Fürstentum Corvey: Unterschied zwischen den Versionen

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===[[Säkularisation]]===
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In Folge der durch den [[Reichsde¬putationshauptschluss]] am 25. 2. 1803 auf dem Reichstag zu Regensburg, ausgesprochenen Säkularisation wurde das junge Bistum Corvey an den Prinzen Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau abtreten, welcher hierdurch zum Teil für den Verlust seiner Statthalterschaft in Holland entschädigt werden sollte.  
In Folge der durch den [[Reichsdeputationshauptschluss]] am 25. 2. 1803 auf dem Reichstag zu Regensburg, ausgesprochenen Säkularisation wurde das junge Bistum Corvey an den Prinzen Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau abtreten, welcher hierdurch zum Teil für den Verlust seiner Statthalterschaft in Holland entschädigt werden sollte.


===Landesherrschaft===
===Landesherrschaft===

Version vom 26. Januar 2010, 16:31 Uhr

Hierarchie: Regional > Historisches Territorium > Königreich Preussen > Regierungsbezirk Minden > Kreis Höxter > Fürstentum Corvey,

Datei:Corvey1858.jpg
Schloß Corvey vor 1858 mit Kastanienallee, Sammlung Duncker

Früherwähnung

Name

  • 822 „Corbeya" ; 823 „Corbegia"; 832 „Nova Corbeia"; 872 „Noua Corbeya"; 889 „Nova Corpeia"; 1005 „Corueie"; 1006 „Corpheie"; 1025 „Corbeie"; 1060 „Chorebeie"; 1060-71 „Corbeigensis"; 1079 „Corbeiensis".

Klostergründung, Verlegung

822 wurde das 815 zu Hethi im Solling bei Neuhaus durch Abt Adelhard von Corbie an der Somme gestiftete Benediktinerkloster nach Cor¬vey verlegt;

Grudherrschaft

  • 823 schenkt Ludwig der Fromme dem Kloster die königliche „villa Huxori" nebst an¬dern Gütern; gleichzeitig nimmt er das Kloster in seinen Schutz, befreit es von allen Abgaben und fremder Iurisdiktion;
  • 1065 schenkt König Heinrich IV. dem Erzbischof Adalbert v. Hamburg die Abtei Corvey.

Feuer, Zerstörung

  • 1242 brannte Kloster Corvey ab
  • Im dreissigjährigen Krieg wurde Corvey von allen strei¬tenden Parteien und Völkern genommen und gebrandschatzt, Die gesammelten Schätze der Bibliothek wurden bis auf wenige Ueberreste vernicht.

Civitas

1255 wird Corvey in einer Urkunde „civitas“ genannt, in dieser Urkunde werden auch „consules" von Corvey erwähnt;

  • 1298 wird Corveyer Geld genannt

Zeitzeichen 1895

Vogtei

Seit Anfang der Stiftung waren die Raugrafen von Dassel die „advocati“ (Schutzvögte) der Abtei und trugen dafur von derselben die Schlösser Dassel und Hundsrück nebst einem Teil des Sollingerwaldes zu Lehn. Nach dem Aussterben der Raugrafen 1329 fielen dieselben als corvey'sche Lehne an die Bischöfe von Hildesheim, die dadurch auch die Schutzvogtei über Corvey erwarben. Als aber 1521 über Bischof Johann IV. die Reichsacht verhängt wurde, kamen jene Güter an die Herzöge von Braunschweig, welche Kaiser Karl V. mit der Ausführung beauftragt hatte. In dieser Lage wählte sich das Stift die Landgrafen von Hessen zu seinen Schutzvögten.

Reichsfürst

Im dreizehnten Jahrhundert wurde der corveyer Abt deutscher Reichsfurst, hatte auf den Reichstagen das neunte Votum und stand unmittelbar unter dem Papste. Letzteres Vorrecht machte ihm das Bistum Paderborn vielfach etrei¬tig und es entstand daraus ein mehrhundertjahriger Prozess, der erst 1782 dadurch entschieden wurde, dass Paderborn den Anspruch auf die geistlichen Aufsicht und Jurisdiction aufgab.

Fürstbistum

Papst Pius VI. erhob die Abtei am 06.08.1784 zu einem reichsfürstlichen Bistum und den Konvent zu einem weltlichen Domkapitel, welches Kaiser Franz II. am 10.12.1793 bestätigte.

