Berlin-Wartenberg/Kirche: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Gotteshaus bestand aus schweren Feldsteinen - die Wände waren stärker als ein Meter - und war in West-Ost-Richtung erbaut, denn das frühe Christentum legte fest, daß der Priester, abgewendet von den Gläubigen, sein Gesicht der aufgehenden Sonne zuwenden solle.<ref name="alt">Türck, Walter C., ''Die Dorfkirchen ...'', S. 10</ref> Der ursprüngliche Bau wird ein einfacher, rechteckiger Raum gewesen sein, wahrscheinlich ohne Turm. Da Glas im Mittelalter ein wertvoller Werkstoff war, blieben die wenigen Fenster offen und wurden, um den Einfluß von Wind und Wetter im Innenraum möglichst gering zu halten, hoch angebracht, wobei man Leibung und Solbank abschrägte, um den Lichteinfall zu vermehren. Diese Lichtdurchlässe wurden später zugemauert und durch größere Fenster ersetzt, blieben aber an der Wartenberger Kirche trotz mehrfacher Um- und Anbauten teilweise noch erkennbar. | Das Gotteshaus bestand aus schweren Feldsteinen - die Wände waren stärker als ein Meter - und war in West-Ost-Richtung erbaut, denn das frühe Christentum legte fest, daß der Priester, abgewendet von den Gläubigen, sein Gesicht der aufgehenden Sonne zuwenden solle.<ref name="alt">Türck, Walter C., ''Die Dorfkirchen ...'', S. 10</ref> Der ursprüngliche Bau wird ein einfacher, rechteckiger Raum gewesen sein, wahrscheinlich ohne Turm. Da Glas im Mittelalter ein wertvoller Werkstoff war, blieben die wenigen Fenster offen und wurden, um den Einfluß von Wind und Wetter im Innenraum möglichst gering zu halten, hoch angebracht, wobei man Leibung und Solbank abschrägte, um den Lichteinfall zu vermehren. Diese Lichtdurchlässe wurden später zugemauert und durch größere Fenster ersetzt, blieben aber an der Wartenberger Kirche trotz mehrfacher Um- und Anbauten teilweise noch erkennbar. | ||
Das Gebäude hatte wohl ursprünglich eine flache Holzdecke und erhielt um 1500 ein flaches Netzgewölbe. <ref name="decke">ebenda, S. 13/14</ref> Die zierlichen Schlußsteine in den Kreuzungspunkten der Rippen schienen, darauf deutete ein einzelner Stein, einst plastische Verzierungen getragen zu haben. Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende Farbaufträge verschwommen. Der Einbau einer Orgelempore wurde leider ohne Rücksicht auf die Proportionen des Raumes und der vorhandenen Konsolen vorgenommen. | |||
== Ausstattung == | |||
Beim Bau der Kirche wird man nur eine sparsame, auf das Notwendigste beschränkte Ausstattung beschafft haben. Benötigt wurden ein Altar (an der Ostwand aufgestellt), ein Taufbecken, ein Kelch und eine Glocke.<ref name="ausstattung">ebenda, S. 18</ref> Bei einer zur Reformation 1541 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck in der Wartenberger Kirche ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax angegeben.<ref name="visitation">Codex diplomaticus brandenburgensis, A 11, S. 477</ref> | Beim Bau der Kirche wird man nur eine sparsame, auf das Notwendigste beschränkte Ausstattung beschafft haben. Benötigt wurden ein Altar (an der Ostwand aufgestellt), ein Taufbecken, ein Kelch und eine Glocke.<ref name="ausstattung">ebenda, S. 18</ref> Bei einer zur Reformation 1541 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck in der Wartenberger Kirche ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax angegeben.<ref name="visitation">Codex diplomaticus brandenburgensis, A 11, S. 477</ref> | ||
Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, wurde die Kirche von Wehrmachtsangehörigen gesprengt, da sie andernfalls als Orientierung für die anrückende Rote Armee hätte dienen können (?!). Später ist sie nicht wieder aufgebaut worden. Der Bau zählte zu den schönsten Dorfkirchen Berlins, einige Inventargegenstände, wie der Marienaltar wurden allerdings schon vor der Zerstörung entfernt und können heute in der Hohenschönhauser Taborkirche und im Märkischen Museum betrachtet werden. | Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, wurde die Kirche von Wehrmachtsangehörigen gesprengt, da sie andernfalls als Orientierung für die anrückende Rote Armee hätte dienen können (?!). Später ist sie nicht wieder aufgebaut worden. Der Bau zählte zu den schönsten Dorfkirchen Berlins, einige Inventargegenstände, wie der Marienaltar wurden allerdings schon vor der Zerstörung entfernt und können heute in der Hohenschönhauser Taborkirche und im Märkischen Museum betrachtet werden. |
Version vom 12. September 2010, 18:08 Uhr
Baugeschichte
Die Wartenberger Dorfkirche wurde der spätromanischen Bauepoche zugeordnet und damit in den Zeitraum von 1200 bis 1235 datiert.[1] Sie gehörte damit zu den ältesten Kirchen auf dem Barnim und diente nicht nur als Versammlungsort der Gemeinde, sondern auch als Schutz.
Das Gotteshaus bestand aus schweren Feldsteinen - die Wände waren stärker als ein Meter - und war in West-Ost-Richtung erbaut, denn das frühe Christentum legte fest, daß der Priester, abgewendet von den Gläubigen, sein Gesicht der aufgehenden Sonne zuwenden solle.[2] Der ursprüngliche Bau wird ein einfacher, rechteckiger Raum gewesen sein, wahrscheinlich ohne Turm. Da Glas im Mittelalter ein wertvoller Werkstoff war, blieben die wenigen Fenster offen und wurden, um den Einfluß von Wind und Wetter im Innenraum möglichst gering zu halten, hoch angebracht, wobei man Leibung und Solbank abschrägte, um den Lichteinfall zu vermehren. Diese Lichtdurchlässe wurden später zugemauert und durch größere Fenster ersetzt, blieben aber an der Wartenberger Kirche trotz mehrfacher Um- und Anbauten teilweise noch erkennbar.
Das Gebäude hatte wohl ursprünglich eine flache Holzdecke und erhielt um 1500 ein flaches Netzgewölbe. [3] Die zierlichen Schlußsteine in den Kreuzungspunkten der Rippen schienen, darauf deutete ein einzelner Stein, einst plastische Verzierungen getragen zu haben. Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende Farbaufträge verschwommen. Der Einbau einer Orgelempore wurde leider ohne Rücksicht auf die Proportionen des Raumes und der vorhandenen Konsolen vorgenommen.
Ausstattung
Beim Bau der Kirche wird man nur eine sparsame, auf das Notwendigste beschränkte Ausstattung beschafft haben. Benötigt wurden ein Altar (an der Ostwand aufgestellt), ein Taufbecken, ein Kelch und eine Glocke.[4] Bei einer zur Reformation 1541 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck in der Wartenberger Kirche ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax angegeben.[5]
Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, wurde die Kirche von Wehrmachtsangehörigen gesprengt, da sie andernfalls als Orientierung für die anrückende Rote Armee hätte dienen können (?!). Später ist sie nicht wieder aufgebaut worden. Der Bau zählte zu den schönsten Dorfkirchen Berlins, einige Inventargegenstände, wie der Marienaltar wurden allerdings schon vor der Zerstörung entfernt und können heute in der Hohenschönhauser Taborkirche und im Märkischen Museum betrachtet werden.
Literatur
- Türck, Walter C.: Die Dorfkirchen von Berlin, Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1950.
Fußnoten
Wartenberg | |
1 | Rittergut 1. Anteil | 2 | 3 | 4 | 5 | vereinigtes Rittergut | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | Kirche | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | Rittergut 2. Anteil | 20 | Schule | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | Chausseehaus |