Herforder Chronik (1910)/231: Unterschied zwischen den Versionen

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Zugleich mit dem „medizinalischen“ Gutachten hatten Stadtphysikus Dr. Storch und Ratsapotheker Bonorden zwei mit Brunnen gefüllte Probeflaschen und einige Pfunde von dem durch die Quellen ausgeworfenen Ocker an das <tt>Obercollegium medicum</tt> in Berlin zu anderweiter Prüfung eingesandt.
 
Die Mindener Regierung hatte inzwischen die Erbauung eines Wetterhäuschens, wir würden heute „Trinkhalle“ sagen, genehmigt, sie riet aber zunächst von einer öffentlichen Anpreisung des Wassers in den Zeitungen ab, da die angestellten Proben ergeben hätten, „daß die vitriolische Säure sehr flüchtig sey und sich, sobald das Wasser acht bis zehn Stunden in freyer Luft gewesen, fast völlig verlor“. Es könnte deswegen zum Versand nicht dienen.
 
Auch das Berliner sowohl wie das Gutachten des damaligen ravensbergischen Landphysikus Dr. Becker lauteten nicht sehr günstig; es wurde vielmehr empfohlen, daß man sich zur Zeit „mit Anwendung einiger Kosten und besonders mit Erbauung eines Brunnenhauses nicht zu übereilen habe“.
 
Das mag den hoffnungsvoll in die Zukunft schauenden Brunnenfreunden ein harter Schlag gewesen sein!
 
Die Ausgestaltung der Brunnenanlagen wurde dadurch zwar vereitelt, doch ließ der Besuch nicht nach. Viele Personen gebrauchten nach wie vor das Wasser vorzüglich gegen skorbutische und gichtische Leiden mit dem besten Erfolge.
 
Nach dem Zeugnisse Storchs hätten zwei Knaben von zehn bis zwölf Jahren, welche beide mit bösartigen Fisteln behaftet gewesen und die den Pyrmonter Brunnen und sonst viele Ärzte vergeblich gebraucht hätten, nachdem sie sich des Herforder Brunnens bedient, ihre vollkommene Gesundheit erhalten, obwohl bei einem von ihnen die Wunde, die er an der linken Seite der Brust hatte, so schlimm war, daß sogar Stücke Knochen herausgefallen seien.
 
Auf die Kunde von solchen glücklichen Kuren kamen verschiedene angesehene Personen, welche ähnliche Schäden hatten, aus der Nachbarschaft herbei; doch wurde das Wasser mehr in der Stadt als bei der Quelle getrunken.
 
Nachdem im Jahre 1751 auch der Magistrat „höheren Orts“ auf die Notwendigkeit eines zu erbauenden Brunnenhauses hingewiesen und die Bauerlaubnis erhalten hatte, wurde 1752 ein Häuschen erbaut, „welches 14 Fuß ins Quadrat“ (d. h. jede Seite 14 Fuß), mithin die Größe eines mäßig großen Wohnzimmers hatte. Bis unter das, wie stolz gemeldet wird, mit Ziegelsteinen gedeckte Dach maß das Haus 16 Fuß. Die Kosten des Baues betrugen, da das Holz aus den Stadtforsten unentgeltlich geliefert wurde, nicht volle hundert Reichstaler.
 
Man stelle sich das wenig ansprechende Äußere dieses Baues vor! Einem ganz einfachen Bauernkotten nicht unähnlich, hatte es zwei Türen, deren eine nach dem Lübbertor, die andere nach der entgegengesetzten Seite, also nach der heutigen Kleinbahnhaltestelle, gerichtet war. Die Glasfenster wurden durch Klappen ersetzt, und innen stand man zwischen vier kahlen Wänden (denn von Anstrich oder Schmuck wird nichts gemeldet) und schaute ohne Hindernis bis unter die das Dach bedeckenden Dachpfannen. Dennoch war diese Einrichtung, die an Einfachheit nicht gut übertroffen werden konnte, ein Fortschritt, der auf

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Herforder Chronik (1910)
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Zugleich mit dem „medizinalischen“ Gutachten hatten Stadtphysikus Dr. Storch und Ratsapotheker Bonorden zwei mit Brunnen gefüllte Probeflaschen und einige Pfunde von dem durch die Quellen ausgeworfenen Ocker an das Obercollegium medicum in Berlin zu anderweiter Prüfung eingesandt.

