Deutsch Kamitz: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Dorf Deutsch Kamitz in Oberschlesien liegt 10 km südwestlich von der Kreisstadt Neisse im Regierungsbezirk Oppeln. Der Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert und heißt heute Kepnica, Nysa, Powiat nyski, Województwo opolskie, Polen. Karte zur geographischen Position: http://ofb.genealogy.net/hermannstein | Das Dorf Deutsch Kamitz in Oberschlesien liegt 10 km südwestlich von der Kreisstadt Neisse im Regierungsbezirk Oppeln. | ||
Zur Dorfgemeinde gehörten die Kolonien Buschberg und Sandberg. | |||
Der Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert und heißt heute Kepnica, Nysa, Powiat nyski, Województwo opolskie, Polen. Karte zur geographischen Position: http://ofb.genealogy.net/hermannstein | |||
"Hermannstein, ein Straßendorf, liegt an der Straße über Heidau, 270 m über NN im Oppersdorfer Hügelland. | "Hermannstein, ein Straßendorf, liegt an der Straße über Heidau, 270 m über NN im Oppersdorfer Hügelland. | ||
Die Gemeindeflur ist 1055 ha groß. Das Rittergut (53 ha) war während langer Zeit bis kurz vor 1914 im Besitz der Familie May, danach bei der Familie Globisch. Die Erbscholtisei (45 ha) gehörte der Familie Birnbrich. Der Erbhof (25 ha) der Familie Jitschin war seit 1649 nachweislich im Familienbesitz (s. Webseite der Fam. Jitschin). | Die Gemeindeflur ist 1055 ha groß. Das Rittergut (53 ha) war während langer Zeit bis kurz vor 1914 im Besitz der Familie May, danach bei der Familie Globisch. Die Erbscholtisei (45 ha) gehörte der Familie Birnbrich. Der Erbhof (25 ha) der Familie Jitschin war seit 1649 nachweislich im Familienbesitz (s. Webseite der Fam. Jitschin). | ||
Die Station der Neisser Kreisbahn an der Strecke nach Steinau befand sich im Tal unterhalb des Dorfes, eine Omnibuslinie führte durch das Nachbardorf Heidau, eine Poststelle war im Ort. | Die Station der Neisser Kreisbahn an der Strecke nach Steinau befand sich im Tal unterhalb des Dorfes, eine Omnibuslinie führte durch das Nachbardorf Heidau, eine Poststelle war im Ort. | ||
Jungkirmes und Gelöbnistag war am 26.6., Altkirmes am 2. Sonntag im Oktober. | |||
Im Dorf gab es 1937: 1 Bäcker, 1 Fleischer, 2 Gasthöfe, 2 Gemischtwarenläden, 1 Mühle, | Im Dorf gab es 1937: 1 Bäcker, 1 Fleischer, 2 Gasthöfe, 2 Gemischtwarenläden, 1 Mühle, | ||
2 Schuhmacher, 2 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Ziegelei, 1 Spar- und Darlehenskasse. | 2 Schuhmacher, 2 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Ziegelei, 1 Spar- und Darlehenskasse. | ||
'''Flucht und Vertreibung 1945:''' | |||
Die Dorfbewohner hatten ihren Ort am Ende des Krieges nicht verlassen. Als russische Truppen ins Dorf kamen, verwüsteten sie die Kirche; die Orgel wurde zerstört, der Altar geschändet, Kelche und Paramente auf den Feldern verstreut. Die männliche Bevölkerung zwischen 14 und 60 Jahren wurde verschleppt. Die Polen vertrieben dann am 7.10.1945 binnen 1 Stunde die noch verbliebenen Einwohner. Jeder durfte 10 kg Gepäck mitnehmen. Zu Fuß mussten alle über Heidau-Preiland nach Neisse ziehen. Dort wurden sie in den Kasematten der alten Festungsanlagen festgesetzt, bis sie in Viehwaggons nach dem Westen transportiert wurden. Viele kamen in dieser Zeit um. | |||
Die Hermannsteiner trafen sich 1980 zum ersten Heimattreffen in Uckerrath bei Hennef. | |||
== | ===Politische Einteilung=== | ||
