Spinner: Unterschied zwischen den Versionen
K (Spinnrad für Wolle u. Flachs) |
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Das Spinnrad wurde in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. noch zum Spinnen von Flachs und Schafwolle benutzt. Beim Flachsspinnen hatte man noch einen etwa 50cm über das Spinnrad herausragenden, konischen Stock (Rockenstock) befestigt. Hier herum wurden Flachsfasern gelegt. Eingeübte Frauen zupften mit beiden Händen je einen dünnen Faden, der dann gezwirnt und von den Spulen aufgewickelt wurde. | Das Spinnrad wurde in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. noch zum Spinnen von Flachs und Schafwolle benutzt. Beim Flachsspinnen hatte man noch einen etwa 50cm über das Spinnrad herausragenden, konischen Stock (Rockenstock) befestigt. Hier herum wurden Flachsfasern gelegt. Eingeübte Frauen zupften mit beiden Händen je einen dünnen Faden, der dann gezwirnt und von den Spulen aufgewickelt wurde. | ||
[[Bild:Haspel.jpg|thumb|250px|left|Haspel mit Zählwerk]] | |||
In der 1. Hälfte des 20. Jhdts. und in der Zeit direkt nach dem 2. Weltkrieg wurde in Westfalen das mit dem Fuß angetriebene Spinnrad nur noch zum Spinnen von Schafwolle benutzt. Die sitzende Spinnerin hatte die Schafwolle auf den Knien liegen und zupfte mit beiden Händen einen gleichmäßig dünnen Faden, welcher dann von der rundlaufenden Spule aufgewickelt wurde. Die 2. Flucht mit Spule wurde nicht gebraucht. An der sich um die Spule drehenden Flucht saßen viele Eisenhäkchen. Damit die Spule gleichmäßig voll wurde, mußte man den gezwirnten Faden regelmäßig über den nächsten Haken laufen lassen. | In der 1. Hälfte des 20. Jhdts. und in der Zeit direkt nach dem 2. Weltkrieg wurde in Westfalen das mit dem Fuß angetriebene Spinnrad nur noch zum Spinnen von Schafwolle benutzt. Die sitzende Spinnerin hatte die Schafwolle auf den Knien liegen und zupfte mit beiden Händen einen gleichmäßig dünnen Faden, welcher dann von der rundlaufenden Spule aufgewickelt wurde. Die 2. Flucht mit Spule wurde nicht gebraucht. An der sich um die Spule drehenden Flucht saßen viele Eisenhäkchen. Damit die Spule gleichmäßig voll wurde, mußte man den gezwirnten Faden regelmäßig über den nächsten Haken laufen lassen. | ||
Version vom 13. Oktober 2009, 14:34 Uhr
Einleitung
Jahrtausendelang spannen unsere Vorfahren Fäden aus Flachs, Baumwolle oder Wolle und stellten daraus ihre Kleider, Decken oder Teppiche her. Zur Vorbereitung stellten Spinner und insbesondere Spinnerinnen durch Ordnen, Zusammenfügen und Zwirbeln von kurzen, dünnen Fasern einen langen Faden her.
Kleider, Decken oder Teppiche
Schon im 12. Jhdt. wurden gewebte Tuche zur Herstellung von Kleidern über den Fernhandel abgesetzt, doch blieben Spinnerei und Weberei im 11. und 12. Jhdt. noch weitgehend häusliche Nebenbeschäftigung, und es wurde kaum über den lokalen Bedarf hinaus produziert.
Spinnen als Zuarbeit zum Weben
Die zu verarbeitende Wolle mußte zum Spinnen entsprechend vorbereitet werden. Wäh¬rend das Zettelgarn feiner und fester gesponnen werden mußte, konnte das Schußgarn lockerer und dicker sein. Zettelgarne (Zettel, Werfte, Warf, Aufzug, Anschweif, Schweif) konnten daher zunächst nur mit der Handspindel gesponnen werden, das Rad dagegen war nur für die Schußgarne (Einschuß, Eintrag, Einschlag, Wefel) zugelassen (Speyer 128o).
Spinnrad
Als Werkzeug benutzten die Spinner zunächst die rotierende Handspindel und später das Spinnrad. Aus dem 15. Jhdt. datiert das uns bekannte Spinnrad mit Flügelspindel, die Weiterentwicklung zum Tretspinnrad, wie wir es noch heute kennen, erfolgte etwa um 1530.
Das Spinnrad wurde in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. noch zum Spinnen von Flachs und Schafwolle benutzt. Beim Flachsspinnen hatte man noch einen etwa 50cm über das Spinnrad herausragenden, konischen Stock (Rockenstock) befestigt. Hier herum wurden Flachsfasern gelegt. Eingeübte Frauen zupften mit beiden Händen je einen dünnen Faden, der dann gezwirnt und von den Spulen aufgewickelt wurde.
In der 1. Hälfte des 20. Jhdts. und in der Zeit direkt nach dem 2. Weltkrieg wurde in Westfalen das mit dem Fuß angetriebene Spinnrad nur noch zum Spinnen von Schafwolle benutzt. Die sitzende Spinnerin hatte die Schafwolle auf den Knien liegen und zupfte mit beiden Händen einen gleichmäßig dünnen Faden, welcher dann von der rundlaufenden Spule aufgewickelt wurde. Die 2. Flucht mit Spule wurde nicht gebraucht. An der sich um die Spule drehenden Flucht saßen viele Eisenhäkchen. Damit die Spule gleichmäßig voll wurde, mußte man den gezwirnten Faden regelmäßig über den nächsten Haken laufen lassen.
Haspel
Der Haspel wurde von Hand gedreht und das dreifadrige Wollgarn von der Spinnradspule auf den Haspel gewickelt. War der Haspel voll, wurde einer der sechs Garnhalter umgeknickt. So konnte man das Garn herunternehmen. Dieses Gebinde von Wollgarn wurde in Westfalen „Fette" genannt. Bevor das Wollgarn zum Stricken oder Stopfen gebraucht wurde, wickelte man es zu Knäueln. Eine Person hielt mit ausgestreckten Armen die „Fette" fest, die andere Person wickelte das Knäul. Fehlte die zweite Person, legte man die „Fette" über die Rückenlehne eines Stuhles und wickelte so das Knäuel allein.
Frauen- und Kinderarbeit
Bis in das 19. Jh. blieb das Spinnen und Spulen hauptsächlich Frauen-und Kinderarbeit.
Spinnarbeit
Im Rahmen der Ableistung des halbjährigen Zwangsdiensteswurden um 1700 die jungen Mädchen der Eigenbehörigen auf dem Haus Ostendorf auch in der Spinnstube über der Hausküche tätig (Ausbildung?).
Produkthandel
Wo das aus Flachs und Hanf erzeugte Garn, Haustuch, Säcke, grobe Zeuge und nicht zu exportierende Leinwand nicht von den Spinnern selbst zum Verkauf gebracht wurde, trugen es z. B. Garnhändler (Kauderer) auf den Markt
- Schlesien um 1800: Spinner und Weber arbeiteten hier überwiegend im Kaufsystem und setzten ihre Produkte auf den städtischen Leinwandmärkten selbst ab. Garn und Leinen wurden vor allem über Hamburg exportiert.
Spezialisierungen
- Wollspinner
- Garnspinner
- Seilspinner