Säkularisation

In Folge der durch den Reichsdeputationshauptschluss am 25. 2. 1803 auf dem Reichstag zu Regensburg, ausgesprochenen Säkularisation wurde das junge Bistum Corvey an den Prinzen Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau abtreten, welcher hierdurch zum Teil für den Verlust seiner Statthalterschaft in Holland entschädigt werden sollte.

Landesherrschaft

Im Jahre 1807 einver¬leibte Napoleon I. die Stiftsländereien dem Königreich Westfalen, nach dessen Auflösung sie 1815 an Preussen ge¬langten und von diesem dem Kreis Höxter im Regierungs¬bezirk Minden zugelegt wurden.

Fürstentum Corvey

Preußen schenkte die Corveyer Domänen 1820 dem Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg schenkte. Nach den letztwilligen Verordnun¬gen des Landgrafen errichtet dieser aus den raudener und rati¬borer Gütern in Oberschlesien, den Herrschaften Kiefer¬städtel und Zembowitz und dem Fürstentum Corvey einen Fideikommiss. Diesen Besitz, der seit 1821 Mediatfür¬stentum genannt wurde, vererbte er 1834 seinem Neffen Viktor Prinz von Hohenlohe-Schillings¬fürst (* 10.02.1818). Die Grösse der Herrschaft Corvey betrug 5 Quadrat-Meilen mit unge¬fähr 15,000 Einwohnern. Die Verwaltung übernahm während der Minderjährigkeit des Prinzen dessen Vater Fürst Franz, welcher in Corvey residirte. Der neue Erbherr wurde am 15.10.1840 mit dem preussischen Titel eines Herzogs von Ratibor und Fürsten von Corvey versehen.

Schloßeinrichtung vor 1858

Das Schloss war vor 1858 ein aus Bruch¬steinen erbautes grosses Quadrat, das im Innern mehrere Höfe und die Stiftskirche barg. Die darin enthaltenen 365 Zim¬mer waren vor 1858 grösstenteils in dem schwerprächtigen Rococoge¬schmack des 18. Jahrhunderts geziert. Bemerkenswert ist die damals wieder etwa 80,000 Bände umfassende Bibliothek zetgenössischer Werke, eine der damals elegantesten des Kontinents. Eine damals stolze, Jahrhunderte zählende, Kastanienallee, die sich oben zu einem schat¬tigen Laubdache wölbt, verband Corvey mit der freundlichen, eine Viertelstunde zu Fuß entfernten Stadt Höxter.

Literatur

  • Krüger, H., Höxter und Corvey, in W. Z. Bd. 87 II, S. 1 ff.; Bd. 88 II, S. 1 ff.;
  • Schmitz-Kallenberg, Monasticon, S. 20.
  • Bocholtz-Asseburg, J. Graf von: Beiträge zur Geschichte der Ortschaften und Sitze des Corveyer Landes, in: Westfälische Zeitschrift 54 II (1896), S. 1-436.
  • Wolff-Metternich, F. Frhr. von: Beschreibung des Kreises Höxter, 2 Teile Höxter 1870-1877.
  • Sagebiel, F.: Baumeister in und um Corvey, Detmold 1973.

Archiv

Mit den Domänen erhielt der Landgraf Viktor Amadeus diejenigen Bestände des Fürstbistums Corvey, die sich auf diesen Besitz bezogen sowie das Archiv des ihm als Domäne überlassenen Klosters Brenkhausen. Das Archiv der Fürstabtei Corvey bzw. des Fürstbistums Corvey blieb im staatlichen Besitz und gelangte ins Staatsarchiv Münster. Während im 2. Weltkrieg die Hessen-Rotenburgischen Archivteile an das Staatsarchiv Marburg verkauft wurden, wurden 1978 die Archivalien des Klosters Brenkhausen so¬wie ein Teil der Corveyer Archivalien dem Staatsarchiv Münster überlassen. Einzelne Archivalien befinden sich in der Handschriftenabteilung der Fürstlichen Bibliothek.

