Herforder Chronik (1910)/237: Unterschied zwischen den Versionen

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Die glänzenden Vermögensumstände der Einwohner hatten naturgemäß auch die Lust zu einem verschönernden Ausbau des Stadtinnern geweckt. Alte, häßliche Gebäude mußten hochgiebeligen Bauten weichen, die beiden Marktplätze erhielten monumental gehaltene Rathäuser und von Künstlerhand ausgeführte Prachtbrunnen; die Kirchen füllten sich mit Werken der Holz- und Steinbildnerei. Farbiger Schmuck überall ließ die fröhliche, auf Wohlstand gegründete Lebensauffassung der Einwohner durchblicken - und dennoch war der Herforder ein ernst angelegter Mann, von wahrer Frömmigkeit durchdrungen. Unter dem abteilichen Krummstabe waren die Gemeinden zu lebendigem kirchlichen Leben erzogen und zu rührigem Stiftungseifer angeregt. Kirchen und Kapellen wuchsen empor, die Bürger schmückten sie und begabten sie mit reichen Geschenken. Bruderschaften erstanden zur Pflege der Armen, der Kranken, Reisenden und Wallfahrer. Geistliche Orden von Männern und Frauen in eigenen Klostergebäuden vervollständigten das Bild der <tt>Sancta Herfordia</tt>, des „hilligen Herwede“.
 
Betrachten wir die turmreiche Stadt in den beiden einzigen Abbildungen, welche die Vorzeit überliefert hat; sie stammen aus dem 17. Jahrhundert. Der Stich Merians (s. Kopfleiste zu Anfang des zweiten Teils) ist zwischen 1640 und 1650 entstanden; nach unserer Untersuchung ist das Bild vom alten Bünder Fußwege aus aufgenommen.
 
Den andern Kupferstich hat 1766 Bernhard Philipp Brand herausgegeben. Er hat dazu nach seiner eigenen Angabe eine schon 1690 von Rudolf Heinrich Giesenbier hergestellte Kupferplatte benutzt und auf Veranlassung seiner hohen Gönnerin, der Dekanissin Henriette Amalie von Anhalt (sie wohnte im heutigen Gebr. Westfeldschen Hause), „eine kurze Beschreibung des denkwürdigen Kupferstichs von der Stadt Herford“ verfaßt.
 
Beide bildliche Darstellungen unserer Stadt sind zwar in manchen Stücken verzeichnet und in der Perspektive unrichtig, dennoch sind sie wichtig, weil sie uns wenigstens einigermaßen überliefern, wie Herford damals ausgesehen hat und in manchen Dingen, welche die Urkunden verschweigen, als Dokumente gelten können.
 
Beide zeigen die vier Pfarrkirchen, von denen wir schon gesprochen haben: die Münsterkirche im Mittelpunkt der Stadt, die Jakobikirche auf der Radewig, die Johanniskirche in der Neustadt und die Marienkirche auf der Höhe des Luttenberges vor der Stadt.
 
Die sonst noch in den Bildern erscheinenden Türme gehören Gotteshäusern an, deren Besprechung hier folgen soll.

Aktuelle Version vom 24. Juni 2018, 18:59 Uhr

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Herforder Chronik (1910)
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Die glänzenden Vermögensumstände der Einwohner hatten naturgemäß auch die Lust zu einem verschönernden Ausbau des Stadtinnern geweckt. Alte, häßliche Gebäude mußten hochgiebeligen Bauten weichen, die beiden Marktplätze erhielten monumental gehaltene Rathäuser und von Künstlerhand ausgeführte Prachtbrunnen; die Kirchen füllten sich mit Werken der Holz- und Steinbildnerei. Farbiger Schmuck überall ließ die fröhliche, auf Wohlstand gegründete Lebensauffassung der Einwohner durchblicken - und dennoch war der Herforder ein ernst angelegter Mann, von wahrer Frömmigkeit durchdrungen. Unter dem abteilichen Krummstabe waren die Gemeinden zu lebendigem kirchlichen Leben erzogen und zu rührigem Stiftungseifer angeregt. Kirchen und Kapellen wuchsen empor, die Bürger schmückten sie und begabten sie mit reichen Geschenken. Bruderschaften erstanden zur Pflege der Armen, der Kranken, Reisenden und Wallfahrer. Geistliche Orden von Männern und Frauen in eigenen Klostergebäuden vervollständigten das Bild der Sancta Herfordia, des „hilligen Herwede“.

Betrachten wir die turmreiche Stadt in den beiden einzigen Abbildungen, welche die Vorzeit überliefert hat; sie stammen aus dem 17. Jahrhundert. Der Stich Merians (s. Kopfleiste zu Anfang des zweiten Teils) ist zwischen 1640 und 1650 entstanden; nach unserer Untersuchung ist das Bild vom alten Bünder Fußwege aus aufgenommen.

Den andern Kupferstich hat 1766 Bernhard Philipp Brand herausgegeben. Er hat dazu nach seiner eigenen Angabe eine schon 1690 von Rudolf Heinrich Giesenbier hergestellte Kupferplatte benutzt und auf Veranlassung seiner hohen Gönnerin, der Dekanissin Henriette Amalie von Anhalt (sie wohnte im heutigen Gebr. Westfeldschen Hause), „eine kurze Beschreibung des denkwürdigen Kupferstichs von der Stadt Herford“ verfaßt.

Beide bildliche Darstellungen unserer Stadt sind zwar in manchen Stücken verzeichnet und in der Perspektive unrichtig, dennoch sind sie wichtig, weil sie uns wenigstens einigermaßen überliefern, wie Herford damals ausgesehen hat und in manchen Dingen, welche die Urkunden verschweigen, als Dokumente gelten können.

Beide zeigen die vier Pfarrkirchen, von denen wir schon gesprochen haben: die Münsterkirche im Mittelpunkt der Stadt, die Jakobikirche auf der Radewig, die Johanniskirche in der Neustadt und die Marienkirche auf der Höhe des Luttenberges vor der Stadt.

Die sonst noch in den Bildern erscheinenden Türme gehören Gotteshäusern an, deren Besprechung hier folgen soll.