Geschichte der kleinen deutschen Höfe 1/140: Unterschied zwischen den Versionen

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gierung geführt: sie war lang und sehr unruhig, von den heftigsten Stürmen von Innen und von Außen bewegt, sie dauerte über fünfzig Jahre und von ihr datirt der erste Grund zu der auf den höchsten Grad gediehenen Verbitterung zwischen Landesherrn und Ständen, welche über hundert Jahre bis zum Erbvergleich 1755 gedauert und Mecklenburg Sprichwörtlich zum „S t r e i t l ä n d l e i n" gemacht hat. Diese höchste Verbitterung kam durch einen Kanzler Herzog A d o l f  F r i e d r i c h s  '''I.''', der wo möglich noch ein schlimmerer Hitzkopf wie sein Herr war, und wie dieser im Alter von einem unüberwindlichen Eigensinn und einer Rechthaberei besessen wurde, die bis auf Wortgezänk ging. Der Name dieses Mannes hatte schon einen fatalen Klang und er ist auch für Mecklenburg traurig fatal geworden: er hieß J o h a n n  C o t h m a n n  und war ein Westphälinger, er stammte aus Lemgo, sein Bruder, Dr. E r n s t  C o t h m a n n, ein ausgezeichneter Rechtsprofessor zu Rostock und Kanzler zu Güstrow, hatte ihn in die fürstlichen Dienste gebracht. J o h a n n  C o t h m a n n  ward nach dem Tode seines Bruders erst Kanzler J o h a n n  A l b r e c h t's '''II.''' zu Güstrow, mit dem A d o l f  F r i e d r i c h '''I.''' in fortwährenden Streitigkeiten lebte; als ihn J o h a n n  A l b r e c h t '''II.''' seines Dienstes entließ, bestallte ihn A d o l f  F r i e d r i c h '''I.''' bei sich zum Kanzler, er erhielt diesen Posten 1634, in dem Jahre, wo W a l l e n st e i n  ermordet wurde. W a l l e n st e i n  hatte einmal diesen C o t h m a n n, als er seine Herren im Exile begleitete und er von ihnen zu W a l l e n st e i n um vorzubitten geschickt ward, auf eine fulminante Weise in seinem gewöhnlichen langschweifigen und langweiligen Vor
gierung geführt: sie war lang und sehr unruhig, von den heftigsten Stürmen von Innen und von Außen bewegt, sie dauerte über fünfzig Jahre und von ihr datirt der erste Grund zu der auf den höchsten Grad gediehenen Verbitterung zwischen Landesherrn und Ständen, welche über hundert Jahre bis zum Erbvergleich 1755 gedauert und Mecklenburg Sprichwörtlich zum {{Sperrschrift|„Streitländlein"}} gemacht hat. Diese höchste Verbitterung kam durch einen Kanzler Herzog {{Sperrschrift|Adolf Friedrichs I.}}, der wo möglich noch ein schlimmerer Hitzkopf wie sein Herr war, und wie dieser im Alter von einem unüberwindlichen Eigensinn und einer Rechthaberei besessen wurde, die bis auf Wortgezänk ging. Der Name dieses Mannes hatte schon einen fatalen Klang und er ist auch für Mecklenburg traurig fatal geworden: er hieß {{Sperrschrift|Johann Cothmann }}und war ein Westphälinger, er stammte aus Lemgo, sein Bruder, Dr. {{Sperrschrift|Ernst Cothmann}}, ein ausgezeichneter Rechtsprofessor zu Rostock und Kanzler zu Güstrow, hatte ihn in die fürstlichen Dienste gebracht. {{Sperrschrift|Johann Cothmann}} ward nach dem Tode seines Bruders erst Kanzler {{Sperrschrift|Johann Albrecht's II.}} zu Güstrow, mit dem {{Sperrschrift|Adolf Friedrich I.}} in fortwährenden Streitigkeiten lebte; als ihn {{Sperrschrift|Johann Albrecht II.}} seines Dienstes entließ, bestallte ihn {{Sperrschrift|Adolf Friedrich I.}} bei sich zum Kanzler, er erhielt diesen Posten 1634, in dem Jahre, wo {{Sperrschrift|Wallenstein}} ermordet wurde. {{Sperrschrift|Wallenstein}} hatte einmal diesen {{Sperrschrift|Cothmann}}, als er seine Herren im Exile begleitete und er von ihnen zu {{Sperrschrift|Wallenstein}}um vorzubitten geschickt ward, auf eine fulminante Weise in seinem gewöhnlichen langschweifigen und langweiligen Vor


