Zöllner (Familienname): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Juni 2009, 21:26 Uhr

Herkunft und Bedeutung

nach Konrad Kunze:

1. von "selde" (Taglöhnerhäuschen mit wenig oder keinem Feld):

"Söll(n)er"

"Söll(n)er" könnte zu "Zöllner" geworden sein.


laut Duden:

2. Berufsname zu mhd. zoller 'Zolleinnehmer' Zoll(n)er, Zöll(n)er: 1142 Zoller, 1225 Zollner

Waren die mittelalterlichen Zöllner zunächst Beamte im Dienst des Kaisers, der Klöster und anderer Lehnsherren, so gab es im Spätmittelalter zahlreiche Zöllner als städtische Angestellte. Sie erhoben z.B. Brücken- und Wegezoll.


von Robert Czoelner (Auszug):

3. Czoelner

a) Ableitung vom Namen des Beamten oder Ritters, der berechtigt ist, Zölle zu erheben. Dazu gehören auch Familien des Hochadels, wie zum Beispiel die von Hohenzollern, die sich ursprünglich Zollern nannten. In Nürnberg, wo die Zollern oder Zollner als Burggrafen amtierten, verfügten sie offenbar über das Zollrecht. 1363 erlangten sie den Rang von Reichsfürsten. Gleichzeitig existierten auch in der Stadt Nürnberg selbst zwei Patriziergeschlechter, die sich Zollner nannten. Das Wappen einer dieser Familien war durch einen schmalen roten Balken geteilt, oben in Gold ein wachsender schwarzer Löwe, unten in Silber ein schwarzer Kopf.

b) Ableitung von dem Namen Kellner, manchmal auch Zellner gesprochen oder geschrieben. In Klöstern verwaltete der Kellner oder Küchenmeister die hauswirtschaftlichen Bedürfnisse, insbesondere den Weinkeller. Er führte aber auch die Aufsicht über das gesamte Klostervermögen und deckte den Bedarf an Lebensmitteln für das Kloster. Die Berufsbezeichnung ist letztlich abgeleitet von lateinisch “cella”. Daß man dieses lateinische Wort unterschiedlich aussprechen kann, zeigt die deutsche Entsprechung “Zelle”. Je nachdem, ob man nun der lateinischen Schreibweise den Vorzug gab oder der deutschen, konnte man mit “c” oder “z” am Anfang schreiben oder sogar beides kombinieren. Die schweizerische Familie Zöllner oder Zollner, die im Wappen in Gold eine Traube führte, leitete sicher ihre Herkunft von einem solchen Kellner oder Zellner ab.

c) Herleitung aus dem Ortsnamen Köln oder Cöln. Es existierten in Deutschland mehrere Orte dieses Namens. Für die Schreibweise gelten ähnliche Überlegungen wie für das Wort “Kellner”.

Varianten des Namens

Zoller, Zöller, Zöllner

Quelle: Duden - Familiennamen - Herkunft und Bedeutung.

Amts-Namen zu mhd. zolnære, zoller >Zolleinnehmer, Zöllner<. Waren die mittelalterlichen Zöllner zunächst Beamte im Dienst des Kaisers, der Klöster und anderer Lehnsherren, so gab es im Spätmittelalter zahlreiche Zöllner als städtische Angestellte. Sie erhoben z.B. Brücken- und Wegezoll.

Der anno 1250 in Regensburg bezeugte Fridr. zollner uf der prukk erhob wahrscheinlich den Brückenzoll.

mhd. Mittelhochdeutsch


Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.

ZOLLNER, m., in Pommern Fischer, welche die Fischerei in Zollen, s. d. w., betreiben ZÖLLNER Reise durch Pommern (1797) 96.

dazu Z o l l n e r f i s c h e r e i , f., Gesetzsammlung für den preußischen Staat 1859, 457.

ZÖLLNER, m., ahd. Zolanâri GRAFF 5, 659,

                        mhd. zolnære mhd. wb. 3, 946b, LEXER 3, 1149,
                        mnd. tolner SCHILLER-LÜBBEN 4, 571,
                        afr. tolner RICHTHOFEN 1091,
                        nl. tollenaar, ags. tolnere BOSWORTH-TOLLER 1001b.

