Die Kirchenbücher in Baden (1957)/20: Unterschied zwischen den Versionen

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Doch die Gemarkungen der zäh sich erhaltenden Dörfer dehnten sich viel-
bald auf dem rechten Ufer lagen, je nachdem der Strom seinen Lauf änderte. Viele einst blühende Dörfer der Rheinebene sind vom Strom verschlungen heute verschwunden<ref>Im Hanauerland die einst großen Dörfer Iringheim, Hundsfeld, Güglingen, Krench, im Ried Dunhausen,   Muffenheim, Merfeld (zwischen Au und Illingen).</ref>.
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Diktat bestimmte das rechte Rheinufer als Hoheits- und Gemarkungsgrenze,
wozu 1940 die einseitige Rückerstattung der einstigen rechtsrheinischen
Gemarkungsteile der elsässischen Gemeinden kam4*.


Mannigfaltige wirtschaftliche, kulturelle und verwandtschaftliche Bezie-
{{NE}}Doch die Gemarkungen der zäh sich erhaltenden Dörfer dehnten sich vielfach, aller Tücke des Stroms zum Trotz, beiderseits der sich spaltenden Arme des Stroms auf beiden Ufern aus. Auch die im Friedensschluß von 1648 festgelegte Hoheitsgrenze im Talweg des Hauptarmes, der sich bis zur Rheinkorrektur nach 1840 fast nach jedem Hochwasser änderte, vermochte nicht die Gemarkungsgrenzen der Üfergemeinden bis zum Luneviller Frieden zu ändern. Dieser dekretierte 1801 die Zusammenlegung von Hoheits- und Gemarkungsgrenze, doch wurde schon 1814/15 die frühere Doppelführung wieder hergestellt: die alten Gemeindegrenzen rechts und links des Rheins blieben erhalten, auch in der deutschen Zeit des Elsaß. Erst das Versailler Diktat bestimmte das rechte Rheinufer als Hoheits- und Gemarkungsgrenze, wozu 1940 die einseitige Rückerstattung der einstigen rechtsrheinischen Gemarkungsteile der elsässischen Gemeinden kam<ref>So von den Gemarkungen Kappel a. Rh. und Rust an elsäß. Rheinau, von Illingen, Elchesheim und Steinmauern an Mothern und Münchhausen (vgl (Süd-)Bad. AmtsBl 1946, 126 u 136).</ref>.
hungen und steter Austausch der Bevölkerung haben deshalb in dieser liin-
beii der Landschaft auf beiden Stromufern bestanden. Wie bis heule auf
beiden Ufern die gleiche Mundart gesprochen wird, war früher die Zunfl-
OrganisatfOn bis lange nach Aufhebung der Zünfte einzelnen Handwerken
gemeinsam und breitete sieh die kirchliche Zugehörigkeit jahrhundertlang
über den Strom hinweg aus". Die Nöte der Bevölkerung, bei jedem Wetter,
zumal bei den sich alljährlich meist mehrmals wiederholenden Hochwassern
oft unier Lebensgefahr zu Gottesdienst, Taufe, Eheschließung und Begräbnis
zur Pfarrkirche jenseits des Stroms zu gehen, werden erst seil dem 18.Jhdt
allmählich  abgestellt".


