Post und Fernmeldewesen in Ostpreußen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:774px-Schreibtelegraf_nach_Morse_1880.jpg|thumb|300px|Schreibtelegraf nach Morse 1880]]
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*'''Optischer Telegraph'''<br>
*'''Optischer Telegraph'''<br>
Für Ostpreußen war die von Friedrich Wilhelm II. und dem preußischen Kriegsminister durch den Generalleutnant von Müffling vorgeschlagenen optische Telegrafen kein Thema. Zwischen Berlin und Koblenz wurde eine 700 km lange Strecke mit 61 Stationen aufgebaut und ging am 1. Oktober 1833 in Betrieb. 6 Stunden Betriebszeit wurden bei Tageslicht festgelegt. Bei Nacht und schlechter Sicht gab es keine Nachrichten. 155 000 Taler kostete das System und fraß jedes Jahr 54 000 Taler für den Betrieb. Die Linie wurde ausschließlich für militärische Zwecke verwendet. Ein weiterer Ausbau zu anderen Städten wurde durch die Weiterentwicklung der Technik hinfällig. Der Betrieb wurde am 15. April 1835 eingestellt.  
Für Ostpreußen war die von Friedrich Wilhelm II. und dem preußischen Kriegsminister durch den Generalleutnant von Müffling vorgeschlagenen optische Telegrafen kein Thema. Zwischen Berlin und Koblenz wurde eine 700 km lange Strecke mit 61 Stationen aufgebaut und ging am 1. Oktober 1833 in Betrieb. 6 Stunden Betriebszeit wurden bei Tageslicht festgelegt. Bei Nacht und schlechter Sicht gab es keine Nachrichten. 155 000 Taler kostete das System und fraß jedes Jahr 54 000 Taler für den Betrieb. Die Linie wurde ausschließlich für militärische Zwecke verwendet. Ein weiterer Ausbau zu anderen Städten wurde durch die Weiterentwicklung der Technik hinfällig. Der Betrieb wurde am 15. April 1835 eingestellt. Memel hat von diesem System nichts gehabt!
*'''Elektrischer Telegraph'''<br>
*'''Elektrischer Telegraph'''<br>
Die Erfindung des elektrischen Telegrafen begeisterte Friedrich Wilhelm IV. und den Kriegsminister in einer Vorführung in Potsdam am 8. Oktober 1840. Oberst O´Etzel demonstrierte das neue Gerät. Der Auftrag wurde für eine Versuchsstrecke zwischen Berlin und Potsdam erteilt. Fertiggestellt wurde sie am 30. August 1846. Neben dem oberirdischen Leitungsbau wurde auch mit isolierten Drähten gearbeitet. 1846 schaffte Werner Siemens eine Isolation aus Guttapercha, die um den Draht gepresst wurde. 1848 wurde das Staats-Telegraphennetz beschlossen. Im Oktober 1849 konnte man bereits über eine Linienlänge von 2387 Kilometern verfügen. Die unterirdische Verlegung verursachte alsbald Betriebsstörungen. Gegen Tierfraß hatte man dem Guttapercha-Isolierstoff Schwefel zugesetzt und damit unbewusst einen chemischen Zersetzungsprozess ausgelöst. Kurzschlüsse waren die Folge. In der Aressbuch-Ausgabe 1858 für Memel wird die Königliche Telegraphen-Station genannt. Als Vorstand: von Resowsky. Schikorra, Fritsch, Ahlsdorf, Holder-Egger als Telegraphisten. Bote war Habermann. Die neue Technik der elektrischen Telegrafie hat Memel und damit auch Ostpreußen schnell erreicht. Das Problem war die Zugänglichkeit dieser Telegrafie. Sie konnte nur durch Spezialisten bedient werden.
