Accouchierhaus: Unterschied zwischen den Versionen

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==Hannover==
==Hannover==
Das erste Accouchierhaus in [[Hannover]] eröffnete 1781 im Großen Wolfshorn, der heutigen Großen Packhofstraße. Die Aufnahmebücher des Accouchierhauses liegen im Stadtarchiv Hannover.
Das erste Accouchierhaus in [[Hannover]] eröffnete 1781 im Großen Wolfshorn, der heutigen Großen Packhofstraße. Die Aufnahmebücher des Accouchierhauses liegen im Stadtarchiv Hannover.
==Hildesheim==
==Jena==
1778 gegründet als Vorläufer der heutigen Universitäts-Frauenklinik, bis 1830 in Betrieb. Das Gebäude wurde später anders genutzt und 2001-02 denkmalgerecht saniert.


==Literatur==
==Literatur==

Version vom 30. Oktober 2020, 16:56 Uhr

Ein Accouchierhaus (von frz. accoucher = entbinden) ist der im 18. und frühen 19. Jh. entstandene Vorläufer einer Geburtsklinik. Ihr Hauptzweck war die Ausbildung von Ärzten und Chirurgen in der Geburtshilfe. Denn im Zuge der Aufklärung entwickelte sich die Überzeugung, dass Ärzte (damals nur Männer) für diese Tätigkeit besser geeignet seien als Hebammen, die traditionell Frauen bei der Geburt betreuten.

In den Accouchierhäusern sollten Medizinstudenten und Hebammen durch Ärzte ausgebildet werden. Sozusagen als Nebeneffekt sollten die Accouchierhäuser bedürftige Frauen bei Geburt und Wochenbett unterstützen. Diese Frauen stellten sich den für die praktische Ausbildung der Ärzte und Hebammen zur Verfügung, dafür war die Versorgung kostenlos. Bis ins frühe 20. Jh. waren die meisten dieser Frauen unverheiratet.

Zwar war das Ziel der Klinikgeburt eine bessere medizinische Versorgung als bei der bis dahin üblichen Hausgeburt. Allerdings war die Müttersterblichkeit in den ärztlich geleiteten Entbindungshäusern höher als bei Hausgeburten, die von Hebammen betreut wurden.[1]

Göttingen

Die Universitäts-Frauenklinik Göttingen, gegründet 1751, gilt als die erste akademische Entbindungsklinik im deutschen Sprachraum. 1785-90 wurde das Gebäude des Königl. Accouchierhauses errichtet, das heute noch steht. "Patientinnen waren vorwiegend ledige Mütter aus den unteren Schichten, die gegen gewisse soziale Vergünstigungen, wie kostenlose Aufnahme und medizinische Versorgung, den angehenden Ärzten als Übungsobjekte zur Verfügung zu stehen hatten. Über diese Mütter liegen Aufzeichnungen vor, die gerade auch für den Familienforscher von Interesse sein dürften."[2] Der Historiker Jürgen Schlumbohm hat die Geschichte des Accouchierhauses erforscht und dazu auch die Aufnahmebücher ausgewertet (siehe unten, Literatur). Letztere liegen am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Göttingen. Auch die Geschichtswerkstatt Göttingen beschreibt in auf ihrer Website, wie das Geburtshaus arbeitete, dessen Leiter Professor Osiander auch unter Fachkollegen für den zu häufigen Einsatz der Geburtszange kritisiert wurde.

Braunschweig

Das Accouchierhaus in Braunschweig wurde 1767 eingeweiht. "Pläne für dieses Haus gab es schon seit 1759. In einem Brief unterrichtet Herzog Carl I. den Magistrat der Stadt von seinem Vorhaben, ein Hospital zu errichten, in dem „zur Rettung der unschuldigen Kinder schwangere Weibsleut, die sich sonst nicht helfen können. aufgenommen und accouchiert werden sollen.“ ... 1764 begann man in Braunschweig mit dem Neubau eines Armenkrankenhauses am Wendentor. Noch vor der endgültigen Fertigstellung 1780 wurden bereits 1767 im zweiten Stock des Hauses drei Zimmer als Accouchieranstalt ausgewiesen, von denen ein Raum als „Kreißsaal“ diente. Als Leiter des Hauses berief man den Göttinger Chirurgen Johann Christoph Sommer, der in Braunschweig zugleich den neu errichteten Lehrstuhl für Chirurgie übernahm."[3]

Hannover

Das erste Accouchierhaus in Hannover eröffnete 1781 im Großen Wolfshorn, der heutigen Großen Packhofstraße. Die Aufnahmebücher des Accouchierhauses liegen im Stadtarchiv Hannover.

Hildesheim

Jena

1778 gegründet als Vorläufer der heutigen Universitäts-Frauenklinik, bis 1830 in Betrieb. Das Gebäude wurde später anders genutzt und 2001-02 denkmalgerecht saniert.

Literatur

Kratz-Ritter: Das Accouchierhaus (PDF)
Jürgen Schlumbohm: Verbotene Liebe, verborgene Kinder. Das Geheime Buch des Göttinger Geburtshospitals, 1794-1857, Göttingen: Wallstein 2018, ISBN 978-3-8353-3250-8
Jürgen Schlumbohm: Lebendige Phantome: Ein Entbindungshospital und seine Patientinnen 1751-1830. Göttingen: Wallstein 2012, ISBN 978-3-8353-1093-3

Fußnoten

  1. Jürgen Schlumbohm: Saving Mothers’ and Children’s Lives? The Performance of German Lying-in Hospitals in the Late Eighteenth and Early Nineteenth Centuries, in: Bulletin of the History of Medicine, Bd. 87 (2013), S. 1–31
  2. Zitat aus einer Vortragsankündigung https://www.goest.de/accouchierhaus.htm
  3. "Unschuldige Kinder und schwangere Weibsleut" - Das Braunschweiger Accouchierhaus https://www.gibs.info/index.php?id=183#310