Diese alten Beziehungen spiegeln noch heule die Kirchenbücher der
{{NE}}Mannigfaltige wirtschaftliche, kulturelle und verwandtschaftliche Beziehungen und steter Austausch der Bevölkerung haben deshalb in dieser Einbeit der Landschaft auf beiden Stromufern bestanden. Wie bis heute auf beiden Ufern die gleiche Mundart gesprochen wird, war früher die Zunftorganisation bis lange nach Aufhebung der Zünfte einzelnen Handwerken gemeinsam und breitete sich die kirchliche Zugehörigkeit jahrhundertlang über den Strom hinweg aus<ref>Vgl. A.Hund, Die Reichenweirer Neubürger v 1506-46, ZGO 1913. - A. Eisele. Von der Hafnerbruderschaft zwischen Basel u. d. beiden Gebirgen, MM 1940 u BH 1955, 281. - H. Jacob, Bad. Handwerksburschen in aller Welt um 1800, MH  1941. -  H. Jacob, Erbschaften zw. Baden u Elsaß im  18. Jhdt, MH 1942. {{NE}}Die von M. Krebs herausgegeb. Investitur Protokolle zeigen häufigen Pfarrerwechsel rechts u. links d. Rheins, FDA 1941 ff.</ref>. Die Nöte der Bevölkerung, bei jedem Wetter, zumal bei den sich alljährlich meist mehrmals wiederholenden Hochwassern oft unter Lebensgefahr zu Gottesdienst, Taufe, Eheschließung und Begräbnis zur Pfarrkirche jenseits des Stroms zu gehen, werden erst seit dem 18.Jhdt allmählich  abgestellt<ref>Beispiele bei L Pfleger, Die elsäss. Pfarreien, Straßburg 1936 u. Archiv f elsäss. KirchGesch. 1929-32.</ref>.
Pfarreien   beider  Rheinufcr:


Die Pfarrei Hottau, hervorgegangen aus einem uralten, ursprünglich auf
{{NE}}Diese alten Beziehungen spiegeln noch heute die Kirchenbücher der Pfarreien beider Rheinufer:
einer Rheininscl gelegenen Schottenklostcr, das wegen häufiger Gefährdung
durch den Slrom nach Alt-St Peter in Straßburg verlegt worden war, halle
linksrh. Filialen wie Wanzenau (Wendelinsau) und Aberzheim. Nach dem
30j.  Krieg wurde Honau bis  1730 selbst Filial  von Wanzenau.


Rosettau war 1720—1791 eine linksrheinische Tochicrsiedlung von Istein
{{NE}}Die Pfarrei ''Honau'', hervorgegangen aus einem uralten, ursprünglich auf einer Rheininsel gelegenen Schottenkloster, das wegen häufiger Gefährdung durch den Strom nach Alt-St Peter in Straßburg verlegt worden war, hatte linksrh. Filialen wie Wanzenau (Wendelinsau) und Aberzheim. Nach dem 30j. Krieg wurde Honau bis 1730 selbst Filial von Wanzenau.
und Huttingen "'.


" Im Hanauerland die einst großen Dörfer tringheim, Hundsi'cld, Gügüngen,
{{NE}}''Rosenau'' war 1720-1791 eine linksrheinische Tochtersiedlung von Istein und Huttingen <ref> MH 1939, 106.</ref>.
Kreuch,  im  Ried  Dunhausen,  Multcnhcim,  Merfeld  (zwischen  Au  und  Illingen).


'* So von den Gemarkungen Kappel a. Rh. und Rust an clsiiß. Rheinau, von
<references/>
Illingen, Blchcsheim und Steinmauern an Mothern und Münchhausen (vgl (Süd-)
Bad.  AmtsBI  1946,  126  u  136).
 
« Vgl. A.Hund, Die Rcichcnwcirer Neubürger v 1506—46, ZGO 1913. — A. Ei-
sele. Von der Hafnerbruderschalt /wischen Basel u. d. beiden Gebirgen, MM 1940
u BH 1955, 281. — II. Jaeol», Bad. Handwerksburschen in aller Weh um 1800,
Mll  1941.  —  K.Jacob*  I rbschafwn  zw.  Baden  u  Bfsafl  im  18. Jhdt,  MH  1942.
 
Die von M. Krebs heraut&egcb. Investitur Protokolle zeigen häufigen Pfarrer'
wcclisel  rechts  u.  links  d.  Rheins,  PDA    1941 fl.
 
'" Beispiele bei L Pfleger, Die elsass. Pfarreien, Straßburg 1936 u. Archiv f
elsfitt.  KirchGesch.  1929—32
 
* Mll  1939,  [06,
 
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bald auf dem rechten Ufer lagen, je nachdem der Strom seinen Lauf änderte. Viele einst blühende Dörfer der Rheinebene sind vom Strom verschlungen heute verschwunden[1].