Hermannstein (Bürgermeister 1935 und 1942: Bauer Heinrich Teuber) war Sitz des Amtsbezirks (zuständig auch für Heidau) und des Standesamts; der Gendarmerie-Amtsbereich war in Altewalde. Im Ort war eine Station der Grauen Schwestern, 1909 gegründet; 1925 besuchten 48 Kinder die Spielschule. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1850. Im Jahr 1925 besuchten 90 Kinder die zweiklassige Schule. Unterricht gaben 1925 Lehrer Alfred Vogt, Lehrer Otto Kandler; 1935 und 1939; Hauptlehrer Johann Glatzel, Lehrer Reinhold Kappel. Das Dorf hatte eine Freiwillige Feuerwehr. | |||
=== | ===Kirchen=== | ||
Katholische Kriche Patrozinium Mariä Himmelfahrt, zum Pfarrsprengel gehörte auch Heidau. Pfarrer waren 1895-1908 Karl Schneider, 1908-1917 Franz Kopetzky, 1917-1945 Paul Völkel. | |||
Die evangelische Kirche war in Neisse. | |||
''Quelle: Franz-Christian Jarczyk: Die Dörfer des Kreise Neisse, 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e.V. Hildesheim.'' | |||
== Bevölkerung == | |||
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* '''Einwohnerentwicklung''' | * '''Einwohnerentwicklung''' | ||
:Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war: | :Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war: | ||
:1784: 69 Stellen | :1784: 69 Stellen | ||
:1845: 761 Einwohner, 121 Häuser - | :1845: 761 Einwohner, 121 Häuser - | ||
:1895: 715 Einwohner, 122 Häuser, 164 Haushalte | :1895: 715 Einwohner, 122 Häuser, 164 Haushalte | ||
:1939: 655 Einwohner, 148 Haushalte | :1939: 655 Einwohner, 148 Haushalte | ||
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== Genealogische | == Geschichte === | ||
:*'''Das Dorf''' „duo Cameniza“ wird erstmals 1284 unter den 65 strittigen Orten genannt. | |||
Nach dem Lib. Fund. (um 1300) besaß „Kempnitz magnum“ (= Groß Kamnitz) 59 kleine Huben, von denen die Kirche 1 und der Scholze 10 hatten. Anfang des 15. Jahrhunderts hieß der Ort Kempnytz theutonica = Deutsch Kamitz; dieser Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert. Das Dorf ist eine reindeutsche Siedlung „auf grüner Wiese“ gewesen. In der Dorfmitte hatte ein steinerner Wehrturm mit einer Grabenanlage gestanden. | |||
Ein Pfarrer wird erstmals im Jahr 1286, die katholische Kirche (Patrozinium Mariä Himmelfahrt) zuerst im Lib. Fund. (um 1300) erwähnt. Hermannstein gehörte zu den reichen Pfarreien, die Pfarrwidmut war mit 113 ha im Ort und 27 ha in Heidau, das auch zum Pfarrsprengel gehörte, wohl die größte in Oberschlesien. Teile der Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. 1685 stürzte der Turm ein, der bald wieder aufgebaut wurde. | |||
Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche umgebaut. An der Außenmauer befindet sich für einen 1317 gestorbenen Pfarrer Hermann ein Grabstein, der aus Großkunzendorfer Marmor hergestellt und der älteste Grabstein Schlesiens ist. Eine 135 kg schwere Glocke ist von 1526, eine weitere ist älter. | |||
Für 1640 wird ein Kirchschreiber genannt, der Knaben unterrichtete und vierteljährlich für jeden Schüler 4 „Böhm“ bezog. Für 1784 wird ein Schulmeisterhaus angegeben. | |||
== Genealogische und historische Quellen == | |||
===Online Ortsfamilienbuch=== | ===Online Ortsfamilienbuch=== | ||
* Noack, Monika: http://ofb.genealogy.net/hermannstein | * Noack, Monika: http://ofb.genealogy.net/hermannstein | ||
