Deutsche und französische Kultur im Elsass/050: Unterschied zwischen den Versionen
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v. SEEBACH: Radfahrer auf der Strasse nach „Fuchs am Buckel" bei Strassburg. | v. SEEBACH: Radfahrer auf der Strasse nach „Fuchs am Buckel" bei Strassburg. |
Version vom 13. März 2008, 13:10 Uhr
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Deutsche und französische Kultur im Elsass | |
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v. SEEBACH: Radfahrer auf der Strasse nach „Fuchs am Buckel" bei Strassburg.
Allerdings lassen sich auch hier sehr interessante lokale Unterschiede feststellen. Entschieden am stärksten war die Auswanderung im Unterelsass, wo viele zurückgezogene französische Offiziere und Beamte lebten, und der einheimische Stand der Notabein hauptsächlich aus leichter beweglichen Rentnern, Bankiers, Grosskaufleuten und einzelnen grösseren Grundbesitzern, die ihre Ländereien verpachtet hatten, bestand. Von diesen verliesss der grössere Teil das Land. Die alten Patrizierhäuser Strassburgs und die schönen Herrensitze auf dem Land standen verlassen und unbewohnt oder wurden mit Widerstreben an einwandernde Deutsche vermietet. Zur Veräusserung konnte man sich anfangs nicht entschliessen; zu fest glaubte man an die Wiederherstellung der französischen Herrschaft binnen weniger Jahre. Erst als im Lauf der Zeit zwar nicht die Hoffnung, aber doch der Glaube an den Eintritt dieses Ereignisses schwächer zu werden begann, mehrten sich auch die Veräusserungen solchen Grund- und Hausbesitzes. Noch heute sind die Nachwirkungen dieser Sezession in den sozialen Verhältnissen der höheren Klassen des Unterelsasses bemerkbar.
Dagegen blieben die Fabrikanten des Oberelsasses durch ihre Unternehmungen ebenso wie die Notare durch ihre amtliche Stellung, die sie nicht aufgeben wollten, an das Land gefesselt und mussten zum grössten Teil der Auswanderung entsagen.
Der Kleinbürger, der Bauer, auch der sesshaft gewordene und verheiratete Gewerbsgehülfe oder Fabrikarbeiter, sie alle blieben im Land. Aber wer von ihren Kindern sein Glück selbst machen musste und unternehmungslustig war, der wanderte, schon um dem deutschen Militärdienst zu entgehen, hinüber „ins Frankreich".
Die Auswanderung lediglich aus politischen Gründen hat heute in der Hauptsache aufgehört. Auch die wirtschaftlichen Antriebe zur Auswanderung haben, seitdem Deutschland und das Elsass in bedeutendem wirtschaftlichen Aufschwung begriffen sind, an Stärke verloren. Aber wegen des Rückgangs der einheimischen Bevölkerung und wegen des grossen Reichtums des Landes wirkt das wirtschaftliche Moment, besonders in den Löhnen der Weltstadt Paris, noch immer. Noch immer ist es das Land der Sehnsucht für den Elsässer, und so fliesst der Strom der Auswanderer aus dem Elsass nach Frankreich, wenn auch in minderer Stärke noch heute. An die Stelle dieser Auswanderer trat nun zunächst die natürliche Bevölkerungsvermehrung der Zurückgebliebenen, die gerade im Elsass nicht unbeträchtlich war, ferner die Einwanderung aus dem Ausland, besonders aus der Schweiz, und schliesslich als Hauptersatz die sich immer verstärkende Einwanderung aus Altdeutschland. Im Jahre 1895 befanden sich, vom Militär abgesehen, rund 82 800 Angehörige anderer deutscher Bundesstaaten im Elsass, eine Zahl, die sich in den letzten fünf Jahren wohl noch vermehrt hat. Diese Menge allein ist dreimal so gross wie die Anzahl aller Deutschen, die im Jahre 1866 in den beiden Departements Ober- und Niederrhein sich aufhielten. Dazu kommen noch die sämtlichen Landesbeamten mit ihren Angehörigen, die alle als Elsass - Lothringer gezählt sind, und diejenigen sonstigen altdeutschen Einwanderer, die die elsass-lothringische Staatsangehörigkeit erwarben.