  • Bestände: 38 Urkunden (1261, 1456-1801), Darin: Bischof von Breslau für Kloster Rauden 1261, sonst Belehnungen der von Kanne zu Bruchhausen, päpstliche Bestätigungen der erwählten Fürstabte.
  • Bestand: Fürstlich Hessen-Rotenburgische Domänenregistratur
    • Umfang: Der Bestand enthält hauptsächlich die Akten zwischen 1803 und 1834, reicht also von der Säkularisation bis zum Antritt der Herrschaft durch den ersten Herzog von Ratibor, Fürsten von Corvey. Eingeflossen in den Bestand sind Akten aus der Registratur der Fürstabtei Corvey seit dem 16. Jahrhundert. 33 lfm. Akten (16.-20. Jhdt.)
      • Darin: Grundbesitz und Domänen (Ökonomie Corvey ab 1795, Güter zu Blankenau ab 1534, Brenkhausen ab 1797, Fürstenau ab 1727, Thonenburg ab 1803, Lüchtringen ab 1801, Jakobsberg ab 1685); Gebäude und Häuser (Schloß Corvey ab 1803, Mineralbrunnen zu Godelheim ab 1802, Krug in Corvey ab 1812); Mühlen zu Albaxen (ab 1753), Böde¬xen (ab 1691); Fürstenau (ab 1783), Höxter (u. a. Papiermühle ab 1723), Jetzer Mühle bei Ovenhausen (ab 1722); Pachtsachen (u. a. Godelheim ab 1630, Stahle ab 1622, Ovenhausen ab 1720; Corveysche Meiergüter zu Albaxen, Amelunxen, Boffzen, Bos¬seborn, Brenkhausen, Godelheim, Holzminden, Lüchtringen, Ottbergen, Stahle, Wehrden (ab 1601); Zehnte (ab 1699); Hand- und Spanndienste (ab 1645); Naturalgefälle; Hude- und Weiderechte (ab 1556); Lehen von den Klöstern Corvey und Brenkhausen (u. a. Salzabgaben aus der Saline Salzkotten; ab 16. Jhdt.); Forsten (u. a. Mast ab 1583, Steinbrüche ab 1685); Bausachen (u. a. Schloß, Uferbauten); Grundstücke (An- und Verkauf, Vermessung ab 1711, Ablösungen); Prozesse (u. a. Kloster Brenkhausen ab 1680); Steuern; Kassenwesen (u. a. Register Kloster Brenkhausen ab 1767); Personal; Versicherungen; Angelegenheiten der Provinz; alte Repertorien.
        • Findbuch P 38
  • Bestand: Verwaltungsakten des Fürstentums Corvey
    • Umfang: Der Bestand umfaßt die Verwaltungsakten der Jahre 1821 bis 1930. Es bestehen damit Überschneidungen zur Hessen-Rotenburgischen Domänenregistratur. 70 lfm. Akten (19.-20. Jhdt.)
      • Darin: Fürstliche Gerechtsame; Einkünfte; Erbpachtungen; Zehnte und Dienste; Pachtsachen; Grundstücke; Forstverwaltung (Personal, Forstkultur, Forstpolizei, Ablösungen, Versi¬cherungen, Jagd, Fischerei); Grenzen (ab 1795); Ablösungen, Meliorationen, Separa¬tionen; Rechnungswesen; Bausachen (u. a. Schloß Corvey, Klosterdomäne Brenkhausen); Uferbauten an Weser und Nethe; Sporteln (u. a. ehemalige Hofkanzlei Rotenburg); Gericht des Mediatfürstentums Corvey (1823-1848); Prozesse (1821-1930); Industrie (Tongruben, Steinbrüche); Fideikommiß; Godelheimer Brunnen; Eisenbahn; Feuerver¬sicherung; Steuern; Personal, Dienerschaft; Legate und Pensionen; Petitionen, Gnadensachen; fürstl. Bibliothek; fürstl. Hofhaltung (Haushaltsführung, Inventare, Marstall); Schloßgarten und Fischteiche; Patronat über die Pfarrei Corvey (ab 1828).
        • Findbücher
  • Bestand: Corvey (Co) und Corveyer Land
    • Umfang: Der Bestand enthält nachträglich aufgefundene Akten aus der Zeit der Fürstabtei Cor¬vey sowie des 19. Jahrhunderts. 3 lfm. Akten (17.-19. Jhdt.)
      • Darin: Grundstücke (ab 1648); Mühlen; Einkünfte; Godelheimer Brunnen; Holz, Pachtsachen; Industrie; Bausachen (u. a. Baurisse der Klosterkirche Corvey 17. Jhdt.); Meiergüter des Klosters Corvey zu Ochtum bei Bremen (18. Jhdt.); Aufnahme der Domänen und Grundstücke (1818); Landesverwaltung.
