zu der Frage der Patrozinien in „Vergangenheit u. Gegenwart", Festgabe für Philippi (1923).
- Dompfarramt, Festschrift zur Neuweihe des Domes (Paderborn 1957)
- Nottarp, H.: Ein Mindener Dompropst des 18. Jh., in W. Z. 103 (1954), 93-163
- Dammeyer, W.:Der Grundbesitz des Mindener Domkapitels (Minden 1957).
- Diplomatische Geschichte der Stadt und Herrschaft Vlotho (1829)
- Harland, H.: Geschichte der Herrschaft und Stadt Vlotho (1888);
- Nottarp, H.; Das kath. Kirchenwesen der Grafschaft Ravensberg im 17. u. 18. Jh. (Paderborn 1961).