Güntersdorf (Böhmische Schweiz): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. November 2013, 22:48 Uhr
Hierarchie
Regional > Heiliges Römisches Reich (bis 1806) > Königreich Böhmen, seit 1085 > Herrschaft Bensen > Güntersdorf
Regional > Kaisertum Österreich (1804 bis 1867), bzw. Österreich-Ungarn (1867 bis 1918) > Königreich Böhmen > Leitmeritzer Kreis, 1833 bis 1849 > Bezirkshauptmannschaft Tetschen, ab 1850 > Güntersdorf
Regional > Tschechoslowakische Republik (1918 bis 1938) > Kreis Tetschen > Güntersdorf
Regional > Deutsches Reich (1938 bis 1945) > Reichsgau Sudetenland > Regierungsbezirk Aussig > Landkreis Tetschen, ab 1943 Tetschen-Bodenbach > Güntersdorf
Regional > Tschechoslowakei (1945 bis 1992) > Okres Děčín > Huntířov
Regional > Tschechische Republik (seit 1993) > Ústecký kraj, (seit 2000) > Okres Děčín, (bis Dezember 2002) > Huntířov
Historische Ortsbezeichnungen
guntheri villa [1], Güntersdorf, Huntířov
Allgemeine Information
Politische Einteilung
Die Gemeinde Güntersdorf bestand aus dem Dorf Güntersdorf, dem Ortsteil Franzberg und dem Ortsteil Poppendörfel im Kreis/in der Bezirkshauptmannschaft Tetschen.
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Katholische Kirchen
Die Pfarrei wurde sicher im 13. Jahrhundert errichtet. Der katholische Pfarrbezirk Güntersdorf bestand aus den Pfarrorten Güntersdorf, Alt-Ohlisch, Neu-Ohlisch, Bauscheibe, Franzberg, Hadergrund(?), Hochdobern (1486 bis 1786 zu Bensen), Parlosa, Philippenau und Poppendörfl. Ab dem Jahre 1628 wurde die Pfarrei Güntersdorf von Bensen aus betreut und später eine Filialkirche der Pfarrei Markersdorf. Erst nach Bemühungen im Jahre 1725 wurde Güntersdorf dann wieder eine selbständige Pfarrei. In einer Ablaßurkunde Papst Alexander VI. wurde Güntersdorf im Jahr 1500 zum Wallfahrtsort erhoben.
Im Dorf Güntersdorf stand die spätgotische Pfarrkirche St. Georg. Wahrscheinlich wurde die erste Pfarrkirche in Güntersdorf bereits schon im 14./15. Jahrhundert nebst Schule errichtet [2]. Diese wurde 1880 durch einen Blitzschlag zerstört, wurde aber bis 1884 wieder aufgebaut. Nach 1945 verfiel die Kirche und wurde schließlich 1971 gesprengt. Der Pfarrbezirk gehörte zur Diözese Leitmeritz.
Die Kapelle Maria Geburt stand in Nähe der Pfarrkirche St. Georg. Im Jahre 1921 wurde an ihrer Stelle ein Kriegerdenkmal errichtet.
Aus dem Jahre 1710 stammte die Kapelle Maria Schnee in Güntersdorf. Diese fiel im Jahre 1939 einer Straßenverbreiterung zum Opfer.
Geschichte
Die früheste Erwähnung des Ortes Güntersdorf als guntheri villa stammt aus dem päpstlichen Zehntregister aus dem Jahre 1352. Zu dieser Zeit gehörte das Dorf Güntersdorf zur Herrschaft Scharfenstein. Die Pfarrei Güntersdorf wird erstmals 1354 in der libri confirmation des Erzbischofs Ernst von Pardubitz genannt. In dieser Zeit ist bereits ein Kirchenbau, ein Vorgängerbau der spätgotischen Pfarrkirche St. Georg, errichtet worden [3]. Diese wurde im Jahre 1880 durch einen Blitzschlag zerstört, aber bis 1884 wieder aufgebaut und bestand bis zu ihrer endgültigen Zerstörung im Jahre 1971. Seit 1397 ist ein Erbrichter nachweisbar. Die Herren von Michalovice verkauften um 1409 die Herrschaft Scharfenstein an Hynko Berka von Dubá, dessen Sohn Hynko II. verkaufte sie bereits wieder an die Herren von Wartenburg. Im Jahr 1496 brach die Pest im Land aus, der etwa die Hälfte der Einwohner zum Opfer fiel. Anschließend wird Güntersdorf zum Wallfahrtsort erhoben. In der Zeit von 1511 bis 1515 ging die Herrschaft mit Güntersdorf in den Besitz von Nikolaus Trčka von Lípa. Zu dieser Zeit gelang es den Bewohnern von Güntersdorf, sich von den Frondiensten freizukaufen.