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trag unterbrochen mit den Worten: „Hört Ihr's! Ich will euch mit Wenigem antworten: Kaiserliche Majestät hat mich hierhergeschickt wider Dero Rebellen und diese zu verfolgen, nicht aber, um Intercessionen zu ertheilen. Kommt Ihr noch einmal mit einer solchen Ambassade wieder, s o  l a s s e  i c h  E u c h  d e n  K o p f  v o r  d i e  F ü ß e  l e g e n !" Als der niedergedonnerte C o t h m a n n hinwiederum zu seiner Entschuldigung sein oratorisches Talent entfalten wollte, fiel ihm W a l l e n st e i n  mit Ungestüm in's Wort: „Hört Ihr's! Ihr habt damit Euren Bescheid!" „Im Jahre 1651, bei Gelegenheit der Erzählung eines Streits über die Contribution, sagt der alte ehrliche Propst F r a n c k*), kam es das erstemal, daß die Stände auf die Gedanken geriethen, wenn sie bei Hofe nicht Recht erhielten, daß sie an den Kaiser appelliren wollten, welches damals der Kanzler, der ohne Zweifel Alles erfahren, wohl wenig geachtet; aber seine Rachbegierde, da er den Ständen gram war, weil sie ihn mit in die Contribution ziehen und ihm die Appellations=Sporteln nicht länger gönnen wollen, hat unsäglichen Schaden nach sich gezogen, indem seine Amtsnachfolger so viel weniger die vorgefundenen Fußstapfen verlassen wollen, je mehr sie gedachten, den Fürsten durch Unterdrückung des Adels zu schmeicheln, womit aber dem fürstlichen Hause mehr Schaden als durch den dreißigjährigen Krieg geschehen ist. Nachdem der Teich, an welchem noch sonst auf Landtagen durch Abrichtung einiger Beschwerden war gebessert worden,  einmal durchgebrochen;  so hat er nicht
trag unterbrochen mit den Worten: „Hört Ihr's! Ich will euch mit Wenigem antworten: Kaiserliche Majestät hat mich hierhergeschickt wider Dero Rebellen und diese zu verfolgen, nicht aber, um Intercessionen zu ertheilen. Kommt Ihr noch einmal mit einer solchen Ambassade wieder, {{Sperrschrift|so lasse ich Euch den Kopf vor die Füße legen}}!" Als der niedergedonnerte {{Sperrschrift|Cothmann}} hinwiederum zu seiner Entschuldigung sein oratorisches Talent entfalten wollte, fiel ihm {{Sperrschrift|Wallenstein}} mit Ungestüm in's Wort: „Hört Ihr's! Ihr habt damit Euren Bescheid!" „Im Jahre 1651, bei Gelegenheit der Erzählung eines Streits über die Contribution, sagt der alte ehrliche Propst {{Sperrschrift|Franck}}*), kam es das erstemal, daß die Stände auf die Gedanken geriethen, wenn sie bei Hofe nicht Recht erhielten, daß sie an den Kaiser appelliren wollten, welches damals der Kanzler, der ohne Zweifel Alles erfahren, wohl wenig geachtet; aber seine Rachbegierde, da er den Ständen gram war, weil sie ihn mit in die Contribution ziehen und ihm die Appellations-Sporteln nicht länger gönnen wollen, hat unsäglichen Schaden nach sich gezogen, indem seine Amtsnachfolger so viel weniger die vorgefundenen Fußstapfen verlassen wollen, je mehr sie gedachten, den Fürsten durch Unterdrückung des Adels zu schmeicheln, womit aber dem fürstlichen Hause mehr Schaden als durch den dreißigjährigen Krieg geschehen ist. Nachdem der Teich, an welchem noch sonst auf Landtagen durch Abrichtung einiger Beschwerden war gebessert worden,  einmal durchgebrochen;  so hat er nicht
*) Altes u. neues Mecklenburg 14, 43, 71.
*) Altes u. neues Mecklenburg 14, 43, 71.