Die Erfindung des elektrischen Telegrafen begeisterte Friedrich Wilhelm IV. und den Kriegsminister in einer Vorführung in Potsdam am 8. Oktober 1840. Oberst O´Etzel demonstrierte das neue Gerät. Der Auftrag wurde für eine Versuchsstrecke zwischen Berlin und Potsdam erteilt. Fertiggestellt wurde sie am 30. August 1846. Neben dem oberirdischen Leitungsbau wurde auch mit isolierten Drähten gearbeitet. 1846 schaffte Werner Siemens eine Isolation aus Guttapercha, die um den Draht gepresst wurde. 1848 wurde das Staats-Telegraphennetz beschlossen. Im Oktober 1849 konnte man bereits über eine Linienlänge von 2387 Kilometern verfügen. Die unterirdische Verlegung verursachte alsbald Betriebsstörungen. Gegen Tierfraß hatte man dem Guttapercha-Isolierstoff Schwefel zugesetzt und damit unbewusst einen chemischen Zersetzungsprozess ausgelöst. Kurzschlüsse waren die Folge. In der Aressbuch-Ausgabe 1858 für Memel wird die Königliche Telegraphen-Station genannt. Als Vorstand: von Resowsky. Schikorra, Fritsch, Ahlsdorf, Holder-Egger als Telegraphisten. Bote war Habermann. Die neue Technik der elektrischen Telegrafie hat Memel und damit auch Ostpreußen schnell erreicht. Das Problem war die Zugänglichkeit dieser Telegrafie. Sie konnte nur durch Spezialisten bedient werden.
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Im Adessbuch Memel von 1898 gibt es ein Extraverzeichnis über die Fernsprechteilnehmer. Die Teilnehmer hatten zwar eine Rufnummer, sie wurde aber nur beim Vermittlungswunsch gebraucht. Die Ordnung am Klappenschrank war nicht auf die Namen der Teilnehmer festgelegt, sondern nur auf die Nummern. Die musste der Teilnehmer bei seiner Gesprächsanmeldung wissen. Zwei Seiten im Adressbuch reichten für die im Aufbau befindliche Fernsprecherei aus um alle Teilnehmer zu erfassen.<br>
Im Adessbuch Memel von 1898 gibt es ein Extraverzeichnis über die Fernsprechteilnehmer. Die Teilnehmer hatten zwar eine Rufnummer, sie wurde aber nur beim Vermittlungswunsch gebraucht. Die Ordnung am Klappenschrank war nicht auf die Namen der Teilnehmer festgelegt, sondern nur auf die Nummern. Die musste der Teilnehmer bei seiner Gesprächsanmeldung wissen. Zwei Seiten im Adressbuch reichten für die im Aufbau befindliche Fernsprecherei aus um alle Teilnehmer zu erfassen.<br>
Wann genau das erste Telefon in Ostpreußen/Memelgebiet installiert wurde ist derzeit nicht bekannt. <br>
Wann genau das erste Telefon in Ostpreußen/Memelgebiet installiert wurde ist derzeit nicht bekannt. <br>
Mit dem Fernsprechapparat fiel eine spezielle Ausbildung (Telegrafist)des Nutzers weg. Jeder konnte dieses System direkt benutzen, nur wenige Handgriffe musste man beherrschen. Kurbeln am Induktor für den Rufstrom zur Vermittlung - Gespräch führen - und am Ende noch einmal für das Gesprächsende kurbeln. Das war alles.
Mit dem Fernsprechapparat fiel eine spezielle Ausbildung (Telegrafist)des Nutzers weg. Jeder konnte dieses System direkt benutzen, nur wenige Handgriffe musste man beherrschen. Kurbeln am Induktor für den Rufstrom zur Vermittlung - Gespräch führen - und am Ende noch einmal für das Gesprächsende kurbeln. Das war alles.<br>
*'''Funk und Radio'''<br>
>>>>>>demnächst in diesem Abschnitt zu lesen!

