Herforder Chronik (1910)/487: Unterschied zwischen den Versionen
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Von den Weseler Zuchthaus-Gefangenen, welche in die übrigen Zuchthäuser der Westphälischen Provinzen vertheilt worden, wurden auch vier auf Lebens lang verurtheilte Sträflinge an eben diesem Tage in das hiesige Zuchthaus abgeliefert. | |||
Am 16. August marchierte das die hiesige Garnison ausmachende Grenadier-Battaillon von Borstel von hier aus, um wegen des besorgt werdenden Ausbruchs eines Krieges mit Frankreich, zu dem zu Deckung der Westphalischen Provinzen unter den Befehlen des General-Lieutenant von Blücher sich bei Münster zusammen ziehenden <tt>Corps d'Armée</tt> zu stoßen, und erhielt die ersten Cantonnierungs-Quartiere in der Stadt Münster. | |||
Am 17. September stürzte sich die Tochter des Neustädter Schullehrers Boecker bei der Scharfrichterei in die Werre und ertrank. | |||
Am 17. October wurde durch Übersendung eines Exemplars der Hildesheimer Zeitung die Nachricht verbreitet, daß die französische Armee von der unsrigen in der Gegend von Weimar total geschlagen worden, welche Nachricht dann überall die größte Freude hervorbrachte. Leider aber wurde diese Freude dadurch getrübt, daß schon | |||
am 19. October einzelne zersprengte Soldaten des Regiments von Wedell gelaufen kamen, durch welche jene Siegesnachricht dahin abgeändert wurde, daß am 14. bei Auerstädt und Jena eine fürchterlich blutige Schlacht vorgefallen, deren Ende durchaus nachtheilig für die Preußische Armee gewesen, so daß fast die ganze Armee theils geblieben, theils auseinander gesprengt, der Rest aber in größter Unordnung zurückgetrieben und von diesen schon ein großer Theil in Erfurt zu Gefangenen gemacht worden, welche Trauerpost sich nachdem die ersten Überbringer als vermuthliche Deserteurs die ihr Daseyn durch Erzählung jener falschen Umstände zu entschuldigen gesucht, arretirt und strenge bewacht worden, endlich durch die Ankunft von einer großen Menge zersprengter Soldaten von allen Regimentern der Westphälischen Inspektion in der Art bewarheit wurde, daß deren Wahrheit nicht zu bezweifeln gestanden, wodurch denn die allgemeinste ganz beispiellose Niedergeschlagenheit und Traurigkeit bei sämtlichen Einwohnern natürlich verursacht werden müssen. | |||
Am 21. October fand sich gegen Mittag ein Officier ein, der die Nachricht überbrachte, daß noch selbigen Tags das bei Münster bisher zurückgebliebene Korps des General-Major von Leroy auf seinem Zurückzuge nach Hameln 7000 Mann Cavallerie und Infanterie starck in hiesiger Stadt Nachtquartier nehmen werde. Es erfolgte auch gegen Abend der Einmarsch, und weil durchaus sämtliche Mannschaft und Pferde innerhalb der Stadt untergebracht werden müssen, so wurden die Einwohner, obwol die Freiheit und alle Eximirte starck belegt waren, durch diese Einquartierung gar sehr belästigt. Nach gehabtem Nachtlager setzte das Corps am andern Morgen seinen March über Lemgo fort. |
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1806
Von den Weseler Zuchthaus-Gefangenen, welche in die übrigen Zuchthäuser der Westphälischen Provinzen vertheilt worden, wurden auch vier auf Lebens lang verurtheilte Sträflinge an eben diesem Tage in das hiesige Zuchthaus abgeliefert.
Am 16. August marchierte das die hiesige Garnison ausmachende Grenadier-Battaillon von Borstel von hier aus, um wegen des besorgt werdenden Ausbruchs eines Krieges mit Frankreich, zu dem zu Deckung der Westphalischen Provinzen unter den Befehlen des General-Lieutenant von Blücher sich bei Münster zusammen ziehenden Corps d'Armée zu stoßen, und erhielt die ersten Cantonnierungs-Quartiere in der Stadt Münster.
Am 17. September stürzte sich die Tochter des Neustädter Schullehrers Boecker bei der Scharfrichterei in die Werre und ertrank.
Am 17. October wurde durch Übersendung eines Exemplars der Hildesheimer Zeitung die Nachricht verbreitet, daß die französische Armee von der unsrigen in der Gegend von Weimar total geschlagen worden, welche Nachricht dann überall die größte Freude hervorbrachte. Leider aber wurde diese Freude dadurch getrübt, daß schon
am 19. October einzelne zersprengte Soldaten des Regiments von Wedell gelaufen kamen, durch welche jene Siegesnachricht dahin abgeändert wurde, daß am 14. bei Auerstädt und Jena eine fürchterlich blutige Schlacht vorgefallen, deren Ende durchaus nachtheilig für die Preußische Armee gewesen, so daß fast die ganze Armee theils geblieben, theils auseinander gesprengt, der Rest aber in größter Unordnung zurückgetrieben und von diesen schon ein großer Theil in Erfurt zu Gefangenen gemacht worden, welche Trauerpost sich nachdem die ersten Überbringer als vermuthliche Deserteurs die ihr Daseyn durch Erzählung jener falschen Umstände zu entschuldigen gesucht, arretirt und strenge bewacht worden, endlich durch die Ankunft von einer großen Menge zersprengter Soldaten von allen Regimentern der Westphälischen Inspektion in der Art bewarheit wurde, daß deren Wahrheit nicht zu bezweifeln gestanden, wodurch denn die allgemeinste ganz beispiellose Niedergeschlagenheit und Traurigkeit bei sämtlichen Einwohnern natürlich verursacht werden müssen.
Am 21. October fand sich gegen Mittag ein Officier ein, der die Nachricht überbrachte, daß noch selbigen Tags das bei Münster bisher zurückgebliebene Korps des General-Major von Leroy auf seinem Zurückzuge nach Hameln 7000 Mann Cavallerie und Infanterie starck in hiesiger Stadt Nachtquartier nehmen werde. Es erfolgte auch gegen Abend der Einmarsch, und weil durchaus sämtliche Mannschaft und Pferde innerhalb der Stadt untergebracht werden müssen, so wurden die Einwohner, obwol die Freiheit und alle Eximirte starck belegt waren, durch diese Einquartierung gar sehr belästigt. Nach gehabtem Nachtlager setzte das Corps am andern Morgen seinen March über Lemgo fort.