Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/291: Unterschied zwischen den Versionen
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hier zu weit führen. Bei einer solchen Erörterung wären vielerlei sociale Verhältnisse und Einrichtungen im Einzelnen zu berücksichtigen: das Entstehen von geselligen Vereinen, Clubbs, Harmonien, Lesevereinen, die Errichtung von Theatern, die Anfänge von Wochenblättern und dergleichen mehr. Hier mag es genügen, im Allgemeinen zu bemerken, wie in den bezeichneten Kreisen und den dahin gehörenden Ständen die allgemeinen Grundsätze der Menschlichkeit, die philanthropischen Humanitätsideen, sich Raum schafften; wie auch durchgängig in diesen Gesellschaften ein Sinn für das Honnette waltete und sich von diesen Kreisen aus allmälig weiter verbreitete; wie es im Ganzen an sittlicher Grundlage nicht fehlte, und diese Kreise überhaupt sehr viele wahrhaft Pflichtliebende unter ihren Mitgliedern zählten. Andrerseits ist aber nicht zu übersehen, wie in diesen Kreisen zuerst eine zunehmende Entfremdung von der Kirche stattfand, die in den niederen Schichten der Bevölkerung entschieden mißliebig bemerkt ward, wie denn überhaupt diese letzteren auf jene „Vornehmen“ um so mehr mit ungünstigen Blicken hinschauten, je mehr jene, in dem Gefühle der zwischen diesen beiden Classen der Gesellschaft sich öffnenden und erweiternden Kluft, sich zurückzogen von den „ordinären Leuten“. Nichtsdestoweniger ahmten die so benannten niederen Stände, zumal in den Städten, wie es zu geschehen pflegt, das von den Höherstehenden gegebene Beispiel nach. Dabei verfiel die Kirchlichkeit im Allgemeinen immer mehr, wo nicht etwa besonders begabte Prediger den Kirchenbesuch aufrecht hielten. | |||
Auf dem Lande freilich war es unter den obwaltenden Verhältnissen vielerwärts anders, und es giebt Gemeinden, welche über jene Zeiten, man möchte sagen, fast unbewußt hinweg gekommen sind. Diese Thatsache begreift sich nur ganz, wenn man einerseits die Zähigkeit in Anschlag bringt, mit welcher durchgehends die hier wohnenden Volksstämme an dem Althergebrachten festzuhalten geneigt sind; anderentheils die Isolirung sich vergegenwärtigt, die bis auf die neuesten Zeiten, welche erst sowohl äußerliche als geistige Verbindungswege in größerem Maße eröffnet haben, für eine sehr beträchtliche Anzahl zumal kleiner und abgelegener Landgemeinden stattfand, ja, in welcher manche derselben sich selber erhielten. Viele Gemeinden giebt es, namentlich im Schleswig'schen, wo außer dem Pastorathause allenfalls nur das des Müllers, wenn es dort einen |
Aktuelle Version vom 25. Januar 2009, 09:07 Uhr
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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hier zu weit führen. Bei einer solchen Erörterung wären vielerlei sociale Verhältnisse und Einrichtungen im Einzelnen zu berücksichtigen: das Entstehen von geselligen Vereinen, Clubbs, Harmonien, Lesevereinen, die Errichtung von Theatern, die Anfänge von Wochenblättern und dergleichen mehr. Hier mag es genügen, im Allgemeinen zu bemerken, wie in den bezeichneten Kreisen und den dahin gehörenden Ständen die allgemeinen Grundsätze der Menschlichkeit, die philanthropischen Humanitätsideen, sich Raum schafften; wie auch durchgängig in diesen Gesellschaften ein Sinn für das Honnette waltete und sich von diesen Kreisen aus allmälig weiter verbreitete; wie es im Ganzen an sittlicher Grundlage nicht fehlte, und diese Kreise überhaupt sehr viele wahrhaft Pflichtliebende unter ihren Mitgliedern zählten. Andrerseits ist aber nicht zu übersehen, wie in diesen Kreisen zuerst eine zunehmende Entfremdung von der Kirche stattfand, die in den niederen Schichten der Bevölkerung entschieden mißliebig bemerkt ward, wie denn überhaupt diese letzteren auf jene „Vornehmen“ um so mehr mit ungünstigen Blicken hinschauten, je mehr jene, in dem Gefühle der zwischen diesen beiden Classen der Gesellschaft sich öffnenden und erweiternden Kluft, sich zurückzogen von den „ordinären Leuten“. Nichtsdestoweniger ahmten die so benannten niederen Stände, zumal in den Städten, wie es zu geschehen pflegt, das von den Höherstehenden gegebene Beispiel nach. Dabei verfiel die Kirchlichkeit im Allgemeinen immer mehr, wo nicht etwa besonders begabte Prediger den Kirchenbesuch aufrecht hielten.
Auf dem Lande freilich war es unter den obwaltenden Verhältnissen vielerwärts anders, und es giebt Gemeinden, welche über jene Zeiten, man möchte sagen, fast unbewußt hinweg gekommen sind. Diese Thatsache begreift sich nur ganz, wenn man einerseits die Zähigkeit in Anschlag bringt, mit welcher durchgehends die hier wohnenden Volksstämme an dem Althergebrachten festzuhalten geneigt sind; anderentheils die Isolirung sich vergegenwärtigt, die bis auf die neuesten Zeiten, welche erst sowohl äußerliche als geistige Verbindungswege in größerem Maße eröffnet haben, für eine sehr beträchtliche Anzahl zumal kleiner und abgelegener Landgemeinden stattfand, ja, in welcher manche derselben sich selber erhielten. Viele Gemeinden giebt es, namentlich im Schleswig'schen, wo außer dem Pastorathause allenfalls nur das des Müllers, wenn es dort einen