Die Vizewirtin: Unterschied zwischen den Versionen

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Oma von [[Janischken]] war eine Respektsperson! Bei ihren acht Kindern, bei ihrem Ehemann, bei den vielen Enkeln - und bei allen Mietern. Dennoch wurde sie von allen heimlich hinter vorgehaltener Hand  „der laufende Meter“ oder „der Kugelblitz“ genannt. Sie war nämlich nicht gerade groß gewachsen, und ziemlich rundlich war sie dabei auch. Aber alle wussten: Oma hat ein mildes Herz und ein sonniges Gemüt. Sie nannte alle Menschen „Kinder des lieben Gottchens“. Und so behandelte sie auch alle!
Oma von [[Janischken]] war eine Respektsperson! Bei ihren acht Kindern, bei ihrem Ehemann, bei den vielen Enkeln - und bei allen Mietern. Dennoch wurde sie von allen heimlich hinter vorgehaltener Hand  „der laufende Meter“ oder „der Kugelblitz“ genannt. Sie war nämlich nicht gerade groß gewachsen, und ziemlich rundlich war sie dabei auch. Aber alle wussten: Oma hat ein mildes Herz und ein sonniges Gemüt. Sie nannte alle Menschen „Kinder des lieben Gottchens“. Und so behandelte sie auch alle!
[[Bild:Bild_Janischken_OmaOpaWillumeit.jpg|thumb|300px|left|[http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=memelland&ID=96769&nachname=PAGIRNUS&lang=de Maria '''Willumeit''' geb. Pagirnus] und [http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=memelland&ID=96770&nachname=WILLUMEIT&lang=de Hermann Franz '''Willumeit''']]]
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Oma war „Vizewirtin“ eines Zuständigkeitsbereichs, der mehrere Mietshäuser um einen großen Innenhof umfasste. Dort hatte sie für einen auswärtigen Eigentümer die Miete einzuziehen und die Bezahlung in einem „Mietbuch“ des Wohnungsinhabers zu quittieren. Den insgesamt eingezogenen Betrag überwies sie Monat für Monat ordnungsgemäß an den Eigentümer. Sie achtete aber auch gewissenhaft darauf, dass die Mietsache überall in einwandfreiem Zustand war, und durfte deshalb dringende Reparaturen „eigenverantwortlich“ durchführen lassen. Einen „Generalschlüssel“ trug sie an ihrem Gürtel stets bei sich, so dass sie, wenn „Not am Mann“ war, unverzüglich eingreifen konnte.
Oma war „Vizewirtin“ eines Zuständigkeitsbereichs, der mehrere Mietshäuser um einen großen Innenhof umfasste. Dort hatte sie für einen auswärtigen Eigentümer die Miete einzuziehen und die Bezahlung in einem „Mietbuch“ des Wohnungsinhabers zu quittieren. Den insgesamt eingezogenen Betrag überwies sie Monat für Monat ordnungsgemäß an den Eigentümer. Sie achtete aber auch gewissenhaft darauf, dass die Mietsache überall in einwandfreiem Zustand war, und durfte deshalb dringende Reparaturen „eigenverantwortlich“ durchführen lassen. Einen „Generalschlüssel“ trug sie an ihrem Gürtel stets bei sich, so dass sie, wenn „Not am Mann“ war, unverzüglich eingreifen konnte.
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Oma nahm ihr „Amt“ bis zur Evakuierung im Jahre 1944 jedoch sehr „kommunikativ“ wahr. Hier ein Schwätzchen, da ein Schwätzchen, auch mal eine Streitschlichtung, hin und wieder die Gewährung einer „Mietstundung“ oder auch den einen oder anderen guten Rat. Oma war in ihrem Zuständigkeitsbereich stets bestens informiert. Alle mochten Oma gern, besonders wegen ihrer stets offen zur Schau getragenen Freundlichkeit, ihres Optimismus, ihrer Hilfsbereitschaft. Nie war ihr etwas zu viel, wenn sie es - auch für Fremde - nur erledigen konnte.
Oma nahm ihr „Amt“ bis zur Evakuierung im Jahre 1944 jedoch sehr „kommunikativ“ wahr. Hier ein Schwätzchen, da ein Schwätzchen, auch mal eine Streitschlichtung, hin und wieder die Gewährung einer „Mietstundung“ oder auch den einen oder anderen guten Rat. Oma war in ihrem Zuständigkeitsbereich stets bestens informiert. Alle mochten Oma gern, besonders wegen ihrer stets offen zur Schau getragenen Freundlichkeit, ihres Optimismus, ihrer Hilfsbereitschaft. Nie war ihr etwas zu viel, wenn sie es - auch für Fremde - nur erledigen konnte.



