Herforder Chronik (1910)/116: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Ratswein wurde aber auch zu „Präsenten“ an hochverdiente Bürger oder zur Erlangung der Gunst von Fürstlichkeiten verbraucht. Von vielen Beispielen nur zwei: | |||
Anton Fürstenau hatte der Stadt unschätzbare Dienste geleistet, als es galt, für Herford die Reichsunmittelbarkeit anerkannt zu sehen, vermöge deren sie Neutralität behaupten, d. h. von den feindlichen Truppen nicht belästigt werden durfte. Die Kriegsvölker, schwedische wie wallensteinische, kehrten sich zwar in jener Zeit, wo Macht vor Recht ging, nicht an die Neutralität der Stadt und legten ihr schwere Lasten und Lieferungen von Lebensmitteln und Geld auf. Da aber verstand es der verschlagene Anton Fürstenau allezeit, die feindlichen Heerführer zur Milde zu stimmen, so daß sie die Stadt mit Einquartierung verschonten und auch wohl ihre hochgeschraubten Forderungen ermäßigten. Für seine rastlose Tätigkeit zum Wohle seiner Vaterstadt erhielt er jährlich von der Stadt einen Ohm Wein, und seine Schulden im Ratsweinkeller und in der Apotheke wurden auf die Stadtkasse übernommen. | |||
In einer alten Chronik<ref>Staatsarchiv Münster, <tt>Msc.</tt> VII 3326a.</ref> wird mitgeteilt, daß 1650 die Bürgermeister Schöffen und Rat beschlossen, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu seiner Ankunft auf dem Sparenberge zu gratulieren und bei dieser Gelegenheit „<tt>praesente</tt>“ zu überreichen. Die Abgeordneten übergaben zunächst der Frau Kurfürstin das für den jungen Kurprinzen<ref>Er war auf der Sparrenburg geboren.</ref>) versprochene Patengeld, „so zu gnaden auff- und angenommen worden“. | |||
Danach wurden sie zur Audienz beim Kurfürsten zugelassen, der ihr Geschenk, zwei Faß rheinischen und eine Pipe (langes, schmales Gefäß) spanischen Wein, wie auch „drey Fuder Haber in Gnaden acceptirt“, worauf ihnen dann eine Audienz bewilligt wurde, in der sie ihre Anliegen vorbringen durften. | |||
<center>'''„Winkop“.'''</center> | |||
Auf die gezeigte Weise spielte der Wein in manchen Lebensverhältnissen eine Rolle; wie er aber auch auf das rechtliche Gebiet übergriff, sei uns verstattet, in einer Schlußbemerkung zu betrachten. | |||
'''Fr. Rückert''' trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er die fünf Ursachen des Weintrinkens aufzählt<ref>Rückert, Gedichte, Auswahl des Verfassers, 18. Aufl. S. 555, Frankf., Sauerländer 1875.</ref>: | |||
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„Man kann, wenn wir es überlegen,<br /> | |||
Wein trinken fünf Ursachen wegen.<br /> | |||
Einmal um eines Festes willen,<br /> | |||
Sodann vorhand'nen Durst zu stillen,<br /> | |||
Ingleichen künftigen abzuwehren,<br /> | |||
Ferner dem guten Wein zu Ehren,<br /> | |||
Und endlich um jeder Ursach willen.“ | |||
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Aktuelle Version vom 17. Juli 2009, 20:35 Uhr
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Der Ratswein wurde aber auch zu „Präsenten“ an hochverdiente Bürger oder zur Erlangung der Gunst von Fürstlichkeiten verbraucht. Von vielen Beispielen nur zwei:
Anton Fürstenau hatte der Stadt unschätzbare Dienste geleistet, als es galt, für Herford die Reichsunmittelbarkeit anerkannt zu sehen, vermöge deren sie Neutralität behaupten, d. h. von den feindlichen Truppen nicht belästigt werden durfte. Die Kriegsvölker, schwedische wie wallensteinische, kehrten sich zwar in jener Zeit, wo Macht vor Recht ging, nicht an die Neutralität der Stadt und legten ihr schwere Lasten und Lieferungen von Lebensmitteln und Geld auf. Da aber verstand es der verschlagene Anton Fürstenau allezeit, die feindlichen Heerführer zur Milde zu stimmen, so daß sie die Stadt mit Einquartierung verschonten und auch wohl ihre hochgeschraubten Forderungen ermäßigten. Für seine rastlose Tätigkeit zum Wohle seiner Vaterstadt erhielt er jährlich von der Stadt einen Ohm Wein, und seine Schulden im Ratsweinkeller und in der Apotheke wurden auf die Stadtkasse übernommen.
In einer alten Chronik[1] wird mitgeteilt, daß 1650 die Bürgermeister Schöffen und Rat beschlossen, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu seiner Ankunft auf dem Sparenberge zu gratulieren und bei dieser Gelegenheit „praesente“ zu überreichen. Die Abgeordneten übergaben zunächst der Frau Kurfürstin das für den jungen Kurprinzen[2]) versprochene Patengeld, „so zu gnaden auff- und angenommen worden“.
Danach wurden sie zur Audienz beim Kurfürsten zugelassen, der ihr Geschenk, zwei Faß rheinischen und eine Pipe (langes, schmales Gefäß) spanischen Wein, wie auch „drey Fuder Haber in Gnaden acceptirt“, worauf ihnen dann eine Audienz bewilligt wurde, in der sie ihre Anliegen vorbringen durften.
Auf die gezeigte Weise spielte der Wein in manchen Lebensverhältnissen eine Rolle; wie er aber auch auf das rechtliche Gebiet übergriff, sei uns verstattet, in einer Schlußbemerkung zu betrachten.
Fr. Rückert trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er die fünf Ursachen des Weintrinkens aufzählt[3]:
„Man kann, wenn wir es überlegen,
Wein trinken fünf Ursachen wegen.
Einmal um eines Festes willen,
Sodann vorhand'nen Durst zu stillen,
Ingleichen künftigen abzuwehren,
Ferner dem guten Wein zu Ehren,
Und endlich um jeder Ursach willen.“