Anschließend ging Güntersdorf in den Besitz der Brüder von Salhausen über. Im Jahre 1522 wurde im Rahmen der Güterteilung die Herrschaft Bensen errichtet, zu der nun Güntersdorf gehörte. Es war Friedrich von Salhausen, der die die Bewohner von Güntersdorf zu Diensten für den Bau des Schlosses in Bensen heranzog und die Befreiung von den Frondiensten für die Bewohner ignorierte. Zwar sollte im Jahre 1530 beim Landesgericht in Prag darüber verhandelt werden, jedoch erschienen die Herren von Salhausen nicht und verzögerten so eine endgültige Entscheidung immer wieder. In den Jahren 1545, 1565 und 1570 wurde Güntersdorf von den Herren von Salhausen verpfändeten. Bei einer weiteren Aufteilung der Herrschaft im Jahre 1586 kam Güntersdorf zur Herrschaft Rotenhof und wurde so den Gütern Markersdorf angegliedert. 1544 erhielt das Dorf einen evangelischen Pfarrer. Aus dem Jahre 1588 stammt das älteste bekannte Schöppenbuch, das in Güntersdorf angelegt wurde.
Schlacht am Weißen Berg
Seit dem Jahre 1850 bildete Güntersdorf nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften mit den Ortsteilen Franzberg und Poppendörfel die Gemeinde Güntersdorf. Güntersdorf war somit eine politische Gemeinde innerhalb der Bezirkshauptmannschaft Tetschen. Güntersdorf hatte nun ca. 925 Bewohner, die in 152 Häusern lebten. Im Jahre 1880 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Nach dem ersten Weltkrieg zerfiel das Kaiserreich Österreich-Ungarn und so wurde Güntersdorf ein Teil der neu gegründeten Tschechoslowakischen Republik.
Ab dem Jahre 1939 hielt mit der Angliederung des ganzen Landes (Münchner Abkommen) an das Deutsche Reich auch in Güntersdorf die NS-Diktatur Einzug. In diesem Jahre wurde die Kapelle Maria Schnee wegen der Verbreiterung einer Straße abgerissen.
Mit dem Rückzug der Wehrmacht kamen Tschechen nach Güntersdorf, die sich für ihr erlittenes Unrecht an der deutschstämmigen Bevölkerung rächten und diese drangsalierten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Güntersdorf wieder zur Tschechoslowakei und wurde nun offiziell in Huntířov umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde von Juni 1945 bis August 1946 fast völlig vertrieben und die freigewordenen Häuser an umgesiedelte Tschechen verteilt, die diese nur ausplünderten. Noch im Jahre 1950 hatte Güntersdorf weniger als 500 Einwohner. Die Pfarrkirche St. Georg zerfiel in dieser Zeit und wurde nach dem Einsturz des Daches im Jahre 1969 mitsamt dem Pfarrhaus zwei Jahre später gesprengt.
Alte Familiennamen
- Ahne (1468)
- Bartel (1558)
- Dörre (1558)
- Fritsch (1536)
- Lösel (1555)
- Seifert (1490)
- Seiffried (1437)
- Ulrich (1558)
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>GUNORFJO70DS</gov>
Fußnoten
- ↑ gemäß Papstzehentregistern aus den Jahren 1352 bis 1405 [Heimatverband Tetschen-Bodenbach]
- ↑ gemäß Das Königreich Böhmen: Bd. Leitmeritzer Kreis. 1833 von Johann Gottfried Sommer, Franz Xaver Maximilian Zippe
- ↑ gemäß Das Königreich Böhmen: Bd. Leitmeritzer Kreis. 1833 von Johann Gottfried Sommer, Franz Xaver Maximilian Zippe