Uhrmacher: Unterschied zwischen den Versionen

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Im 13. Jahrhundert wurde die erste Räderuhr gebaut. Mönche waren maßgeblich an ihrer Entwicklung beteiligt. Ihr „Siebenstundengebet" musste genau eingehalten werden.
Im 13. Jahrhundert wurde die erste Räderuhr gebaut. Mönche waren maßgeblich an ihrer Entwicklung beteiligt. Ihr „Siebenstundengebet" musste genau eingehalten werden.


Die Herstellung der Uhrmechanismen in Kirchturms- und Rathausuhren erfolgte vorwiegend von Schmieden, Schlossern, Glockengießern und Orgelbauern, welch sich allmählich, je nach Neigung und Fähigkeit, spetialisierten.  
Die Herstellung der Uhrmechanismen in Kirchturms- und Rathausuhren erfolgte vorwiegend von Schmieden, Schlossern, Glockengießern und Orgelbauern, welch sich allmählich, je nach Neigung und Fähigkeit, spezialisierten. <ref>'''Quelle:''' Palla, Rudi: Das Lexikon der untergegangenen Berufe (1994) ISBN 3-8289-4152-4</ref>


===Früherwähnung der Uhrmacher===
===Früherwähnung der Uhrmacher===

Version vom 4. Januar 2018, 14:21 Uhr

Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Handwerk > Uhrmacher

Uhrmacherwerkstatt in einer Kleinstadt vor 1950

Einleitung

Seit beginn der Menschheit gab es das Bestreben, den Ablauf der Zeit einzuteilen und zu messen. Sonne, Mond und Gestirne dienten zur Orientierung.

In der Wende zum 14. Jahrhundert wurden die räderlosen Sonnen-, Stern-, Wasser-, Öl- und Sanduhren von gewichtsgetriebenen, mechanisch regulierten Uhrwerken (Hemmungsuhren) verdrängt, die rasch und in wachsender Zahl in den Städten installiert wurden.

Im 13. Jahrhundert wurde die erste Räderuhr gebaut. Mönche waren maßgeblich an ihrer Entwicklung beteiligt. Ihr „Siebenstundengebet" musste genau eingehalten werden.

Die Herstellung der Uhrmechanismen in Kirchturms- und Rathausuhren erfolgte vorwiegend von Schmieden, Schlossern, Glockengießern und Orgelbauern, welch sich allmählich, je nach Neigung und Fähigkeit, spezialisierten. [1]

Früherwähnung der Uhrmacher

Der Begriff "Uhrmacher" taucht 1269 erstmals in einem Dokument auf.

Öffentliche Uhren

In Milano wird 1336 eine öffentliche Uhr (Turmuhr?) mit Schlagwerk aufgestellt, die den Tag in 4 x 6 Stunden einteilt.

In Kleinstädten Anfertigung von Sanduhren

  • 1568: Sanduhren passend zu einem Meßzylinder aus hellem Glas und feinem Uhrensand, Anfertigung dazu passender farbiger Holzgehäuse zur Einpassung. Innen kann man dann die ganze Stunde und Viertelsunden erkennen.

Wanduhren

Aus dem erhaltenen Skizzenbuch des Augustinerpaters und Uhrmachers Paulus Almanus geht um 1475 hervor, dass bereits damals Federzugwerke und die Spindelhemmung bekannt waren.

Auch die Schnecke, zunächst angetrieben durch eine Darmsaite, wird bereits bei Uhren mit Triebfeder verwendet, um die ungleichmäßige Kraftentwicklung der Feder zu kompensieren.

Taschenuhren

Der Nürnberger Schlosser Peter Henlein baut um 1511 sehr beliebte tragbare Uhren, die 40 Stunden gehen. Vermutlich gab es aber bereits zuvor tragbare Uhren.

Kupferstich: Der Uhrmacher (1698)
Ständebuch Christoph Weigel (Regensburg 1698)

Gilde der Uhrmacher

1544 wird die Pariser Uhrmachergilde gegründet.

Handwerk

Um 1800 sind Uhrmacher Handwerker, welche sich mit der Anfertigung der kleinen oder Taschen= und Stutzuhren, aber auch den großen oder Turm-, Wand-, Tafel- und anderen Uhren beschäftigen; überhaupt mit der Anfertigung unterschiedlicher Feder-, Pendel- oder Gewichtuhren.