Version vom 15. März 2008, 12:25 Uhr

Vorlage:Geschichte der kleinen deutschen Höfe1

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gierung geführt: sie war lang und sehr unruhig, von den heftigsten Stürmen von Innen und von Außen bewegt, sie dauerte über fünfzig Jahre und von ihr datirt der erste Grund zu der auf den höchsten Grad gediehenen Verbitterung zwischen Landesherrn und Ständen, welche über hundert Jahre bis zum Erbvergleich 1755 gedauert und Mecklenburg Sprichwörtlich zum „Streitländlein" gemacht hat. Diese höchste Verbitterung kam durch einen Kanzler Herzog Adolf Friedrichs I., der wo möglich noch ein schlimmerer Hitzkopf wie sein Herr war, und wie dieser im Alter von einem unüberwindlichen Eigensinn und einer Rechthaberei besessen wurde, die bis auf Wortgezänk ging. Der Name dieses Mannes hatte schon einen fatalen Klang und er ist auch für Mecklenburg traurig fatal geworden: er hieß Johann Cothmann und war ein Westphälinger, er stammte aus Lemgo, sein Bruder, Dr. Ernst Cothmann, ein ausgezeichneter Rechtsprofessor zu Rostock und Kanzler zu Güstrow, hatte ihn in die fürstlichen Dienste gebracht. Johann Cothmann ward nach dem Tode seines Bruders erst Kanzler Johann Albrecht's II. zu Güstrow, mit dem Adolf Friedrich I. in fortwährenden Streitigkeiten lebte; als ihn Johann Albrecht II. seines Dienstes entließ, bestallte ihn Adolf Friedrich I. bei sich zum Kanzler, er erhielt diesen Posten 1634, in dem Jahre, wo Wallenstein ermordet wurde. Wallenstein hatte einmal diesen Cothmann, als er seine Herren im Exile begleitete und er von ihnen zu Wallensteinum vorzubitten geschickt ward, auf eine fulminante Weise in seinem gewöhnlichen langschweifigen und langweiligen Vor

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trag unterbrochen mit den Worten: „Hört Ihr's! Ich will euch mit Wenigem antworten: Kaiserliche Majestät hat mich hierhergeschickt wider Dero Rebellen und diese zu verfolgen, nicht aber, um Intercessionen zu ertheilen. Kommt Ihr noch einmal mit einer solchen Ambassade wieder, so lasse ich Euch den Kopf vor die Füße legen!" Als der niedergedonnerte Cothmann hinwiederum zu seiner Entschuldigung sein oratorisches Talent entfalten wollte, fiel ihm Wallenstein mit Ungestüm in's Wort: „Hört Ihr's! Ihr habt damit Euren Bescheid!" „Im Jahre 1651, bei Gelegenheit der Erzählung eines Streits über die Contribution, sagt der alte ehrliche Propst Franck*), kam es das erstemal, daß die Stände auf die Gedanken geriethen, wenn sie bei Hofe nicht Recht erhielten, daß sie an den Kaiser appelliren wollten, welches damals der Kanzler, der ohne Zweifel Alles erfahren, wohl wenig geachtet; aber seine Rachbegierde, da er den Ständen gram war, weil sie ihn mit in die Contribution ziehen und ihm die Appellations-Sporteln nicht länger gönnen wollen, hat unsäglichen Schaden nach sich gezogen, indem seine Amtsnachfolger so viel weniger die vorgefundenen Fußstapfen verlassen wollen, je mehr sie gedachten, den Fürsten durch Unterdrückung des Adels zu schmeicheln, womit aber dem fürstlichen Hause mehr Schaden als durch den dreißigjährigen Krieg geschehen ist. Nachdem der Teich, an welchem noch sonst auf Landtagen durch Abrichtung einiger Beschwerden war gebessert worden, einmal durchgebrochen; so hat er nicht

  • ) Altes u. neues Mecklenburg 14, 43, 71.