Evangelische Kirche Peterwitz (Kreis Schweidnitz): Unterschied zwischen den Versionen

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Festschrift [[Festschrift Kirchenkreis Striegau 1932|"Kirchenkreis Striegau in Geschichte und Gegenwart - Festschrift zur General-Kirchenvisitation 1932"]], Herausgegeben von Pastor P. Hechler, Saarau i. Schl.
Festschrift [[Festschrift Kirchenkreis Striegau 1932|"Kirchenkreis Striegau in Geschichte und Gegenwart - Festschrift zur General-Kirchenvisitation 1932"]], Herausgegeben von Pastor P. Hechler, Saarau i. Schl.


[[Bild:Schlesien_peterwitz_krs_schweidnitz_evkirche_01.jpg|thumb|300 px|Neue Evangelische Kirche Peterwitz: errichtet 1883, nach 1945 abgebrochen]]
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Peterwitz bei Saarau<br/>
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Aktuelle Version vom 10. Juli 2023, 17:46 Uhr

Festschrift 1932

Festschrift "Kirchenkreis Striegau in Geschichte und Gegenwart - Festschrift zur General-Kirchenvisitation 1932", Herausgegeben von Pastor P. Hechler, Saarau i. Schl.

Neue Evangelische Kirche Peterwitz: errichtet 1883, nach 1945 abgebrochen

Peterwitz bei Saarau
I. Peterwitz

Zur Kirchengemeinde Peterwitz gehören die Ortschaften Peterwitz, Saarau, Laasan mit Ida-Marienhütte, Neudorf und Eckersdorf, die beiden letzteren Ortschaften seit 1883, nachdem sie bereits 1833 als Gastgemeinden dem Kirchspiel zugewiesen waren. Bis 1895 gehörten auch noch die Ortschaften Puschkau, Preilsdorf und Niklasdorf zur Kirchengemeinde; diese Ortschaften wurden abgezweigt und zusammen mit den Orten Tschechen, Grunau und Muhrau zu einer eigenen Kirchengemeinde Puschkau vereinigt. Unsere Kirchengemeinde gehört erst seit 1871 zum Kirchenkreise Striegau, vorher zu Schweidnitz. Die Einwohnerzahl der Evangelischen beträgt nach der Zählung von 1925 4909 Seelen gegenüber 2097 Katholiken, 18 sonstige Christen, 13 Juden und 161 Dissidenten.

Um welche Zeit die zum Kirchspiel gehörigen Ortschaften entstanden sind, läßt sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen; jedenfalls reicht ihr Alter bis in das 12. Jahrhundert zurück. Peterwitz soll nach einer alten Sage unter der Regierung des Königs Boleslaus III. von Polen (1102—1139) von Peter Wlast etwa um 1110 gegründet worden sein, der hier auch die erste Kirche erbaut und den Ort nach seinem Namen genannt haben soll.

Die Reformation fand in unserer Gegend, d. h. im Schweidnitzer und Striegauer Kreise, frühzeitig Eingang, wahrscheinlich um 1530; doch fehlen darüber nähere Angaben. Aber im Jahre 1553 war die Kirche in Peterwitz in evangelischen Händen. Das gleiche dürfen wir von den Kirchen in Puschkau und Laasan annehmen. In Peterwitz scheint ein Herr von Reibnitz, in Laasan die Familie von Mühlheim, in Puschkau die von Kalkreuth die evangelische Lehre eingeführt zu haben. Die genannten Kirchen blieben bis nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges bis auf einige Unterbrechungen im evangelischen Besitz; die Reformation hatte sich so ausgebreitet, daß es nur noch wenige Katholiken hier gab. Als evangelische Geistliche wirkten in dieser Zeit in Peterwitz, von wo aus meist auch die Kirchen in Puschkau und Laasan verwaltet wurden, Martin Feige (bis 1600), Kaspar Krause (bis 1621), Johann Viebing (bis 1638), Matthäus Hoffmann, genannt Messerschmidt (bis 1653). Puschkau hatte zeitweise eigene evangelische Geistliche, die wahrscheinlich das Pfarramt von Peterwitz und Laasan mit versehen haben. Es waren dies Gabriel Luther und sein Sohn Heinrich Luther.

Nach dem Dreißigjährigen Kriege kam Schlesien an Österreich, und nun begann für die Evangelischen in den unmittelbar unter dem Kaiser stehenden Erbfürstentümern Schweidnitz, Jauer und Glogau eine schwere fast hundertjährige Verfolgungs- und Bedrückungszeit, von der auch unsere Ortschaften besonders betroffen wurden. Es erschien ein kaiserlicher Befehl, daß den Evangelischen die Kirchen genommen und die Geistlichen aus dem Lande vertrieben werden sollten. Alle Versuche, die Vollziehung dieses Befehls abzuwenden, blieben erfolglos. so wurden am 16. Dezember 1653 die Kirche in Puschkau, am 10. Januar 1654 die Kirchen in Peterwitz und Laasan den Evangelischen weggenommen und den Katholischen übergeben. Der letzte evangelische Geistliche, Matthäus Hoffmann, ging als Archidiakonus an die Friedenskirche nach Schweidnitz.

