Herforder Chronik (1910)/518: Unterschied zwischen den Versionen
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Am Abend dieses Tages traf die <tt>Avant-Garde</tt> des Königl. Preußischen Armee-Corps des General von Bülow, unter den Befehl des General von Kraft hieselbst ein, konte aber so sehr schmerzlich es auch war, die ersten vaterländischen Truppen nicht auf eine unseren Empfindungen entsprechende Art bewillkomnen und bei uns behalten zu können, in der Stadt nicht aufgenommen werden, sondern mußten noch Abends um 10 Uhr durch die Stadt nach Enger und dortige Gegend marschiren, um in den dortigen von Russischer Einquartirung verschonten Ortschaften ein Unterkommen zu finden. Der March dieses Armee-Corps ging von Minden nach dem Rhein, zur Wiedereroberung der dortigen Provinzen und sodann weiter nach Holland. Das solchergestalt gerade in hiesiger Stadt und Gegend zufällig eintretende Begegnen dieser beiden Armeen brachte in Ansehung der Einquartirung als besonders wegen des Vorspanns die unbeschreiblichsten Beschwerden hervor, so daß Kind und Kindeskinder sich die Geschichte dieser Tage zu erzählen Veranlassung finden werden. | |||
Einfügung. | |||
Eine dem Herausgeber nahestehende alte Dame, die damals 13 Jahre alt war, hat ihren Kindern häufig von den Bedrängnissen jener Tage erzählt, u. a., wie in ihrem elterlichen Hause, einem größeren Geschäftshause, ein Regiments-Büreau errichtet gewesen sei, das infolge des beständigen Hin- und Herlaufens der Soldaten große Unruhe gebracht hatte, wie sie mit ihren Schwestern in dem Keller habe verborgen gehalten werden müssen, wie das müde Kriegsvolk in den Zimmern auf dem Fußboden gelegen, wie die Russen den rohen Sauerkohl mit den Händen aus dem Fasse genommen, um ihn so zu verspeisen, und wie sie unaufhörlich nach Wodka gerufen hatten. | |||
Außer verschiedenen Vorgängen, die durch die uns unbekannte Roheit der Truppen unvermeidlich eingetreten, hat die Stadt von Glück zu sagen, daß grobe Excesse von Gewaltthätigkeiten und Plünderungen nicht vorgefallen sind, wenn gleich wenige Häuser, besonders auf dem Lande vorhanden sind, die nicht den Verlust aller guten Kleidungsstücke, auch der vorhandenen guten Pferde zu bedauern gehabt hätten. Von dem bei dem am 10. erfolgten Abmarch requirirten ,und selbstgenommenen vielen Vorspann, der bis Bremen mitgenommen worden, ist fast kein einziges Pferd in brauchbaren Zustande zurückgekommen, die meisten aber ganz weggenommen und behalten worden. | |||
An diesen Tagen währte der Durchmarch eines zweiten russischen Armee-Corps, ebenfalls nach Bremen und zur Belagerung von Hamburg bestimt von der einen Seite, und von der andern Seite der Durchzug der zur Bülow-schen Armee gehörenden Preußischen Truppen ununterbrochen fort. Eine Menge sehr schöner Russischer Artillerie passirte ebenfals die Stadt, und |
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1813
Am Abend dieses Tages traf die Avant-Garde des Königl. Preußischen Armee-Corps des General von Bülow, unter den Befehl des General von Kraft hieselbst ein, konte aber so sehr schmerzlich es auch war, die ersten vaterländischen Truppen nicht auf eine unseren Empfindungen entsprechende Art bewillkomnen und bei uns behalten zu können, in der Stadt nicht aufgenommen werden, sondern mußten noch Abends um 10 Uhr durch die Stadt nach Enger und dortige Gegend marschiren, um in den dortigen von Russischer Einquartirung verschonten Ortschaften ein Unterkommen zu finden. Der March dieses Armee-Corps ging von Minden nach dem Rhein, zur Wiedereroberung der dortigen Provinzen und sodann weiter nach Holland. Das solchergestalt gerade in hiesiger Stadt und Gegend zufällig eintretende Begegnen dieser beiden Armeen brachte in Ansehung der Einquartirung als besonders wegen des Vorspanns die unbeschreiblichsten Beschwerden hervor, so daß Kind und Kindeskinder sich die Geschichte dieser Tage zu erzählen Veranlassung finden werden.
Einfügung.
Eine dem Herausgeber nahestehende alte Dame, die damals 13 Jahre alt war, hat ihren Kindern häufig von den Bedrängnissen jener Tage erzählt, u. a., wie in ihrem elterlichen Hause, einem größeren Geschäftshause, ein Regiments-Büreau errichtet gewesen sei, das infolge des beständigen Hin- und Herlaufens der Soldaten große Unruhe gebracht hatte, wie sie mit ihren Schwestern in dem Keller habe verborgen gehalten werden müssen, wie das müde Kriegsvolk in den Zimmern auf dem Fußboden gelegen, wie die Russen den rohen Sauerkohl mit den Händen aus dem Fasse genommen, um ihn so zu verspeisen, und wie sie unaufhörlich nach Wodka gerufen hatten.
Außer verschiedenen Vorgängen, die durch die uns unbekannte Roheit der Truppen unvermeidlich eingetreten, hat die Stadt von Glück zu sagen, daß grobe Excesse von Gewaltthätigkeiten und Plünderungen nicht vorgefallen sind, wenn gleich wenige Häuser, besonders auf dem Lande vorhanden sind, die nicht den Verlust aller guten Kleidungsstücke, auch der vorhandenen guten Pferde zu bedauern gehabt hätten. Von dem bei dem am 10. erfolgten Abmarch requirirten ,und selbstgenommenen vielen Vorspann, der bis Bremen mitgenommen worden, ist fast kein einziges Pferd in brauchbaren Zustande zurückgekommen, die meisten aber ganz weggenommen und behalten worden.
An diesen Tagen währte der Durchmarch eines zweiten russischen Armee-Corps, ebenfalls nach Bremen und zur Belagerung von Hamburg bestimt von der einen Seite, und von der andern Seite der Durchzug der zur Bülow-schen Armee gehörenden Preußischen Truppen ununterbrochen fort. Eine Menge sehr schöner Russischer Artillerie passirte ebenfals die Stadt, und