Löbenicht (Königsberg): Unterschied zwischen den Versionen

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== Allgemeine Informationen ==
== Allgemeine Informationen ==
Der Löbenicht (oder auch Löbnicht) war einer der drei ursprünglichen Siedlungskerne der Stadt Königsberg, östlich der Altstadt gelegen. Zu ihm gehörten 1785 der Anger des Steegen und an Vorstädten der Roßgarten, die Neue Sorge, der Sackheim und die Burgfreiheit.
Der Löbenicht oder auch '''Löbnicht''' war neben der [[Altstadt (Königsberg in Preußen)|Altstadt]] und dem [[Kneiphof (Königsberg)|Kneiphof]] einer der drei ursprünglichen Siedlungskerne der Stadt Königsberg, östlich der Altstadt gelegen. Zu ihm gehörten '''1785''' der '''Anger des Steegen''', ein Besitztum, das auf den prußischen Häuptling [[Skomand]] zurückgeht, und an Vorstädten der [[Roßgarten (Königsberg)|Roßgarten]], die [[Neue Sorge (Königsberg)|Neue Sorge]], der [[Sackheim (Königsberg)|Sackheim]] und die [[Burgfreiheit (Königsberg)|Burgfreiheit]].


Der Name ist prußisch von "loba": Tal, Vertiefung abzuleiten. Hier soll ein Fluss Lebo geflossen sein (vermutlich der Katzbach), welcher den Schlossteich vor seiner Dämmung mit dem Pregel verbunden hatte. Es ist nicht auszuschließen, dass der Löbenicht mit dem ehemaligen Fischerdorf Lipnick identisch ist, auf dessen Grund das Nonnenkloster Löbenhospital errichtet wurde. In dem Falle wäre die Ableitung von "lipe, leipo": Linde.


Der Name ist [[Prußen|prußisch]] von '''"loba"''': Tal, Vertiefung abzuleiten.
Es ist nicht auszuschließen, dass der Löbenicht mit dem ehemaligen '''Fischerdorf Lipnick''' identisch ist, auf dessen Grund das Nonnenkloster '''Löbenhospital''' errichtet wurde. In dem Falle wäre die Ableitung von '''"lipe, leipo"''': Linde.
Hier soll ein Fluss [[Lebo (Fluss)|Lebo]] geflossen sein (vermutlich der '''Katzbach'''), welcher den Schlossteich vor seiner Dämmung mit dem [[Pregel (Fluss)|Pregel]] verbunden hatte.


== politische Einteilung/Zugehörigkeit.==
== politische Einteilung/Zugehörigkeit.==
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*Wahrzeichen der kleinteilig bebauten Teilstadt war die Löbenichtsche Kirche auf dem Berge. Diese Pfarrkirche war dem Hl. Johannes und der Hl. Barbara gewidmet.  
*Wahrzeichen der kleinteilig bebauten Teilstadt war die Löbenichtsche Kirche auf dem Berge. Diese Pfarrkirche war dem Hl. Johannes und der Hl. Barbara gewidmet.  
*Das Löbenhospital war ein Nonnenkloster und wurde 1333 errichtet. Das Hospital entstand durch ein Gelübde des Dusener von Arfberg, welches von Kniprode erfüllt wurde. Es war der Heiligen Jungfrau und dem Hl. Benedikt gewidmet.  
*Das Löbenhospital war ein Nonnenkloster und wurde 1333 errichtet. Das Hospital entstand durch ein Gelübde des Dusener von Arfberg, welches von Kniprode erfüllt wurde. Es war der Heiligen Jungfrau und dem Hl. Benedikt gewidmet.  
*Etwa um 1517 legten "Graue Mönche" ein Kloster an, sie wurden aber durch die Reformation vertrieben, ehe es fertiggestellt werden konnte. Diese Gegend hieß "Münchhof".  
*Etwa um 1517 legten "Graue Mönche" ein Kloster an, sie wurden aber durch die Reformation vertrieben, ehe es fertiggestellt werden konnte. Diese Gegend hieß '''"Münchhof"'''.  


