Meszeln Nr.1: Unterschied zwischen den Versionen
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Wir | Wir flüchteten mit zwei Pferdewagen. Auf dem ersten Wagen war meine Mutter Else Steinwender, meine Schwester Edith, mein Bruder Heinz, meine Cousine Irma Glogau, unsere Magd Marianne und ich. Auf dem zweiten Wagen: mein Vater Richard Steinwender, meine Oma Minna Steinwender und meine Tante Berta Glogau (Omas Tochter). Die Oma wollte aber nicht fliehen und wehrte sich sehr dagegen. Mein Vater musste sie mit Gewalt auf den Wagen raufsetzen. Inzwischen schickte er den ersten Wagen schon voraus. | ||
Nachdem wir mit dem ersten Wagen eine Weile unterwegs waren, ritt ich zurück um nach dem zweiten Wagen Ausschau zu halten. | Nachdem wir mit dem ersten Wagen eine Weile unterwegs waren, ritt ich zurück um nach dem zweiten Wagen Ausschau zu halten. | ||
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Irgendwann entfernte sich auch mein Vater vom zweiten Wagen um nach uns (dem ersten Wagen) zu suchen. Unterwegs sah er, dass die Brücke nach Langkuppen weg war und ahnte schon Schlimmes. Er wollte nichts wie zu seiner Familie gelangen. | Irgendwann entfernte sich auch mein Vater vom zweiten Wagen um nach uns (dem ersten Wagen) zu suchen. Unterwegs sah er, dass die Brücke nach Langkuppen weg war und ahnte schon Schlimmes. Er wollte nichts wie zu seiner Familie gelangen. | ||
Wie durch ein Wunder traf ich meinen Vater in diesesm Durcheinander. Uns wurde allmählich klar, dass der erste Wagen bzw. unsere Lieben schon weg waren - übers Haff. Der zweite Wagen war auf der russischen Seite, da kam man nicht mehr hin. Alles musste zurück. | |||
Oma und Tante Berta wollten später auch über diese Brücke bei Langkuppen, aber die war ja schon weggesprengt, also mussten sie einen anderen Fluchtweg nehmen. Sie schafften die Flucht leider nicht mehr. | |||
Wir hatten große Angst, nicht mehr weg zu kommen, und es war schon klar, wenn man noch raus will, dann geht das nur noch vom Windenburger Eck aus über's Haff. Als wir dort ankamen sahen wir, dass der Fischdampfer gar nicht anlegen konnte, weil es da zu seicht war. Deshalb mussten wir auf die Schnelle noch einen Steg bauen. Dazu nahmen wir Balken und Bretter von einer benachbarten Scheune, das hat lange gedauert. Die Russen waren ganz nah und wir hatten Angst, dass sie uns den Steg wieder wegschossen. Als der Steg fertig war reisten wir mit dem Fischdampfer nach Labiau. | Wir hatten große Angst, nicht mehr weg zu kommen, und es war schon klar, wenn man noch raus will, dann geht das nur noch vom Windenburger Eck aus über's Haff. Als wir dort ankamen sahen wir, dass der Fischdampfer gar nicht anlegen konnte, weil es da zu seicht war. Deshalb mussten wir auf die Schnelle noch einen Steg bauen. Dazu nahmen wir Balken und Bretter von einer benachbarten Scheune, das hat lange gedauert. Die Russen waren ganz nah und wir hatten Angst, dass sie uns den Steg wieder wegschossen. Als der Steg fertig war reisten wir mit dem Fischdampfer nach Labiau. | ||
Erst ein paar Tage später trafen auch wir in Labiau ein. Labiau lag in tiefem Frieden - dort war kein Krieg. | Erst ein paar Tage später trafen auch wir in Labiau ein. Labiau lag in tiefem Frieden - dort war kein Krieg. |
Version vom 18. August 2009, 06:50 Uhr
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
Geschlechterfolge
Laut Prästationstabelle 1825:
Nro des Hofes nach dem Catastre: 2
Johann Steinwender - von seinem Vater
1. Steinwender - unbekannt - Vorrathin
Besitzer | Weitere Einwohner |
Simon Steinwender * 25.10.1721 in Werfen (Pongau, Salzburger Land) + 14.11.1787 in Mezeln oo Maria unbekannt * um 1725 in Kraupischken + vor 30.01.1769 2. Ehe
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(Hier die weitere Beschreibung der Einwohner) |
2. Steinwender - Butz - Butz
Besitzer | Schmid auf Dorfgrund - Prästationstabelle 1825 |
Johann Steinwender * um 1754 + 01.01.1836 in Mezzeln oo 13.11.1777 in Prökuls (Kirche) Katharina Elisabeth Butz * 1752 + 18.09.1798 in Mezzeln 2. Ehe Kinder aus 1. Ehe Kinder aus 2. Ehe |
Michael Steinwender* um 1762 in Meschken oo Loysa Schedler * um 1765
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3. Steinwender - Klimkate - Sturm
Besitzer | Weitere Einwohner |
Johann Christian Steinwender * 18.03.1782 in Mezzeln + 20.03.1868 in Mezzeln oo Grete Klimkate 2. Ehe oo 09.01.1816 in Prökuls (Kirche)
Wilhelmine Charlotte Sturmin * 22.02.1792 in Prussischken + 02.05.1853 in Meszeln Kinder aus 2. Ehe |