Version vom 5. November 2009, 18:25 Uhr

z.Zt. in Bearbeitung

Allgemeines

Postschild1776.jpg

Im Rückblick auf vergangene Zeiten ist die Nachrichtenübermittlung ein großes Abenteuer gewesen. Eine staatlich organisierte Post gab es nicht. In unserer Zeit ist die Übermittlung von auf Papier geschriebenen Nachrichten auf einen absterbenden Ast zu finden. E-Mail, SMS, MMS und Online-Nachrichten sind aus unserem Leben unverzichtbar geworden. Mobile Telefone nerven schon erheblich. Jeder muss zu jeder Zeit zur Tele - Kommunikation fähig sein. Abfällig redet man schon von der "Snail-Mail" (Schneckenpost) wenn es um die Briefzustellung der Papier-Post geht. Erinnern wir uns! Phillip Reis erfand erst 1861 ein funktionierendes Telefon. Mit dieser Erfindung war telefonieren für jeden nicht speziell ausgebildeten Bürger möglich. Die Erfindung des Draht-Telegrafen und sein erster Einsatz am 1. Januar 1847 zwischen Bremen und Bremerhaven brauchten Spezialisten, die die Morsetechnik beherrschten.
Unvorstellbar, wie unsere Vorfahren dieses Problem der Postbeförderung und Nachrichtenübermittlung über die weiten Strecken zwischen den Orten und Länder bewältigten. Anfänglich gab es in unserem Sinne noch keine brauchbaren Straßen und keine Eisenbahn.

Postwesen

Doch wie war es einmal? Der zwischen den Orten und Ländern stattgefundene Handel hat in dieser „grauen Vorzeit“ die Verbreitung von Nachrichten und den Transport von Briefen ermöglicht. Land- und Fluss fahrende Kaufleute betätigten sich als Überbringer von Nachrichten. Sie beauftragten auch eigene Boten mit der Briefbeförderung gegen Bezahlung. Gilden, Zünfte, Stadtverwaltungen, Militär, die Geistlichkeit – ihr intensiver werdender schriftlicher Informationsaustausch war in mittelalterlichen Sozial- und Wirtschaftsstrukturen unverzichtbar geworden.

  • Ritterorden

Der Deutsche Ritterorden, gegründet 1148, organisierte seit längerem ein eigenes Nachrichten-Übermittlungsnetz

Der Bote wartet auf die Depesche

zwischen seinem Hauptsitz Marienburg, allen Komtureien und Ordensburgen, zu Städten und Dörfern und den fernen Residenzen und Handelsstädten in West- und Ostpreußen, Pommern. Auch die europaweite Verteilung wurde vorangetrieben. Kaiser Friedrich II. (1194–1250) hatte den Deutschen Orden 1226 mit der Ausübung herrschaftlicher Gewalt in Nordosteuropa beauftragt. Das Herzogtum Pomerellen in Westpreußen hatte voreilig gehandelt und 1226 die Freiheit des Reise- und Botenverkehrs zur Briefbeförderung mit einer Urkunde abgegeben. Überliefert ist, dass dem Deutschen Orden im 13. Jahrhundert sehr an schneller Beförderung seiner Korrespondenz gelegen sein musste. Auf ihren Wegen zwischen den weit verteilten Ordenshäusern sollten die Boten immer umsonst von Fährleuten übergesetzt werden.

Die Ordensbrüder waren als Postboten überwiegend zu Fuß unterwegs, nicht etwa nur zu Pferde, wie man bei einem Ritterorden voraussetzen könnte. Es war auch eine Kostenfrage, hätte der Orden die Pferde mit Futter versorgen und ihre Unterbringung bezahlen müssen. Das Risiko finanzielle Verluste bei Erkrankung wollten sie nicht tragen. Daher findet sich in der vorliegenden Korrespondenz kein Hinweis auf reitende Boten. Die Ordensritter schafften es sogar einen Expressdienst einzurichten und waren durch eine aufgestellte Zeittafel der nötigen Beförderungszeiten einschätzbar. Zuverlässigkeit und schneller Transport zeichnete die frühe Postorganisation aus. Die Portokosten waren für den Auftraggeber doch enorm. Die Depesche, in Marienburg aufgegeben, über Wien nach Rom kostete doch 20 Golddukaten. So ein früher „Postbote“ schleppte meist einen 30 kg schweren Postsack über seine vorgegebene tägliche Strecke von ca. 30 Kilometern! Die Beförderungszeit dieser Tage war enorm und soll am Beispiel einer 500 km langen Posttour verdeutlicht werden. Der Bote brauchte um die 24 Tage dafür.

  • Die Hanse

Die im Hansebund stehenden Städte bildeten auf ihren Handelswegen eine eigene Postorganisation aus. Sie diente hauptsächlich ihren eigenen Bedürfnissen. Die Beförderung hansefremder Postsendungen wurde jedoch nicht abgelehnt, brachten die Sendungen doch ein Zusatzgeld. Der Postaustausch konnte über die Schiffe der Hanse-Kaufmannschaft auch mit dem Ausland stattfinden. In aller Regel waren die Hansestädte aber im Küstenbereich der Länder zu finden. Das Hinterland musste sich postalisch an diese Städte anschließen.