Aktuelle Version vom 31. Mai 2010, 14:11 Uhr

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Die Vizewirtin

von Gerhard Krosien

Oma von Janischken war eine Respektsperson! Bei ihren acht Kindern, bei ihrem Ehemann, bei den vielen Enkeln - und bei allen Mietern. Dennoch wurde sie von allen heimlich hinter vorgehaltener Hand „der laufende Meter“ oder „der Kugelblitz“ genannt. Sie war nämlich nicht gerade groß gewachsen, und ziemlich rundlich war sie dabei auch. Aber alle wussten: Oma hat ein mildes Herz und ein sonniges Gemüt. Sie nannte alle Menschen „Kinder des lieben Gottchens“. Und so behandelte sie auch alle!

Oma war „Vizewirtin“ eines Zuständigkeitsbereichs, der mehrere Mietshäuser um einen großen Innenhof umfasste. Dort hatte sie für einen auswärtigen Eigentümer die Miete einzuziehen und die Bezahlung in einem „Mietbuch“ des Wohnungsinhabers zu quittieren. Den insgesamt eingezogenen Betrag überwies sie Monat für Monat ordnungsgemäß an den Eigentümer. Sie achtete aber auch gewissenhaft darauf, dass die Mietsache überall in einwandfreiem Zustand war, und durfte deshalb dringende Reparaturen „eigenverantwortlich“ durchführen lassen. Einen „Generalschlüssel“ trug sie an ihrem Gürtel stets bei sich, so dass sie, wenn „Not am Mann“ war, unverzüglich eingreifen konnte.

Oma nahm ihr „Amt“ bis zur Evakuierung im Jahre 1944 jedoch sehr „kommunikativ“ wahr. Hier ein Schwätzchen, da ein Schwätzchen, auch mal eine Streitschlichtung, hin und wieder die Gewährung einer „Mietstundung“ oder auch den einen oder anderen guten Rat. Oma war in ihrem Zuständigkeitsbereich stets bestens informiert. Alle mochten Oma gern, besonders wegen ihrer stets offen zur Schau getragenen Freundlichkeit, ihres Optimismus, ihrer Hilfsbereitschaft. Nie war ihr etwas zu viel, wenn sie es - auch für Fremde - nur erledigen konnte.

Eine besondere Ehre war es, wenn jemand ihrer „Kinderchens“ sich aus ihrem gepflegten Obst- und Gemüsegarten bedienen durfte. Den Garten hütete sie sonst wie ihren Augapfel. Aber manchmal öffnete sich „Sesam“! Auch wohl mal für uns Enkel, wenn wir bei ihr zu Besuch waren. Dabei hatte sie aber stets ein wachsames Auge auf uns gerichtet.

Wie diese Frau das alles bei acht eigenen Kindern schaffte, ist mir heute noch ein Rätsel. Sie brauchte das halt! Und dabei brachten ihre Kinder noch ihre Spielkameraden und Freunde mit ins Haus. Die wurden dann von Oma mitbetreut und mitversorgt. Einige berichten noch heute mit strahlenden Augen davon. Und andere schwärmen jetzt noch von der damaliegen Vizewirtin, die schon lange nicht mehr lebt. So war Oma eben!