(Hier die weitere Beschreibung der Einwohner) |
4. Steinwender - Rassau
Besitzer | Weitere Einwohner |
Johann Christian Steinwender * 15.12.1818 in Mezzeln oo Henriette Rassau * 13.04.1824 in Wilkmeden Kinder |
(Hier die weitere Beschreibung der Einwohner) |
5. Steinwender - Strunkait
Besitzer | Weitere Einwohner |
Leopold Eduard Steinwender * 02.09.1852 in Mezzeln + 1933 in Meeßeln
Otto Steinwender * um 1881, + vor 1943 in Polen August Franz Steinwender * 1885 in Meszeln Leopold Ernst Steinwender * um 1887, später wohnhaft in Memel, Schmelz, Haffstr. 18, Landwirtschaft mit Fuhrunternehmen Friderike Emma Steinwender * 1889 in Meszeln, früh verstorben Bertha AugusteSteinwender * 1892 in Meeszeln, später wohnhaft in Memel, Neue Str. 1, Sattlerei und Ledergeschäft (Heinrich) Richard Steinwender * 1894 in Meszeln, + 1974 in Gersthofen, übernimmt den Hof, siehe unten Fritz Wilhelm Steinwender * 1898 in Meszeln, später wohnhaft in Memel, Schmelz, Haffstr. 18, Geschäft, das Geflügel schlachtet |
(Hier die weitere Beschreibung der Einwohner) |
6. Steinwender - Baltumeit
Besitzer | Weitere Einwohner |
(Heinrich) Richard Steinwender * 26.09.1894 in Meszeln + 19.05.1974 in Gersthofen Kinder |
Marianne, Magd Boris, Knecht |
Bilder 2009
Erinnerungen
Vor 65 Jahren ging ich fort, jetzt fand ich wieder meinen schönen Heimatort. Mein Herz erfreute sich, denn mein Elternhaus stand noch da, es war ein Gefühl, ich kann es nicht beschreiben, als würde es sagen, ich habe auf Dich gewartet.
Es wurde bewohnt und nicht abgerissen - wie viele andere. Ich bin glücklich, dass ich es sehen durfte. Jetzt wohnen liebe, gute Litauer drauf.
Ich fahre zurück mit dem Schiff in meine neue Heimat und denke zurück, wie wäre es gewesen, wenn ich dort geblieben wäre?
Aber ich muss schon sagen, wir hatten viel Glück. Meine Mutti, meine Cousine (Irmchen Glogau), mein Bruder Heinz, 13 Jahre und ich, 8 Jahre, kamen mit dem Fischkutter vom Windenburger Eck (9.10.1944) bis Labiau. Dort waren wir 8 Tage im Lager, dann ging's weiter mit dem Zug nach Sachsen, Sebnitz - Hertigswalde. Dort waren wir bis März (1945), dann weiter nach Bayern, erst Lauterbrunn, dann Gersthofen - unsere neue Heimat.
Edith Robl (geb. Steinwender), 22.7.2009
Ergänzungen von Gerhard Steinwender, 12.8.2009
Wir flüchteten mit zwei Pferdewagen. Auf dem ersten Wagen war meine Mutter Else Steinwender, meine Schwester Edith, mein Bruder Heinz, meine Cousine Irma Glogau, unsere Magd Marianne und ich. Auf dem zweiten Wagen: mein Vater Richard Steinwender, meine Oma Minna Steinwender und meine Tante Berta Glogau (Omas Tochter). Die Oma wollte aber nicht fliehen und wehrte sich sehr dagegen. Mein Vater musste sie mit Gewalt auf den Wagen raufsetzen. Inzwischen schickte er den ersten Wagen schon voraus.
Nachdem wir mit dem ersten Wagen eine Weile unterwegs waren, ritt ich zurück um nach dem zweiten Wagen Ausschau zu halten.
Aus Erzählungen der anderen weiß ich noch: Wenn die Russen schossen, dann nahm unsere Magd Marianne die Edith und den Heinz bei der Hand und schmiss sich mit ihnen in den Schützengraben. Sie war eine Polin, sie kannte den Krieg schon.
Irgendwann entfernte sich auch mein Vater vom zweiten Wagen um nach uns (dem ersten Wagen) zu suchen. Unterwegs sah er, dass die Brücke nach Langkuppen weg war und ahnte schon Schlimmes. Er wollte nichts wie zu seiner Familie gelangen.
Wie durch ein Wunder traf ich meinen Vater in diesesm Durcheinander. Uns wurde allmählich klar, dass der erste Wagen bzw. unsere Lieben schon weg waren - übers Haff. Der zweite Wagen war auf der russischen Seite, da kam man nicht mehr hin. Alles musste zurück.
Oma und Tante Berta wollten später auch über diese Brücke bei Langkuppen, aber die war ja schon weggesprengt, also mussten sie einen anderen Fluchtweg nehmen. Sie schafften die Flucht leider nicht mehr.
Wir hatten große Angst, nicht mehr weg zu kommen, und es war schon klar, wenn man noch raus will, dann geht das nur noch vom Windenburger Eck aus über's Haff. Als wir dort ankamen sahen wir, dass der Fischdampfer gar nicht anlegen konnte, weil es da zu seicht war. Deshalb mussten wir auf die Schnelle noch einen Steg bauen. Dazu nahmen wir Balken und Bretter von einer benachbarten Scheune, das hat lange gedauert. Die Russen waren ganz nah und wir hatten Angst, dass sie uns den Steg wieder wegschossen. Als der Steg fertig war reisten wir mit dem Fischdampfer nach Labiau.
Erst ein paar Tage später trafen auch wir in Labiau ein. Labiau lag in tiefem Frieden - dort war kein Krieg.