  • Neuordnung im Postwesen ab 1600

Zur historisch bedeutenden Figur ist Christoph Frischmann (1575–1618) geworden, einer der ersten Berliner Boten- und Postmeister. Er richtete während seiner Dienstzeit (1600–1618) neue Botenlinien ein, verbesserte die Planung der Strecken. Unter seiner Verantwortung wurden Land und Wegekarten erstellt, die mit ihrer Aussagekraft vorher so nicht verfügbar waren. Er schaffte die erforderlichen infrastrukturellen Einrichtungen wie Botenstationen, Postlager, Wegeausbau und Beförderungsnachweise.
Frischmann richtete 1616 einen Botenkurs von Berlin nach Königsberg ein, der bald zentrale Bedeutung erreichte. Dieser Kurs funktionierte schnell und zuverlässig. Der Kurfürstliche Botenmeister war eine wichtige Person mit weit reichenden Vollmachten. Er zählte zum kleinen Kreis derer, die schreiben und lesen können, gewandt. Höflichkeit im schriftlichen Ausdruck und Umgang gehörte dazu. Die Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit waren unabdingbar. Eine hochrangige Vertrauensstellung!

  • Dreißigjähriger Krieg

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) richteten Schweden gut organisierte Postkurse in Deutschland ein, die ab 1630 auch über Berlin führten. Die schwedischen Dragoner beförderten ihre Feldpost als militärische Kuriere zu verteilenden Befehle und andere militärische Korrespondenz, aber auch Privatpost. Sie wurden dann von der Bevölkerung sehr schnell „Postschwede“ und nicht Postbote genannt. Für politisch- militärische Verbindungen wurde 1634 die erste regelmäßig reitende Post zwischen Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620–1688) vom Nutzen eines straff organisierten, landesweit verzweigten, einheitlichen Postsystems überzeugt. Pläne zur staatlichen Übernahme und Vereinigung des gesamten Botenpostwesens entstanden. Nicht mehr nur Hofkorrespondenz war durch die neue

Brief (um 1830) noch ohne Marke

Post zu vermitteln. »Weil zuvörderst dem Kauf- und Handelsmanne hoch und viel daran gelegen« sei, ordnete der Große Kurfürst den durchgehenden öffentlichen preußischen Postkurs von Memel im Osten über Königsberg und Berlin bis hin nach Bielefeld und Cleve im Westen an. Entsprechendes General-Postpatent erhielt der Postmeister am 30. Juli 1649. Dieser 1 500-Kilometer- Fernpostkurs war die erste größere Maßnahme auf dem Weg zu neuartiger Postorganisation.

  • Beginn der Staatspost

Endgültig hob der Große Kurfürst 1651 sein Postwesen in den Rang einer Staatspost: Mit seinem eigenen Postregal setzte er sich über habsburgisch- kaiserliche Postreservatsrechte hinweg und verbot dem berühmtberüchtigten kaiserlichen Generalpostmeister von Thurn und Taxis jede postalische Aktivität im Kurfürstentum.