::Die verfügbaren Kirchenbücher der kath. Kirche Mariä Himmelfahrt von Deutsch Kamitz (Hermannstein) sind fast vollständig ausgewertet. | ::Die verfügbaren Kirchenbücher der kath. Kirche Mariä Himmelfahrt von Deutsch Kamitz (Hermannstein) sind fast vollständig :ausgewertet. | ||
== | ===Weitere Datenbanken=== | ||
* Chronik der Familie Jitschin in Deutsch Kamitz (Hermannstein): http://www.jitschin.de/ | * Chronik der Familie Jitschin in Deutsch Kamitz (Hermannstein): http://www.jitschin.de/ | ||
* FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Deutsch Kamitz Kreis Neisse sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormononen einsehbar. :Online kann vorerst erkundet werden, welche Jahrgänge zugänglich sind: http://www.familysearch.org/ | |||
===Andere Webseiten === | |||
* Suche nach Personendaten in verschiedenen Datenbanken: http://meta.genealogy.net/ | * Suche nach Personendaten in verschiedenen Datenbanken: http://meta.genealogy.net/ | ||
* Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/ | * Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/ | ||
* Zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de | |||
Version vom 21. Oktober 2019, 12:11 Uhr
Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Deutsch Kamitz
Hermannstein ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Hermannstein (Begriffserklärung). |
Allgemeine Informationen
Das Dorf Deutsch Kamitz in Oberschlesien liegt 10 km südwestlich von der Kreisstadt Neisse im Regierungsbezirk Oppeln. Zur Dorfgemeinde gehörten die Kolonien Buschberg und Sandberg. Der Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert und heißt heute Kepnica, Nysa, Powiat nyski, Województwo opolskie, Polen. Karte zur geographischen Position: http://ofb.genealogy.net/hermannstein
"Hermannstein, ein Straßendorf, liegt an der Straße über Heidau, 270 m über NN im Oppersdorfer Hügelland. Die Gemeindeflur ist 1055 ha groß. Das Rittergut (53 ha) war während langer Zeit bis kurz vor 1914 im Besitz der Familie May, danach bei der Familie Globisch. Die Erbscholtisei (45 ha) gehörte der Familie Birnbrich. Der Erbhof (25 ha) der Familie Jitschin war seit 1649 nachweislich im Familienbesitz (s. Webseite der Fam. Jitschin). Die Station der Neisser Kreisbahn an der Strecke nach Steinau befand sich im Tal unterhalb des Dorfes, eine Omnibuslinie führte durch das Nachbardorf Heidau, eine Poststelle war im Ort. Jungkirmes und Gelöbnistag war am 26.6., Altkirmes am 2. Sonntag im Oktober.
Im Dorf gab es 1937: 1 Bäcker, 1 Fleischer, 2 Gasthöfe, 2 Gemischtwarenläden, 1 Mühle, 2 Schuhmacher, 2 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Ziegelei, 1 Spar- und Darlehenskasse.
Flucht und Vertreibung 1945: Die Dorfbewohner hatten ihren Ort am Ende des Krieges nicht verlassen. Als russische Truppen ins Dorf kamen, verwüsteten sie die Kirche; die Orgel wurde zerstört, der Altar geschändet, Kelche und Paramente auf den Feldern verstreut. Die männliche Bevölkerung zwischen 14 und 60 Jahren wurde verschleppt. Die Polen vertrieben dann am 7.10.1945 binnen 1 Stunde die noch verbliebenen Einwohner. Jeder durfte 10 kg Gepäck mitnehmen. Zu Fuß mussten alle über Heidau-Preiland nach Neisse ziehen. Dort wurden sie in den Kasematten der alten Festungsanlagen festgesetzt, bis sie in Viehwaggons nach dem Westen transportiert wurden. Viele kamen in dieser Zeit um. Die Hermannsteiner trafen sich 1980 zum ersten Heimattreffen in Uckerrath bei Hennef.