Im Jahr '''1785''' werden folgende Kirchen aufgezählt:  
Im Jahr '''1785''' werden folgende Kirchen aufgezählt:  
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==Geschichte ==
==Geschichte ==
Die genaue Entstehung des Löbenicht ist nicht bekannt, jedoch bestand er sicher im Jahre 1300, als ihm der Komtur Berthold Brühan das erste Privilegium gab. Der Stadtteil entstand durch zunächst vereinzelte Neubauten jenseits des Katzbaches und jenseits der Stadtmauern und hieß Neustadt. 1414 wurde etliche Löbenichter Häuser von aufgebrachten Altstädtern abgerissen, angeblich, weil sie zu nahe an der Stadtmauer gestanden hätten. Sie wurden zu einer Strafe von 500 Mark verdammt. Das Löbenichter Stadtwappen wurde von zwei braunen Engeln gehalten und enthält in einem grauen Feld zwei senkrechte Sterne, je einer über und unter einer brauen vergoldeten Krone.
Die genaue Entstehung des Löbenicht ist nicht bekannt, jedoch bestand er sicher im Jahre '''1300''', als ihm der Komtur Berthold Brühan das erste Privilegium gab. Der Stadtteil entstand durch zunächst vereinzelte Neubauten jenseits des Katzbaches und jenseits der Stadtmauern und hieß Neustadt. '''1414''' wurde etliche Löbenichter Häuser von aufgebrachten Altstädtern abgerissen, angeblich, weil sie zu nahe an der Stadtmauer gestanden hätten. Sie wurden zu einer Strafe von 500 Mark verdammt. Das '''Löbenichter Stadtwappen''' wurde von zwei braunen Engeln gehalten und enthält in einem grauen Feld zwei senkrechte Sterne, je einer über und unter einer brauen vergoldeten Krone.


Neben der Altstadt und dem Kneiphof war der Löbenicht eine eigenständige Stadt, die vor allem von Handwerksbetrieben geprägt wurde. Aus dieser Dreistadt wurde 1701 die Stadt Königsberg gebildet. Der Löbenicht wuchs immer enger mit der Altstadt zusammen und bildete städtebaulich deren östliche Fortsetzung. Die Einwohner der drei alten Stadtteile waren von Naturaleinquartierungen befreit und viele Häuser hatten besondere Privilegien wie feste Steuern und die Erlaubnis zum Bierbrauen. Zwischen 1721 und 1803 gab es allein im Löbenicht 86 Mälzenbräuhäuser. In diesen Stadtteilen befanden sich auch die Zunftstuben der Großbürger. Zum Löbenicht gehörten die Freiheiten Anger und Steegen, mit der der Sudauerfürst Skomand belehnt worden war. Weiter östlich schlossen sich der Altrossgarten und Sackheim an.
Neben der Altstadt und dem Kneiphof war der Löbenicht eine eigenständige Stadt, die vor allem von Handwerksbetrieben geprägt wurde. Aus dieser '''Dreistadt''' wurde '''1701''' die Stadt Königsberg gebildet. Der Löbenicht wuchs immer enger mit der Altstadt zusammen und bildete städtebaulich deren östliche Fortsetzung. Die Einwohner der drei alten Stadtteile waren von Naturaleinquartierungen befreit und viele Häuser hatten besondere Privilegien wie feste Steuern und die Erlaubnis zum Bierbrauen. Zwischen '''1721''' und '''1803''' gab es allein im Löbenicht 86 Mälzenbräuhäuser. In diesen Stadtteilen befanden sich auch die '''Zunftstuben''' der Großbürger. Zum Löbenicht gehörten die '''Freiheiten Anger und Steegen''', mit der der [[Die Sudauer|Sudauerfürst]] Skomand belehnt worden war. Weiter östlich schlossen sich der Altrossgarten und Sackheim an.





Version vom 10. Februar 2010, 20:14 Uhr

Königsberg 1809


Allgemeine Informationen

Der Löbenicht oder auch Löbnicht war neben der Altstadt und dem Kneiphof einer der drei ursprünglichen Siedlungskerne der Stadt Königsberg, östlich der Altstadt gelegen. Zu ihm gehörten 1785 der Anger des Steegen, ein Besitztum, das auf den prußischen Häuptling Skomand zurückgeht, und an Vorstädten der Roßgarten, die Neue Sorge, der Sackheim und die Burgfreiheit.


Der Name ist prußisch von "loba": Tal, Vertiefung abzuleiten.

Es ist nicht auszuschließen, dass der Löbenicht mit dem ehemaligen Fischerdorf Lipnick identisch ist, auf dessen Grund das Nonnenkloster Löbenhospital errichtet wurde. In dem Falle wäre die Ableitung von "lipe, leipo": Linde.