  • Postorganisation ab 1701

Das Königreich Preußen entstand durch die Standeserhebung des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. zum König in Preußen Friedrich I. am 18.01.1701 in Königsberg. Das neu gegründete Königreich war Nachfolger des in einer Personalunion regierten Brandenburg-Preußens. Es bestand bis zur Novemberrevolution und der darauf folgenden Abdankung des preußischen Königs am 09.11.1918. Nachfolgestaat wurde der Freistaat Preußen. Das Königreich Preußen verausgabte die ersten Marken am 15.11.1850 mit dem Kopfbild von König Friedrich Wilhelm IV. Die Post ging 1868 an den Norddeutschen Bund und am 04.05.1871 auf die Reichspost des Deutschen Reiches über. Neben Österreich war Preußen seit dem Wiener Kongress (1815) der bedeutendste Staat im Deutschen Bund. Die ersten vier Ausgaben erschienen am 15.11.1850. Der politische Anspruch Preußens, eine der beiden Führungsmächte im deutschsprachigen Raum zu sein, wurde auch bei der Motivwahl unterstrichen. Während sich andere Staaten auf rein funktionale Ausgaben beschränkten, zeigten die preußischen Marken - als einzige deutsche Erstausgabe - das Konterfei des Staatsoberhauptes. Neben der Abbildung von Wilhelm IV. als Regent weisen die ersten Ausgaben aber eine weitere, revolutionäre Besonderheit auf, denn zum ersten Mal ist das Papier, das zum Druck von Postwertzeichen verwendet wird, mit einem Wasserzeichen (Lorbeerkranz) versehen. Die preußische Posthoheit umfasste damals bereits ein großes Staatsgebiet, das von Aachen im Westen bis nach West- und Ostpreußen reichte. Ab 1850 gab es 1.721 und um 1870 schon 3.800 Postexpeditionen. Im Einsatz waren 1.987 Ringnummernstempel, die meist den Postexpeditionen in alphabetischer Reihenfolge zugeordnet waren. Das Stempelbild bestand aus vier Ringen, in deren Mitte eine Zahl zwischen 1 und 1987 angeordnet war. Eine Sonderform waren die sog. "Hufeisenstempel", die außer in Preußen noch in einigen anderen deutschen Ländern verwendet wurden. Zu jener Zeit unterhielt Preußen auch eigene Postämter in den Hansestädten Bremen und Hamburg. Über viele Jahrzehnte hinweg verbesserte sich das Postwesen und war auch für den "Normalbürger" zu einem moderaten Porto nutzbar. Kriege veränderten auch das Postwesen mit ihren politischen Ergebnissen. Der Versailler Vertrag bescherte auch Ostpreußen schwierige Bedingungen.

  • Deusche Abstimmungsgebiete - Memelgebiet

Von allen ehemals deutschen Gebieten hat das "Memelgebiet" die vielleicht wechselvollste Geschichte. Zunächst kam das Gebiet unter französische Mandatsverwaltung, aber schon 1923 wurde es von Truppen des nach dem 1. Weltkrieg von Russland unabhängig gewordenen Litauen besetzt. 1939 gelangte das Memelgebiet dann in den nationalsozialistischen Machtbereich. Insgesamt sind 237 verschiedene Briefmarken katalogisiert. Die Nummern 1 - 120 (Michel-Katalog) fallen in die französische Mandatszeit. Die erste Ausgabe auf Germania-Marken des Deutschen Reiches trug den Aufdruck "Memelgebiet", danach wurden französische Marken mit Aufdruck verwendet, die neben dem Aufdruck "Memel" auch die Nominale in Mark bzw. Pfennig enthielten. Unter litauischer Besatzung wurde das Territorium als "Klaipeda / Memel" bezeichnet. Im Jahre 1939 erschienen dann unter deutscher Verwaltung die Nr. I - IV, die den Aufdruck "Memelland ist frei" auf den litauischen Marken 425 - 428 enthielten. Das Memelgebiet wurde lt. Art. 99 des Versailler Vertrages abgetreten und unter französische Verwaltung gestellt. Am 10.01.1923 besetzte das erst nach Kriegsende von Russland unabhängig gewordene Litauen das Land und gliederte es mit Erlaubnis der Pariser Botschafterkonferenz ein. Zunächst gab es eine autonome Verwatung, im Mai 1924 übernahm Litauen dann die volle Souveränität. Auch die Briefmarken zeigen die wechselhafte Geschichte: im August 1920 erschienen Germaniamarken des Deutschen Reichs mit dem Überdruck "Memelgebiet" und fast gleichzeitig gab es eine französische Mandatsausgabe mit dem Überdruck "Memel" und deutscher Währungsangabe. Danach folgten weitere französische Marken mit Überdruck und auch Flugpostmarken. Ab Februar 1923 wurden ganz neue Postwertzeichen herausgegeben: dies waren nicht erschienene litauische Dienstmarken, die einen Aufdruck erhielten. Im März erschienen Marken mit dem Aufdruck "Klaipeda" und "Memel" und auch die noch folgenden Ausgaben waren mit einem Überdruck versehen.

