Geschichte der kleinen deutschen Höfe 1/028: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(unkorrigiert)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
{{Geschichte der kleinen deutschen Höfe1|026|20|030|unvollständig}}
{{Geschichte der kleinen deutschen Höfe1|026|20|030|unkorrigiert}}


- 28 -  
- 28 -  

Version vom 13. März 2008, 22:37 Uhr

Vorlage:Geschichte der kleinen deutschen Höfe1

- 28 -

vielen Fällen höchst vernünftig bei noch allzugroßer Jugend der Supplikanten sie verweigert, sie aber auch aus untriftigen Gründen und aus Laune verweigern kann. Dieses Lohnarbeiterverhältniß, wie es bei dem größten Theile der Bevölkerung Mecklenburgs besteht, ist ein ' zig in Europa, wenigstens in dem gebildeten Theile Europa's und kommt in dieser Ausdehnung nur noch unter verschiedenen doch milderen Modificationen in dem so tief heruntergekommenen Italien vor. Es giebt keine eigentliche Mittelclasse in Mecklenburg, wenigstens keine zahlreiche Mittelclasse, wodurch England z.B. trotz seiner vielen ganz besitzlosen Fabrikarbeiter so hervorragt. Noch heut zu Tage ist Mecklenburg, dieser gesegnete „Kornsack", wie der große Friedrich das Land, das er so wenig wie Polen leiden mochte, nannte, das volksärmste unter den sämmtlichen fünfunddreißig deutschen Staaten und das mecklenburgische Landvolk, die vielen Tausende freier Arbeiter sind eine Tagelöhnerbevölkerung, die zu den ärmsten Bevölkerungen in Deutschland gehört. Noch heut zu Tage sind die Fürsten von Mecklenburg, altslavi scher Abkunft, die ohnmächtigsten Fürsten von Deutschland, ja von Europa, es sind Fürsten, die von Alters her in der drückendsten Schuldenabhängigkeit lebten *), Fürsten, die, wie einer von


*) Schon Heinrich der Löwe von Mecklenburg, ein Urenkel des großen Welfen gleichen Namens, ein Sohn Heinrich's des Jerusalemers, der seinen Kreuzzug mit sechsundzwanzig Jahren Gefangenschaft in Ägypten bezahlen mußte, war in solcher Schuldennoth. S. die Urkunde dieses kleinen mecklenburgischen Löwen, d. d. Gadebusch 3. Juli 1316, worin er sich gegen die Stadt Rostock zur Be-

- 29 -

ihnen sich selbst ausdrückte, aus dem „Nothstall", in welche sie ihr Adel altslavischer Abkunft gespannt und ihnen Hände und Füße gebunden hat, sich nicht zu befreien vermögen: noch der gegenwärtige Landesherr, der, und noch dazu mit einem gewissen Eigensinn, den liberalen Ideen der Neuzeit zugeneigt war, hat schließlich sich nicht anders zu helfen gewußt, als alle Marquis Posa'sche Volksbeglückungsideen mit einemmale über Bord zu werfen und das mecklenburgische Staatsschiff wieder ganz mit der altslavischen Segel- und Steuerführung zu regieren. Die mecklenburgische Regierung hat sich seit längster Zeit bemüht, das Land aus der seit dem Erbvergleich, seit gerade hundert Jahren bestehenden, heut zu Tage notorisch anerkannt geradezu sinnlosen, auf der totalen Absperrung zwischen Stadt und Land basirten Finanz- und Steuerverfassung und aus Niederlassungsverhältnissen herauszubringen, die so eigenthümlich sind, daß man sie nur in einem Fab ellande suchen würde *); die mecklenburgische Regie


zahlung einer Schuld von 4100 Mark wendischer Pfennige nach Einlagerrecht »verpflichtet, zugleich mit „den berühmten und gestrengen Rittern"(milites famosi et strenni heißt es in der Urkunde) Maltzan auf Gadebusch, Moltke, Lühe, Plessen, Blücher, Preen, Oertzen, Thun, Hasenkopf, Crammon, Berkhan u. s. w. bei Lisch, Urk. des Geschlechts Maltzan I. S. 248.
*) Ein zufällig auf dem Lande Geborner muß grundgesetzlich auf dem Lande bleiben, damit die Gutsherrn immer wohlfeile Arbeiter haben können; die Stadt-Magistrate haben ebenso grundgesetzlich das Recht, auf dem platten Lande