Kolmanskop: Unterschied zwischen den Versionen

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Nur 15 km von [[Lüderitz (Namibia)|Lüderitz]] entfernt liegt der alte Diamantenort Kolmanskuppe, benannt nach dem Nama Coleman, der hier 1904 mit einem [[Ochsenwagen|Ochsenkarren]] steckenblieb und verdurstete.  Inmitten der gewaltigen Einöde erhebt sich, umgeben von Wanderdünen der Namib-Wüste schemenhaft eine Geisterstadt als  trügerisches Lebensbild. Die seit 1957 verlassene Ansiedlung ist schutzlos  der glühenden Sonne, dem schneidenden Wind und dem Sandstaub erbarmungslos ausgeliefert.  
Nur 15 km von [[Lüderitz (Namibia)|Lüderitz]] entfernt liegt der alte Diamantenort Kolmanskuppe, benannt nach dem Nama Coleman, der hier 1904 mit einem [[Ochsenwagen|Ochsenkarren]] steckenblieb und verdurstete.  Inmitten der gewaltigen Einöde erhebt sich, umgeben von Wanderdünen der Namib-Wüste schemenhaft eine Geisterstadt als  trügerisches Lebensbild. Die seit 1957 verlassene Ansiedlung ist schutzlos  der glühenden Sonne, dem schneidenden Wind und dem Sandstaub erbarmungslos ausgeliefert.  
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Image:Kolmanskop 01.jpg|Ortsschild, Hallen für  <br/> Energie,Maschinen u. Lager
Image:Kolmanskop 02.jpg|Kolmanskop <br/> Siedlungskern, Krankenhaus
Image:Kolmanskop 03.jpg|Wohnhaus <br/> Minenverwalter
Image:Kolmanskop 04.jpg| Kolmanskop <br/>  Schulhaus
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===Diamantenfund===
===Diamantenfund===

Version vom 8. Juni 2010, 14:26 Uhr

Regional > Afrika > Südliches Afrika > Namibia > Deutsch-Südwestafrika > Kolmanskop

Kolmanskop, Geisterstadt im Wüstensand

Einleitung

Nur 15 km von Lüderitz entfernt liegt der alte Diamantenort Kolmanskuppe, benannt nach dem Nama Coleman, der hier 1904 mit einem Ochsenkarren steckenblieb und verdurstete. Inmitten der gewaltigen Einöde erhebt sich, umgeben von Wanderdünen der Namib-Wüste schemenhaft eine Geisterstadt als trügerisches Lebensbild. Die seit 1957 verlassene Ansiedlung ist schutzlos der glühenden Sonne, dem schneidenden Wind und dem Sandstaub erbarmungslos ausgeliefert.

Diamantenfund

Im Frühjahr 1908 fand dann der Eisenbahnarbeiter Zacharias Lewala in der Nähe der Bahnstation Kolmanskuppe funkelndes Gestein im Wüstensand. Sein Vorgesetzter, Bahnmeister August Stauch, liess sich den Wert des Fundes im Krankenhauslabor der nächsten Ortschaft bestätigen; es waren Diamanten erster Güte. Da die Gegend davor erfolglos nach Edelmineralien durchsucht worden war, glaubte zunächst niemand dieser Entdeckung. Stauch steckte daher in aller Ruhe die besten Schürffelder rund um Kolmanskop ab. Kurz darauf setzte der Boom mit einer fieberhaften Abbautätigkeit ein.

Sperrbezirk

1908 Sperrgebiet

So kam es wie es kommen mußte: Zur Sicherung des zu erwartenden schnellen Reichtums auf fremdem Territorium erklärten die Behörden im September 1908 auf Veranlassung des kaiserlichen Staatssekretärs Bernhard Dernburg den südlichen Küstenstreifen Südwestafrikas zum Sperrgebiet, und es wurden keine Schürflizenzen mehr erteilt.

Kolmanskop

Begann die Diamantenausbeutung zunächst mit einem schnell erstellten Barackendorf zwischen den Dünen, so entwickelte sich in wenigen Monaten daraus bereits eine Ansiedlung mit einer differenzierten Infrastruktur und allen zur damaligen Zeit erdenklichen Annehmlichkeiten für die Bewohner. Die repräsentative bauliche Hinterlassenschaften existier heute noch als Touristenatraktion, Filmkulisse ("Afrika im Herzen", Fernsehfilm, Deutschland/Namibia 2007) und Museum.

Anfänglich mußte der Sand noch mit Handsieben auf der Suche nach Diamanten durchsucht werden, bald darauf wurden raffiniertere Abbaumethoden zur Verbesserung und Sicherung der Ausbeute eingesetzt. Mit Steigerung des Ertrags wuchs Kolmanskop zum offiziellen Zentrum der Diamantenindustrie heran. Erst später wurden die südlich gelegenen Diamantenkamps von Elisabethbucht, Pomona, Charlottental sowie Bogenfels im Wüstensand aufgebaut.

Infrastruktur

Mit dem massiven Ausbau der Ansiedlung durch Maschinen- und Lagerhallen realisierte man eine Polizeistelle, ein Postamt, eine Bäckerei, einen Schlachthof und eine Grundschule, es folgte eine Krankenstation, welche mit dem ersten Röntgenapparat im südlichen Afrika ausgerüstet war. Höhere Beamte errichteten sich zweigeschossige Wohnbauten aus Backstein und Holz. In nur zwei Jahren entstand ein lebendiges, nahezu kleinstädtisches Konglomerat von Bauten unterschiedlicher Typologien, welche noch heute erhalten sind.