Fernmeldewesen

Schreibtelegraf nach Morse 1880
  • Optischer Telegraph

Für Ostpreußen war die von Friedrich Wilhelm II. und dem preußischen Kriegsminister durch den Generalleutnant von Müffling vorgeschlagenen optische Telegrafen kein Thema. Zwischen Berlin und Koblenz wurde eine 700 km lange Strecke mit 61 Stationen aufgebaut und ging am 1. Oktober 1833 in Betrieb. 6 Stunden Betriebszeit wurden bei Tageslicht festgelegt. Bei Nacht und schlechter Sicht gab es keine Nachrichten. 155 000 Taler kostete das System und fraß jedes Jahr 54 000 Taler für den Betrieb. Die Linie wurde ausschließlich für militärische Zwecke verwendet. Ein weiterer Ausbau zu anderen Städten wurde durch die Weiterentwicklung der Technik hinfällig. Der Betrieb wurde am 15. April 1835 eingestellt. Memel hat von diesem System nichts gehabt!

  • Elektrischer Telegraph

Die Erfindung des elektrischen Telegrafen begeisterte Friedrich Wilhelm IV. und den Kriegsminister in einer Vorführung in Potsdam am 8. Oktober 1840. Oberst O´Etzel demonstrierte das neue Gerät. Der Auftrag wurde für eine Versuchsstrecke zwischen Berlin und Potsdam erteilt. Fertiggestellt wurde sie am 30. August 1846. Neben dem oberirdischen Leitungsbau wurde auch mit isolierten Drähten gearbeitet. 1846 schaffte Werner Siemens eine Isolation aus Guttapercha, die um den Draht gepresst wurde. 1848 wurde das Staats-Telegraphennetz beschlossen. Im Oktober 1849 konnte man bereits über eine Linienlänge von 2387 Kilometern verfügen. Die unterirdische Verlegung verursachte alsbald Betriebsstörungen. Gegen Tierfraß hatte man dem Guttapercha-Isolierstoff Schwefel zugesetzt und damit unbewusst einen chemischen Zersetzungsprozess ausgelöst. Kurzschlüsse waren die Folge. In der Aressbuch-Ausgabe 1858 für Memel wird die Königliche Telegraphen-Station genannt. Als Vorstand: von Resowsky. Schikorra, Fritsch, Ahlsdorf, Holder-Egger als Telegraphisten. Bote war Habermann. Die neue Technik der elektrischen Telegrafie hat Memel und damit auch Ostpreußen schnell erreicht. Das Problem war die Zugänglichkeit dieser Telegrafie. Sie konnte nur durch Spezialisten bedient werden.

  • Telefon
Fernsprechapparat 1892

1861 erfand Philipp Reis das Telefon. Erstmals war es möglich, gesprochene Worte über größere Entfernungen zu übertragen. 1877 gab es in Berlin Friedrichsberg das erste öffentliche Fernsprechamt. Die Teilnehmer wurden durch das Fernsprechamt mit der Hand vermittelt. Viele junge Damen standen an den Klappenschränken und stöpselten die Vermittlungsschnüre. In großen Vermittlungsstellen sogar auf Rollschuhen!
Im Adessbuch Memel von 1898 gibt es ein Extraverzeichnis über die Fernsprechteilnehmer. Die Teilnehmer hatten zwar eine Rufnummer, sie wurde aber nur beim Vermittlungswunsch gebraucht. Die Ordnung am Klappenschrank war nicht auf die Namen der Teilnehmer festgelegt, sondern nur auf die Nummern. Die musste der Teilnehmer bei seiner Gesprächsanmeldung wissen. Zwei Seiten im Adressbuch reichten für die im Aufbau befindliche Fernsprecherei aus um alle Teilnehmer zu erfassen.
Wann genau das erste Telefon in Ostpreußen/Memelgebiet installiert wurde ist derzeit nicht bekannt.
Mit dem Fernsprechapparat fiel eine spezielle Ausbildung (Telegrafist)des Nutzers weg. Jeder konnte dieses System direkt benutzen, nur wenige Handgriffe musste man beherrschen. Kurbeln am Induktor für den Rufstrom zur Vermittlung - Gespräch führen - und am Ende noch einmal für das Gesprächsende kurbeln. Das war alles.

  • Funk und Radio

>>>>>>demnächst in diesem Abschnitt zu lesen!