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===Englische Kirche===
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Version vom 19. August 2009, 12:08 Uhr

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Geschichte

Englische Kirche an der Ecke Holzstraße / Stauerstraße
Die Englische Kirche in der Holzstraße

Am 7. November 1861 fand die Grundsteinlegung statt, die Einweihung am 2. August 1863. Es handelte sich um ein massives Gebäude mit hohem Turm und vier kleinen Türmchen in stilistischer Anlehnung an englische gotische Kirchenbauten. Über dem Altar war das englische Staatswappen angebracht. Die Marmortafel in der Altarwand mit dem Vaterunser, dem Glaubensbekenntnis und den Zehn Geboten in englischer Sprache war ein Geschenk der Königin Victoria.

Um 1778 gab es bereits eine größere englische Kolonie in der Stadt, zu der auch die später schwerreich gewordene Familie Simpson zählte. Einer der Simpsons war übrigens der Begründer der Memeler St. Johannisloge, deren erster Meister vom Stuhl dessen Bruder John gewesen ist. 1785 schenkten die Brüder Simpson der englischen Kolonie ein Stück Land als Bauplatz für eine englische Kirche, denn die von durchreisenden englischen Geistlichen vorgenommene seelsorgerische Betreuung genügte nicht. Doch aus unerfindlichen Gründen wurde zu dieser Zeit noch keine Kirche erbaut.

In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts waren schon etwa Dreiviertel des gesamten Memeler Handels in englischer Hand. Die Engländer waren inzwischen tonangebend in Memel geworden. In deutschen Bürgerhäusern galt es als fein, nach englischer Tischsitte zu speisen, in die Unterhaltung englische Floskeln zu mischen: Die Herren kleideten sich nach Londoner Mode, die Jugend las mit Begeisterung englische Literatur und studierte auf englischen Universitäten. Auch verwandtschaftliche Beziehungen wurden geknüpft. Auf Wunsch der mittlerweile beachtlich angewachsenen englischen Kolonie entsandte der Bischof von London 1880 den bisherigen Konsulargeistlichen für das Baltikum Reverend C. B. de Havilland als ständigen Seelsorger nach [[Memel]. Er hielt am 15. Januar des gleichen Jahres seinen ersten Gottesdienst im Saale der Memeler Börse, was den Memelern damals manchen Witz abgenötigt hat. Später fanden englische Gottesdienste in der neuen Baptistenkapelle statt. Dank den Bemühungen des Memeler Vizekonsuls William Campbell und der Gattin des englischen Generalkonsuls in Danzig, die sich an die englische Regierung und die Bevölkerung des Mutterlandes wandten, waren die Baugelder bald zusammen. U. a. stiftete Queen Victoria 30 Pfund Sterling, der Erzbischof von Canterbury 5 Pfund, der Londoner Bischof 10 Pfund. Eine von der Kronprinzessin Victoria, der Tochter der alten Queen und Mutter Kaiser Wilhelms II. im Berliner Schloss veranstaltete Sammlung zugunsten des Memeler Kirchenbaues erbrachte 67 Pfund Sterling. Den Bauplatz in der Holzstraße nahe am Hafen schenkte die Stadt Memel. Insgesamt hatte der Neubau rund 1800 Pfund gekostet, bedingt auch durch die wertvolle Inneneinrichtung. Das Kirchenschiff bot Platz für etwa 150 bis 200 Personen

Am 1. Januar 1900 hielt Reverend Hopgoord den allerletzten Gottesdienst in englischer Sprache in der Englisch Church. Danach wurden Gottesdienste in englischer Sprache nach anglikanischem Ritus eingestellt und die Geistlichen kehrten nach England zurück. Die Kirche wurde dem Magistrat mit der Bestimmung übergeben, dass diese Kirche niemals abgerissen werden dürfe. Fortan wurden in der englischen Kirche sonntags Gottesdienst abwechselnd in deutscher und litauischer Sprache gehalten. Organisatorisch war sie der Johannisgemeinde angegliedert. Im 1. Weltkrieg musste die Glocke abgeliefert werden, was in der Gemeinde herzlich vermisst wurde. Die neue Glocke wurde von Konsistorialrat Ribbat geweiht. Zur Litauerzeit war Pfarrer Freiherr von Saß Leiter der Hafengemeinde rund um die Englische Kirche. Er galt als ein Original mit Schlapphut und Knotenstock, einer starken Zigarre und einer Vorliebe für Portwein. Aber seine Gemeinde liebte und verehrte ihn gerade so, wie er war - als einen geraden, hilfsbereiten Tatchristen, der genau unter den gleichen menschlichen Schwächen und Anfechtungen zu leiden hatte wie seine Mitmenschen. Als Vater des Memeler- CVJM; des Christlichen Vereins junger Männer, der Jungschar und des Jungvolkes scharte er immer gern die Jugend um sich, wobei er oftmals die Räume seiner Wohnung neben der Johanniskirche für Bibelstunden, Heimabende und Theaterproben hergab. Dieser Mann wagte 1933/34 den Schritt auf die politische Bühne: Bei den Wahlen zur Memeler Stadtverordnetenversammlung errang seine neugegründete Partei einen überwältigenden Sieg. (Quelle: Memeler Dampfboot 1960)

Kirchenbücher

Hier fehlen noch Informationen.