Die Mindener Regierung hatte inzwischen die Erbauung eines Wetterhäuschens, wir würden heute „Trinkhalle“ sagen, genehmigt, sie riet aber zunächst von einer öffentlichen Anpreisung des Wassers in den Zeitungen ab, da die angestellten Proben ergeben hätten, „daß die vitriolische Säure sehr flüchtig sey und sich, sobald das Wasser acht bis zehn Stunden in freyer Luft gewesen, fast völlig verlor“. Es könnte deswegen zum Versand nicht dienen.

Auch das Berliner sowohl wie das Gutachten des damaligen ravensbergischen Landphysikus Dr. Becker lauteten nicht sehr günstig; es wurde vielmehr empfohlen, daß man sich zur Zeit „mit Anwendung einiger Kosten und besonders mit Erbauung eines Brunnenhauses nicht zu übereilen habe“.

Das mag den hoffnungsvoll in die Zukunft schauenden Brunnenfreunden ein harter Schlag gewesen sein!

Die Ausgestaltung der Brunnenanlagen wurde dadurch zwar vereitelt, doch ließ der Besuch nicht nach. Viele Personen gebrauchten nach wie vor das Wasser vorzüglich gegen skorbutische und gichtische Leiden mit dem besten Erfolge.

Nach dem Zeugnisse Storchs hätten zwei Knaben von zehn bis zwölf Jahren, welche beide mit bösartigen Fisteln behaftet gewesen und die den Pyrmonter Brunnen und sonst viele Ärzte vergeblich gebraucht hätten, nachdem sie sich des Herforder Brunnens bedient, ihre vollkommene Gesundheit erhalten, obwohl bei einem von ihnen die Wunde, die er an der linken Seite der Brust hatte, so schlimm war, daß sogar Stücke Knochen herausgefallen seien.

Auf die Kunde von solchen glücklichen Kuren kamen verschiedene angesehene Personen, welche ähnliche Schäden hatten, aus der Nachbarschaft herbei; doch wurde das Wasser mehr in der Stadt als bei der Quelle getrunken.

Nachdem im Jahre 1751 auch der Magistrat „höheren Orts“ auf die Notwendigkeit eines zu erbauenden Brunnenhauses hingewiesen und die Bauerlaubnis erhalten hatte, wurde 1752 ein Häuschen erbaut, „welches 14 Fuß ins Quadrat“ (d. h. jede Seite 14 Fuß), mithin die Größe eines mäßig großen Wohnzimmers hatte. Bis unter das, wie stolz gemeldet wird, mit Ziegelsteinen gedeckte Dach maß das Haus 16 Fuß. Die Kosten des Baues betrugen, da das Holz aus den Stadtforsten unentgeltlich geliefert wurde, nicht volle hundert Reichstaler.

Man stelle sich das wenig ansprechende Äußere dieses Baues vor! Einem ganz einfachen Bauernkotten nicht unähnlich, hatte es zwei Türen, deren eine nach dem Lübbertor, die andere nach der entgegengesetzten Seite, also nach der heutigen Kleinbahnhaltestelle, gerichtet war. Die Glasfenster wurden durch Klappen ersetzt, und innen stand man zwischen vier kahlen Wänden (denn von Anstrich oder Schmuck wird nichts gemeldet) und schaute ohne Hindernis bis unter die das Dach bedeckenden Dachpfannen. Dennoch war diese Einrichtung, die an Einfachheit nicht gut übertroffen werden konnte, ein Fortschritt, der auf