Es fehlt ursprünglich im Nordischen, s. bei Zoller; schw. tullnär wird auf deutschem Vorbild beruhen. Das Wort geht unmittelbar auf das volkslateinische tolonarius zurück, s. oben bei 3zoll, und gehört zu den masculina persönlicher Bedeutung, welche das lat. suffix -arius ins Deutsche gebracht haben, vgl. WILMANNS 2, 283 f. Der junge Umlaut der Stammsilbe ist durch LUTHERS Bibelübersetzung zur allgemeinen Geltung gebracht worden STIELER 2252, ADELUNG 4, 1731. Doch hielt sich Z o l l n e r besonders in Oberdeutschland lange, wo noch ADELUNG es als 'gangbar' bezeichnet. Auch wurde es im östlichen md. gebraucht, so von LUTHER I 34, 485 Weimar, daneben Zöller III 10, 218, in Nürnberg: der Stadt Zolner Nürnberg Polizeiverordnung 143 Baader. STEINHÖWEL braucht neben häufigem Zolner ebenso gerne Zoller, das im alem.-schwäb. Gebiet zu hause war DASYPODIUS, MAALER, s. bei dem Wort.


I) Zöllner im eigentlichen Sinne ist der Zolleinnehmer. In dieser Bedeutung ist es im Beginn des 18. Jh. außer Gebrauch gekommen, während süddeutsches Zollner länger galt. Die Wörterbücher des 17. Jh. geben Zöllner ohne weiteres als Übersetzung von publicanus, portitor u. ä.: er ist ein Zöllner, nimmt oder fordert den Zoll ein CALVISIUS (1616) 670, kürzer CORVINUS (1623) 464, REYHER 2464, JUNGIUS nomenclator 476, STIELER 2252, POMEY (1698) 434.

Neben Zolleinnehmer stellt es KIRSCH 367a. Im 18. Jh. hat es noch DENTZLER (1716 Basel) 364b und FRISCH 2, 481a. ADELUNG erklärt es dagegen für ein im hd. veraltetes Wort, 'welches nur noch in der deutschen Bibel vorkommt', wofür man Zolleinnehmer, Zollbedienter oder Zollbeamter sage.

Dem entsprechen die literarischen Belege.

1) bis zum Anfang des 18. Jh. ist Zöllner wie auch Zollner der Zolleinnehmer, der an der Zollstelle, am Tor, an der Brücke sitzt und den Zoll fordert:

als er nun kam zu der Stattpforten, der Zölner het von im sein Spech (Spaß), that auch als ob er in nit sech H. SACHS 21, 177 Keller-Götze;

da mich der Zolner nit gesehen hat der almal nach dem Zol thuet fragen ebd.;

der Zöllner darinne (im Zollhaus am Bober) sol die Fuhrleute angesprochen haben: sage an, was führestu? Davon sol der Name diesem Ort (Sagan) beklieben sein RÄTEL Curäi chron. des herz. Schlesien (1607) 514;

der Stallknecht träumet sich einen Stallmeister ... der Zöllner, Schatzmeister MOSCHEROSCH Gesichte 66;

die Oberpriester, ..., richteten sich hier nach dem Vortheil und nutzen, welcher den öffentlichen Pächtern und Zöllnern daraus entstund FLEMING vollk. teutsche Soldat (1726) 34.

Bd. 32, Sp. 64

2) in gleicher Bedeutung hält es sich noch länger in der Dichtung, auch in der Prosa, hier meist mit scherzendem oder verächtlichem Nebensinn, vgl. unten II:

hier wohnt der Zöllner mit Weib und Kind. 'Zöllner! o Zöllner! entfleuch geschwind! BÜRGER 36 Bohtz (Lied vom braven Mann);

am Schlagbaum lehnt just der Zöllner hervor J. N. VOGL das Erkennen;

der ebenso treffliche als wunderliche Mann (F. A. Wolf) hatte auf alle Zöllner einen entschiedenen Hass geworfen und konnte sie, selbst wenn sie ruhig und mit Nachsicht verfuhren, ja wohl eben deshalb nicht ungehudelt lassen GÖTHE 35, 206 Weim. (Tag- u. Jahresh. 1805);


die Zöllner der Stadt mit geborenen Franzosen gemischt, hatten alles aufs schärfste durchsucht ARNDT Werke 1, 93.


