Deutsche und französische Kultur im Elsass/043: Unterschied zwischen den Versionen

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:A. Koerttgé: Portal, Reibeisengasse 12 in Strassburg.
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Aktuelle Version vom 10. April 2008, 13:52 Uhr

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Deutsche und französische Kultur im Elsass
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Leben des Stadtbürgers viele ländliche Gewohnheiten schärfer ausgeprägt erhalten wie in Deutschland.

Auch der Stadtbürger ist im Elsass ein Frühaufsteher. Um 7 Uhr Morgens, spätestens um halb acht ist alle Welt an der Arbeit. In Erinnerung an die alte Morgensuppe wird noch heute der Milchkaffee nicht getrunken, sondern „gegessen". Zwischen 9 und 10 Uhr wird manchmal ein zweites Frühstück, das „Morgenessen", eingenommen. Meist besteht es aus Brot, Käse, Zwiebel oder Wurst, wohl auch einem „Schöppel" Bier. Um 12 Uhr findet das Mittagessen statt. Suppe, warmes Fleisch und Gemüse bilden seine unentbehrlichen Bestandteile. Ein schwarzer Kaffee — gleich nach dem Essen — kommt vor, scheint aber nicht eigentlich üblich zu sein. Um 4 Uhr wird zu „Abend" gegessen. Die Zusammensetzung ist ähnlich wie die des Morgenessens, im Sommer werden vielfach Früchte genossen. Am Abend zwischen 7 und 8 Uhr endlich beschliesst das Nachtessen die Reihenfolge der Mahlzeiten. Auch dieses besteht unabänderlich aus Suppe und warmem Fleisch. Die Nahrung setzt sich also aus zwei warmen und zwei kalten Mahlzeiten und dem Morgenkaffee zusammen. Dazu kommt bei wohlhabenden weniger beschäftigten Personen der schwarze Kaffee nach dem Mittagessen, der nicht selten im Kaffeehaus bei Pfeife oder Cigarette, Karten- oder Billardspiel eingenommen wird.

Die Bevölkerung ist im allgemeinen fleissig; bei rührigem, intelligentem Zugreifen geht ihr die Arbeit rasch von der Hand. Jedoch eine unermüdliche Arbeitsmaschine ist der elsässer Kleinbürger in seinem Gewerbebetrieb nicht, und diese gemütlichen, manchmal wohl auch etwas lässigen Arbeitsgewohnheiten des Handwerks und Kleinbetriebes haben sich, wenigstens im Unterelsass, vielfach in die Mittel- und Grossbetriebe übertragen. Befördert wird eine gewisse Unregelmässigkeit der Arbeitsgewohnheiten durch die Saisonarbeit in vielen Betrieben, in denen also mit periodischer Regelmässigkeit geschäftsstille und geschäftsrege Zeiten abwechseln. Gerade in der Nahrungsmittelindustrie Strassburgs finden sich viele solcher Saisongewerbe, so vor allem die Gänseleberfabrikation, die im Sommer völlig ruht und erst im September wieder auflebt. Alle diese Momente, am meisten aber der kleingewerbliche Charakter der städtischen Industrien und die Lebensfreude des Volkes, bedingen es, dass der elsässische Kleinbürger nicht völlig in der Arbeit aufgeht und sich die Stunden der Erholung und des Vergnügens nicht zu knapp bemisst. Die Freuden des Volkes sind natürlich vorwiegend materieller Natur, und Essen und Trinken stehen in erster Linie. Mit völliger Unparteilichkeit werden deutsche und französische Gewohnheiten gleichermassen adoptiert; der Elsässer geniesst kurz vor Tisch sein Aperitif, wie gegen Abend seinen Abendschoppen in einem Bierhaus. Auch die Sitte des Abendessens bietet ihm erwünschte Gelegenheit zu kleinen Kollationen. Sehr häufig sind auch die Männer in der Kochkunst wohl erfahren und verstehen sich auf die Zubereitung besonders wohlschmeckender

Bildunterschrift:
A. Koerttgé: Portal, Reibeisengasse 12 in Strassburg.