Material und Know-how waren Direktimporte aus dem Kaiserreich. Eine Schmalspurbahn verband Kolmanskop mit Pomona und Bogenfels, den nach 1928 erfolgten Diamanten-Siedlungen an der Küste. Sämtliche Haushalte wurden täglich unentgeltlich mit Stangeneis zum Betrieb der Kühlschränke im Haushalt beliefert, obgleich das rare Wasser in diesem Trockengebiet in den ersten Jahren per Schiff von Kapstadt herangeschafft werden musste.

Als Zentrum der Zerstreuungen wurde 1928 das "Casino" unterhalb des Villenhügels gebaut. Diese neueste feudale Freizeitanlage verfügte über einen akustisch erstklassigen, mit kunstvollen Wandmalereien ausgestatteten Festsaal für gesellschaftliche Anlässe sowie eine Turnhalle, eine Kegelbahn und verschiedene Klubräume. Somit konnte die Pflege deutscher Bräuche, Traditionen und des typischen Vereinswesens inmitten einer feindseligen Natur zur psychischen Unterstützung gepflegt und ausgebaut werden. 1933 lebten laut Geschäftsbericht des Betriebsleiters 350 Deutsche in der Minensiedlung.

Diamantenausbeute auf Weltniveau

Vor dem Ersten Weltkrieg wurden auf Kolmanskop und im gesamten Sperrgebiet rund 20 Prozent der Weltproduktion an Diamanten geschürft (um 2008 ist Namibia der siebtgrösste Diamantenproduzent der Welt). Mit dem Kriegsausbruch 1914 kam die Förderung praktisch zum Erliegen. 1918 verlor Deutschland sämtliche Kolonien; und Deutsch-Südwestafrika wurde unter der Hoheit der Südafrikanischen Union zum Mandatsgebiet des Völkerbundes.

Gründung der CDM

Bei der Gründung der Consolidated Diamond Mines of South West Africa Ltd. (CDM) wurde frühere Bahnmeister und Pionier August Stauch einer der vier deutschen Direktoren. Der Zenit war erreicht, die Abbautechnologie in Kolmanskop auf den damals höchsten Entwicklungsstand.

Minenschließung 1930

Südlich von Lüderitz wurden 1928 ausgedehnte Schürffelder gefunden – damit war das Ende von Kolmanskop eingeleitet. Im Jahre 1930 war die Diamantenförderung in Kolmanskop nicht mehr lohnenswert und die Mine wurde geschlossen. Bis 1938 verlagerte man Arbeiter und Industrieanlagen in den Süden. Nun holten die umliegenden Wanderdünen der Namib die Stadt ein.

Verlagerung des Firmensitzes

Anfang der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das Verwaltungszentrum der CDM nach Oranjemund verlegt. Im Hinterland von Lüderitzbucht wurden sämtliche Bergbausiedlungen (Elisabethbucht, Bogenfels, Pomona und Charlottental) nach und nach aufgegeben. Im Laufe der Zeit gingen Einbauten und Ausstattung in den Siedlungen verloren und der allgegenwärtige Sand drang durch Ritzen und Öffnungen der Minensiedlung ein. Türen, Fenster und Armaturen wurden abgebaut oder entwendet und sind in Lüderitz und den umliegenden Townships durchaus wieder auffindbar.

Abziehung der Sicherheitsbeamten 1957

Die vollständige Vereinsamung des Ortes war 1957 erreicht, als die CDM den letzten Sicherheitsbeamten abzog, seither war die Ansiedlung dem Zerfall preisgegeben.

Geisterstadt

2010 ist Kolmanskop eine Geisterstadt inmitten des Sperrgebiets. Der Zutritt erfordert eine Bewilligung, denn die Schaufellader der alleinigen Konzessionsinhaberin "Namdeb" sieben auf der ununterbrochenen Suche nach Edelsteinen weiterhin den reichlich vorhandenen Sand.

1980 wurde ein Teil des Geländes für den Tourismus freigegeben mit dem Ziel, die Reste der Architektur als Ausdruck dieses Kulturerbes am Leben zu erhalten. Aus der CDM entstand nach der Unabhängigkeit die "Namdeb Diamond Corporation", an der der Staat Namibia und das Diamanten-Unternehmen De Beers je zur Hälfte beteiligt sind.

Die Namdeb verwaltet und vermarktet die verlassenen Minen. Teile davon sollen als historische Zeugen vor weiterem Verfall bewahrt werden. Kolmanskop gehört zweifellos zu den faszinierendsten Spuren der jüngeren Kulturgeschichte Namibias.

Um die Jahrtausendwende hat man begonnen, den Ort als Museumsstadt wieder herzurichten. Zu einem Zentrum soll das alte Kasino aufgebaut werden. Restauriert werden sollen auch einige Läden und Wohnhäuser. Die Namdeb betont, dass die Museumsstadt eine kultur-historische Einrichtung sein soll, aber natürlich auch eine touristische Attraktion. Zum erstenmal soll in Afrika ein Vorhaben der modernen Industrie-Archäologie realisiert werden.

Quelle