3) in historischer Prosa erscheint es

a) als Wort der Zeitfarbe für ältere deutsche Verhältnisse: erschien der Zöllner auf dreimaliges Rufen nicht, so durfte man nach deutschem Rechte weiter fahren RAUMER Gesch. d. Hohenstaufen 5, 455;

so fassten ... die Hamburger 1270 den Schluss, der gräflich holsteinische Vogt, Münzmeister, Zöllner und andere Dienstleute sollten nicht anders als auf ausdrückliche Einladung in den Rath kommen EICHHORN deutsche Staats- u. Rechtsgeschichte 2, 394.

b) in der römischen Geschichte für die publicani, vgl. unten II 3: öffentliche Versteigerung sicherte ... gegen jede Bedrückung der Zöllner NIEBUHR röm. Gesch. 1, 336;

man erinnere sich ... an die Menschenjagden, die die Zöllner daselbst (in der Provinz Asien) nebenbei betrieben MOMMSEN röm. Gesch. 2, 265.

4) in Vergleichen: wie wir aber mit Essen und Trinken Unordnungen zu thun pflegen, also geben wir auch diesem Zölner (dem schlaf) unsrer Zeit mehr als ihm gebühret HARSDÖRFFER Frauenz.-gesprechsp. 8, 522.

II. aus dem Evangelium hat Z ö l l n e r eine herabsetzende Bedeutung bekommen. Wenn wir es heute von wirklichen Zollbeamten gebrauchen, hat es einen besonderen, meist leicht scherzhaften Ton. Man sagt: das und das Regiment hat viele Zöllner unter seinen Reserveoffizieren. So schon früher: indessen hat' er ... noch einen verabschiedeten preußischen Offizier gebeten, der als Zöllner versorgt war HIPPEL Lebensläufe 3, 2, 379.

1) wie der Zöllner im neuen Testament den Juden ein Ärgernis ist, so bezeichnet das Wort allgemein den Geringen, Sündigen und Verachteten. Publicanus wird schon im frühen Mittelalter als offen sundâre, offenbar sunder gedeutet NOTKER ps. 84, 12; DIEFENBACH mlat.-hd.-böhm. wb. 227.


so später: denn so ir liebet, die euch lieben, was werdet ir fur Lohn haben. Thun nicht das selb auch die Zölner? Matth. 5, 46;

Amos war ... ein Kühhirt, ... Mattheus ein Zölner NAS antipap. eins und hundert 5, 318b;

wer gab dann denen eben noch vorhin so anders- und grobdenkenden Fischern und Zöllnern diesen neuen künstlichen Plan an? HERDER 19, 98;

doch Herr, der du dem Zöllner dich gesellt, o lass nicht zu, dass ich in Nacht verschwimme DROSTE-HÜLSHOFF 3, 73;

hohes oder niederes Stands Personen, Arme oder Reiche, Edelleute oder Zöllner BASTEL VON DER SOHLE Don Kichotte 151;

alle Rangordnung aufgehoben ... Fromme und Zöllner ... alles auf einem Haufen Schriften der Götheges. 1, 100.

besonders hat sich die Verbindung Zöllner und Sünder, auf die auch der letzte Beleg anspielt, eingewurzelt. neben ihr noch andere aus dem Evangelium oder ihnen nachgebildete: und es begab sich, da er zu Tisch saß in seinem (Matthäus') Hause, setzten sich viel Zölner und Sünder zu Tisch mit Jesu Matth. 9, 10;

und als mit im zu Tische saßen Zölner und Sünder, mit im aßen H. SACHS 6, 320 Keller;

Bd. 32, Sp. 65

nyemant solt mynder geacht haben seiner leer, dann Zolner, Huren und Sünder (Matth. 21, 31) EBERLIN VON GÜNZBURG 2, 151 Neudr.;

'ehrwürdiger Vater', sagte hierauf Eck, 'wenn ihr glaubt, dass ein rechtmäßig versammeltes Concilium irren könne, so seid ihr wie ein Heide und Zöllner' (Matth. 18, 17) RANKE 1, 284;

damit es die Herren Besucher, und Versucher ... überhaupt alle Zöllner und Sündergesellen nur auf einmal wissen (Matth. 11, 19) HIPPEL Lebensläufe 1, 8;

an dem Matheo ist zu sehen, wie Got kain Sünder thu verschmehen, dan aus aim Zolner und Unchristen beruft er in zum Evanglisten FISCHART bibl. Historien 319 Kurz;

aber ihren Glauben verläugnen sie, denn der Kipp- und Wipper-Orden sind nur Juden und Zöllner worden OPEL-COHN dreißigjähr. Krieg 424.


2) der Zöllner ist der bußfertige Sünder nach dem Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner:

du sahest an mit Gnaden den Petrum im Pallast; des Zöllners Seelenschaden Herr, du geheilet hast JOH. BRENDEL bei Fischer-Tümpel 2, 108;

ich bin nicht Zöllner genug, um den Pharisäern gegenüber an meine Brust zu schlagen und zu sagen: Gott sei mir Sünder gnädig JHERING Geist d. röm. Rechts II 2, XIII.