Hier soll ein Fluss Lebo geflossen sein (vermutlich der Katzbach), welcher den Schlossteich vor seiner Dämmung mit dem Pregel verbunden hatte.

politische Einteilung/Zugehörigkeit.

Kirchen

  • Wahrzeichen der kleinteilig bebauten Teilstadt war die Löbenichtsche Kirche auf dem Berge. Diese Pfarrkirche war dem Hl. Johannes und der Hl. Barbara gewidmet.
  • Das Löbenhospital war ein Nonnenkloster und wurde 1333 errichtet. Das Hospital entstand durch ein Gelübde des Dusener von Arfberg, welches von Kniprode erfüllt wurde. Es war der Heiligen Jungfrau und dem Hl. Benedikt gewidmet.
  • Etwa um 1517 legten "Graue Mönche" ein Kloster an, sie wurden aber durch die Reformation vertrieben, ehe es fertiggestellt werden konnte. Diese Gegend hieß "Münchhof".

Im Jahr 1785 werden folgende Kirchen aufgezählt:

  • "Löbenichtsche Pfarrkirche",
  • "Königliche Hospitalkirche",
  • "Königlich lutherische Schloßkirche",
  • "deutschreformierte Parochialkirche",
  • "polnisch-reformierte Kirche",
  • "Sackheimsche Kirche",
  • "lithauische lutherische Kirche",
  • "Kirche im königlichen Waisenhaus",
  • "Römisch Katholische Kirche",
  • "alt Roßgärtsche Kirche",
  • "französisch-reformierte Kirche",
  • "Tragheimsche Kirche",
  • "Kirche im Spinnhaus",
  • "Kirche des Collegii Fridericiani"
  • die der französisch-reformierten Gemeinde gehörige "Garnisonkirche", welche an das Regiment v. Stutterheim vermietet war.

1820 zählen zum Löbenicht:

  • "Königliche Hospitalkirche",
  • "Burgkirche", welche aus der deutschreformierten Parochialkirche hervorgegangen war,
  • "polnische Burgkirche",
  • "Sackheimsche Kirche",
  • "römisch-katholische Kirche St. Joh. Baptist",
  • "Altroßgärtsche Kirche",
  • "französische Kirche"
  • "Kirche Collegii Fridericiani"


kirchliche Zugehörigkeit

Kirchhöfe/Friedhöfe

Geschichte

Die genaue Entstehung des Löbenicht ist nicht bekannt, jedoch bestand er sicher im Jahre 1300, als ihm der Komtur Berthold Brühan das erste Privilegium gab. Der Stadtteil entstand durch zunächst vereinzelte Neubauten jenseits des Katzbaches und jenseits der Stadtmauern und hieß Neustadt. 1414 wurde etliche Löbenichter Häuser von aufgebrachten Altstädtern abgerissen, angeblich, weil sie zu nahe an der Stadtmauer gestanden hätten. Sie wurden zu einer Strafe von 500 Mark verdammt. Das Löbenichter Stadtwappen wurde von zwei braunen Engeln gehalten und enthält in einem grauen Feld zwei senkrechte Sterne, je einer über und unter einer brauen vergoldeten Krone.

Neben der Altstadt und dem Kneiphof war der Löbenicht eine eigenständige Stadt, die vor allem von Handwerksbetrieben geprägt wurde. Aus dieser Dreistadt wurde 1701 die Stadt Königsberg gebildet. Der Löbenicht wuchs immer enger mit der Altstadt zusammen und bildete städtebaulich deren östliche Fortsetzung. Die Einwohner der drei alten Stadtteile waren von Naturaleinquartierungen befreit und viele Häuser hatten besondere Privilegien wie feste Steuern und die Erlaubnis zum Bierbrauen. Zwischen 1721 und 1803 gab es allein im Löbenicht 86 Mälzenbräuhäuser. In diesen Stadtteilen befanden sich auch die Zunftstuben der Großbürger. Zum Löbenicht gehörten die Freiheiten Anger und Steegen, mit der der Sudauerfürst Skomand belehnt worden war. Weiter östlich schlossen sich der Altrossgarten und Sackheim an.


Archive, Bibliotheken

Genealogische und historische Quellen

Kirchenbücher

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Persönlichkeiten

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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