Die Evangelischen in unseren Gemeinden hatten viel zu leiden. Schon der Dreißigjährige Krieg hatte sie in große Not gebracht, all ihre Habe war ihnen genommen worden, harte Mißhandlungen hatten sie erfahren. Nach dem Kriege wurde die Bedrückung immer größer. Häusliche Erbauung war streng untersagt, evangelische Bücher wurden, wo man sie fand, weggenommen. Taufen und Trauungen sollten in der katholischen Ortskirche erfolgen, die Gebühren dafür mußten in jedem Falle an den katholischen Ortsgeistlichen entrichtet werden. Kein evangelischer Geistlicher durfte zu seinen Glaubensgenossen aufs Land kommen. Der einzige glückliche Umstand war es für unsere Gemeinden, daß sie den Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer nicht allzufern wohnten. Beschwerlich aber blieb es immer und mit mancherlei Unbequemlichkeiten und Kosten verbunden, wenn die Bewohner unserer Ortschaften ihre Kinder taufen, ihre Ehen einsegnen oder ihre Sterbenden durch den Trost eines Geistlichen erquicken lassen wollten. Ihre Toten mußten sie still in einem besonderen Winkel des Friedhofes beerdigen. Erst mit der Besitzergreifung Schlesiens durch Friedrich den Großen brach auch für die Evangelischen unserer Ortschaften das Morgenrot einer besseren Zeit an, wo sie wieder in den Besitz einer eigenen Kirche, eines eigenen Geistlichen, ungehinderten Gottesdienstes und eigener Schulen kommen sollten. Zunächst wurde 1742 den Evangelischen, welche keine Kirche und keinen eigenen Friedhof hatten, vom König die Erlaubnis erteilt, ihre Toten auf dem katholischen Friedhof unter Begleitung eines evangelischen Geistlichen und mit öffentlicher Rede zu bestatten. Das erste evangelische Begräbnis in Peterwitz fand am 22. Juli 1742 durch den Pastor prim. Scharf aus Schweidnitz statt trotz des Widerstandes des katholischen Pfarrers.

Im Mai 1746 erfolgte endlich die Genehmigung zum Bau eines Bethauses. Sogleich wurde auch Hand ans Werk gelegt. So groß war die Opferwilligkeit und der Eifer, daß innerhalb 18 Wochen der Bau fast völlig zustande kam und am 9. Oktober 1746, am 18. Sonntag nach Trinitatis, das Bethaus eingeweiht werden konnte, das für etwa 1000 Personen Raum bot. Das war ein rechter Freudentag für die Gemeinden unseres Kirchspiels, er gab ihnen wieder, was sie 92 Jahre lang schmerzlich entbehrt hatten, und nun konnte sich wieder evangelisches Glaubens- und Gemeindeleben entfalten. 1747 erhielt das Bethaus seine erste Orgel, die dann 1805 durch eine neue größere Orgel, ein Meisterwerk des Orgelbauers Engler aus Breslau, ersetzt wurde. 1784 wurde das Bethaus durch einen Anbau auf der Süd- und Nordseite erweitert und erfuhr noch 1846 bei der Feier des l00jährigen Jubiläums die letzte größere Reparatur. Ein eigenes Kirchensiegel erhielt die Kirche erst im Jahre 1818; es zeigt auf einem Altar die aufgeschlagene Bibel mit dem Spruch Joh. 8, 32, ein Kreuz mit dem Symbol der Dreieinigkeit und den Kelch.

Im Laufe der Zeit war das alte Bethaus immer baufälliger geworden. Da faßten im Frühjahr 1880 der Kirchenpatron Exzellenz Friedrich Graf von Burghauß und die vereinigten kirchlichen Körperschaften den Beschluß, ein neues würdiges Gotteshaus zu erbauen. Baumeister Hartmann erhielt den Bauauftrag. Am 13. Juli 1881 wurde der Grundstein gelegt, im Herbst 1883 war der Bau vollendet und am 20. November 1883 fand durch Generalsuperintendent D. Erdmann die Kirchweihe statt. Ps. 103, l—4 lag der Weiherede, Offenb. 21, 1—5 lag der Festpredigt des Ortsgeistlichen, Pastors Kluge, zugrunde. — Pastor Hartmann, unter dem der Bau begonnen hatte, war während des Baus am 3l. Mai 1882 heimgegangen. — Die alte Kirche mußte 1884 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden; der Platz wurde vom Patron gekauft und der Kirchengemeinde geschenkt, auf ihm wurde nach dem Tode des Grafen Burghauß ein Denkmal errichtet, welches, mit dem Brustbild des heimgegangenen Patrons geschmückt, die Erinnerung an das alte Bethaus lebendig erhalten soll. Die neue Kirche ist in gotischem Stil erbaut, sie beherrscht durch ihre Größe und besonders durch den zirka 70 Meter hohen Turm weithin die Gegend. Die Baukosten betrugen zirka 240 000 Mark, zu denen der Patron 2/3 beigetragen hat. So mächtig der äußere Eindruck wirkt, so wertvoll ist auch die innere Einrichtung der Kirche. Hervorgehoben seien nur der Altar, zu dem Fräulein von Kramsta ein wertvolles Altarbild „Die Auferstehung“ von Plockhorst gestiftet hat, und die von der Firma Schlag & Söhne in Schweidnitz mit einem Kostenaufwand von 18 000 Mark erbaute Orgel. Der Altar der alten Kirche wurde in der Sakristei aufgestellt. Im Weltkriege mußte die Kirchengemeinde die Prospektpfeifen der Orgel und die beiden größeren Glocken abliefern. Die Orgel ist wieder instand gesetzt. Die Eingangshalle der Kirche ist zu einer Kriegergedächtnisstätte ausgestaltet dadurch, daß die großen Seitenwände in Sgraffito- (Kratzputz-) Schrift die Namen der Gefallenen tragen. Der derzeitige Patron der Kirchengemeinde ist Graf von Pfeil-Burghauß auf Laasan.

Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis

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