3) aus dem neuen Testament stammt auch Zöllner als Wiedergabe des lat. publicanus Zollpächter, die als Blutsauger in den römischen Provinzen, besonders Asiens, einen weltgeschichtlichen schlechten Ruf haben, s. oben I 3 b. Daher bezeichnet dies Wort die Zollbeamten als Quäler, Schnüffler, Bedrücker: dadurch aber so viel meineidige visitatores und corruptibles Zöllners ... gemachet werden MARPERGER Kaufmannsmagazin 1424;

die Zöllner, die von unserm Blut schon angefüllt und aufgeschwollen TRILLER poet. Betrachtungen 2, 705;

Shylock. wie sieht er einem falschen Zöllner gleich! (like a fawning publican) SHAKESPEARE 4, 25 Schlegel (Kaufm. v. Venedig I 3);

die Zolllinien im Innern .., durch welche jede Provinz zu einem Staate für sich wird, von einem stehenden Heere von Zöllnern umstellt DAHLMANN Geschichte der franz. Revolution 39;

er (Napoleon) und seine Marschälle und Intendanten und Lieferanten und Zöllner und Polizeimeister haben unser Vaterland so geplagt und geschändet, dass es mit keinen Worten auszusprechen ist ARNDT schr. für u. an s. l. Deutschen 1, 236;

piep, Däne, piep! Wahrheit bist du quitt als Zöllner lauerst du am Sund und bläffst dort wie ein Höllenhund JAHN 2, 994.

ahd. althochdeutsch

mhd. mittelhochdeutsch

mnd. mittelniederdeutsch

nd. niederdeutsch


Geographische Verteilung

Relativ Absolut
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Bekannte Namensträger

Carl Friedrich Zöllner (1800–1860), deutscher Komponist

Carl Heinrich Zöllner (1792–1836), deutscher Komponist

Daniel Zöllner (* um 1550; † 1618), deutscher Jurist und Herzoglich mecklenburgischer (Vize-) Kanzler

Dirk Zöllner (* 1962), deutscher Musikschaffender

Emil Zöllner (1879–1948), deutscher Lehrer und Schriftsteller

Erich Zöllner (1916–1996), österreichischer Historiker

Frank Zöllner (* 1956), deutscher Kunsthistoriker

Friedrich Zöllner (19. Jahrhundert), deutscher Orgelbaumeister

Heinrich Zöllner (1854–1941), deutscher Komponist, Dirigent und Librettist

Helmut Zöllner (* 1949), deutscher Fußballspieler

Johann Friedrich Zöllner (1753−1804), deutscher Pfarrer

Johann Karl Friedrich Zöllner (1834–1882), deutscher Astronom

Jürgen Zöllner (* 1945), deutscher Landespolitiker und Senator in Rheinland-Pfalz und Berlin (SPD)

Karl Friedrich Zöllner (1834–1882), deutscher Physiker und Astronom

Kirsten Zöllner (* 1981), deutscher Basketballspieler

Konrad Zöllner von Rotenstein († 1390), 23. Hochmeister des Deutschen Ordens von 1382 bis 1390

Ludwig Theodor Zöllner (1796−1860), deutscher Zeichner und Lithograph

Nepomuk Zöllner (* 1923), deutscher Mediziner

Nina Zöllner (* 1979), deutsche Sportlerin Rollkunstlauf

Otto Zöllner Schorr (1909−2007), Botaniker und Universitäts-Professor in Chile

Pamela Zoellner (* 1977), deutsche Eisschnellläuferin

Reinhard Zöllner (* 1961), deutscher Historiker und Japanologe

Walter Zöllner (* 1933), deutscher Historiker

Wilhelm Zoellner (1860–1937), deutscher Generalsuperintendent

Wolfgang Zöllner (* 1928), deutscher Jurist


Sonstige Personen

Geographische Bezeichnungen

Literaturhinweise

Daten aus FOKO

<foko-name>Zöllner</foko-name>

Daten aus der Totenzettelsammlung

In unserer Totenzetteldatenbank findet man u. U. auch Einträge zum Familiennamen Zöllner.

Daten aus GedBas

Weblinks

<http://www.freewebs.com/arnozoellner/; http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%B6llner; http://de.wikipedia.org/wiki/Zollner_vom_Brand>

Familienforscher