        • Findbuch
  • Bestand: Ratibor (Ra)
    • Umfang: Es handelt sich um einen kleinen Bestand, der die in Corvey geführten Akten über das Herzogtum Ratibor und die schlesischen Besitzungen umfaßt. 4 lfm. Akten (19.-20. Jhdt.)
  • Bestand: Forstakten (FO)
    • Umfang: Es handelt sich um die Registratur der Forstverwaltung für Brenkhausen und Corvey. 4 lfm. Akten und 53 Karten (1822-1950)
      • Darin: Verwaltung, Personal; Hauungspläne; Forstvergehen; Holzverkauf; Hude und Mast.
  • Bestand: Rentkammer (RK)
    • Umfang: Es handelt sich um die 1930 einsetzende Verwaltungsregistratur mit geringen Vorakten. 3 lfm. Akten (1888-1960)
      • Darin: Fideikommiß, Waldgut; Verwaltung; 2. Weltkrieg; Personalakten; Bausachen; Ver¬sicherungen; Pachtsachen; Kassen- und Steuersachen; Pfarrei und Kirche Corvey; Domänen.
  • Bestand: Familiensachen der Landgrafen von Hessen-Rotenburg (Ro)
    • Umfang: Der Bestand faßt die Restüberlieferung der Landgrafen von Hessen-Rotenburg zu¬sammen. 1,5 lfm. Akten und Kopialbücher (17.-19. Jhdt.)
      • Darin: Korrespondenzen; Kuriosa; Freiherren von Tettenborn; 11 Briefkopialbücher mit Kor¬respondenzen der Landgrafen von Hessen-Rheinfels -Rotenburg (1639-1691); Nachlaß des Prinzen Karl von Hessen-Rotenburg (1752-1821) (Apanage; literarische Werke; Tagebücher); Nachlaß des Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg (1779¬1834) (Familienverträge, Testamente).
  • Bestand: Übergangsakten (Ueb)
    • Umfang: Es handelt sich um einen Bestand, der die Akten zusammenfaßt, die in Zusammenhang mit dem Übergang des Fürstentums Corvey vom letzten Landgrafen von Hessen-Ro¬tenburg an Prinz Viktor zu Hohenlohe-Schillingsfürst 1834 entstanden sind.390 Akten (1784-1854)
      • Darin: Nachlaß des Landgrafen; Antritt der Erbschaft durch Viktor und Chlodwig von Hohen¬lohe-Schillingsfürst; Fideikommiß; Legate; Standeserhöhungen.
  • Bestand: Familiensachen der Herzöge von Ratibor, Fürsten von Corvey
    • Umfang: Der Bestand, der die private Überlieferung der Familie ab 1840 enthält, ist für die Benutzung nicht freigegeben.
  • Bestand: Nachlaß Paul Wigand
    • Umfang: Der Nachlaß des um die Geschichtsschreibung Corveys verdienten Paul Wigand (1786¬1866) ist schon 1863 von Hoffmann von Fallersleben für die Fürstliche Bibliothek Corvey erworben worden. Der Bestand enthält originale Überlieferung des Klosters Corvey ab 1262 und der Stadt Höxter sowie Archivalien des Paderborner Raumes. Aus dem Nachlaß sind einige Handschriften in die Bibliothek gelangt. 5 Urkunden (1262-1772) und 253 Akten (1262, 15.-19. Jhdt.)
      • Darin: Kloster Corvey (Urkundenabschriften, Fürstäbte, Gericht, Rechnungen und Register, Lehen, Meiergüter, Verhältnis zu Braunschweig-Lüneburg und Hessen, Stadt Höxter, Propstei Marsberg; Stadt Höxter (Streitigkeiten mit dem Kloster Corvey 16.-18. Jhdt., 30jähriger Krieg); Stift Paderborn; Stadt Brakel; Kloster Hardehausen; Grafschaft Waldeck; Stadt Wetzlar; Familie von Bömelburg; Femgerichte; Reichskammergericht; Gedichte; Archiv und Bibliothek Corvey.
        • Findbuch P 38/4
  • Archiveigentümer: Franz Albrecht Metternich-Sändor Prinz von Ratibor und Corvey
    • Benutzung erfolgt in Corvey.
      • Anschrift: Fürstliches Archiv Corvey
      • c/o Dr. Günter Tiggesbäumker Schloß Corvey, 37671 Höxter