An manchen Orten unterscheiden sich die Kleinuhrmacher und Großuhrmacher, beide rechnen sich zu den Künstlern, entstammten früher wohl der Schlosserzunft.

Uhrmacherei 1568, Jost Amman

Meisterstücke

Zu alten Zunftgebräuchen gehörte die Anfertigung eines Meisterstücks dies bestand um 1800 in einer flachen Uhr oder in einer Quadrat-, Spiegel-, Stutz- oder sechseckigen Uhr. Den Meistersöhnen stand frei, sich eine aus diesen Uhren zu erwählen, die Andern mußten aber diejenige Uhr anfertigen, die ihnen für die Arbeit aufgetragen wurde. Zur Planung und Anfertigung einer solchen Uhr erhielten sie eine Zeit von acht Monaten.

Die Kleinuhrmacher hatten als Meisterstück eine Taschenuhr mit einem Repetirwerk oder auch nur eine gewöhnliche Taschenuhr mit Minuten- und Tagezeiger, oder auch mit anderen Zusätzen anzufertigen.

Die Großuhrmacher hatten um 1800 eine Stuben- oder Wanduhr als Meisterstück mit einer Trommelwalze, Gewicht und Perpendikel anzufertigen. Anderwärts wurde eine übersetzte Ziehuhr, die Viertelstunden schlägt, den Mondschein und Monatstag anzeigt und acht Tage geht verlangt.

Vor der Aufhebung des Gewerbezwanges um 1807 in Preußen war die Lehrzeit, wenn kein Lehrgeld erlegt wurde, fünf bis sechs Jahre, bei Erlegung des Lehrgeldes aber drei oder vier Jahre ab 1807 in den Preußischen Staaten überhaupt nur vier Jahre. Die Gesellen oder Gehilfen bekamen auf ihrer dreijährigen Wanderung kein Geschenk.

Lehrvoraussetzungen

Ein geschickter Uhrmacher soll mathematische, physikalische und astronomische Kenntnisse und einen gefestigten Charakter besitzen. Seine Arbeit verlangt Aufmerksamkeit, kaltes Blut, und viel Geduld, besonders bei so kleinen Gegenständen, die seine Finger bearbeiten müssen, wie das Gehwerk in einer Taschenuhr; denn in einer gemeinen Repetiruhr zählt man schon sechsunddreißig wesentliche und vierundzwanzig unwesentliche Stücke mehr, als in der gewöhnlichen Taschenuhr. [2]

Werkstatt

Der Uhrmacher soll seine Werkstatt reinlich und stets in größter Ordnung halten; er muß gute Maschinen und Handwerkzeug besitzen, um genau und richtig nach den Regeln arbeiten zu können.

Produkte der Uhrmacher

  • Sonnenuhr
  • Wasseruhr
  • Sanduhr
  • mechanische Uhr
  • Kirchturmuhr
  • Standuhr
  • Wanduhr
  • Taschenuhr

Zeitmeßgeräte

Mit der Einrichtung der tragbaren Uhren rückten die Taschenuhren in den Mittelpunkt der Arbeit, die Uhrmacher mußten sich umorientieren. Über die Jahrhunderte hinweg gab es Verbesserungen; die Zeitmessung wurde immer genauer und präziser. Der Uhrmacher baute und wartete diese empfindlichen Zeitmessgeräte.

Tourbillon

Es war 1795, als Abram Louis Breguet (1747–1823) seine Erfindung - die er "Tourbillon" nannte - der Öffentlichkeit vorstellte und die seitdem ganze Generationen von Uhrmachern und Uhrenliebhabern elektrisiert, weil sie auf einem so genialen Grundgedanken beruht und weil sie so verflixt schwer umzusetzen ist. Damit konnte die dm Lageveränderungen einer Taschenuhr (und die daraus folgende Gangungenauigkeit) aufgehoben werden.