Politische Einteilung
Hermannstein (Bürgermeister 1935 und 1942: Bauer Heinrich Teuber) war Sitz des Amtsbezirks (zuständig auch für Heidau) und des Standesamts; der Gendarmerie-Amtsbereich war in Altewalde. Im Ort war eine Station der Grauen Schwestern, 1909 gegründet; 1925 besuchten 48 Kinder die Spielschule. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1850. Im Jahr 1925 besuchten 90 Kinder die zweiklassige Schule. Unterricht gaben 1925 Lehrer Alfred Vogt, Lehrer Otto Kandler; 1935 und 1939; Hauptlehrer Johann Glatzel, Lehrer Reinhold Kappel. Das Dorf hatte eine Freiwillige Feuerwehr.
Kirchen
Katholische Kriche Patrozinium Mariä Himmelfahrt, zum Pfarrsprengel gehörte auch Heidau. Pfarrer waren 1895-1908 Karl Schneider, 1908-1917 Franz Kopetzky, 1917-1945 Paul Völkel.
Die evangelische Kirche war in Neisse.
Quelle: Franz-Christian Jarczyk: Die Dörfer des Kreise Neisse, 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e.V. Hildesheim.
Bevölkerung
- Einwohnerentwicklung
- Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:
- 1784: 69 Stellen
- 1845: 761 Einwohner, 121 Häuser -
- 1895: 715 Einwohner, 122 Häuser, 164 Haushalte
- 1939: 655 Einwohner, 148 Haushalte
- Skizze von Hermannstein mit Flurnamen:
- "Hermannstein und seine Bewohner vor 1945" http://www.online-ofb.de/hermannstein/Hermannstein_vor_1945.jpg
- Bewohner Hermannstein 1935 mit Flurnamen: Deutsch Kamitz/ Bewohner 1935
Geschichte =
- Das Dorf „duo Cameniza“ wird erstmals 1284 unter den 65 strittigen Orten genannt.
Nach dem Lib. Fund. (um 1300) besaß „Kempnitz magnum“ (= Groß Kamnitz) 59 kleine Huben, von denen die Kirche 1 und der Scholze 10 hatten. Anfang des 15. Jahrhunderts hieß der Ort Kempnytz theutonica = Deutsch Kamitz; dieser Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert. Das Dorf ist eine reindeutsche Siedlung „auf grüner Wiese“ gewesen. In der Dorfmitte hatte ein steinerner Wehrturm mit einer Grabenanlage gestanden.
Ein Pfarrer wird erstmals im Jahr 1286, die katholische Kirche (Patrozinium Mariä Himmelfahrt) zuerst im Lib. Fund. (um 1300) erwähnt. Hermannstein gehörte zu den reichen Pfarreien, die Pfarrwidmut war mit 113 ha im Ort und 27 ha in Heidau, das auch zum Pfarrsprengel gehörte, wohl die größte in Oberschlesien. Teile der Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. 1685 stürzte der Turm ein, der bald wieder aufgebaut wurde. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche umgebaut. An der Außenmauer befindet sich für einen 1317 gestorbenen Pfarrer Hermann ein Grabstein, der aus Großkunzendorfer Marmor hergestellt und der älteste Grabstein Schlesiens ist. Eine 135 kg schwere Glocke ist von 1526, eine weitere ist älter.
Für 1640 wird ein Kirchschreiber genannt, der Knaben unterrichtete und vierteljährlich für jeden Schüler 4 „Böhm“ bezog. Für 1784 wird ein Schulmeisterhaus angegeben.
Genealogische und historische Quellen
Online Ortsfamilienbuch
- Noack, Monika: http://ofb.genealogy.net/hermannstein
- Die verfügbaren Kirchenbücher der kath. Kirche Mariä Himmelfahrt von Deutsch Kamitz (Hermannstein) sind fast vollständig :ausgewertet.
Weitere Datenbanken
- Chronik der Familie Jitschin in Deutsch Kamitz (Hermannstein): http://www.jitschin.de/
- FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Deutsch Kamitz Kreis Neisse sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormononen einsehbar. :Online kann vorerst erkundet werden, welche Jahrgänge zugänglich sind: http://www.familysearch.org/
Andere Webseiten
- Suche nach Personendaten in verschiedenen Datenbanken: http://meta.genealogy.net/
- Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/
- Zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de
Daten aus dem GOV
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