      Doch die Gemarkungen der zäh sich erhaltenden Dörfer dehnten sich vielfach, aller Tücke des Stroms zum Trotz, beiderseits der sich spaltenden Arme des Stroms auf beiden Ufern aus. Auch die im Friedensschluß von 1648 festgelegte Hoheitsgrenze im Talweg des Hauptarmes, der sich bis zur Rheinkorrektur nach 1840 fast nach jedem Hochwasser änderte, vermochte nicht die Gemarkungsgrenzen der Üfergemeinden bis zum Luneviller Frieden zu ändern. Dieser dekretierte 1801 die Zusammenlegung von Hoheits- und Gemarkungsgrenze, doch wurde schon 1814/15 die frühere Doppelführung wieder hergestellt: die alten Gemeindegrenzen rechts und links des Rheins blieben erhalten, auch in der deutschen Zeit des Elsaß. Erst das Versailler Diktat bestimmte das rechte Rheinufer als Hoheits- und Gemarkungsgrenze, wozu 1940 die einseitige Rückerstattung der einstigen rechtsrheinischen Gemarkungsteile der elsässischen Gemeinden kam[2].

      Mannigfaltige wirtschaftliche, kulturelle und verwandtschaftliche Beziehungen und steter Austausch der Bevölkerung haben deshalb in dieser Einbeit der Landschaft auf beiden Stromufern bestanden. Wie bis heute auf beiden Ufern die gleiche Mundart gesprochen wird, war früher die Zunftorganisation bis lange nach Aufhebung der Zünfte einzelnen Handwerken gemeinsam und breitete sich die kirchliche Zugehörigkeit jahrhundertlang über den Strom hinweg aus[3]. Die Nöte der Bevölkerung, bei jedem Wetter, zumal bei den sich alljährlich meist mehrmals wiederholenden Hochwassern oft unter Lebensgefahr zu Gottesdienst, Taufe, Eheschließung und Begräbnis zur Pfarrkirche jenseits des Stroms zu gehen, werden erst seit dem 18.Jhdt allmählich abgestellt[4].

      Diese alten Beziehungen spiegeln noch heute die Kirchenbücher der Pfarreien beider Rheinufer:

      Die Pfarrei Honau, hervorgegangen aus einem uralten, ursprünglich auf einer Rheininsel gelegenen Schottenkloster, das wegen häufiger Gefährdung durch den Strom nach Alt-St Peter in Straßburg verlegt worden war, hatte linksrh. Filialen wie Wanzenau (Wendelinsau) und Aberzheim. Nach dem 30j. Krieg wurde Honau bis 1730 selbst Filial von Wanzenau.

      Rosenau war 1720-1791 eine linksrheinische Tochtersiedlung von Istein und Huttingen [5].

  1. Im Hanauerland die einst großen Dörfer Iringheim, Hundsfeld, Güglingen, Krench, im Ried Dunhausen, Muffenheim, Merfeld (zwischen Au und Illingen).
  2. So von den Gemarkungen Kappel a. Rh. und Rust an elsäß. Rheinau, von Illingen, Elchesheim und Steinmauern an Mothern und Münchhausen (vgl (Süd-)Bad. AmtsBl 1946, 126 u 136).
  3. Vgl. A.Hund, Die Reichenweirer Neubürger v 1506-46, ZGO 1913. - A. Eisele. Von der Hafnerbruderschaft zwischen Basel u. d. beiden Gebirgen, MM 1940 u BH 1955, 281. - H. Jacob, Bad. Handwerksburschen in aller Welt um 1800, MH 1941. - H. Jacob, Erbschaften zw. Baden u Elsaß im 18. Jhdt, MH 1942.       Die von M. Krebs herausgegeb. Investitur Protokolle zeigen häufigen Pfarrerwechsel rechts u. links d. Rheins, FDA 1941 ff.
  4. Beispiele bei L Pfleger, Die elsäss. Pfarreien, Straßburg 1936 u. Archiv f elsäss. KirchGesch. 1929-32.
  5. MH 1939, 106.