Literatur

  • Saunier, Lehrbuch der Uhrmacherei (deutsch, 3. Aufl., Bautzen 1904, 4 Bde. und Atlas)
  • Rüffert, Katechismus der Uhrmacherkunst (4. Aufl., Leipz. 1901)
  • Gelcich, Die Uhrmacherkunst und die Behandlung der Präzisionsuhren (Wien 1891)
  • J. Großmann, Lehrbuch der Uhrmacherei (deutsch von Arndt und Defossez, Bd. 1, Bautzen 1904)
  • M. Großmann, Das Regulieren der Uhren (3. Aufl., Bautzen 1903)
  • Der freie Ankergang für Uhren (2. Aufl. von Strasser, Bautzen 1893) und Uhrmacher-Bibliothek (Leipz. 1905 u. 1906, 2 Bde.)
  • Sievert, Leitfaden für Uhrmacherlehrlinge (8. Aufl., Berl. 1906)
  • Dietzschold, Die Turmuhren mit Einschluß der sogen. Kunstuhren (Weim. 1893)
  • Horrmann, Repassage einer viersteinigen Zylinderuhr (2. Aufl., Halle 1886)
  • Rambal, Enseignement théorique de l'horlogerie (Genf 1889 ff.)
  • Caspari, Untersuchungen über Chronometer etc. (deutsch, Bautzen 1893)
  • Gelcich und Dietzschold, Tabellen der Uhrmacherkunst (Wien 1892)
  • Lossier, Das Regulieren der Uhren (deutsch von Löske, 2. Aufl., Bautzen 1895)
  • Schulte, Lexikon der Uhrmacherkunst (2. Aufl., Bautzen 1902)
  • W. Schultz, Der Uhrmacher am Werktisch (2. Aufl., Berlin 1903)
  • Kittel, Konstruktions- und Lehrbuch für die Uhrmacherei (Leipzig 1907)
  • Grosch, Dietzschold und Hüttig, Praktisches Handbuch für Uhrmacher (2. Aufl., Leipzig 1907)
  • Tobler, Elektrische Uhren (Wien 1883)
  • Merling, Die elektrischen Uhren (Braunschw. 1884)
  • Favarger, L'électricité et ses applications à la chronométrie (2. Aufl., Genf 1892; deutsch, 2. Aufl. Bautzen 1896)
  • Fiedler, Die Zeittelegraphen und die elektrischen Uhren (Wien 1890)
  • Bohmeyer, Anleitung zur Aufstellung und Behandlung elektrischer Uhren (Berlin 1892)
  • Gelcich-Barfuß, Geschichte der Uhrmacherkunst (5. Aufl., Weimar 1892)
  • Horstmann, Taschenuhren früherer Jahrhunderte aus der Sammlung Marfels (Berlin 1897), welche Sammlung auch von Speckhart (Berlin 1907) beschrieben ist; Planchon, L'Horloge dans tous les temps (Paris 1898)
  • Britten, Old clocks and watches and their makert (London 1899)
  • Bassermann-Jordan, Die Geschichte der Räderuhr (Frankf. a. M. 1905)
  • Saunier, Die Geschichte der Zeitmeßkunst (deutsch von Speckhart, Bautzen 1904, 3 Bde.)
  • Löske, Literatur über Uhrmacherei und Zeitmeßkunde (Zittau 1898)
  • Markmiller, Fritz: Die Schreiner, Schlosser, Uhr- und Büchsenmacher zu Dingolfing; Dingolfinger Museumsschriften Band 1, Wälischmiller'sche Buchdruckerei, Dingolfing 1990
  • Uhrzeit, Auf den Spuren der Allgäuer Uhrmacherfamilien Liebherr und Mahler", Begleitbroschüre zur Sonderausstellung vom 21.12.2005 bis 23.04.2006 im Museum Hofmühle in Immenstadt, von Siegbert Eckel, ISBN 978-3-598-21500-1
  • Frieß, Peter / Seeger, Ingrid: "Uhren"; Kempten 1991 (ISBN 3-88006-157-2); mit ein paar genealogischen Informationen zu den Uhrmacherfamilien Mahler und Liebherr.

Zeitungen

  • »Allgemeine Uhrmacherzeitung« (Berlin, seit 1890)
  • »Deutsche Uhrmacherzeitung« (Berlin, seit 1876)
  • »Süddeutsche Uhrmacherzeitung« (Augsburg, seit 1889)
  • »Leipziger Uhrmacherzeitung« (Leipzig, seit 1894)
  • »Österreichisch-ungarische Uhrmacherzeitung« (Wien, seit 1881)
  • »Schweizerische Uhrmacherzeitung« (Romanshorn, seit 1879)

Museum

Fußnoten

  1. Quelle: Palla, Rudi: Das Lexikon der untergegangenen Berufe (1994) ISBN 3-8289-4152-4
  2. Quelle: Krünitz Oekonomische Encyklopädie

Weblinks