Herforder Chronik (1910)/328: Unterschied zwischen den Versionen
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Freilich war infolge des dreißigjährigen Krieges und der langen inneren Unruhen die Vermögenslage der Stadt die denkbar ungünstigste, denn sie hatte nach einigen damals eine Schuldenlast von rund 150 00O Taler, während sie andere auf über 200 000 Taler schätzen, eine Schuld, welche nach heutigem Werte auf etwa zwei Millionen Mark zu berechnen ist. Sie mußte zum Teil mit 6 % verzinst werden. Und dabei war Handel und Wandel fast vernichtet. Erst unter der Führung eines so rührigen und weitsichtigen Herrschers, wie Friedrich Wilhelm es war, erlebte die Stadt einen Aufschwung, der eine freundlichere Zukunft versprach. Nach wenigen Jahren schon hatten die Herforder den Verlust ihrer Selbständigkeit verschmerzt und hingen ihrem Herrn, dem Großen Kurfürsten, mit Leib und Seele an. | |||
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Das Jahr 1673. | |||
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Neben den ununterbrochen die Gemüter der Herforder erregenden inneren Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem Kurfürsten bereitete sich wiederum Kriegsleid vor, welches auch Herford in Mitleidenschaft ziehen sollte. Der den Frieden von ganz Europa störende Ludwig XIV. von Frankreich hatte bekanntlich seinen zweiten Eroberungskrieg (1672 -1678) gegen die Niederlande gerichtet und zu dem Zwecke Bündnisse mit England, Schweden und einigen deutschen Reichsfürsten, unter denen die geistlichen Fürsten von Köln und Münster obenan standen, geschlossen. Gegen dieses Bündnis hatten sich die Niederlande mit Friedrich Wilhelm, dem Kurfürsten von Brandenburg, mit dem Deutschen Reich und Spanien vereinigt. Als nun Ludwig XIV. seinen Marschall Turenne gegen Westfalen vormarschieren ließ, begannen auch für Herford die Kriegsunruhen. | |||
Wir lassen hier unverkürzt folgen, was der Herforder Chronist Storch aus einem Werke mitteilt, welches sich nach seiner Angabe betitelt „Kurtzer doch gründlicher Bericht, was die Stadt Herford an Krieg und Krankheit in geringer Frist ausgestanden“. Es heißt da im wesentlichen mit seinen Worten: | |||
„Nachdem Anno 1672 sich allmählich der Krieg zwischen S. Ch. D. zu Brandenburg, und andern Seits der Cron Franckreich, Chur-Cöln und dem Bischoff zu Münster entsponnen“, wurde das Land und die benachbarten Städte Sr. Ch. D. mit Kriegsvölkern überzogen. Auch Herford blieb von den Beschwerden nicht verschont, die im März 1672 ihren Anfang nahmen. | |||
Friedrich Wilhelm war dem in Westfalen eingebrochenen Marschall Turenne bis Soest entgegen geeilt in der Hoffnung, ihn dort zu stellen. Als aber Turenne eine Schlacht nicht annahm, ging er über Herford und Minden auf Halberstadt zu. |
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Freilich war infolge des dreißigjährigen Krieges und der langen inneren Unruhen die Vermögenslage der Stadt die denkbar ungünstigste, denn sie hatte nach einigen damals eine Schuldenlast von rund 150 00O Taler, während sie andere auf über 200 000 Taler schätzen, eine Schuld, welche nach heutigem Werte auf etwa zwei Millionen Mark zu berechnen ist. Sie mußte zum Teil mit 6 % verzinst werden. Und dabei war Handel und Wandel fast vernichtet. Erst unter der Führung eines so rührigen und weitsichtigen Herrschers, wie Friedrich Wilhelm es war, erlebte die Stadt einen Aufschwung, der eine freundlichere Zukunft versprach. Nach wenigen Jahren schon hatten die Herforder den Verlust ihrer Selbständigkeit verschmerzt und hingen ihrem Herrn, dem Großen Kurfürsten, mit Leib und Seele an.
Das Jahr 1673.
Neben den ununterbrochen die Gemüter der Herforder erregenden inneren Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem Kurfürsten bereitete sich wiederum Kriegsleid vor, welches auch Herford in Mitleidenschaft ziehen sollte. Der den Frieden von ganz Europa störende Ludwig XIV. von Frankreich hatte bekanntlich seinen zweiten Eroberungskrieg (1672 -1678) gegen die Niederlande gerichtet und zu dem Zwecke Bündnisse mit England, Schweden und einigen deutschen Reichsfürsten, unter denen die geistlichen Fürsten von Köln und Münster obenan standen, geschlossen. Gegen dieses Bündnis hatten sich die Niederlande mit Friedrich Wilhelm, dem Kurfürsten von Brandenburg, mit dem Deutschen Reich und Spanien vereinigt. Als nun Ludwig XIV. seinen Marschall Turenne gegen Westfalen vormarschieren ließ, begannen auch für Herford die Kriegsunruhen.
Wir lassen hier unverkürzt folgen, was der Herforder Chronist Storch aus einem Werke mitteilt, welches sich nach seiner Angabe betitelt „Kurtzer doch gründlicher Bericht, was die Stadt Herford an Krieg und Krankheit in geringer Frist ausgestanden“. Es heißt da im wesentlichen mit seinen Worten:
„Nachdem Anno 1672 sich allmählich der Krieg zwischen S. Ch. D. zu Brandenburg, und andern Seits der Cron Franckreich, Chur-Cöln und dem Bischoff zu Münster entsponnen“, wurde das Land und die benachbarten Städte Sr. Ch. D. mit Kriegsvölkern überzogen. Auch Herford blieb von den Beschwerden nicht verschont, die im März 1672 ihren Anfang nahmen.
Friedrich Wilhelm war dem in Westfalen eingebrochenen Marschall Turenne bis Soest entgegen geeilt in der Hoffnung, ihn dort zu stellen. Als aber Turenne eine Schlacht nicht annahm, ging er über Herford und Minden auf Halberstadt zu.