Geschichte der kleinen deutschen Höfe 1/022: Unterschied zwischen den Versionen

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Stifter der Linie Schwerin, der Exulant im dreißigjährigen Kriege, wurde an  der  Wittwe seines Bruders zum Prinzenräuber. Sein  Sohn  Christian  Louis, der Convertit, der Gemahl der schönen Montmorency, die den Ahnherrn der Bernstorffe vom  Hofe  zu Paris,  von  wo  aus damals  Mecklenburg  regiert  wurde, vertrieb,  beging  so  extravagante  Schritte,  daß er,  wie die  Herzogin von Orleans  von  ihm  schreibt,  „ganz Frankreich über sich lachen machte."    Der allerschlimmste Landesvater aber,  welchen Mecklenburg gehabt hat, war Carl Leopold,  der  Gemahl  der  Nichte des Zaaren Peter,  ein Herr,  der die  Russen ins Land rief, um sein  Glück bei seinen Rittern  zu bessern und der es so arg trieb, wie wir  es im 19ten Jahrhundert noch  einmal an einem entarteten Welsen,  dem vertriebenen Herzog Carl  von Braunschweig  kennen gelernt haben. Noch der  erste Großherzog Friedrich Franz  war ein wilder Herr, er starb auch an einer wilden Krankheit *), aber er war genial.
 
Wie dieses Fürstengeschlecht wild war, waren auch seine Adelsgeschlechter wild. Bei den Bülow's kommt z.B. noch im 16ten Jahrhundert ein Brudermörder vor, bei den Flotow's gar einer noch im 18ten Jahrhundert. Ein paar wilde Hahn erschlugen noch in der letzten Hälfte des 16ten Jahrhunderts jeder einen Menschen in der Trunkenheit und ein noch wilderer Kampcz schleuderte bei einem der in Mecklenburg bis zur Zeit des dreißigjähri-
 
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gen Kriegs sehr häufig noch trotz des proclamirten Landfriedens vorkommenden Landfriedensbrüche ein Kind von der Mutter Busen in's Feuer: das Geschlecht trägt zum Angedenken an diese Unthat noch heut zu Tage eine schwarze Feder auf dem Wappenhelme. Ein wilder Volrath von der Lühe ward 1549 von den Rostockern als Strahenräuber gefangen und ein ganz wilder von der Lühe auf Mulsow sprach noch zur Zeit des Abschlusses des Codex der Erbweisheit, des Erbvergleichs von 1755, vom Zumfensterhinauswerfen der Leute, welche dem Adel nicht pariren wollten.
 
Im J. 1348 hatte Kaiser Carl IV. von Luxenburg, derselbe Kaiser, der Deutschland die goldene Bulle gab, in seiner Hauptstadt Prag Mecklenburg zum Herzogthum erhoben und zwar geschah das anderthalb hundert Jahre früher, als das jetzige kleinste deutsche Königreich Würtemberg zum Herzogthum erhoben wurde. Carl IV. legte damals, 1348, auch den dritten Be-standtheil des mecklenburgischen Ländercomplexes noch zu: die Herrschaft Stargard, auch eine deutsche Herrschaft, wie Schwerin, die Jahrhunderte lang zwischen Brandenburg und Mecklenburg streitig gewesen war. Auf dieser alten Ländereintheilung Mecklenburgs in die drei Kreise, den mecklenburgischen Kreis oder die Grafschaft Schwerin — den wendischen Kreis, das Fürstenthum Wenden — und in den stargard'schen Kreis beruht noch heut zu Tage die ganze Landesverfassung Mecklenburgs, die in dem 16ten Jahrhundert sich consolidirte, wo der mecklenburgische Kreis, die Grafschaft Schwerin,  der kleinere  westliche Theil des Fürstenthums

Version vom 13. März 2008, 20:01 Uhr

Vorlage:Geschichte der kleinen deutschen Höfe1

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Stifter der Linie Schwerin, der Exulant im dreißigjährigen Kriege, wurde an der Wittwe seines Bruders zum Prinzenräuber. Sein Sohn Christian Louis, der Convertit, der Gemahl der schönen Montmorency, die den Ahnherrn der Bernstorffe vom Hofe zu Paris, von wo aus damals Mecklenburg regiert wurde, vertrieb, beging so extravagante Schritte, daß er, wie die Herzogin von Orleans von ihm schreibt, „ganz Frankreich über sich lachen machte." Der allerschlimmste Landesvater aber, welchen Mecklenburg gehabt hat, war Carl Leopold, der Gemahl der Nichte des Zaaren Peter, ein Herr, der die Russen ins Land rief, um sein Glück bei seinen Rittern zu bessern und der es so arg trieb, wie wir es im 19ten Jahrhundert noch einmal an einem entarteten Welsen, dem vertriebenen Herzog Carl von Braunschweig kennen gelernt haben. Noch der erste Großherzog Friedrich Franz war ein wilder Herr, er starb auch an einer wilden Krankheit *), aber er war genial.

Wie dieses Fürstengeschlecht wild war, waren auch seine Adelsgeschlechter wild. Bei den Bülow's kommt z.B. noch im 16ten Jahrhundert ein Brudermörder vor, bei den Flotow's gar einer noch im 18ten Jahrhundert. Ein paar wilde Hahn erschlugen noch in der letzten Hälfte des 16ten Jahrhunderts jeder einen Menschen in der Trunkenheit und ein noch wilderer Kampcz schleuderte bei einem der in Mecklenburg bis zur Zeit des dreißigjähri-


*) Derselben, an der Herodes, Sylla, Philipp II. und Ludwig XV. gestorben sein sollen.

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gen Kriegs sehr häufig noch trotz des proclamirten Landfriedens vorkommenden Landfriedensbrüche ein Kind von der Mutter Busen in's Feuer: das Geschlecht trägt zum Angedenken an diese Unthat noch heut zu Tage eine schwarze Feder auf dem Wappenhelme. Ein wilder Volrath von der Lühe ward 1549 von den Rostockern als Strahenräuber gefangen und ein ganz wilder von der Lühe auf Mulsow sprach noch zur Zeit des Abschlusses des Codex der Erbweisheit, des Erbvergleichs von 1755, vom Zumfensterhinauswerfen der Leute, welche dem Adel nicht pariren wollten.

Im J. 1348 hatte Kaiser Carl IV. von Luxenburg, derselbe Kaiser, der Deutschland die goldene Bulle gab, in seiner Hauptstadt Prag Mecklenburg zum Herzogthum erhoben und zwar geschah das anderthalb hundert Jahre früher, als das jetzige kleinste deutsche Königreich Würtemberg zum Herzogthum erhoben wurde. Carl IV. legte damals, 1348, auch den dritten Be-standtheil des mecklenburgischen Ländercomplexes noch zu: die Herrschaft Stargard, auch eine deutsche Herrschaft, wie Schwerin, die Jahrhunderte lang zwischen Brandenburg und Mecklenburg streitig gewesen war. Auf dieser alten Ländereintheilung Mecklenburgs in die drei Kreise, den mecklenburgischen Kreis oder die Grafschaft Schwerin — den wendischen Kreis, das Fürstenthum Wenden — und in den stargard'schen Kreis beruht noch heut zu Tage die ganze Landesverfassung Mecklenburgs, die in dem 16ten Jahrhundert sich consolidirte, wo der mecklenburgische Kreis, die Grafschaft Schwerin, der kleinere westliche Theil des Fürstenthums